Mit dem ersten Vitara besetzte Suzuki vor stolzen 33 Jahren wahrlich eine Nische. Das heute so gefragte Segment der SUV und Crossover lag 1988 noch in weiter Ferne. Bedenken wir, VW betrat mit dem Tiguan erst 2007 die Bühne der kompakten SUV. Größentechnisch ist dem aktuellen Suzuki Vitara der VW T-Roc gegenüberzustellen, dieser folgte erst 2017. Mittlerweile ist das Angebot an Modellen derart umfangreich, da verliert man schnell den Überblick. Mein heutiger Fokus gilt dem Wegbereiter Suzuki Vitara.
1991 brachte Suzuki den Vitara erstmals als Fünftürer auf den Weg. Sieben Jahre später fiel der Startschuss für den Nachfolger Grand Vitara. Die zweite Generation war zudem als Grand Vitara Cabrio erhältlich und paarte Offroad-Genuss mit Open-Air-Feeling. Weitere sieben Jahre vergingen und die dritte Modellgeneration wurde eingeführt. In zwanzig Jahren brachte es Suzuki auf weltweit 2,4 Millionen verkaufte Fahrzeuge.
Mit der vierten Generation ging man 25 Jahre nach dem Debut des Vitara namenstechnisch wieder zurück zu alten Wurzeln. Das SUV wird fortan wieder als Vitara verkauft, das „Grand“ im Namen entfällt. Bei dieser Änderung allein blieb es wahrlich nicht. Der Suzuki Vitara war optisch wie technologisch in der modernen SUV-Zeit angekommen.
Basierend auf dieser völlig neuen Modellgeneration unterzog sich der Suzuki Vitara im Jahr 2018 einem Facelift. Mit der Markteinführung feierte der Offroader 30jähriges Jubiläum und wurde zum Allrad-Klassiker des Jahres 2018 gewählt.
Zuletzt hielt die Elektrifizierung Einzug, der Suzuki Vitara setzt seit dem Modelljahr 2020 auf das 48V-Mild-Hybrid-System. Wie sich dieses in Verbindung mit dem 95 kW / 129 PS starken 1,4-Liter-BOOSTERJET-Turbobenziner schlägt, erfährst Du in meinem ausführlichen Fahrbericht.
Mit der ersten Generation Vitara setzte Suzuki die Vision um, mit einem kompakten Fahrzeug schwer zugängliche Orte erreichen zu können, ohne vor Schlamm und rauem Gefilde Halt machen zu müssen. Die robuste Karosserie in Verbindung mit dem verbauten Allradantrieb machten es möglich.
Wie unübersichtlich die Auswahl an kleinen und kompakten SUVs mittlerweile auch geworden ist, die Option Allradantrieb lässt das Angebot im Nu dahinschmelzen. Setzen die meisten kleinen SUVs mehr auf den Schein und verzichten auf Allradsysteme.
Der Suzuki Vitara bewahrt sich seine Offroad-Qualitäten noch heute. Zwar nur mit einem Motor und einer Getriebevariante erhältlich, so kannst Du für 3.050 Euro Aufpreis den optionalen ALLGRIP SELECT Allradantrieb ordern. Die Bergabfahrhilfe ist in diesem Fall inklusive.
Der Allrad erlaubt jedoch nicht nur hohen Fahrspaß im Gelände, im regulären Fahrbetrieb vermittelt der Antrieb aller vier Räder ein sicheres Vorankommen bei Nässe und garantiert mir im Schnee den nötigen Grip. Beim Ziehen eines Hängers ist der Allradantrieb ebenfalls von Vorteil. Bei diesen Einsätzen kann der Suzuki Vitara Kilo 1.200 Kilo (gebremst) an den Haken nehmen.
Der ALLGRIP SELECT Allradantrieb stellt mir über einen Drehregler die Fahrmodi Auto, Sport, Snow und Lock zur Wahl. Verlasse ich die asphaltierte Piste und begebe mich in unwegsames Gelände, steht mir die Geländeuntersetzung im Lock-Modus zur Seite. Schlupfabhängig verteilt der Suzuki Vitara die Kräfte variabel zwischen der Vorder- und Hinterachse. Im Lock-Fahrprogramm wird die Kraftverteilung im festen Verhältnis von 50:50 gesperrt. Und die Offroad-Performance weiß im Suzuki Vitara zu überraschen, die Bodenfreiheit und die eingeschränkten Böschungs- und Rampenwinkel setzen dem Vitara seine Grenzen. Der Unterfahrschutz verfolgt letztlich optische Zwecke und hat weniger einen Nutzen, wenn es rau zu geht. Für ein SUV ist der Auftritt allerdings souverän.
