An sich nicht wirklich neu, sind die Polestar-Modelle der 60er Familie aber nun auch endlich bei uns zu haben. Volvo zeigt sowohl mit der Limousine S60 wie auch dem Kombi V60 was aus dem T6-Motor herauszuholen ist. Mit dem Volvo V60 Polestar hat der seit 2015 hausinterne Tuner Polestar den leistungsstärksten und in Serie gebauten Kombi der Marke auf die Räder gestellt. Die modifizierte Version des Drive-E Motors kommt auf stolze 270 kW / 367 PS und sorgt für mächtig Krawall.
Das hat natürlich auch aerodynamische Optimierungen zur Folge, die sich zudem optisch sehr gut machen. So ist die Polestar-Version mit einem Frontsplitter wie aber auch einem Dachspoiler und einem Diffusor versehen.
Während das Bodykit den Auftrieb verringert, verleihen die Endrohre, die speziellen 20-Zoll-Leichtmetallfelgen oder aber die Applikationen in hochglänzendem Schwarz an den Seitenfenstern, dem Stoßfänger und den Außenspiegeln dem 60er Polestar einen sehr dynamischen Look, ohne aber aufgemotzt zu wirken. Somit bewahren sich auch diese Volvo-Modelle den schwedischen Stil.
Von Haus aus sind die Fahrzeuge in Polar Weiß lackiert, alternativ stehen die Farben Rebel Blue, Bright Silber-Metallic und Onyx Schwarz-Metallic zur Wahl.
Unabhängig von der getroffenen Wahl, setzt Volvo im Cockpit auf blaue Ziernähte, feinstes Alcantara und Nappa-Leder sowie Karboneinlagen. Nicht fehlen dürfen bei einer Sportversion natürlich auch die Alu-Pedale und richtig knackige Sportsitze.
Die sportliche Polestar-Ausrichtung ist darüber hinaus am Lederschalthebel, den Textilfußmatten, den Einstiegsleisten und der digitalen Instrumentenanzeige zu sehen. Diese zeigt übrigens eine Topspeed von maximal 250 Stundenkilometer an, dann bremst Volvo den Polestar elektronisch ein.
Aber ist es doch eh viel mehr die druckvolle Beschleunigung von unten heraus die mich am V60 Polestar fasziniert. Versprochen hat Volvo den brachialsten Vierzylinder den es je gab und die Schweden halten ihr Versprechen.
Mittels größerem Turbolader und Kompressor aufgeladen, holt Volvo aus dem bis dato 306 PS starken 2,0-Liter-Benzin-Direkteinspritzer ein Leistungsplus von 61 PS heraus. Auf 270 kW / 367 PS treffen darüber hinaus 470 Newtonmeter Drehmoment, die sich zwischen 3.100 und 5.100 Touren voll entfalten.
Damit übertrifft die Polestar-Variante, die außerdem über neue Pleuel und Nockenwellen, einen größeren Lufteinlass und eine leistungsfähigere Kraftstoffpumpe verfügt, die bisherige Topmotorisierung T6 auch in diesem Punkt um ganze 70 Nm.
Jeder Gasstoß wird unverzüglich umgesetzt und trotz des stolzen Gewichts von 1,8 Tonnen katapultiert es den Kombi in 4,8 Sekunden aus dem Stand heraus auf Tempo 100. Und so souverän geht es weiter nach vorn, weitere 12,6 Sekunden und ich lasse die 200 km/h Marke hinter mir.
Im Stand zunächst ein akustischer Ohrenschmaus, wirkt der brachialste Vierzylinder während der Fahrt aber doch etwas gehemmt. Zwar ist das Motorengeräusch satt und tief, doch innen geht der Schwede überraschend leise ans Werk. Und das, obwohl Volvo Polestar den stärksten 60er Modellen ein strömungsoptimiertes aktives Abgassystem mit einer Klappenauspuffanlage verpasst hat. Wenigstens beim Ausreizen der Drehzahlen fängt er an zu singen.
