Der neue Suzuki Vitara gibt sich modern und weniger zeitlos als noch der Vorgänger. Selbstbewusst reckt er seine Front in den Wind, die fast schon ein wenig verspielt daherkommt, mit einem angedeuteten Unterfahrschutz, der auch die zweite Kühlluftöffnung aufnimmt. Fast wie bei einem Sportwagen umrahmen dann dunkelgraue Kunststoffelemente die Nebellampen.
Entsprechend schützt Kunststoff auch die Radläufe und die Seitenschweller und bildet die seitlichen Rammschutzleisten aus, auch wenn die zur Vermeidung von unschönen Dellen durch öffnende Türen anderer Fahrzeuge zu weit unten sitzen. Eine markante Sicke schwingt sich nach hinten um den Radlauf und bildet so den hinteren Kotflügel.
Am Heck endet dann die Verspieltheit, eher nüchterne Linien bestimmen das Bild, aber auch hier sorgt der dunkle Kunststoff mit dem silbergrauen Unterfahrschutz für den nötigen Offroad-Look. Das weiße Dach schwebt förmlich über allem und lässt den Unterbau massiver und breiter dastehen, Du kannst das Dach aber auch in Wagenfarbe oder in Schwarz haben.
Vor allem mit der neuen Farbe Türkis, die auf den Namen „Atlantis Turquoise Pearl Metallic“ hört wird der Suzuki Vitara endgültig zum gelungenen Blickfang, das gilt in gleichem Maße für „Horizon Orange Metallic“ und „Bright Red“.
Und schon beim Blick durch die Seitenfenster fällt sofort auf: Innen wird es frisch und farbenfroh weitergehen. Der Einstieg gelingt durch die weit öffnenden Türen und dank des hohen Hüftpunktes problemlos und schon bin ich mitten drin im neuen Vitara.
Die Gestaltung ist gefällig und modern, türkisfarbene Applikationen, die sogar 100%ig zur Außenfarbe passen wohin das Auge blickt – also fast. So hüllen sich die Alupedale und die Fußstütze, ein Teil des Schalthebels (der für zarte Frauenhände ganz schön dick geraten ist), die Verkleidung auf dem Kardantunnel und weite Teile des Armaturenbrettes in diesen Farbton, und auch die äußeren Ringe der drei Kreise mit der Uhr und den Lüftungsöffnungen in der Mitte sind absolute Blickfänge. Und auch die Nähte am gut ausgeformten, griffgünstigen Lederlenkrad und Schaltknauf nebst Manschette kommen in Türkis daher.
Da ist es fast schon unverständlich, warum ausgerechnet die Nähte an den Veloursledersitzen in Weiß gehalten sind. Wäre wohl zu teuer geworden, schließlich spielt der Vitara rein vom Preis her nicht ganz oben mit. Das sieht man auch am schwarzen Kunststoff am Armaturenbrett und auch an den oberen Türverkleidungen, der ist nämlich bretthart und sieht auch sehr nach Kunststoff aus.
Damit das Türkis (es stehen auch noch andere Farben zur Wahl) nicht zu viel wird, tauchen immer wieder silbergraue Applikationen auf, so in den Türverkleidungen, an den Instrumenten, im Lenkrad etc., außerdem hebt sich die Mittelkonsole in schwarzem Klavierlack hervor. Alles ist modern gestaltet, nur die Schalter für die Sitzheizung muten etwas antiquiert an. Einen besonderen Gag hat man sich bei der Uhr einfallen lassen, hier waren statt römischen Ziffern japanische Zeichen verarbeitet worden. Es gibt aber auch eine Version mit normalen Strichen.
Im großen Monitor sind in der Grundstellung vier farbig abgegrenzte Segmente für Radio, Telefon, Smartphone/Connect (also auch der Weg ins Internet) und Navigation, die man dann antippt und sich in die entsprechenden Menüs vorarbeitet.
Alles ist an sich recht einfach zu bedienen, einzig die Lautstärkeregelung des Radios ist etwas gewöhnungsbedürftig, der Fahrer greift hier lieber zur Lenkradfernbedienung. Einfach funktioniert das Navi, aber manchmal muss man schon überlegen, welches Symbol denn nun das richtige sein könnte, da kann ein vorheriger Blick ins Handbuch nicht schaden. Ansonsten geht es recht schnell und alles intuitiv.
Die Sitze sind ausreichend groß, straff gepolstert und auch gut ausgeformt, vor allem im Beinbereich, wo sie entsprechend guten Seitenhalt bieten. Fahrer- und Beifahrersitz sind höhenverstellbar, die Lehnenverstellung erfolgt leider recht grobrastrig per Hebel.
Eine schöne Sache ist das große Glasdach, das zweigeteilt ist und nach innen hin, wenn gewünscht, von einer schicken Jalousie abgedeckt wird und zu starke Sonneneinstrahlung verhindert. Der vordere Teil kann nahezu komplett über den hinteren Teil gefahren werden und gibt so eine große Frischluftöffnung frei.