Da man eher in den seltenen Fällen im Gelände unterwegs ist, steht der Fahrkomfort auf der Straße im Komfort. Im Auto-Modus wird die Kraft vorrangig an die Vorderachse geleitet, dies hat im Gegensatz zu einem permanenten Vierradantrieb den Vorteil, den Spritverbrauch zu senken.
Das komfortbetonte Fahrwerk federt die meisten Unebenheiten gut ab und lässt sich auch durch das Kopfsteinpflaster in unserer Altstadt nicht aus der Ruhe bringen. Die Lenkung arbeitet beim Rangieren angenehm leichtgängig, ist im normalen Fahrbetrieb schön straff ausgelegt.
Dank Keyless Start in meinem Suzuki Vitara Testfahrzeug, kann ich das Fahrzeug öffnen und den Motor starten, ohne den Schlüssel zur Hand zu nehmen. Somit drücke ich den Start Knopf, lege den Gang ein und fahre los.
Für den Vortrieb setzt Suzuki im aktuellen Vitara ausschließlich den 1,4-Liter-BOOSTERJET-Benziner ein, serienmäßig gekoppelt an das 48V-Mild-Hybrid-System.
Der 95 kW / 129 PS starke Verbrenner profitiert mit dieser elektrischen Unterstützung von 10 kW beim Anfahren und legt ein optimiertes Beschleunigungsverhalten an den Tag. Der Fokus des Mild-Hybrid liegt wiederum bei der Steigerung der Effizienz. Das System umfasst einen integrierten Startergenerator (ISG), eine 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie und einen DC/DC-Wandler. Letzterer wandelt die höhere Spannung für das 12-Volt-Bordnetz um.
Der 1,4-Liter-BOOSTERJET Benziner mit 48V Mild-Hybrid ist nicht untermotorisiert und sorgt in meiner Ausführung mit Allradantrieb für ordentlichen Vortrieb. Bei 2.000 U/min spricht der Turbolader an und setzt das maximale Drehmoment von 235 Nm frei. Bei niedrigeren Drehzahlen unterstützt die „Torque Boost“-Funktion und stellt zusätzliches Drehmoment bereit.
Halte ich den Turbomotor bei Drehzahl, fühlt sich der Suzuki Vitara überraschend spritzig an und dreht munter hoch. Im oberen Drehzahlbereich wird die Luft dünner, aber dann lege ich einfach Hand am Schaltgetriebe an und schalte zurück. Die sechs Gänge sind kurz übersetzt. Das Schaltgetriebe hinterlässt einen soliden Eindruck und ist leichtgängig geführt.
Maximal sind 190 Stundenkilometer möglich. Die Motorgeräusche sind stets zu vernehmen und nehmen auf der Autobahn deutlich zu, werden letztlich von den lauten Windgeräuschen übertönt. Bei hohem Autobahntempo muss ich das Radio laut aufdrehen, fehlt es dem Suzuki Vitara in diesem Bereich an nötiger Dämmung.
Das 48V-Mild-Hybrid-System hilft den Verbrauch und die CO2-Emissionen zu senken. Die Kraftstoffersparnis eines Mild-Hybrid variiert und hängt von Deiner Fahrweise und den gefahrenen Etappen ab. Im Test erzielte ich Verbrauchswerte von 5 ½ bis 7 Liter im Durchschnitt.
Für den Suzuki Vitara 1.4 Boosterjet Allgrip gibt der Hersteller 4,9 Liter auf hundert Kilometer nach NEFZ an. Dies entspricht 111 Gramm CO2 je Kilometer.
Die Front des überarbeiteten Vitara prägt der Kühlergrill mit nun geraden und in Chrom gefassten Schlitzen und den neu gestalteten LED-Scheinwerfern. Auf glänzende Applikationen setzt Suzuki auch am unteren Lufteinlass im angedeuteten Unterfahrschutz.
