Für die einen ist die Bezeichnung „Hipster“ durchaus negativ behaftet, für andere ein großes Kompliment. Ich selbst musste mich aktuell beim Kauf meiner neuen Brille damit auseinandersetzen, schien ich plötzlich selbst dem Hipster-Style zu folgen. Mir war das überhaupt nicht bewusst, bin ich auch nicht unbedingt der Typ, der gewissen Stilrichtungen folgt. Doch, ob ich jetzt meine neue Brille oder den BMW X2 nehme… wenn das der Stil eines Hipsters sein soll, dann finde ich den gar nicht so uncool, nur etwas teuer. Was doch eigentlich so gar nicht dem Hipster entspricht, tragen diese vor allem Vintage Kleidung und shoppen gerne günstig in Second Hand Läden.
34.050 Euro sind Dir nicht zu teuer? Dann solltest Du wissen, bei diesem Preis bzw. dem Einstiegsmodell bleibt es meist nicht. Während ich bei meiner Brille mit der Superentspiegelung und extra dünnen Gläsern mit den Optionen durch war, läuft der BMW erst so richtig warm. Auf dem Basismodell baut die Version Advantage auf, seit November 2018 rangiert zwischen dieser Ausstattungslinie und dem Modell M Sport nun der Advantage Plus. Darüber hinaus ist die Variante M Sport X positioniert, die Du als sDrive 18i ab 40.450 Euro bestellen kannst. Der von mir gefahrene BMW X2 xDrive20d M Sport X durchbricht als absolutes Topmodell mit 200 Euro die 50.000 Euro Marke.
Nun noch die 700,- Euro für die Metallic-Lackierung, 850,- Euro für die 20 Zöller mit glanzgedrehten Felgen in Orbitgrau, 1.250 Euro für das Panorama Glasdach, 400 Euro für die Rückfahrkamera, 2.890 Euro für Navigation Plus inkl. Head-up Display oder das ein oder andere Extra noch oben drauf und schon stehen einige Kosten mehr auf der Uhr. Mit dem im November 2018 verpassten Update, erweitert BMW bei den M Sport Modellen die Optionen außerdem um die mit 500 Euro angepriesenen M Sportsitze und die M Sicherheitsgurte, erhältlich für 300 Euro. Immer noch nicht zu teuer? Dann gratuliere ich Dir zu Deinem BMW X2.
Hipster haben dieses gewisse Szenebewusstsein, präsentieren sich modebewusst, setzen auf Anderssein, man möchte dem Mainstream die Stirn bieten. Während der Hipster auf den Stil der 1980er-Jahre steht und auf Vintage-Klamotten setzt, trägt auch der BMW X2 unverkennbar traditionelle BMW-Gene in sich und doch paart er diese mit einer modernen optischen Ausrichtung und geht eigene Wege innerhalb der BMW X Modellfamilie.
Extrovertiert und lifestyleorientiert nimmt er im X-Portfolio zweifelsohne die Rolle des Außenseiters ein und so kann man den BMW X2 durch die äußere Abgrenzung und Distanzierung vom Mainstream-Geschehen durchaus als Hipster unter den BMWs bezeichnen.
Und während die einen diesen Look so gar nicht gut finden, muss ich sagen, von Tag zu Tag immer mehr gefallen am BMW X2 gefunden zu haben.
Und was ich zunächst als optischen Gag abgetan habe, möchte ich beim X2 nicht mehr missen und gerne auch bei anderen BMW-Modellen sehen, haben die Designer auch den C-Säulen Markenemblems verpasst.
Womit die Münchner ein Erkennungsmerkmal der legendären Sportcoupés 2000 CS und 3.0 CSL aus den 1970er Jahren fortführen.
Klassisches Erkennungszeichen eines BMW, die Doppelniere. Auf die verzichtet der BMW X2 zwar nicht, aber auch hier hebt sich der jüngste X ab und stellt die bisher verwendete Trapezform auf den Kopf und wird nach unten hin breiter.
Für den BMW typischen Wiedererkennungswert sorgen darüber hinaus die Doppelrund-Elemente und das X-typische Sechs-Augen-Gesicht, gegen Aufpreis stattest Du Deinen BMW X2 auch mit Voll-LED-Scheinwerfer aus.
Der BMW X2 M Sport X perfektioniert sozusagen den Hipster-Look, denn wer paart schon Offroad-Elemente mit sportlichen Design-Attributen?
Der M Sport X rollt bereits serienmäßig mit schicken 19-Zoll-Rädern daher, M Räder und auch 20 Zöller stehen Dir auf Wunsch zur Wahl.