Das Platzangebot ist nicht nur vorne prima, auch als 1,80 m-Mensch hinter einem 1,80 m großen Fahrer sitzt man hinten ganz bequem. Allerdings sind die Rücksitze nur wenig ausgeformt, der Seitenhalt ist entsprechend gering bzw. gar nicht vorhanden, wenn es um den Mittelsitz geht, der ist allenfalls eine Notlösung. Drei Erwachsenen sitzen ohnehin eher beengt.
Die Kopffreiheit reicht hinten gerade so bis 1,80 m, dann sind auch die Kopfstützen am Ende. Schön, dass auch an den hinteren Türen die silbergrauen Zierleisten von vorne wieder auftauchen. Die Rücksitze sind 1/3 zu 2/3 geteilt umklappbar, die Sitzfläche bleibt dabei unverändert und so wird die Ladefläche nicht ganz eben und steigt nach vorne hin an. Das Ladevolumen steigt von guten 375 Litern auf bis zu 1.120 Liter an.
Die Heckklappe öffnet so weit, dass man sich bis 1,85 m nicht an ihr stößt, die Ladekante wie auch die Stoßstange sind sehr gut gegen Ladekratzer geschützt. Anders als in den Sitzen hat man für die Bodenabdeckung im Kofferraum doch die türkisfarbene Ziernaht wiederentdeckt und auch einen Vitara-Schriftzug (wie auch in der Fahrerfußmatte) passend hinzugefügt. Rechts steckt eine schwache Lampe und eine 12 Volt Steckdose, die Verzurrösen wurden recht weit oben montiert.
Komfort wird mittlerweile auch bei einem SUV groß geschrieben, nicht nur weil man die meiste Zeit ohnehin nicht wirklich ins Gelände damit fährt, sondern mehr die erhöhte Sitzposition und den damit verbundenen bequemen Einstieg schätzt. Ganz bequem mit einem Drehknopf kann der Allrad-Antrieb entweder auf Automatik oder auf Snow bzw. Sport gestellt werden, außerdem gibt es eine Lock-Funktion, wenn man doch tatsächlich mal ins unwegsame Gelände vordringen sollte. Und hier sind es eigentlich nur die nicht ganz so ausgeprägte Bodenfreiheit und die eingeschränkten Böschungs- und Rampenwinkel, die dem Ausflug mit dem Suzuki Vitara Grenzen setzen.
Zurück auf der Straße weiß man das komfortbetonte Fahrwerk zu schätzen, das die meisten Unebenheiten gut abfedert und sich auch auf Kopfsteinpflaster ordentlich gebärdet. Auch die Lenkung arbeitet schön straff, stellt sich gut wieder zurück und arbeitet beim Rangieren ausreichend leichtgängig, nur um die Mittellage herum hat sie recht viel Spiel. Der Geradeauslauf ist gut.
Komfort gibt es auch am Lenkrad, von hier aus wird nicht nur das Radio fernbedient sondern auch ganz bequem der Tempomat und der Speedlimiter gesteuert. In dieser Klasse nicht unbedingt zu erwarten ist dabei, dass der Tempomat die eingestellte Geschwindigkeit automatisch reduziert, wenn man dem vorausfahrenden Fahrzeug zu nahe kommt und sobald voraus wieder frei ist, die Geschwindigkeit automatisch wieder auf den vorgewählten Wert erhöht.
Das Schiebedach ist eine feine Sache, kann auch bis Tempo 60 im geöffneten Zustand gut gefahren werden. Ab 60 wird das komplett geöffnete Glasdach aber zunehmend lauter, bei Tempo 100 macht man es allein wegen der Geräuschentwicklung lieber wieder zu. Leider ist es dann aber auch nur halb geöffnet recht laut.
Mit Rubbeln und Reifenquietschen kommt er gut und sicher zum Stehen, aus Tempo 100 heraus sind es gerade mal 36 Meter. Bei einer Vollbremsung taucht allerdings der Vorderwagen vorne gut ein und auch die Karosserieneigung in schnellen Kurven oder im Slalomtest ist durchaus ausgeprägt. In Verbindung mit dem deutlichen Untersteuern in schnell gefahrenen Kurven wird der Vorteil der allzeit guten Traktion schnell verspielt, zudem greift ESP ggf. deutlich spürbar ein.
Der Motor lässt zumindest nach den Daten erst mal gar nicht viel sportliche Power erwarten. Denn auf dem Papier stehen beim 1,6 Liter Diesel erst mal „nur“ 88 kW / 120 PS und ein maximales Drehmoment von 320 Nm bei 1.750 U/min. Dazu eine Topspeed von 180 km/h und ein Sprint von Null auf Hundert in 12,4 Sekunden für die Version mit 4×4.
Doch dafür geht er ganz ordentlich los, zieht prima ab sobald mindestens 1.500 Touren anliegen, nach einer kleinen Anfahrschwäche bietet er richtig guten Biss. Der Motor ist vor allem beim Kaltstart deutlich als Diesel zu erkennen, und auch danach zeigt er bisweilen deutliche Vibrationen, die man im ganzen Fahrzeug spürt. Im Normalbetrieb bleibt der Motor akustisch stets angenehm, hohes Tempo quittiert er schon mal mit Dröhnen und laut wird er dann auch.
