Subaru war in der Vergangenheit nicht unbedingt für futuristisches Design bekannt, mit dem XV haben die Allrad-Spezialisten ein Fahrzeug auf die Räder gestellt, das sich ganz modern gibt, zumindest von außen. Im Innenraum kommt dann noch mal ein wenig altbackenes durch, aber der XV hat viele andere Qualitäten, von denen ich mich im Test überzeugen konnte.
Es ist nicht nur das peppige Orange der frischen Außenhaut, die den XV zu einem echten Hingucker macht, die gesamte dynamische Linienführung macht den Japaner schon im Stand richtig flott. Die an den Kotflügeln angesetzten Radläufe aus Kunststoff, die in die Seitenschweller sowie Einsätze in der Front- und Heckschürze übergehen kontrastieren schön mit dem Orange und sorgen für den nötigen Offrod-Touch, auch wenn der Crossover XV mehr Limousine denn SUV ist.
Na ja, und da der XV sicher zumeist nur auf Asphalt bewegt wird, würde ich das vor allem direkt von hinten etwas hochbeinig anmutende gerne etwas abgemildert sehen. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Also tauche ich mal ein in den XV und schon weicht die Vorfreude einer kleinen Enttäuschung, denn im Vergleich zur frischen Außenhaut gibt sich der Subaru innen eher etwas altbacken. Dabei ist das viele Schwarz, das nur durch eine Alu-Dekorleiste unterbrochen wird, wieder reine Geschmacksache.
Dafür ist aber das gewählte Material solide und teils sogar weich abgepolstert verarbeitet und angreiffreundlich.
Das Navi ist einfach zu bedienen, alles geschieht rein intuitiv und auch die Zielführung ist okay, für meinen Geschmack redet das System aber etwas zuviel, da schaltet man gerne mal die Sprachführung ab. Noch mehr gestört hat mich, dass man dem ersten Sicherheitshinweis nach dem Starten jedes Mal durch Drücken zustimmen muss, vor allem auch, weil man den Touchscreen dazu oft mehr als einmal drücken muss, ein automatisches Verschwinden nach einigen Sekunden wäre nicht schlecht.
Schlecht platziert hinter dem Handbremshebel und so für den Fahrer nicht gut sichtbar waren die Schalter für die Sitzheizung und leider hat der XV auch keinen Tippblinker (einmal drücken – dreimal blinken), die beiden Make-up-Spiegel in den Sonnenblenden sind unbeleuchtet.
Für den Fahrer hielt unser Testwagen eine elektrisch Sitzverstellung bereit, der Beifahrer muss sich mit der manuellen Bedienung zufrieden geben. Aber auch er kann sich über einen gut ausgeformten, großen Sitz freuen, der straff und mit einem gefälligen, modernen Stoff bezogen ist. Das Platzangebot ist für beide Frontpassagiere sehr gut.
Und das gilt auf der Rückbank zumindest für zwei Personen ebenso. Als 1,80 m Mensch sitzt man hinter einem ebenso großen Fahrer ganz okay, jedoch beim Einstieg und mehr noch beim wieder Raus stört die Türverkleidung an den Füßen und ist der Fußraum generell eng.
Klappt man die Rücksitzlehnen nach vorne, was geteilt im Verhältnis 40 zu 60 mit jeweils einem Handgriff passiert, dann bleibt eine Stufe im Boden, die zwar abgeschrägt abgedeckt wird, das Ganze ist aber mit schwerem Gepäck nur mühsam zu überwinden. Wie die doch recht hohe, aber gut geschützte Ladekante, hinter der es dann wieder gut 10 cm nach unten geht.
380 Liter Gepäck passen in den Kofferraum, der durch die weit öffnende Heckklappe erreicht wird und durch das Umlegen der Sitze auf bis zu 1.270 Liter erweitert werden kann.
Subaru und Allrad sind praktisch untrennbar miteinander verbunden. So kommt natürlich auch im XV der Symmetrical Antrieb zum Einsatz. In Verbindung mit dem Schaltgetriebe ist der mit einem zentralen Differenzial mit Viskokupplung verbunden. Und mit diesem permanenten Allradantrieb springt der Wagen bei einem schnellen Sprint aus dem Stand förmlich nach vorne und begeistert dann auch auf schneebedeckter Straße mit einer ganz tollen Traktion.
Davon, wie er die Kraft verteilt, bekommt der Fahrer nichts mit, es geht einfach nur ungehindert und vehement vorwärts. Im Normalfall wird die Kraft zu gleichen Teilen auf beide Achsen geleitet, erst wenn Schlupf auftritt, greift die Viskosperre entsprechend ein.
