Mit ihrer Antwort auf den BMW X6 – der erstmals im Jahre 2008 für Furore sorgte – haben die Stuttgarter wahrlich lange gewartet. Letztlich war es allerdings nur eine Frage der Zeit und so betrat das Mercedes-Benz GLE Coupé im Juli vergangenen Jahres die große Bühne, nicht weniger polarisierend und ebenso luxuriös. In Reminiszenz an die legendäre G-Klasse haben die Schwaben die Nomenklatur ihrer SUV- und Geländewagenpalette vollständig über den Haufen geworfen und so wurde aus der bekannten M-Klasse der GLE. Das Coupé setzt diese Änderung fort.
Während dem einen die Symbiose aus Coupé- und SUV-Elementen deutlich aufstößt und als absolut unsinnig abgetan wird, befinden andere wiederum diese Segment-Kreuzung als die Schöpfung überhaupt. Nicht weniger polarisierend ist darüber hinaus das optische Erscheinungsbild. Und so ist das GLE Coupé ein „Provokateur“ durch und durch.
Mit fließender Seitenlinie, gestrecktem und flachem Greenhouse sowie dem markanten Kühlergrill mit zentraler Chromlamelle ist es allerdings die Heckgestaltung, an der ich nicht auf Anhieb Gefallen finden kann. In Anlehnung an das S-Klasse Coupé, wirken die schmalen Rückleuchten hier, im doch voluminösen und sehr hoch angesetzten Heck des GLE Coupé, einfach weniger stimmig. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache.
Ebenfalls vertraut, stets nur vom Feinsten und mit vielen Gimmicks ausgestattet (wenn auch meist aufpreispflichtig) finde ich im Inneren meines Testwagens eine absolute Wohlfühloase vor.
Ganz nach Deinem Gusto und Geldbeutel kannst Du das Interieur im klassisch eleganten Look halten oder aber auf sportlichen Esprit setzen, der mit entsprechendem AMG-Paket perfektioniert wird. Nicht zu vergessen die EXCLUSIVE Line oder aber die unzähligen Ausstattungsdetails mit der sich das Mercedes-Benz GLE Coupé ganz nach Wunsch individualisieren lässt.
Nicht mehr missen wollte ich die aufpreispflichtigen Extras wie das Harman Kardon Logic 7 Surround-Soundsystem, das Panorama-Schiebedach, das Head-up-Display, das Laderaummanagement FIXKIT, die Sitzklimatisierung oder aber das beheizte Multifunktionslenkrad.
Aber auch eine Umfeldbeleuchtung mit Projektion des Markenlogos, beleuchtete Trittbretter, Nappa-Leder, selbst Getränkekühler im Fond oder das dortige Entertainment-Angebot werten Dein Modell wenn gewünscht auf … ja, jede Spielerei scheint möglich zu sein, doch billig sind diese Annehmlichkeiten alle nicht.
Das gilt leider auch für das Infotainment-System COMAND Online mit 8 Zoll (20,3 cm) großem Display. Gesteuert über einen intuitiven Touch-Controller in der Mittelkonsole oder per Sprachbediensystem LINGUATRONIC, kann COMAND Online zwar mit einigem glänzen, u.a. einem Verkehrszeichen-Assistenten mit Verkehrszeichenerkennung inklusive Falschfahr-Warnfunktion, einer Bluetooth-Schnittstelle mit Freisprechfunktion, SMS-/E-Mail-Schreib- und Lesefunktion und Bluetooth-Audio Streaming, einem DVD-Player, Picture Viewer oder aber der 3D-Navigation inklusive drei Jahre kostenfreier Navigations-Updates und Live Traffic Information sowie dem WLAN Hotspot und den integrierten Mercedes-Benz Apps … schlägt COMAND Online mit 3.510,50 Euro aber auch ordentlich zu. Das gilt auch für das ebenfalls erhältliche und fast fünftausend Euro teure Bang & Olufsen AMG Soundsystem.
Wenn auch die optionalen Aktiv-Multikontursitze sogar mit einer Massagefunktion verwöhnen, so nehme ich nur zu gerne im serienmäßigen Gestühl Platz. Sind diese sportlich-straff ausgeformt, können elektrisch verstellt werden und bieten zudem hervorragenden Sitzkomfort.
Die Karosserie lässt es bereits erahnen, um den Ausblick nach hinten ist es nicht all zu gut bestellt und so zählt das Coupé zu einer der unübersichtlichsten seiner Art. Selbst eine Abschätzung ist nur schwer möglich und so erfreue ich mich an der serienmäßigen Rückfahrkamera.
