Hot Hatch Ford Focus ST

Sogenannte Hot Hatch Modelle sind zweifelsohne gefragt, wenn diese zwar auch nicht für die breite Masse gefertigt oder wegen hoher Stückzahlen aufgelegt werden, so scharen sie eine treue Fangemeinde um sich und haben für das Markenimage einen sehr großen Stellenwert. Aus diesem Grund tummeln sich unter den Kompaktsportlern neben erfolgreichen Newcomern wie dem Hyundai i30 N absolute Klassiker wie der VW Golf GTi oder ein Renault Mégane R.S., der Honda Civic Type R sowie Pendants der Premium-Anbieter. Ford Performance hat basierend auf dem Focus gleich zwei „heiße Hecktürer“ (hot Hatches) in petto, den RS und den neuen Ford Focus ST. Dieser präsentierte sich mir nun stärker und fahrdynamischer denn je. Ich war sehr gespannt, erschienen mir 280 PS und 420 Nm rein auf der Vorderachse doch etwas viel. So viel vorab, der Focus ST wusste mich schnell eines Besseren zu belehren.

Alternativ gibt es den Ford Focus ST auch künftig als Diesel. Während der EcoBlue-Vierzylinder-Turbodiesel mit 140 kW / 190 PS immerhin 4 kW bzw. 5 PS mehr als zuvor bietet, kommt im Gegensatz zur 2.0 Liter Benziner-Maschine aus dem Vorgänger, im neuen ST der 2,3 Liter große Ford EcoBoost-Turbo-Benziner mit vier Zylindern und stolzen 206 kW / 280 PS zum Einsatz. Somit verzeichnet der Ford Focus ST mit seinen 30 Mehr-PS ein Leistungsplus von 12 Prozent. Das maximale Drehmoment betreffend, sind es sogar 17 Prozent. Liegt sein Drehmoment mit 420 Newtonmeter (Nm) 60 Nm über dem bisherigen Drehmoment.

Wer ein Performance Fahrzeug kauft oder sich dafür interessiert, dem ist die Effizienz nicht so wichtig, den Umweltfaktor verliert Ford dennoch nicht aus den Augen und kann beide Motoren nach Euro 6d-TEMP einstufen und spendiert den Fahrzeugen ein automatisches Start-Stopp-System.

Da auf den Diesel lediglich 15 Prozent der Verkäufe entfallen, hier und jetzt nur die wichtigsten Eckdaten:

Der 2,0-Liter-EcoBlue-Diesel mit vier Zylindern inklusive Turbolader mit variabler Turbinen-Geometrie stellt seine 190 PS bei 3.500 Touren bereit und hat ein maximales Drehmoment von 400 Nm zu bieten und das bereits bei 2.000 Umdrehungen. 360 Nm stehen davon bereits bei 1.500 U/min zur Verfügung. Am Beispiel der Limousine, gelingt dem ST der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 7,6 Sekunden, somit hat Ford Performance hier ein halbe Sekunde herausgeholt. Laut Datenblatt ist eine Topspeed von 220 km/h drin und ein Durchschnittsverbrauch von 4,8 Liter möglich. Das diese Verbrauchswerte mit den zuvor erwähnten Fahrwerten nicht zu realisieren sind, sollte aber natürlich klar sein. Hier ist in jedem Fall ein gezügelter Gasfuß gefragt.

Das unglaublich knackige manuelle 6-Gang-Getriebe überzeugt auch beim Diesel und punktet mit nochmals kürzeren Schaltzeiten. Neben der Schaltweg-Verkürzung verzeichnen die Benziner zusätzlich eine automatische Drehzahlanpassung, eine Neuheit, die an das optionale „Performance Paket“ gekoppelt ist. Nimmst Du den Schaltknauf in die Hand und schaltest herunter, gleicht das System die Drehzahlunterschiede zwischen den Fahrstufen mit einem automatischen Gasstoß aus.