Die Seitenschweller und Cladding-Einsätze mit eigens gestalteten Diffusoreinsatz am Heck sind beim BMW X2 M Sport X in der Farbe Frozen Grey gehalten und heben sich gelungen von dem Galvanic Gold metallic meines Testwagens ab. Diese Lackierung haben die Münchner übrigens für den X2 neu und exklusiv ins Portfolio aufgenommen.Hast Du die Wahl für den äußeren Anzug getroffen, geht es im Innenraum weiter. Ob Stoff, Alcantara, Leder oder ein Mix, Farben, Dekorelemente, Kontrastnähte und natürlich all die Komfortmerkmale, BMW hat da so einiges in petto.
Das Interieur des M Sport X ist von Haus aus mit knackigen Sitzen in einer anthrazitfarbenen Stoff Micro Hexagon/Alcantara Kombi ausgestattet, die in meinem Fahrzeug verbauten Sitze sind zudem mit auf die Außenfarbe Galvanic Gold metallic abgestimmten Kontrastnähten versehen, die sich auch an der Instrumententafel und der Mittelkonsole wiederfinden.
Das zu mir, dem Fahrer, gerichtete Cockpit verwöhnt mich in meinem Topmodell mit sehr hochwertigen Materialien, einer angenehmen Haptik und einer funktional gestalteten Bedieneinheit.
Und ob Du nun ein Hipster bist oder nicht, der Kunde möchte heutzutage auch im Auto bestens vernetzt sein, im BMW X2 bist Du das mit BMW ConnectedDrive und BMW Connected in jedem Fall, allerdings gilt auch hier, nur gegen Aufpreis.
Wenn Du das Geld locker machst, kannst Du sowohl zum iDrive Controller greifen, den Touchscreen (je nach Ausstattung ist der Display 6,5 bzw. 8,8 Zoll groß) oder die Sprachsteuerung bemühen, die Bedienbarkeit der zahlreichen Funktionen ist trotz des Umfangs intuitiv und schnell.
Das in meinem Fahrzeug ebenfalls verbaute vollfarbige Head-Up Display projiziert alle wichtigen Informationen und Anzeigen der Navigations- und Assistenzsysteme auf die Windschutzscheibe direkt in mein Blickfeld.
Mit BMW Connected+ konnte ich mein Smartphone zudem spielerisch mit dem Fahrzeug vernetzen. Die Smartphone-Inhalte wurden auf dem Display des X2 angezeigt, und ich konnte mit anderen während der Fahrt ganz bequem meinen Standort teilen und meine Ankunft mitteilen.
Die Konnektivität perfekt, macht der WLAN Hotspot mit LTE-Standard und auch Wireless Charging (drahtlose Ladefunktion für geeignete Smartphones) ist im BMW X2 möglich.
Was andere Hersteller serienmäßig anbieten, kostet bei BMW leider auch im Topmodell, die Apple CarPlay Vorbereitung steht mit 300 Euro und DAB+ mit 250 Euro in der Preisliste.
Wer möchte, kann zudem in das Lichtpaket investieren. Mit den frei wählbaren Farbtönen Orange, Flieder, Minze, Bronze, Blau und Weiß bringst Du Dich und Deine Mitfahrer in Stimmung. Die LED Beleuchtung sorgt sowohl an den Dekorflächen, der Instrumententafel und Türverkleidungen bis in den Fond für stilvolles Lichtambiente.
Der BMW X2 ist stolze achte Zentimeter kürzer und um einiges flacher als der BMW X1, verfügt jedoch über den gleichen Radstand und somit fällt der Größen-Unterschied im Innenraum deutlich geringer aus, als zunächst vermutet.
Bei all dem Lifestyle und der Konnektivität geht ja auch gerne mal die Alltagstauglichkeit unter, mit einem Fassungsvermögen von 470 Liter stellt Dir der Kofferraum des BMW X2 aber ausreichend Platz zur Verfügung und muss sich gegenüber dem X1 mit lediglich 30 Liter weniger geschlagen geben. Und auch die Rücksitzbank bietet mir als Großgewachsenem gute Platzverhältnisse.
Am Nutzfaktor gibt es somit nichts zu rütteln, die Sicht nach hinten ist allerdings zu kritisieren, sind die C-Säulen sehr breit geraten und das Heckfenster schmal geschnitten.
Der BMW X2 möchte mit Konventionen brechen, das als Sports Activity Coupé bezeichnete Fahrzeug setzt bei den Fahrwerksqualitäten aber erfreulicherweise auf die BMW-typische Fahrfreude.
Was der Münchner da fahrdynamisch auf die Straße legt, macht einfach Freude. Auf Seiten des Komforts stößt er im wahrsten Sinne des Wortes bei Schlaglöchern auf, übertrieben hart abgestimmt ist aber auch mein X-Modell mit Sportfahrwerk und 20 Zöllern nicht.
