Das kompakte SUV aus dem Hause Toyota ist ganz schön groß geworden, und ganz schön sportlich. Das trägt der aktuelle RAV4 besonders an der Front auch selbstbewusst zur Schau. Kantige Linien, markante Schwünge, eine mächtige Frontschürze, ein silbergrauer Unterfahrschutz der sich tief auf den Boden duckt, dynamische Scheinwerfer mit integriertem Tagfahrlicht …
Kräftige Sicken laufen über die Motorhaube um in den A-Säulen fortzuführen, diese geben dem Dach einen eleganten Schwung, zusammen mit der stark ansteigenden Gürtellinie mit ausladenden Schultern sorgt das für eine schmal auslaufende Seitenfensteroptik, die die wahre Größe des RAV4 etwas kaschiert. Für einen bullig breiten Stand sorgt der breite untere Kühllufteinlass aus schwarzem Kunststoff, der sich in der Seite in Radhausverbreiterungen und den Seitenschwellern fortsetzt bis ins Heck.
Die Heckschürze nimmt den hinteren Unterfahrschutz in Aluoptik auf, vergisst aber leider den Auspuff in die dynamische Optik mit einzubinden. Markant und sportlich auch die Heckleuchten und der große Dachkantenspoiler sowie die Haifischflossen-Antenne.
Was die Außenansicht des Hecks schon erahnen lässt zeigt sich beim Öffnen der Heckklappe. Hier gibt sich der RAV4 ganz von seiner praktischen Seite. Die Heckklappe öffnet weit genug, dass man sich als 1,90 m Mensch nicht an ihr stößt. Und das tut sie sogar elektrisch, z.B. per Knopfdruck links unten vom Lenkrad oder auch aus der Ferne per Druck auf den Knopf am Schlüssel. Aber dazu muss man erst den Knopf zum Öffnen des gesamten Fahrzeugs drücken, sonst rührt sich nichts, ohnehin bewegt sich die Heckklappe recht langsam.
Praktisch und vor allem bequem wenn es gilt, schwere Gegenstände einzuladen: die Ladekante ist sehr niedrig, danach geht es praktisch eben weiter. Unter dem soliden Ladeboden ist dort, wo gewöhnlich das Reserverad liegt, ein weiteres Fach mit 100 Liter Fassungsvermögen. Geschickt gelöst ist die Gepäckraumabdeckung. Durch die geteilte, variable Rücksitzlehne bleibt ein offener Spalt, den zwei Abdecklaschen, die an die Kopfstützen angeklipst werden, überbrücken.
Der recht glattflächige und gut nutzbare Kofferraum fast 501 Liter und lässt sich kinderleicht vergrößern. Man zieht einfach an einem Hebel (den für die individuelle Lehnenverstellung) und diese klappt nach vorne. Dadurch entsteht ein Laderaum von bis zu 1.633 Litern, allerdings auch eine nicht ganz ebene Ladefläche mit einer zusätzlichen kleinen Stufe vom Kofferraum aus.
Also steige ich mal ein und bleibe der Einfachheit halber gleich mal hinten in Reihe zwei. Hier ist die Sitzbank etwas höher montiert, da sind die Batterien drunter verbaut, und so fällt der Einstieg hinten nicht ganz so bequem aus wie vorne. Selbst für einen 1,80 m großen Menschen geht es ganz schön weit rauf.
Der gebotene Platz hinter einem auf 1,80 m eingestellten Fahrersitz ist auch für einen 1,80 m großen Mitfahrer üppig, man hat locker 10 cm Kniefreiraum, auch am Dach hat man dann noch viel Luft, nur der Dachholm rückt dem Kopf schon recht nahe.
Der Einstieg vorne gelingt prima, man kommt bequem rein und wieder raus, die Sitze sind gut ausgeformt, geben angenehmen Seitenhalt und sind straff gepolstert.
Lässt man den Blick schweifen, macht der Innenraum einen hochwertigen und modernen Eindruck. Zwischen den beiden Luftausströmern im Armaturenbrett dominiert der große Bildschirm das Bild.
Neben der Navisteuerung werden auch die Einstellungen der Radiosender, Audio, Telefon etc. bequem, übersichtlich und ganz intuitiv am großen Touchscreen gesteuert. Blitzschnell ist das Handy angemeldet und schwupps geht es auch schon – falls gewünscht – ins Internet. Der Toyota RAV4 HYBRID ist nämlich gleich ein WLAN Hotspot.