Den Wunsch nach einer Automatik erfüllt Ford voraussichtlich ab Oktober, kann der Benziner dann an ein 7-Gang Automatikgetriebe gekoppelt werden. Über Schaltwippen am Lenkrad lassen sich die Gänge aber auch hier manuell wechseln.

Meine Entscheidung würde ganz klar auf den 2,3-Liter-EcoBoost-Benziner und 6-Gang-Handschalter fallen. Die Leistung betreffend liegt der ST auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern, aktuell legt einzig Honda mit 320 PS noch eine ordentliche Schippe drauf. Dafür kann der Ford Focus ST mit seinem Drehmoment begeistern. Das Maximum von 420 Newtonmeter liegt zwischen 3.000 und 4.000 Umdrehungen voll an. Mit der jüngsten Generation des 2,3 Liter großen Ford EcoBoost-Benziners beschleunigt die Limousine in gerade mal 5,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und somit passiert der Ford Focus ST die Tempo 100 Marke 0,8 Sekunden schneller als früher und die Luft geht ihm dann keineswegs aus, so geht es leichtfüßig weiter nach vorn. Power ist jederzeit da, wenn ich sie abrufe. Der ST sorgt für mächtig Drehfreude, hängt wunderbar am Gas, sein Ansprechverhalten ist direkt. Die Schaltwege sind so wunderbar kurz, da jage ich den Schaltknüppel stets mit einem Lächeln auf den Lippen durch die Gassen.

Dank der „Anti-Lag“-Funktion, wie sie Ford Performance auch beim Supersportler GT oder F-150 Raptor einsetzt, bleiben auch hier die Drosselklappen während des Hochschaltens noch kurz geöffnet und wirken im „Sport“- und „Rennstrecke“-Modus dem vorübergehenden Absinken des Ladedrucks entgegen. Gehst Du vom Gas, drehen die Laderschaufeln auf der Kompressionsseite länger nach und sprechen bei erneutem Gasbefehl direkter an.

Beim Motorsound kann mich der Ford Focus ST nicht vollends überzeugen, setzt der Hersteller im Innenraum auf künstlich verstärkten Sound, der aber zumindest im Vergleich mit manch Mitbewerber nicht zu künstlich klingt.

Der ST steht für ein sehr direktes Fahrgefühl und wird jeden sportlich ambitionierten Fahrer glücklich machen. Allerdings ist der Ford Focus ST sehr auf seine sportlichen Qualitäten beschränkt, denke ich da an den Hyundai i30 N… dieser konnte mich mit seinen zwei Charakteren einfach unglaublich überzeugen, steckt in ihm nicht nur der Rassesportler, auf Tastendruck verwandelt er sich zurück in einen alltagstauglichen i30. Laut Hersteller strebt der Focus ST diesen Spagat allerdings überhaupt nicht an, er ist eben ein reinrassiges Ford Performance Fahrzeug.

Unabhängig von der Karosserie, sind die ST-Modelle mit einem Sportfahrwerk inklusive Multilink-Hinterachse ausgerüstet, dass seinem Namen alle Ehre macht. Auf Fahrdynamik ausgelegt, ist das Fahrwerk entsprechend straff. So möchte ich ihm bewusst keine Schwächen beim Komfort zu Lasten legen, er ist eben ein Sportler mit Charakter und das gefällt mir.

Je nach Ausführung hat die Ford Focus ST Limousine (für den Kombi nicht erhältlich) das interaktive Fahrwerkssystem serienmäßig oder gegen Aufpreis an Bord und möchte mit der elektronischen Dämpferregelung und Schlagloch-Erkennungsfunktion zumindest die Komfortnote ins Spiel bringen.

Doch die roten Fahrmodi-Schalter im Lenkrad sind einfach zu verlockend, um mich weiterhin mit irgendwelchen Komfortansprüchen auseinanderzusetzen.