Das Ganze ist kombiniert mit einem straffen Fahrwerk, so wie es die Optik eigentlich schon erwarten lässt, und doch ist genügend Komfort vorhanden, um auch Cruiser zufrieden zu stellen. Lediglich grobe, kurze Querrillen und Schlaglöcher dringen deutlich zu die Insassen vor.
Dafür begeistert der XV mit wenig Karosserieneigung und geht wieselflink um die Ecken, auch wenn es mal ganz schnelle Richtungswechsel sein müssen. Dabei folgt der Wagen sehr willig der direkten und angenehm straffen Lenkung bei flotter Fahrt, im langsamen Rangierbetrieb kann die elektrische Servolenkung mit einer feinen Leichtgängigkeit glänzen. Und auch die Rückmeldung ist super, das Gefühl für die Straße prima, zumindest wenn man viel lenkt, um die Mittellage geht das Gefühl leicht verloren.
Allerdings bekommt man den Asphalt und alles was darauf liegt vor allem akustisch deutlich mit, denn mehr noch als dass der Motor voll gefordert durchaus kernig laut in Erscheinung tritt – für mich war es ein herrlich animierender Sound – treten die Abrollgeräusche und vor allem an die Radkästen spritzendes Wasser oder Schneematsch laut hervor.
Leise vollzieht sich beim XV selbst eine Vollbremsung, ABS-Rubbeln ist kaum zu vernehmen und auch das Quietschen der Reifen hält sich vornehm zurück. Wird so eine Notbremsung nötig, kann man sich auf die ABS-Bremse mit Scheibenbremsen vorn (innenbelüftet) und hinten gut verlassen. Bereits nach 39 Metern steht die Fuhre aus Tempo 100, kein Nachlassen, spurtreu, stabil.
Nur wenn der Untergrund stark wechselnd ist, quittiert der Wagen das mit einem kurzen Schwenker um dann von selbst wieder sauber in die Spur zurück zu kehren. Im Alltag spricht die Bremse schnell an und zeigt sich gut dosierbar.
Mein Testwagen war mit einem 110 kW/150 PS starken 4-Zylinder-Boxermotor ausgestattet, der aus zwei Litern Hubraum sein maximales Drehmoment von 196 Nm entwickelt.
Damit geht der XV erst mal sehr gut los und beschleunigt dank Allrad und gut abgestuftem Sechsgang-Schaltgetriebe in nur 10,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Weiter geht es bis 187 km/h und um oben rum flott zu bleiben muss man doch öfter mal Schalten, sonst fällt er unglaublich ab.
Das ist aber mit der sauber geführten Schaltung kein Problem, der Schalthebel gleitet angenehm straff geführt auf kurzen Wegen durch die Kulisse. Aber die Gänge liegen recht nahe beieinander, wer da gedankenverloren hantiert, rutscht vom zweiten Gang aus schnell mal in den fünften, anstatt in den dritten Gang.
Die serienmäßige Schaltempfehlung arbeitet mit einem ziemlich kleinen Pfeil im Display zwischen Tacho und Drehzahlmesser und kann leicht übersehen werden, zumal er auch nur kurz aufblinkt und zudem auch nur den Schaltvorgang nach oben empfiehlt.
Subaru gibt für die Stadt 8,8 Liter, außerorts 5,9 Liter und im Mix 6,9 Liter an. Der CO2-Ausstoß liegt dann bei 160 g/km. Werte, denen ich mich durchaus genähert habe. Um richtig schnell zu sein braucht der Boxermotor Drehzahl, dann wird er auch schnell lauter, leise – also früh hochgeschaltet – bleibt er eher lahm.
Was die Sicherheitsausstattung angeht halten sich die Entwickler bei Subaru noch eher an altbekanntes. So werden die obligatorischen Front-, Kopf- und Seitenairbags noch durch einen Knieairbag ergänzt. Den haben zwar viele andere noch nicht, aber dafür verzichtet der XV auf so Dinge wie Spurhalteassistent, Einparkautomatik, Müdigkeitswarner etc.
Der Subaru XV 2.0i Exclusive mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe steht aktuell mit 29.500,- Euro in der Preisliste. Womit das Fahrzeug gut eintausend Euro günstiger ist, als noch vor einem Jahr. Und wenn der Preis trotz dessen auf den ersten Blick viel erscheinen mag, geht das mit einer äußerst umfangreichen Serienausstattung einher, alles was es so gibt für den XV ist dann eigentlich auch schon drin.
Stand: Dezember 2014; Test: CARWALK, Fotos: Subaru / CARWALK
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