Bei Testfahrten auf meiner Normstrecke haben wir 5 Liter verbraucht, bei nur wenigen Grad kälter und unter Null ging es dann auf 5,2 Liter hoch – damit liege ich allerdings deutlich über den 4,2 Litern, die Suzuki im Mix angibt. Zusammen mit dem 47 Liter Tank ergeben sich aber auch so gute Reichweiten von rund 1.000 Kilometern.
Die Schaltung ist, wenn der Wagen noch kalt ist, ein bisschen streng und etwas hakelig, sobald alles seine Betriebstemperatur erreicht hat, flutschen die Gänge sehr schön, die Wege sind ausreichend kurz und auch exakt geführt. Mit einem Ring wird der Rückwärtsgang vor versehentlichem Einlegen gesichert. Über die Leerlaufstellung bleibt aber auch im warmen Zustand ein deutlicher Ruckler spürbar.
Die Schaltempfehlung arbeitet rauf und runter, zum größten Teil auch sehr ordentlich, und auch Start-Stopp funktioniert prima. Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6 und stößt laut Suzuki im Mix 111 g/km CO2 aus.
Sicherheit, hier kann der Suzuki die volle Punktzahl einfahren. Neben den obligatorischen sechs Airbags (Front- und Seitenairbags vorne sowie durchgehende Vorhangairbags) hat er auch einen Fahrer-Knieairbag an Bord, in allen Ausstattungslinien. Natürlich auch Dreipunktsicherheitsgurte auf allen Plätzen, vorne mit Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern sowie Höhenverstellung, ein Warnsystem für nicht angelegte Gurte arbeitet vorne und hinten.
Alarmanlage, Berganfahrfahrhilfe, ABS und ESP sowie ISOFIX ist auch immer dabei, die Radargestützte aktive Bremsunterstützung, Bergabfahrhilfe und die Rückfahrkamera gibt es ab der Variante Comfort.
Bei 17.990,- Euro startet der Suzuki Vitara in der Ausstattungsvariante Club mit dem 1,6 Liter Benziner (wie der Diesel mit 88 kW / 120 PS) und Frontantrieb, der Diesel legt erst mit der nächst höheren Ausstattung Comfort bei 22.790,- Euro los, das Spitzenmodell mit Allrad und Doppelkupplungsgetriebe kostet 29.590,- Euro und ist immer mit dem Diesel ausgestattet.
Naturgemäß ist die Ausstattung beim Einstiegsmodell eingeschränkt, aber auch hier gibt es schon eine Klimaanlage, Servolenkung, el. Fensterheber vorne, höhenverstellbare Vordersitze, Drehzahlmesser, CD-Radio, USB-Anschluss, Bluetooth, Zentralverriegelung, Start-Stopp-System, el. verstellbare Außenspiegel, Heckscheibenwischer und Heckscheibenheizung serienmäßig.
Wer mehr will, findet im Comfort auch eine Klimaautomatik, el. Fensterheber auch hinten, Tempomat, Lederlenkrad, beleuchtete Make-up-Spiegel in beiden Sonnenblenden, ein Audiosystem, Nebelscheinwerfer, Privacy Glas hinten abgedunkelt, eine Dachreling und Alufegen. Der Comfort+ hält dann auch noch den Licht- und Regensensor, polierte Alufelgen, Außenspiegel beheiz- und el. anklappbar sowie mit Seitenblinkern, LED-Scheinwerfer, Außendekorelemente in Chrom, das Panorama-Glasdach und ein Audio-System mit sechs Lautsprechern bereit, um nur das wesentliche zu nennen.
Wie individuell der neue Suzuki Vitara ist, das erkennst Du spätestens am eigenen Zubehörkatalog. Da gibt es ein Urban Design mit zahlreichen Dingen im „Stadtlook“, wie z.B. silbere Seitenschutzleisten oder Tagfahrlichtblenden, das Rogged Design setzt an diesen Stellen Akzente in Dunkelgrau.
Aber damit nicht genug, es gibt zahlreiche Farbvarianten statt des Türkis meines Testwagens, es gibt verschiedene Kofferraumwannen, Felgen, Zierelemente bis ins Lenkrad, sogar die Alupedale können von Silber über Türkis, Orange bis Rot reichen, es gibt Kühlboxen, maßgeschneiderte Taschen, Regen- und Windabweiser für die Seitenscheiben, Gepäckraumtrenngitter und, und, und. Ich rate Dir… aber das kennst Du ja schon.
Neben einer günstigen Einstufung bei der HPF (16) schlagen die für VK (25) und TK (23) ganz schön zu. Die 3-jährige Fahrzeuggarantie wird von der 12-jährigen Durchrostungsgarantie ergänzt.
Stand: Februar 2016, Test und Fotos: CARWALK
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