Mit der S-Taste wechselst Du umgehend in den Sportmodus und hier wirkt der ST einfach echt, nicht verweichlicht und geschönt, was dem Fahrer natürlich ein gewisses Können abverlangt. So freue ich mich über diese grandiosen Kurvenqualitäten, diese unglaubliche Rückmeldung, das sehr direkte Gefühl und wunderbar präzise Einlenkverhalten. Er giert förmlich nach jeder Kurve, die hervorragende Traktion überrascht und begeistert mich.

Ich sprach von zwei Schalterelementen im Lenkrad, bietet Dir der Ford Focus ST mit dem zweiten ebenfalls serienmäßigen selektiven Fahrmodus-Schalter die Fahrprogramme „Rutschig“, „Normal“ und „Sport“. Je nach gewähltem Fahrprogramm nimmt die Elektronik Einfluss auf die Ansprech-Kennlinie des Gaspedals, der Servolenkung, dem ESP sowie dem elektronischen Sperrdifferenzial eLSD, dem Drosselklappen-Ansprechverhalten, der elektronischen Dämpfer-Regelung CCD und dem elektronischen Motorsound-Verstärker ESE.

Erstmals baut Ford das elektronisch geregelte Sperrdifferenzial eLSD zusammen mit der Torque Vectoring-Technologie in die Benziner-Varianten des ST ein. Die Diesel-Modelle müssen sich mit dem automatischen, radselektiven Bremseingriff (Torque Vectoring) begnügen, das Sperrdifferenzial wird hier nicht verbaut.

Wer sich das optionale „Performance-Paket“ gönnt, kommt zusätzlich in den Genuss des vierten Rennstrecken-Fahrmodus. Dabei wird das Feedback der Lenkung noch direkter und das Gaspedal reagiert feinfühliger. Das ESP wird zwar nicht völlig deaktiviert, doch die Funktionsweise wird auf ein Minimum reduziert.

Das „Performance-Paket“ ist für 1.200 Euro beim Fünftürer bzw. für 400 Euro beim Turnier erhältlich und beinhaltet darüber hinaus für den Benziner mit manuellem Getriebe eine ST Launch Control und Zwischengas-Funktion mit automatischer Drehzahlanpassung sowie eine optische Schaltpunktanzeige.

Auch künftig gibt es den Ford Focus ST als klassischen Fünftürer und als praktischen Kombi, der bei Ford traditionell den Namen „Turnier“ trägt. Somit spielt Ford gegenüber den Mitbewerbern einen entscheidenden Vorteil aus, die meist nur auf eine Schrägheckvariante setzen.

Die vierte Generation Ford Focus setzt bereits auf ein sehr dynamisches und gelungenes Blechkleid, dessen Vorzüge der ST lediglich hervorheben muss. Die Design-Modifikationen betreffen beispielsweise den Kühlergrill sowie den vorderen Stoßfänger und dienen vor allen Dingen der Aerodynamik.

So generiert der Dachspoiler am Heck den Abtrieb an der Hinterachse und stabilisiert das Fahrverhalten auch bei höheren Geschwindigkeiten.

Sieben Außenfarben stellt Ford dem Focus ST zur Wahl, besonders gut machen sich die dem ST exklusiv vorbehaltenen Lacktöne Ford Performance-Blau und Tropical Orange. Die ebenfalls exklusiven Leichtmetallräder stechen sowohl als 18-Zöller in Dunkelsilber oder in der Premiumlackierung Magnetite-Matt wie aber auch als 19-Zöller hervor.

Die Heckansicht mit der Doppelrohr-Auspuffanlage und dem Stoßfänger inklusive Diffusor lassen den Ford Focus ST zudem sehr satt und breit dastehen. Bei den ST-Modellen fehlt allerdings der prominente Focus-Schriftzug, der seit der vierten Generation am Heck des Focus zu sehen ist.