Das Fahrwerk des RAV4 HYBRID ist angenehm straff und federt gleichzeitig die meisten Bodenunebenheiten gut weg, sogar grobe Schlaglöcher dringen nur schwach nach innen, und auch auf Kopfsteinpflaster gebärdet er sich sehr gut, keine Vibrationen, nichts klappert oder knistert.
In schnellen Kurven bleibt er entweder ganz gelassen oder untersteuert leicht. Muss man dann in der Kurve vom Gas oder bremsen, nimmt er auch das ganz gelassen und bleibt fast neutral.
Zur guten Fahrwerksauslegen mit einem angenehmen Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort gesellt sich auch ein angenehmes Fahrgeräusch. Bei Tempo 130 sind zwar lautere Abrollgeräusche zu hören, der Motor geht darin unter und Windgeräusche finden noch nicht statt. Dazu liegt er ruhig auf der Straße.
Schluss mit der Ruhe ist spätestens dann, wenn man voll aufs Gas geht. Denn dann wird man zwar mit einer ordentlichen Beschleunigung belohnt, muss aber auch ein lautes Aufheulen des Motors hinnehmen, das – die Stufenlose lässt grüßen – nicht mit dem Fortkommen harmoniert. Zudem bleibt das dann bis zur Topspeed so, die liegt bei 180 km/h, der Tacho eilt dann schon weit auf über 200 voraus. Jetzt werden dann auch die Windgeräusche merklich lauter, der Motor hingegen ist zwar noch immer deutlich zu vernehmen, ist aber nicht mehr aufdringlich.
Und natürlich hat der Toyota eine Verkehrszeichenerkennung, fährt man schneller als das Schild ausweist, färbt sich dessen Anzeige rot. Aber sie erkennt kein Ortseingangs- oder -ausgangsschild und die damit verbundenen 50 km/h. So schleppt sie ein Tempo 70 vor der Ortseinfahrt durch den ganzen Ort mit. Und leider gibt es auch mal Falschmeldungen und das Zusatzschild für Lkw z.B. am Tempo 30 Schild erkennt sie mal und mal nicht. Steht neben dem Tempolimit auch ein Überholverbot, wird das hinter das Tempolimit gesetzt, aber nur so schwach überlappend, dass man es nicht erkennen kann.
Gut im Erkennen ist der Querverkehrswarner, der einen beim rückwärts Ausparken bestens unterstützt und nicht nur Autos sondern auch Motorräder und Fahrradfahrer erkennt. Weiter geht der muntere Reigen an Assistenzsystemen mit den Spurhalteassistent, der warnt nicht nur akustisch, sondern greift auch aktiv in die Lenkung ein, allerdings kommt er in Kurven auch schon mal deutlich über die Mittellinie hinaus. Also noch nichts für halbautonomes Fahren, denn überlässt man ihm auf der Geraden das Steuer, pendelt er ständig ganz leicht hin und her.
Dabei ist der RAV4 HYBRID mit dem Tempomat in Verbindung mit dem Abstandsradar durchaus schon auf dem richtigen Weg dort hin. Nähert man sich mit eingestelltem Tempomat einem langsameren Vorausfahrenden, bremst er entsprechend ab und beschleunigt nach dem Ausscheren wieder auf die voreingestellte Geschwindigkeit. Die Entfernung kann variiert werden. In Autobahnkurven ließ sich der Tempomat auch schon mal von rechts fahrenden Lkw verwirren und haute für einen kurzen Moment die Bremse rein.
Das tut der RAV4 auch, wenn man z.B. in der Stadt auf ein stehendes oder langsam fahrendes Hindernis oder auch einen Fußgänger aufläuft – zumindest wenn der Fahrer auf die optischen und akustischen Warnsignale nicht reagiert. Last but not least besaß mein Testwagen einen Toter Winkel Assistent.
Und beim Ein- und Ausparken hilft nicht nur die konventionelle Rückfahrkamera, auch ein 360° Rundumblick ist optional möglich, dabei kann nicht nur jedes Bild der vier Kameras einzeln oder das Gesamtbild angezeigt werden, eine Zoomfunktion kann auch gezielt Objekte anzeigen. Solche Hilfen können nicht schaden, ist der Japaner vor allem nach schräg hinten durch breite Dachsäulen und hohe Fensterlinien nicht gerade übersichtlich.