Doch bleibe ich gleich mal im hinteren Bereich des Mercedes-Benz GLE Coupé. Gerne geht es in Coupés auf der Rücksitzbank beengt zu, nicht so in dieser GLE Variante. Selbst als Großgewachsener sitze ich hier angenehm luftig, sei es der Bein- oder aber der Kopfraum. Wenn auch als Fünfsitzer angepriesen, so ist das GLE Coupé aber vielmehr ein Viersitzer, kommt der Mittelsitz in punkto Komfort einfach nicht an die äußeren Plätze heran.
Mit 650 Litern nimmt auch der Kofferraum einiges auf und lässt sich sogar bis auf 1.720 Liter vergrößern. Allerdings muss das Gepäck über eine ziemlich hohe Ladekante gewuchtet werden und auch beim Herausnehmen tut man sich schwer, ist eine zusätzliche Stufe von fast zwanzig Zentimeter zu überwinden. So geht dieser Punkt eindeutig zu Lasten der extravaganten Karosserie. Schön, dass mir hier die elektrisch öffnende und schließende Easy-Heckklappe (Serie) entgegenkommt.
SUVs sind dafür bekannt, gerne mal etwas behäbiger zu sein, Sportlichkeit steht hier meist weniger im Fokus. Coupés dagegen sind der Inbegriff von Dynamik, optisch wie auch fahrwerksseitig.
Was das Design anbelangt, schafft das Mercedes-Benz GLE Coupé den Spagat zwischen diesen zwei Welten bereits perfekt. Doch wie sieht es beim Fahrverhalten aus?
Wenn auch der 350 d 4MATIC rein auf die Leistung bezogen, eher eine zurückhaltende Fahrweise entlockt, so kann das Fahrwerk auch ganz anders. Hier haben die Coupé-Gene ganz klar die Überhand, besonders im aktivierten „Sport“-Modus des serienmäßigen DYNAMIC SELECT Fahrwerks.
Trotz hoher Sitzposition und entsprechender Karosseriehöhe, lässt sich das GLE Coupé beeindruckend durch die Kurven jagen, die Sport-Direktlenkung, der permanente Allradantrieb 4MATIC sowie die Fahrdynamik-Regelsysteme ASR und ESP mit Kurvendynamik-Assistent ermöglichen ein perfektes und vor allen Dingen spielerisches Handling. Das erhältliche ACTIVE CURVE SYSTEM fördert den sportlichen Ritt nochmals und reduziert die Wankbewegungen nahezu auf Null.
Aber kehre ich nun zu einer ruhigeren Gangart zurück, schließlich stehen mir insgesamt vier Fahrprogramme zur Wahl, mit denen auch hier die perfekte Spreizung gelingt.
Wechsel ich also mittels Drehschalter in der Mittelkonsole von Sport in den Comfort-Modus. Wunderbar gedämpft, gleite ich nun ruhig und souverän die Straßen entlang, mit Blick auf die bestmögliche Effizienz.
Das Programm Glätte wähle ich dagegen bei schlechten Wetter- bzw. unter Winterbedingungen aus. Der Modi Individuell bietet Dir sogar die Möglichkeit das Fahrprogramm ganz auf Deine persönlichen Vorlieben abzustimmen.
Alternativ hat Mercedes-Benz in punkto Fahrwerk sogar noch mehr zu bieten, was sich hinter dem AGILITY CONTROL Fahrwerk inklusive amplituden-selektiven Dämpfungssystem oder der Luftfederung AIRMATIC mit der stufenlosen und variablen Dämpferkennung ADS PLUS verbirgt, erfährst Du beim Klick auf den Link.
Und auch bei den Bremsen verlassen sich die Stuttgarter nicht einfach nur auf solide große Bremsscheiben, so ist eine Trockenbremsfunktion ebenso im Paket enthalten, wie die ADAPTIVE BRAKE mit HOLD-Funktion, der Bremsassistent BAS mit Bremskraftunterstützung bei erkannten Notbremsungen, das Bremssystem BAS Plus, die Berganfahrhilfe, das adaptive Bremslicht und die sich elektrisch lösende Feststellbremse.
Auf Seiten der Benziner hat Mercedes-Benz für das GLE Coupé eine Vielfalt von fünf Aggregaten vorzuweisen, was jedoch die Dieselauswahl anbelangt, beschränken die Schwaben die Wahl auf einen einzigen Motor. Und dieser 350d Dreiliter-V6-Diesel mit Direkteinspritzung und Turbolader war in meinem Testwagen verbaut.
Der ein oder andere mag es vielleicht schon bemerkt haben, bei der Modellbezeichnung wechselten die Stuttgarter wieder zum gewohnten „d“ zurück. Eine Entscheidung die ich begrüße, konnte ich dem Wort „Bluetec“ einfach nichts abgewinnen.
Dem GLE 350 d 4MATIC mit 190 kW / 258 PS kann ich dagegen sehr viel abgewinnen. Wenn es auch für das Fahrzeuggewicht nicht weniger PS sein dürfen, so ist man mit dem einzigsten Diesel sehr gut bedient und keineswegs untermotorisiert. Doch es sind nun mal 2,3 Tonnen, die der 3,0-l-Sechszylinder-Dieselmotor vorantreiben muss. Die 620 Newtonmeter Drehmoment schieben das GLE Coupé aber bereits von unten heraus souverän an.
Hervorragend darauf abgestimmt ist die serienmäßige 9G-TRONIC. Die Automatik schaltet spontan und die Vorgänge sind dabei nahezu ruckfrei. Je nach gewähltem Fahrmodi entlocken wir dem Getriebe noch mehr Agilität und können alternativ auch mittels Schaltpaddels am Lenkrad manuell die Gänge wechseln.
Letztlich überlasse ich aber doch der 9G-Tronic den Schaltvorgang – ein Eingriff meinerseits ist einfach nicht von Nöten – und beschleunigen das SUV in runden sieben Sekunden von Null auf Tempo 100. Einzig für ein Coupé könnte der Fahreindruck etwas spritziger sein. Und so hat man auch bei höheren Geschwindigkeiten stets das Gefühl gemütlich zu gleiten statt zu rasen. Selbst das Erreichen der Topspeed von 226 km/h wird einem nur beim Blick auf die Tachonadel bewusst. Akustisch hält sich das Aggregat stets und gerade für einen Diesel vornehm zurück.
Apropos Zurückhaltung … Um die sieben Liter gibt Mercedes für den GLE 350d als Verbrauch an (7,2-6,9 Liter / 189-180 g/km CO2 im kombinierten Zyklus). Realisieren konnte ich zwar auch 8 1/2 Liter, aber letztlich fließt dann doch gut ein Liter mehr durch die Spritleitungen. Mit einem stolzen Tankvolumen von 93 Litern kannst Du aber auch bei flotterer Fahrweise weite Strecken ohne Tankstop zurücklegen.
Das vorbeugende PRE-SAFE-System zählt bei Mercedes-Benz nun schon seit vielen Jahren zum serienmäßigen Sicherheitsumfang. Dieser wird im GLE Coupé um zahlreiche weitere Details ergänzt, da wäre zum Beispiel das Notrufsystem, das umfassende Airbagangebot bis hin zum Kneebag für den Fahrer (Sidebags im Fond gibt es gegen Aufpreis), der Fußgängerschutz mit aktiver Motorhaube, die Reifendruckkontrolle, der Müdigkeitswarner ATTENTION ASSIST oder aber der COLLISION PREVENTION ASSIST PLUS der außerdem einen Kurvendynamik-Assistenten und den Seitenwind-Assistenten beinhaltet.
Und selbst das LED Intelligent Light System und MAGIC VISION CONTROL (beheiztes, adaptives Scheibenwischsystem) sind stets serienmäßig an Bord. Wie bereits erwähnt, ist auch das Bremssystem BAS Plus Serie und kann darüber hinaus um einen Kreuzungsassistent ergänzt werden.
Dieser Assistent ist beispielsweise Teil des 2.677,50 Euro teuren Fahrassistenz-Paket Plus, das außerdem DISTRONIC PLUS mit Lenk-Assistent und Stop&Go Pilot, die PRE-SAFE Bremse mit Fußgänger-Erkennung, den aktiven Totwinkel-Assistenten, den Spurhalte-Assistenten sowie PRE-SAFE PLUS vorweisen kann.
Mit dem Mercedes-Benz GLE Coupé 350 d 4MATIC eröffnen die Stuttgarter ihre Preisliste und positionieren den einzigsten Diesel im Portfolio mit 67.294,50 Euro. Des weiteren stehen fünf Benzinmotoren zur Wahl, dessen Sperrspitze der 585 PS starke Mercedes-AMG GLE 63 S 4MATIC für 126.675,50 Euro bildet.
In wie weit Du diese Preise noch in die Höhe treibst, hängt ganz von Dir ab. Wenn auch einiges bereits serienmäßig an Bord ist, so zeigt ein genauer Blick in meinen Testwagen auf, ein Aufpreis von 20.000 Euro oder sogar mehr ist möglich. Weist die Preisliste einfach zu viele reizvolle Sicherheits- wie auch Ausstattungsfeatures auf.
Stand: Juli 2016; Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog
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