Wer mehr über die aktuelle Baureihe erfahren möchte, kann sich meinen ausführlichen Fahrbericht zu Gemüte führen, an dieser Stelle möchte ich lediglich auf die ST-Spezifikationen eingehen.

Auf die Platzverhältnisse im Innenraum nimmt der ST kein Einfluss, setzt sich mit diversen Details aber nochmals von der klassischen Ausführung ab.

Zusatz-Instrumente für Ladedruck, Öldruck und Öltemperatur dürfen bei einem ST einfach nicht fehlen, sind im neuen Modell erstmals digital ausgeführt. Alupedale, ein unten abgeflachtes Lenkrad mit grauen Nähten und vor allen Dingen die großartigen Recaro-Sportsitze machen den positiven Eindruck perfekt, die in der Variante „ST mit Styling-Paket“ zudem elektrisch verstell- und beheizbar sind.

Nicht zu sehen, aber zu hören, bekommst Du im Innenraum den bereits erwähnten elektronischen Motorsound-Verstärker ESE. Gerade im „Sport“- und „Rennstrecke“-Modus setzt dieser beim Motor- und Auspuffgeräusch nochmals einen drauf.

Auf Wunsch kann auch diese Performance-Variante als Lastesel fungieren und mit einer Anhängevorrichtung inklusive elektronischer Anhänger-Stabilisierung ausgerüstet werden. Während der Benziner 1.600 kg (gebremst) an den Haken nehmen kann, beträgt die maximale Anhängelast beim Selbstzünder 1.800 Kilogramm.

Die neue Ford Focus-Baureihe weiß mit diversen Sicherheits- und Fahrassistenten zu glänzen. Serienmäßig oder auf Wunsch stehen diese natürlich auch dem Performance-Modell „ST“ zur Wahl. Sei es der Stau-Assistent mit Stop & Go-Funktion, die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, der Fahrspur-Pilot, das kamerabasierte Kurvenlicht, die Verkehrsschilderkennung, der Müdigkeitswarner, die Falschwarn-Funktion, der Park-Assistent Plus mit Ein- und Ausparkfunktion und teil-automatisierter Fahrzeugführung oder beispielsweise der Ausweich-Assistent, der hilft Hindernissen auszuweichen und Kollisionen zu vermeiden.

Der Ford Focus ST startet als Schrägheckmodell mit dem Diesel unter der Haube bei 31.900 Euro, für weitere tausend Euro weicht der Diesel dem 90 PS stärkeren Benziner. Der Aufpreis für den Turnier beträgt gegenüber den fünftürigen Ausführungen 1.200 Euro.

Zudem hast Du die Wahl den ST mit Styling-Paket zu ordern, die Preise starten ab 34.700 Euro für die Limousine inkl. Diesel und der Mehrpreis für das Paket beträgt entsprechend 2.800 Euro.

Während der Ford Focus „ST“ bereits mit dem Ford Navigationssystem inklusive Ford SYNC 3 mit AppLink und 8-Zoll-Touchscreen, FordPass Connect inklusive eCall, Live-Traffic-Verkehrsinformationen und WLAN-Hotspot, eine Geschwindigkeitsregelanlage mit intelligentem Geschwindigkeitsbegrenzer und Tempolimit-Anzeige, eine Klimaautomatik oder dem Park-Pilot-System rundum ausgestattet ist, gehören bei der zweiten Ausstattungslinie „ST mit Styling-Paket“ obendrein LED-Scheinwerfer mit automatischer Leuchtweitenregulierung und LED-Rückleuchten, rot lackierte Bremssättel, eine Rückfahr-Kamera mit „Split-View“-Technologie sowie 19-Zoll-Leichtmetallräder in der Premiumlackierung Magnetite-Matt zum Serienumfang.

Stand: September 2019; Test: CARWALK – Der Autoblog; Fotos: CARWALK / Ford

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