Die ebenfalls modifizierte Geartronic Achtgang-Automatik verrichtet dabei hervorragend ihre Arbeit und kann in punkto Sportlichkeit sogar noch weiter verschärft werden. Allerdings ist der hierfür notwendige Vorgang etwas umständlich und durchaus fragwürdig.
Statt einfach eine entsprechende Taste zu betätigen, muss das Fahrzeug angehalten werden, der Schalthebel nach links und vorn gedrückt und gleichzeitig zweimal am linken Schaltpaddel am Lenkrad gezogen werden. Erst dann ist der Sportmodus aktiviert, ein „S“ im Infodisplay gibt Auskunft über den eingelegten Fahrmodus.
Wenn auch letztlich nur eine nette Spielerei, so macht die Launch Control das Rennfeeling perfekt und garantiert den perfekten Start.
Ohnehin setzt Volvo mit dem serienmäßigen Allradantrieb für optimale Traktion. Im Gegensatz zu den zivilen 60er Fahrzeugen, leitet dieses Allradsystem die Kraft eher an die Hinterräder, um somit auch das Spaßpotential hoch zu halten. Dennoch bleibt der V60 Polestar lange gutmütig und muss schon gereizt werden, um das Heck zu provozieren.
In Kombination mit dem grundlegend neu abgestimmten Fahrwerk inklusive der einstellbaren Polestar Öhlins Stoßdämpfer mit Doppelströmungsventil, der Karbon-Domstrebe, Querstabilisatoren mit Karbonfaser-Verstärkungen rundum sowie weiteren Modifikationen die sowohl die Steifigkeit als auch die Stabilität erhöhen, sind die Federn nochmals um 80 Prozent steifer als die des Sportfahrwerks der R-Version.
Darüber hinaus haben die Verantwortlichen das Gewicht reduziert und die Gewichtsverteilung optimiert. Einen deutlicheren Gewichtsverlust bringt aber erst die neue Plattform mit dem Generationswechsel mit sich.
Und auch der adaptiven Servolenkung stellen die Schweden drei Lenkkraftmodi zur Seite, aber auch hier fehlt mir ein direkter Schalter und so muss ich über das Menü die einzelnen Programme anwählen.
Um der Leistung gerecht zu werden, kommt bei den Performance-Modellen eine Brembo-Bremsanlage mit 6-Kolben-Bremssättel vorn und innenbelüfteten geschlitzten schwimmenden Bremsscheiben zum Einsatz. Die Bremse verlangt zwar einen festen Tritt, verzögert dann aber sehr kraftvoll.
Da hätte ich fast den Verbrauch unter den Tisch fallen lassen, doch ehrlich gesagt hatte ich bei meiner ersten Ausfahrt mit dem V60 Polestar wirklich andere Dinge im Kopf. Und aus diesem Grund müssen wir uns an dieser Stelle auf die Herstellerangaben verlassen, die bei 8,1 Liter im Mix, 10,8 Liter innerorts und 6,6 Liter außerorts liegen sollen. Die CO2-Emissionen belaufen sich entsprechend auf 186 g/km.
Um die bestmögliche Effizienz rauszuholen, hat Volvo auch den Polestar-Versionen serienmäßig ein Start-Stopp-System sowie eine intelligente Bremsenergie-Rückgewinnung spendiert. Außerdem ist die Achtgang-Automatik mit der Eco+ Funktion ausgestattet.
Weltweit möchte Volvo 1.500 Polestar-Modelle der 60er Familie verkaufen, lediglich 150 Fahrzeuge entfallen dabei auf den deutschen Markt.
Sowohl als Limousine (für 68.000 Euro) wie aber auch als Kombi (für 69.600 Euro) erhältlich, lassen die Polestar-Modelle basierend auf der Topausstattung Summum aber auch kaum mehr Wünsche offen.
Die zahlreichen Komfortmerkmale werden darüber hinaus in vorbildlicher Volvo-Manier um diverse Sicherheitsfeatures ergänzt, angefangen beim Notbremsassistenten mit Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung über den Stau-Assistent bis hin zum Cross Traffic Alert sowie der Verkehrszeichen-Erkennung.
Stand: November 2016; Test: CARWALK – Der Autoblog; Fotos: Volvo; Einstiegsfoto: CARWALK