Der Offroad-Look setzt sich in Verbindung mit dem silbergrauen Unterfahrschutz am Heck fort. Den Charme eines Offroaders verknüpft Suzuki mit Lifestyle-Flair. Hebt sich das Dach auf Wunsch farblich in Cosmic Black Pearl Metallic von der Karosserie ab und steht in Kontrast zur Wagenfarbe. Die Farbpalette reicht von dezenten Farben, wie dem Ice Grayish Blue Metallic bis hin zum knalligen Solar Yellow Pearl Metallic. Mein Testwagen war in Atlantis Turquoise Pearl Metallic lackiert.
Im Konfigurator findet sich Zubehör, die den individuellen Look perfektionieren. Dort findest Du Dekorelemente für den Kühlergrill, Außenspiegelcover, farbliche Blenden für das Tagfahrlicht, Dekor für die Front- und Heckstoßstange oder die Türgriffe sowie die Kotflügelverzierung und den Dachkantenspoiler.
Deiner Individualität kannst Du im Innenraum ebenfalls freien Lauf lassen. Für die Lüftungsdüsen, das Lenkrad und den Schaltknauf sind farbige Dekorelemente erhältlich. Verschiedene Fußraumbeleuchtungen setzen, wenn geordert, auf weitere farbliche Akzente.
Die neu verbauten Materialien sind nun teils hinterschäumt, dies steigert die Anmutung und die Haptik spürbar. Auf Hartplastik verzichtet der Vitara aber auch künftig nicht. Nichts desto trotz ist die Gestaltung gefällig. Großflächige silberfarbene Dekorelemente, unter anderem in raffinierter Struktur, sorgen für ein stimmiges Cockpit.
Im direkten Vergleich mit einigen Mitbewerbern muss sich der Suzuki im Bereich Konnektivität Schwächen eingestehen. Mit dem hohen Standard, den beispielsweise ein neuer Opel Mokka an den Tag legt, kann der Vitara nicht mithalten. Im Bereich Infotainment sind auch Optionen wie ein digitales Cockpit nicht zu finden. Seit dem Facelift setzt das SUV auf eine neu gestaltete Instrumenteneinheit mit 4,2 Zoll großen LCD-Farbbildschirm. Die Anzeigen frei konfigurieren kann man jedoch nicht.
Die Basisversion ausgenommen, dient der 7 Zoll Touchscreen als Bedieneinheit für das Audio- und Infotainment-System. Die Menüführung wirft kaum Fragen auf und geht schnell sowie intuitiv von der Hand. Das Digitalradio DAB+ ist Teil des Paketes und Apple CarPlay und Android Auto ermöglichen mir die problemlose Integration des Smartphones mit dem Fahrzeug. Neben der Anbindung mit dem USB-Kabel ist die Verbindung via Bluetooth gegeben.
In der Topausstattung Comfort+ ist das Navigationssystem enthalten. Verschiedene Apps können über den Display im Auto gesteuert werden, ich kann Echtzeit-Verkehrsinformationen abrufen, auf die Online-Suchfunktionen zugreifen und die Sprachsteuerung nutzen.
Sich aus der Ferne mit dem Suzuki via Handy App zu verbinden, ist im Vitara allerdings nicht möglich. In diesem Punkt haben andere Hersteller die Nase vorn. Für mich persönlich, wäre diese Tatsache zu vernachlässigen.
Im Vitara fehlt mir ein Drehregler für die Lautstärke, die Regelung via Touchscreen ist gewöhnungsbedürftig, daher greife ich lieber zur Lenkradfernbedienung.
Das Panorama-Glasdach ist im Topmodell Serie und zweigeteilt. Kann ich den vorderen Teil nahezu vollständig über den hinteren Teil fahren. Der Suzuki Vitara gibt so eine große Frischluftöffnung frei. Diese findet man heutzutage leider nur noch selten. Vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen sich die Insassen mit einer hochwertigen Jalousie.
Mit einer Außenlänge von 4,17 Meter weiß der Suzuki Vitara ein großartiges Platzangebot zu bieten. Ob ich als Großgewachsener vorne Platz nehme, oder es mir auf der Rückbank gemütlich mache. Allenfalls der Mittelsitz ist als Notlösung anzusehen.
