Renault Koleos im Test

Mit dem Koleos tritt Renault gegen VW Tiguan, Hyundai Santa Fe, Nissan X-Trail und Co. an. Der oberhalb des Kadjar positionierte Koleos ist somit im Segment der Mittelklasse-SUV zuhause, dass nicht minder weniger nachgefragt ist, als Kompakt-SUVs. Und wenn ich mir rückblickend nochmal den Renault Kadjar und nun den Koleos ansehe, muss ich doch sagen: Die Franzosen sind in beiden Fahrzeugklassen top aufgestellt. Nichts desto trotz ist die Konkurrenz groß. In folgendem Fahrbericht habe ich Dir die Stärken und Schwächen des Renault Koleos aufgeführt.

Vor zehn Jahren führte Renault den Koleos ein, doch lass Dich von der ersten Generation nicht beirren, denn der heutige Koleos hat außer dem Namen sogar nichts mehr mit dem SUV aus dem Jahre 2008 gemein. Gott sei Dank muss ich sagen, denn allein das eigenwillige Design von damals… Heute dagegen steht das SUV-Flaggschiff aus dem Hause Renault sehr gelungen da.

Der neue Koleos baut in seiner zweiten Generation auf dem modularen CMF-Baukasten (Common Module Family) auf. Doch er teilt sich nicht nur die CMF-C/D-Architektur mit den Renault Modellen Espace, Talisman und Kadjar, auch deren Designsprache prägt den Renault Koleos.

Mit 4,67 Meter Länge übertrifft der Koleos den Kompakt-SUV Kadjar um stolze 22,1 Zentimeter, diesen Größenzuwachs paart der französische Automobilbauer mit einem wirklich imposanten Design. Gerade was die Front anbelangt. Dennoch ist es Renault gelungen, das Fahrzeug nicht zu wuchtig oder protzig wirken zu lassen.

Besonders kennzeichnend, das Tagfahrlicht und die Chromleisten, wobei sich letztere von den Scheinwerfern ausgehend über die gesamte Länge der Kotflügel ziehen. Eingerahmt werden die ab der Ausstattung Limited in LED Pure Vision Technik ausgeführten Hauptscheinwerfer von dem bis weit in den Stoßfänger gezogenen LED-Tagfahrlicht in Form eines asymmetrischen „C”. Ein Wiedererkennungsmerkmal das auch Nachts unverkennbar für ein Renault Modell spricht.

Der um das Fahrzeug verlaufende Rammschutz in Schwarz sowie der Unterfahrschutz vorne sollen dem an sich elegant gezeichneten Blechkleid etwas den robusten Charme einhauchen.

Die am Heck lang gestreckten Rückleuchten betonen die Fahrzeugbreite und verfügen ebenfalls über ein LED-Tagfahrlicht, das bei Fahrtantritt leuchtet. Die unverwechselbare Lichtsignatur sichert dem Renault Koleos auch hier einen enormen Wiedererkennungswert.

Die außen liegenden sechseckigen Auspuffzierblenden sind durch eine Chromspange miteinander verbunden und stellen einen weiteren Eyecatcher dar.

Die Optik ist ja immer eine reine Geschmacksfrage, geht es um das Raumangebot im Innenraum gelten die harten Fakten.

Mit einem Radstand von 2,71 Metern bietet der Renault Koleos tolle Platzverhältnisse. Selbst mit dem Platz einnehmenden Panorama-Glas-Schiebedach findest Du als Großgewachsener auch in der zweiten Reihe noch ein sehr angenehmes Unterkommen.

Wenn der optische Auftritt auch ein noch üppigeres Raumangebot vermuten lässt. Doch in seinem Segment bietet der Renault Koleos großzügigen Platz.