Und so ist der BMW X2 zwar erhöht, in meiner Modellvariante aber zugleich tiefergelegt. Das in meinem Fahrzeug serienmäßig verbaute M Sportfahrwerk fährt mit der dynamischen Dämpfer Control, einer Tieferlegung um zehn Millimeter sowie dem Fahrerlebnisschalter vor.
Hiermit kannst Du zwischen dem Standard-Modus COMFORT, dem Modus ECO PRO und SPORT wechseln. Der Dir ein vordefiniertes Setup zu einer noch dynamischeren Einstellung von Lenkung und Antrieb bereit hält. Die Lenkung ist von vorne herein angenehm schwergängig und super präzise.
Den Weg ins Gelände suche ich nun wirklich nicht mit dem BMW X2, verschneite Bergabfahrten stehen aber gerade als Skifahrer durchaus auf dem Plan und so freue ich mich nicht nur über den in meinem Fahrzeug verbauten Allradantrieb xDrive, auch die dort integrierte Hill Descent Control lerne ich schnell zu schätzen. Hält die Bergabfahrtkontrolle automatisch die gewünschte Geschwindigkeit und entlastet mich, muss ich mich nur noch auf das Lenken konzentrieren.
Die exakt dosierbaren Bremsen, gaben mir auch keinen Anlass zur Kritik und verzögerten auch aus hohen Geschwindigkeiten sehr vehement.
Das Leistungsspektrum der Motoren, darunter ein frontangetriebener Dreizylinder und Vierzylinder-Aggregate die auch alternativ mit Allradantrieb erhältlich sind, reichen aktuell von 103 kW (140 PS) bis hin zu 141 kW (192 PS). Seit Herbst 2018 entsprechen die BMW X2 Modelle allesamt der Abgasnorm Euro 6d-TEMP, aus diesem Grund ist der 235 PS starke 25d auch nicht mehr aufgeführt.
Der von mir gefahrene BMW 20d ist nicht nur ein xDrive, das heißt mit Allradantrieb, er ist auch mit dem Doppelkupplungsgetriebe 8-Gang Steptronic ausgestattet. In meinem Testfahrzeug konnte ich zudem über Paddels am Sportlenkrad auch manuell ins Schaltgeschehen eingreifen.
140 kW bzw.190 PS und ein Drehmoment von 400 Nm sorgen für souveränen Vortrieb im BMW X2, wenn ich Leistung abrufen möchte, steht sie mir bereit. 7,7 Sekunden benötigst Du laut Stoppuhr für den Spurt von 0 auf Tempo 100, maximal sind 221 Stundenkilometer drin.
Seit November kannst Du den 20d auch mit Frontantrieb ordern, der BMW X2 sDrive20d kommt laut Datenblatt auf einen kombinierten Kraftstoffverbrauch von 4,7 – 4,4 l/100 km und stößt 123 – 115 g/km CO2 aus und ist ebenfalls an das 8-Gang Steptronic Getriebe gekoppelt.
Mein Allradler steht bei BMW im Mix mit 4,8 – 4,6 l in der Liste (CO2-Emissionen kombiniert: 126 – 121 g/km), diesen Verbrauch habe ich im Testzyklus meist um ein Liter verfehlt, musste dafür aber auch nicht immer meinen Gasfuß zügeln.
An kamerabasierten Assistenzsystemen hatte mein Testfahrzeug die Spurverlassenswarnung, die Speed Limit Info einschließlich Überholverbotsanzeige, den Fernlichtassistenten sowie die Auffahr- und die Personenwarnung mit City-Bremsfunktion an Bord. Diese fasst BMW in Form des Driving Assistant für 650 Euro zusammen.
Darüber hinaus kam ich mit dem System Driving Assistant Plus in den Genuss der Aktiven Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go-Funktion, ich konnte zwischen 30 und 140 Stundenkilometer eine Geschwindigkeit wählen und der Sicherheitsabstand zu den vorausfahrenden Fahrzeugen wurde automatisch eingehalten. Mein besonderes Schmankerl war in jedem Fall der Stauassistent, der mir nicht nur die Abstandsregelung abnahm, er hielt auch automatisch die Spur. Ob der Hipster so viel aus der Hand gibt? Nun ja, eine Hand muss er aus Sicherheitsgründen trotzdem am Lenkrad lassen.
Im eigenen Haus mag der BMW X1 die vernünftigere und günstigere Wahl darstellen, doch der geht im Vergleich zum X2 in der Masse unter. Und „anders sein“ hat nun mal seinen Preis.
Der BMW X2 gefällt nicht jedem und auch ich stand ihm zunächst skeptisch gegenüber, doch nach diesen zwei Wochen habe ich großen Gefallen am Lifestyle-Crossover gefunden.
Tja, dann bin ich eben ein Hipster, und?
Stand: Januar 2019; Test: CARWALK – Der Autoblog; Fotos: CARWALk /BMW
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