Die Sitze vorne sind gut ausgeformt und bieten unerwartet guten Seitenhalt. Sie sind angenehm straff gepolstert und für Großgewachsene ausreichend groß dimensioniert. Fahrer wie auch dem Beifahrer ist es möglich, den Sitz in der Höhe zu verstellen. Eine Lordosenstütze fehlt. In der Ausstattungslinie Comfort+ ist das Gestühl mit SUZUKI-TEX Mikrofaserstoff bezogen.
Der Zustieg gelingt vorne wie hinten durch die weit öffnenden Türen und dank des SUV-typischen hohen Hüftpunktes mühelos.
Die Rücksitzlehnen sind im Verhältnis 60:40 geteilt umklappbar, bedingt durch die Sitzfläche steigt die Ladefläche nach vorne hin an. Das Ladevolumen lässt sich somit von 375 Litern auf bis zu 1.120 Liter erweitern.
Ab der Ausstattung Comfort verfügt der Vitara über einen doppelten Laderaumboden. Im Zubehörkatalog finden sich ein praktischer Kofferraumorganizer, Wannen in verschiedenen Größen, unterschiedliche Gepäckraumnetze und Kofferraummatten.
Die gut gegen Kratzer geschützte Ladekante und Stoßstange sind Serie. Im Kofferraum finden sich in meinem Testwagen eine 12 Volt Steckdose und Verzurrösen. Die Heckklappe birgt erst ab einer Körpergröße von über 1.85 eine Anstoßgefahr.
Airbags rundum, bis hin zum Knieairbag für den Fahrer schützen im Falle eines Unfalls. Um diesen gar nicht erst aufkommen zu lassen, stattet Suzuki den Vitara mit Assistenten aus.
Bereits im Basismodell sind ein Spurhaltewarner mit Lenkeingriff, die Müdigkeitswarnung und die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung verbaut. Sowie die Rückfahrkamera und das Dual Sensor Brake Support Notbremssystem.
Im Test agierte der Notbremsassistent etwas sensibel. Er erkennt ab einer Fahrgeschwindigkeit von 5 km/h Fahrzeuge und Fußgänger die sich vor dem Suzuki Vitara befinden. Reagiere ich als Fahrer nicht auf die folgende Warnung, leitet das System eine automatische Bremsung ein. Ist eine Kollision dennoch nicht zu vermeiden, wird die Aufprallschwere in jedem Fall verringert.
Ab der Ausstattung Comfort finden sich im kompakten SUV ein Toter-Winkel-Warner und ein Ausparkassistent. Dieser erweist sich im Alltag als sehr hilfreich, erleichtert einem bei unübersichtlichen Ausfahrten und Parklücken oder beispielsweise im Parkhaus das Leben. Warnt mich der Assistent beim Zurücksetzen vor herannahenden Querverkehr. Ein Feature, welches ich nicht mehr missen möchte.
Abschließend bleibt die Preisfrage zu klären. 24.550 Euro veranschlagt Suzuki für den aktuellen Vitara mit Mild-Hybrid-Technologie.
Mit ALLGRIP SELECT Allradantrieb steigt der Preis auf 27.600 Euro. Wer nun noch den Umfang der Ausstattung Comfort auf die Vollausstattung Comfort+ steigert, muss mindestens 31.200 Euro investieren. Wer auf den Allradantrieb verzichtet, kann zwischen den Linien Club und Comfort wählen.
Der Suzuki Vitara bietet von Haus aus eine Klimaautomatik, elektrische Fensterheber vorn, einen adaptiven Tempomat, Licht- und Regensensor, DAB+ oder eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung.
Den Ausstattungsumfang des Einstiegsmodell weiß die Variante Comfort um eine Sitzheizung vorn, ein Audiosystem mit Touchscreen und Smartphone-Anbindung, ein Lederlenkrad, eine Rückfahrkamera und beheizbare Außenspiegel zu ergänzen.
Mit polierten 17-Zoll-Alufelgen, einem Navigationssystem, dem schlüssellosen Keyless Start Zugangssystem, elektrisch einstell- und anklappbare Außenspiegel mit integrierten Blinkern, dem Panorama-Glasschiebedach, einer elektrischen Einparkhilfe rundum und einigem mehr, lässt das Topmodell nur wenige weitere Optionen zu.
Stand: Januar 2021; Test und Fotos: Lexi Lind
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