Die elektrische Heckklappe ist auch samt Fußsensor erhältlich, auf die Öffnungshöhe kannst Du zudem Einfluss nehmen und ein unschönes Anschlagen beispielsweise in der Tiefgarage verhindern.
Die Fahrzeuggröße lässt es bereits erahnen, die Ladekante ist nicht unbedingt niedrig, dafür verzichtet der Renault auf weitere Stufen, die beim ein- und ausladen überwunden werden müssen, ist der Kofferraumboden höhenverstellbar und zudem herausnehmbar.

Allerdings entsteht bei umlegen der asymmetrisch geteilten Rückbank eine Stufe und keine ebene
Ladefläche. Und auch auf eine verschiebbare Sitzbank verzichtet Renault, leider. Dafür lassen sich die Sitze einfach und bequem von den Rücksitzen oder aber auch vom Kofferraum aus umlegen. Das Gepäckraumvolumen variiert je nach Einstellung zwischen 498 und 1.706 Litern.

Rücken wir nach vorn. Die Materialanmutung mag zwar im Detail noch kleine Schwächen aufzeigen, doch die Verarbeitung ist bereits sehr vorbildlich.

Renault setzt in allen Modellen gerne auf ihre Ambiente-Beleuchtung, die Dir eine Auswahl zwischen den Farben Rot, Blau, Violett, Grün und Sepia ermöglicht. Farbe sowie die Lichtstärke steuerst Du über den Touchscreen und das Infotainmentsystem Renault R-LINK 2 an. Auch akustisch wirst Du entsprechend empfangen.

Während die Einstiegsversion mit „nur“ sieben Zoll auskommen muss, finde ich in meinem Fahrzeug den 8,7 Zoll großen Touchscreen vor, der mit seinem horizontalen Display wahrlich ein Eyecatcher im Innenraum darstellt.

R-Link 2 beinhaltet neben einer Audioanlage, auch eine Navigation, die Möglichkeit das Smartphone via Apple CarPlay oder Android Auto mit dem Fahrzeug zu vernetzen, erlaubt den Digitalradioempfang und Online-Zugang.

Zudem lassen sich diverse Fahrzeugfunktionen per Fingerwisch steuern. Die Bedienung stellt einen nicht vor große Fragen, doch eine Eingewöhnung ist nötig, um sich einen genauen Überblick zu verschaffen.

Die Entscheidung nicht gänzlich auf Bedienregler beispielsweise für die Klimaautomatik oder die Sitzheizung zu verzichten, begrüße ich sehr. Schnellwahltasten für die einzelnen Menüpunkte wären noch wünschenswert. Darüber hinaus ist die Bedienung per Sprachsteuerung oder am Lenkrad möglich.

Wer auf ein wohlig warmes Ambiente Wert legt, findet am Winter-Paket gefallen, dass neben beheizbaren Vordersitzen unter anderem auch ein beheiztes Lenkrad umfasst. Für den Koleos Initiale Paris gibt es im Winter-Plus-Paket außerdem eine Sitzheizung hinten.

Die erhältliche Bose-Audioanlage gibt Dir tollen Sound auf die Ohren und hält Dir dank der enthaltenen Noise-Cancelling-Funktion unliebsame Störgeräusche fern.

Solltest Du Dich für das zweitausend Euro teure ALL MODE 4×4-I System entscheiden, kannst Du sogleich zwischen drei Antriebsarten wählen. Hierzu genügt die Betätigung des Kippschalters, den Du links vom Lenkrad findest.

Im AUTO-Modus setzt der Renault Koleos neben der Traktion den Fokus auf den Kraftstoffverbrauch und fährt zunächst rein im Frontantrieb. Erst wenn Du an Grip verlierst, werden bis zu 50 Prozent des Drehmoments vollautomatisch an die Hinterachse geleitet.

Solltest Du von vorne herein in raueren Gefilden oder im schneebedeckten Terrain unterwegs sein, kannst Du in den starren Allradmodus „LOCK“ wechseln. Dann fährt der Koleos bis zu einer Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometer mit einer festen Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse im Verhältnis von 50:50.