Aber komme ich noch mal zurück zu den reinen Daten und Fakten und den dazugehörenden Werbeaussagen von Toyota: Der RAV4 ist das erste Hybrid SUV von Toyota und der gleichzeitig leistungsstärkste je angebotene in Europa. In Zahlen heißt das: Systemleistung von 145 kW / 197 PS. 2,5 Liter Benzinmotor, Topspeed 180 km/h. Beschleunigung von Null auf Hundert in 8,3 Sekunden.
Allein der Benzinmotor mit 16 Ventilen und 2.494 cm³ Hubraum leistet 114 kW / 155 PS bei 5.700 U/min und stellt ein maximales Drehmoment von 206 Nm zwischen 4.400 und 4.800 Touren bereit. Dazu gesellt sich der Elektromotor an der Vorderachse mit einer Leistung von 105 kW sowie einem maximalen Drehmoment von 270 Nm. Im Falle des Hybrid-Allradantriebes kommt an der Hinterachse ein weiterer 50 kW starker Elektromotor zum Einsatz. Der elektrische Allrad arbeitet ohne Verteilergetriebe oder Kardanwelle. Vom Zuschalten des Allradantriebs bekommt der Fahrer praktisch nichts mit, außer dass die Traktion beim Anfahren auf rutschigem Untergrund, in flotten Kurven oder anspruchsvollen Bedingungen prima ist.
Vier verschiedene Fahrprogramme werden angeboten, darunter auch der EV-Modus, bei dem der RAV4 HYBRID rein im elektrischen Modus unterwegs ist. Lieder reicht die Batteriekapazität aber nur für wenige Stadt-Kilometer, aber auch wenn das Fahrzeug selbst entscheidet, wird im Stadtbetrieb bevorzugt der Elektromodus benutzt. Aber immer gerade dann, wenn man praktisch lautlos an einer Menschengruppe auf dem Gehweg vorbeigleiten will, ist der Strom alle und nix ist es mit lautlos.
Das stufenlose CVT-Getriebe sorgt für komfortablen Vortrieb, das Aufheulen des Motors und erst danach das Nachziehen der Beschleunigung findet dabei nur statt, wenn man es z.B. am Ortsausgang besonders eilig hat, auf Tempo 100 zu kommen und es auch noch bergauf geht. Ansonsten sorgt die gute Power der 197 PS dafür, dass dieses Phänomen praktisch nicht auftritt und man einfach gleitend und ohne nennenswerte Geräuschentfaltung und natürlich ohne Schaltrucke davonzieht. Im normalen Fahrbetrieb, in der Stadt oder auch zurückhaltend auf der Landstraße fällt dieser Effekt überhaupt nicht störend auf.
Und wenn doch, dann kann man auch auf „S“ selber schalten und sequentiell durch sechs vordefinierte Stufen wechseln. Das geschieht richtig super, schnell und mit ganz wenig Schaltruck.
Der Unterschied ob man im Normal oder im ECO-Modus fährt, hat sich bei uns im Test nur unwesentlich ausgewirkt, sowohl was das Vorwärtskommen wie auch den Verbrauch angeht, waren es im Normal-Modus auf unserer gewohnten Mix-Strecke 6,2 Liter laut Bordcomputer, brachte es der ECO-Modus auf 6,0 Liter Super, das Nachmessen durch tatsächlichen Verbrauch mittels Tanken vorher und nachher hat dabei aber 6,4 Liter ergeben – weit weg also von den 5,1 Litern, die Toyota angibt und deutlich über dem, was mit dem herkömmlichen Diesel möglich ist. Die CO2-Emmissionen liegen in Kombination mit den 18 Zoll Rädern bei 118 g/km.
Auf der Autobahn haben wir laut Bordcomputer 7,3 Liter verbraucht, wenn die Tachonadel so um die 130 km/h pendelt. Schon nur etwa 10 km/h langsamer, und der Verbrauch geht auf 6,6 Litern zurück. Hohes Tempo wird sofort mit deutlich höherem Verbrauch quittiert.
Die Preise für den Toyota RAV4 HYBRID sind derzeit stark in Bewegung, mit Allrad kostet er in der Version EDITION 36.890,- Euro – ein spezielles Angebot bietet ihn für 33.890,- Euro an, mit Frontantrieb und in der Version COMFORT startet er bereits als Sonderangebot bei 29.990,- Euro, das Top-Modell EXECUTIVE liegt als Angebot bei 37.490,- Euro mit Allrad. Mit 143 Diesel-PS kostet der RAV4 ab 27.290,- Euro, der Benziner mit 151 PS startet bei 27.990,- Euro.
Stand: November 2016, Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog