Zugegeben, Platzangebot und Funktionalität betreffend entspricht der Renault Mégane nur dem Klassendurchschnitt und die verwirrende Menüstruktur stößt mir leider sehr negativ auf. Doch was die Qualität anbelangt, legt der Franzose die Messlatte für ein Kompaktfahrzeug hoch. Die Auswahl an Motoren und Ausstattungen ist umfangreich, ebenso das Angebot an Fahrassistenten. Die Preise sind fair. Der Renault Mégane hat viel zu bieten, ist aber weitem kein Perfektionist. Für mich das absolut ausschlaggebende Kaufargument, die Optik.
Die Auswahl an Kompaktfahrzeugen ist derart umfangreich und dennoch haben es die Renault Designer geschafft, sich sehr stilvoll von den Mitbewerbern abzuheben. Die Franzosen gehen eigene Wege und setzen insbesondere mit der markanten Lichtsignatur auf einen unverwechselbaren Auftritt.
Ob bei Tag oder Nacht, der Renault Mégane hebt sich ab. In der von mir gefahrenen GT Line sind die Scheinwerfer bereits serienmäßig in LED Pure Vision Technik ausgeführt. Das bis in den Stoßfänger gezogene LED-Tagfahrlicht sorgt mit seiner Lichtsignatur mit dem asymmetrischen „C“ für einen enorm hohen Wiedererkennungswert.
Die Rücklichter verfügen ebenfalls über LED-Technik und betonen durch die langgestreckte 3-D-LED-Leuchtenbänder die Breite des Autos. Das Tagfahrlicht ist hier übrigens wie vorn stets an und sorgt dafür, dass Du im Straßenverkehr besser gesehen wirst.
Ausdrucksstark und kraftvoll gezeichnet, ist der Renault Mégane wahrlich eine Erscheinung und setzt auf elegante und zugleich dynamische Züge, letztere werden in der GT Line nochmals verstärkt. Bleibe ich zunächst bei der Rückansicht des Renault Mégane GT Line, fallen die Stoßfänger in Hochglanz-Schwarz mit ovaler Auspuffblende in Chrom und die Heckschürze mit Diffusor ins Auge. Die hinteren Seitenscheiben und die Heckscheibe sind zudem dunkel getönt.
An der Front wird ebenfalls eine eigenständige Schürze verbaut, hinzu kommt ein spezifischer GT Line-Kühlergrill mit Chromdekor und Chromspangen sowie Außenspiegelgehäuse in Titan-Optik.
Mein Testwagen war obendrein in die für die GT Line exklusiv erhältliche Karosserielackierung „Iron-Blau“ gehüllt, die das Kompaktfahrzeug für weitere 790 Euro zweifelsohne sehr gut kleidet.
Im Inneren verwöhnt mich die GT Line mit großartigen Integral-Sportsitzen, heißt mit integrierten Kopfstützen. Allein wegen der Sitze würde meine Wahl auf die GT Line fallen, gibt mir das Gestühl einen exzellenten Seitenhalt und gewährt mir vorbildlichen Sitzkomfort auch auf langen Strecken. Sie verfügen über eine Stoffpolsterung in Anthrazit (optional Alcantara), graue Racing-Streifen und blaue Ziernähte.
Abgestimmt auf die blauen Dekorleisten an Instrumententräger und den Verkleidungen in den Türen. Die Materialien in Soft-Touch-Anmutung wie aber auch die Verarbeitung hinterlassen einen sehr guten Eindruck.
Die GT Line kann aber auch Technologien und Komfortmerkmale betreffend mit einigen Features aufwarten. So ist das multifunktionale 7 Zoll große Tacho-Display in TFT-Technik ebenso Serie, wie das On-Board-Entertainment, die Mittelkonsole mit einem geschlossenen Fach für die Becherhalter, eine elektronische Parkbremse, Keycard Handsfree, Licht- und Regensensor, 2-Zonen-Klimaautomatik oder das unten abgeflachte Sportlenkrad.
Man könnte von einem Begrüßungsszenario sprechen, denn sobald ich mich dem Fahrzeug nähere leuchten das Tagfahrlicht und die Rücklichter sowie die Deckenleuchte innen auf. Zur gleichen Zeit erstrahlt die Ambiente-Beleuchtung und bei Öffnen der Tür beginnt eine optische und akustische Animation auf dem Renault R-LINK 2 Display.
Das Online-Multimediasystem Renault R-LINK 2 war in meinem Fahrzeug in der Version mit hochformatigem 8,7-Zoll Touchscreen ausgeführt, serienmäßig sind es 7 Zoll. Neben der Steuerung per Fingerwisch ist mir auch die Menüführung per Sprache oder Lenkradfernbedienung möglich gewesen. Doch mir fehlt es ganz klar an einer intuitiven Menüstruktur, verlangt diese eine lange Eingewöhnung. Es gibt zudem keinen herkömmlichen Drehregler mehr für die Lautstärke, auch die Klimaeinheit wird größtenteils über den Touchscreen gesteuert und leider gestaltet sich die Bedienung per Fingerwisch nicht ganz so einfach.
Eine Tatsache an die ich mich in den zwei Wochen leider nicht gewöhnen konnte und somit die entsprechenden Bedienelemente und eine einfache Steuerung vermisst habe. Apropos Bedienelemente, wer den adaptiven Tempomat bzw. den Geschwindigkeitsbegrenzer aktivieren möchte, kann wie wild am Lenkrad drücken, doch bevor der Schalter in der Mittelkonsole nicht betätigt ist, geht hier nichts. Darauf muss man erstmal kommen.
Dafür kann das System individuell konfiguriert und persönliche Einstellungen abgespeichert werden. R-LINK 2 ermöglicht darüber hinaus die einfache Smartphone-Integration über Apple CarPlay und Android Auto, sowie den Digitalradioempfang und das Audiostreaming. Auf Wunsch liest mir der Mégane auch eingehende Mails vor. Last but not least können bis zu sechs Profile angelegt werden, sollte das Fahrzeug von mehreren Personen genutzt werden.
Die Personalisierung wird mit MULTI-SENSE sogar noch perfektioniert, kannst Du zwischen vier vorprogrammierten Einstellungen „Eco“, „Comfort“, „Neutral“ und „Sport“ oder dem frei konfigurierbaren „Perso“-Moduswählen. Unter anderem nimmt MULTI-SENSE Einfluss auf die Schaltcharakteristik (in Verbindung mit dem DSG-Getriebe), das Ansprechverhalten von Gaspedal und Lenkung, reguliert auf der anderen Seite aber auch die Leistung der Klimaautomatik und die Massagefunktion oder bestimmt den Motorsound, die Darstellung der Instrumenteneinheit und die Farbe der Ambiente-Beleuchtung.
Je nach Belieben und Geschmack kannst Du die Lichtstimmung verändern und zwischen den Farben Rot, Blau, Violett, Grün und Sepia wählen. Die Beleuchtung findet sich an den LED-Leisten an den Seiten der Mittelkonsole und in den Türinnenverkleidungen, schön, dass diese bis in den Fond reichen.
Womit ich auch schon auf der Rückbank Platz genommen habe. Das Platzangebot vorn ist tadellos, auf den hinteren Sitzen geht es schon spürbar enger zu, dennoch nimmt mich die Rücksitzbank mit meinen 1.80 Meter noch problemlos auf und von einem unangenehm engen Raumgefühl kann nicht die Rede sein, dennoch werden Sitzriesen lieber vorn Platz nehmen.
Ebenfalls nur klassenüblich, das Stauvolumen. Renault gibt für den Fünftürer 402 bis 1.247 dm³ nach VDA-Norm an. Viel mehr stößt mir jedoch die sehr hohe Ladekante, die darauf folgende tiefe Stufe – mangels doppeltem Ladeboden – und die entstehende Stufe bei umlegen der Rücksitzlehnen auf. Wer seinen Fokus auf den Nutzwert legt, sollte den Kombi ins Auge fassen.
An die GT-Line stelle ich natürlich einen gewissen sportlichen Anspruch, dem der Renault Mégane auch völlig gerecht wird, insbesondere im Sport-Modus. Und so nehme ich Komforteinbußen beispielsweise bei heftigen Schlaglöchern gerne hin. Solch Straßenschäden ausgenommen, hat der Mégane allerdings genügend Restkomfort zu bieten.
Ich freue mich aber viel mehr über den Fahrspaß bei der Kurvenhatz, die elektrische Servolenkung ist hier wunderbar direkt und spricht präzise auch auf kleine Lenkbewegungen an.
In den Motor-Regalen von Renault stehen für den Mégane verschiedene Turbobenziner und Turbodiesel bereit, stärkstes Pferd im regulären Stall wäre der von mir gefahrene TCe 160 GPF. Stehen der Mégane R.S. bzw. R.S. Trophy doch im Gestüt der Performance-Fahrzeuge. Den R.S. durfte ich aber glücklicherweise auch schon erleben, wie Du in diesem ausführlichen Fahrbericht nachlesen kannst.
Zurück zum Renault Mégane TCe 160 GPF. Das Kürzel GPF steht übrigens für den neuen Partikelfilter mit dem die Benzinmotoren nun ausgerüstet sind.
Die Benzinaggregate schöpfen allesamt ihre Leistung aus 1,3-Liter Hubraum und verfügen über Turboaufladung und ein 6-Gang-Schaltgetriebe. Wer schalten lassen möchte, den von mir gefahrenen TCe 160 mit 117 kW/ 159 PS hätte ich auch mit 7-Gang-Doppelkupplungsgsetriebe EDC bekommen können, hierfür wäre ein Aufpreis von 1.900 Euro einzuberechnen. Wenn ich auch großer Fan von DSG-Getrieben bin, so gab mir der Handschalter kein Anlass zur Klage.
In der Handschaltvariante mobilisiert der Vierzylinder ein Maximaldrehmoment von 260 Nm bei 1.750 1/min. Ohne Turboloch geht es in 9,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h, der Antritt fühlt sich letztlich besser an, als es die Zahl vermuten lässt. Maximal sind 205 Stundenkilometer drin, auch dann liegt das Fahrzeug satt und sicher auf der Straße. Auf den künstlichen Motorsound aus den Lautsprechern kann ich verzichten.
Mit dem Eco-Fahrtrainer „Driving ECO2“ möchte Renault eine sparsame Fahrweise fördern. Er bewertet Deine Fahrweise nach drei Kriterien: Beschleunigung, Schaltvorgänge und vorausschauendes Bremsen, gibt Anregungen und reduziert in Verbindung mit der Eco-Mode-Taste die Motorleistung, das maximale Drehmoment sowie die Leistung der Klimaanlage. Neben einer konkreten Anzeige im Touchscreen findest Du auch eine Fahrstilanzeige in der Instrumenteneinheit, die Dich zum effizienten Fahren anregen soll.
Im Mix somit mit einer 6 vor dem Komma unterwegs gewesen, kam ich sogar rein im Stadtverkehr mit 6 ½ Liter aus. Renault gibt laut Datenblatt 5,5 Liter im kombinierten Zyklus an, gemessen nach dem neuen, realitätsnahen WLTP-Zyklus. Die CO2-Werte liegen entsprechend zwischen 139 und 148 g/km.
Und keine Sorge, trotz aktiviertem Eco-Modus kannst Du jederzeit mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal die volle Leistung fordern, der Modus deaktiviert sich in diesem Fall automatisch.
Wer den ECO-Modus wie auch die zurückhaltende Fahrweise mal außer Acht lässt, muss sich über 8 ½ bis 9 Liter auf hundert Kilometer ebenfalls nicht ärgern.
Renault setzt auf diverse Ultraschallsensoren, ein Radarsensor und eine Frontkamera, die zusammen den Bereich um das Fahrzeug abtasten und an ein breites Spektrum an Fahrerassistenzsystemen gekoppelt sind.
In der GT Line serienmäßig: Der Fernlichtassistent, der aktiviert ab 45 km/h automatisch das Fernlicht anschaltet sowie die Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner und in meinem Fall das Tempolimit auch im optionalen Head-up-Display die Informationen auf eine Plastikscheibe projiziert.
Der Toter-Winkel-Warner war ebenfalls in meinem Fahrzeug verbaut, ist allerdings unter den Optionen zu finden. Ebenso der Sicherheitsabstand-Warner und der Notbremsassistent. Das mit dem Sicherheitsabstand-Warner verbundene System warnt Dich akustisch und optisch. Bremst Du dennoch nicht oder nicht ausreichend stark, löst das System eine Notbremsung aus. Beim Start des Fahrzeugs automatisch aktiviert, arbeitet der Notbremsassistent ab 30 Stundenkilometer. Darüber hinaus ist der Spurhalte-Warner und der adaptive Tempopilot, der den Abstand zum Vordermann hält, im Paket erhältlich.
Fünf Ausstattungen stellt Renault dem Mégane zur Seite und Dir zur Wahl. Während das Basismodell Life zu Preisen ab 19.490 Euro erhältlich ist, verlangt die von mir unter die Lupe genommene sportliche GT Line in Verbindung mit dem TCe 160 mindestens 27.190 Euro ab. Mit den entsprechenden Extras kam mein Testwagen auf knapp 31.000 Euro.
Stets im Preis inklusive, die erweiterte Neuwagengarantie von fünf Jahren. Legt Renault auf die bekannte Neuwagengarantie von zwei Jahren danach eine drei Jahre Anschlussgarantie drauf, gemäß Vertragsbedingungen für 60 Monate beziehungsweise 100.000 Kilometer ab Erstzulassung.
Stand: August 2019; Test/Fotos: CARWALK – Der Autoblog