Überschreitest Du diese Geschwindigkeit wechselt der Koleos automatisch in den AUTO-Modus zurück. Wenn Du es nicht der Technik überlassen möchtest, kannst Du auch in den 2WD-Modus wechseln und rein mit angetriebenen Vorderrädern unterwegs sein.

Wie Du meiner Bildergalerie entnehmen kannst, hat der Renault Koleos kein Problem sich schmutzig zu machen, sprechen die Bodenfreiheit von 21 Zentimetern, die Böschungswinkel von 19 Grad vorne und 26 Grad hinten sowie der Rampenwinkel von 19 Grad auch durchaus für gewisse Offroad-Qualitäten. Die serienmäßige Berganfahrhilfe unterstützt Dich zudem bei Fahrten den Hang hinauf.

Letzten Endes wird aber auch der Renault Koleos weitaus weniger die Offroad-Pisten befahren, vielmehr auf der Straße seinen Einsatz finden.

Hier steht das komfortable Fahrverhalten auch deutlich mehr im Vordergrund als der sportliche Anspruch. Und mit dem gebotenen Federungskomfort stellt mich der Renault Koleos durchaus zufrieden.

Selbst grobe Querrillen oder Schlaglöcher bringen das SUV nicht aus der Ruhe. Und war ich doch mal in der ein oder anderen Kurve schneller unterwegs, geriet er auch dann nichts ins wanken oder gar ins strudeln. Und dem leichten Untersteuern wirkte der Allradantrieb souverän entgegen.

Im Stadtverkehr präsentiert sich der Renault Koleos trotz seiner Abmessungen als angenehm wendig und agil. Der Wendekreis liegt bei 12,1 Metern. Die elektrische Servolenkung arbeitet geschwindigkeitsabhängig und wird hier nochmals leichtgängiger, könnte im Gesamten aber gerne eine Spur direkter und straffer ausgelegt sein.

Während VW und die meisten anderen Mitbewerber dem Interessenten eine gewisse Auswahl an Motoren und auch Getriebealternativen bietet, hält sich Renault mit dem Koleos ENERGY dCi 175 X-tronic kurz und knapp. Und zu den heutigen Zeiten dem Käufer eine Dieselmotorisierung aufzuzwingen, sehe ich als grobe Schwachstelle.

Wenn auch das Turbodieselaggregat ENERGY dCi 175 im Grunde kaum Anlass zur Kritik gibt und ich auch weiterhin Dieselfan bin. Doch um gegen die Mitbewerber bestehen zu wollen, sollten die Franzosen ihre Entscheidung nochmals überdenken.

Zurück zum dCi 175. Aus den zwei Litern Hubraum holt Renault 130 kW/177 PS heraus und gibt sich mit seinem maximalen Drehmoment von 380 Nm bei 2.000 Touren als angenehm durchzugsstark. Ist der Koleos ja nicht unbedingt ein Leichtgewicht.

Der Vierzylinder ist wie bereits erwähnt wahlweise mit Frontantrieb und dem von mir getesteten variablen Allradantrieb ALL MODE 4×4-I verfügbar. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt dem Fronttriebler zwar 0,3 Sekunden schneller, doch 10,2 Sekunden sind für ein Fahrzeug dieser Größenordnung absolut akzeptabel. Die Höchstgeschwindigkeit erreicht der Renault Koleos ENERGY dCi 175 4WD X-tronic bei 204 km/h. Wer die Leistung fordert, bekommt das Aggregat spürbar zu hören, wirkt der Selbstzünder leider teils rau.

Den kombinierten Verbrauch geben die Franzosen mit 6,4 Liter auf 100 Kilometer an, entspricht 163 g CO2/km. Das Modell ist bereits WLTP-homologiert und diesen Wert habe ich im Alltagstest zwar um gut einen halben Liter verfehlt, war aber auch nicht nur mit gezügeltem Gasfuß unterwegs. Das Start-Stopp-System hilft zusätzlich im Stadtverkehr oder in Stop-and-go-Phasen bei ärgerlichen Staus Kraftstoff zu sparen.

Eine andere Getriebelösung könnte sich hier eventuell als spritsparender erweisen, doch der Koleos ist ausschließlich an das CVT-Getriebe X-tronic gekoppelt. Im Unterschied zu konventionellen stufenlosen Automatikgetrieben simuliert die komfortable Kraftübertragung beim starken Beschleunigen Gangwechsel, wie sie von Wandlerautomatikgetrieben bekannt sind. Der typische und mich so nervende Gummiband-Effekt einer stufenlosen Automatik bleibt dadurch erfreulicherweise aus. In sieben fest definierten Übersetzungsstufen schaltet das Getriebe, allerdings ohne Zugkraftunterbrechung. Bei gemäßigtem Fahrstil hingegen agiert die X-tronic in der typischen Manier eines stufenlosen CVT-Getriebes.

Wer eine manuelle Gangwahl bevorzugt, kann jederzeit auch in den halb automatischen Modus wechseln. Dann kannst Du durch Vor- und Zurückschieben des Wählhebels sequenziell zwischen den sieben fest programmierten Gängen schalten.

Bis zu zwölf Ultraschallsensoren, ein Radarsensor und die Frontkamera bilden die Basis für das sogenannte ADAS-System (Advanced Driver Assistance System). Die in dem System enthaltenen Fahrassistenten lassen sich über Renault R-LINK 2 nach Bedarf aktivieren und deaktivieren.

Sei es der Fernlichtassistent, die Müdigkeitserkennung, der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, der Spurhalte-Warner, der Toter-Winkel-Warner oder die Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner.

Der alternativ zum Tempopiloten mit Geschwindigkeitsbegrenzer angebotene adaptive Tempopilot passt zudem den von Dir festgelegten Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug an. Der Abstand ist dabei in drei Stufen einstellbar. Aktiv ist der adaptive Tempopilot im Geschwindigkeitsbereich zwischen 50 und 160 Stundenkilometer.

Komme ich zu Ausstattung und Preisen. Die Motorenauswahl entfällt ja schon mal, hast Du Dich zwischen Front- und Allradantrieb entschieden, musst Du Dich noch zwischen den beiden erhältlichen Ausstattungslinien entscheiden.

Preislich ist der Renault durchaus attraktiv positioniert, los geht es mit dem Koleos bei 35.600 Euro. Dabei präsentiert sich die Einstiegsvariante als gut ausgestattet und fährt mit einer Zwei-Zonen-Klimaautomatik, 7 Zoll Touchscreen, 19 Zöller, Licht- und Regensensor, Renault Link2 inkl. Navigationssystem und so einigem mehr vor.

Wer sich die nächst höhere Ausstattungslinie gönnt, bekommt ab 38.500 Euro im Limited von den Franzosen sogar einen 8,7 Zoll Display, eine Rückfahrkamera, Voll-LED-Scheinwerfer und noch weitere Fahrassistenten spendiert.

Die absolute Topvariante Initiale Paris verlangt Dir 45.050 Euro ab und ist ausschließlich in Verbindung mit dem Allradantrieb erhältlich, der mit zweitausend Euro einzuberechnen ist.

Unabhängig von der Modellwahl, bietet Renault Dir eine Neuwagengarantie von fünf Jahren. Hinzu kommt eine Karosseriegarantie von zwölf Jahren gegen Durchrostung und eine lebenslange Mobilitätsgarantie. Ja, Du hast Dich nicht verlesen. Gebunden ist die lebenslange Mobilitätsgarantie daran, dass Du als Besitzer alle Wartungen nach Herstellervorschrift in einer Renault Vertragswerkstatt durchführen lässt. Na, dass ist ja machbar.

Stand: Oktober 2018; Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog

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