Nissan zählt mit seiner SUV-Flotte zweifelsohne zu einer der Gewinnermarken in der Automobilbranche. Nun haben die Japaner mit dem neuen Navara auch bei den Pick-ups die Spitze im Visier. Und so viel sei schon vorab verraten: Ford, VW, Mitsubishi und Co. müssen sich warm anziehen, denn Nissan hat seine Hausaufgaben gemacht und setzt in zahlreichen Punkten neue Maßstäbe. Sei es die Fünfjahres-Garantie, der Notbremsassistent, eine Anhängelast von bis zu 3,5 Tonnen, die zahlreichen Komfortfeatures … Und so zeigt der NP300 nur zu deutlich auf, ein Pick-up ist schon längst nicht mehr nur ein Arbeitstier, ein reines Nutzfahrzeug … Lifestyle und Pkw-Anmut spielen eine immer wichtigere Rolle.
Und allein beim Anblick des neuen Navara könnte man ja schon von einem Crossover sprechen, haben die Designer hier die Karosserie des Nutzfahrzeuges mit der dynamischen Optik ihrer Pkw-Flotte gepaart und so schlägt Nissan hier unübersehbar die Brücke zu den SUV-Modellen Qashqai und X-Trail.
Die Front mit dem markentypischen V-Kühlergrill bildet mit den Scheinwerfern eine harmonische Einheit und so weist nicht nur das bumerangförmige LED-Tagfahrlicht auch den Pick-up eindeutig als Nissan-Modell aus.
Schicke Chromdetails sorgen darüber hinaus bereits serienmäßig für den perfekten Feinschliff, im Zubehörprogramm findet der Kunde aber noch weitere Chrom- und Styling-Elemente, oder aber schicke Auspuffblenden, 18“-Leichtmetallfelgen, Schwellerrohre und so einiges mehr.
Mit dem speziell entwickelten Aerodynamik-Paket verbessert Nissan selbige von vorne herein. So ist die kleine Lippe am Heck nicht der Optik wegen dort angebracht, sie optimiert wie auch die spezielle Dichtung an der Motorhaube und der Spoiler an der Frontschürze die dynamische Luftführung.
Doch bleibe ich gleich mal am Heck des Nissan Navara und sehe mir die Ladefläche an.
Abhängig von der gewählten Karosserie misst die Pritsche in der King Cab Variante 1.788 Millimeter oder kommt in der Fahrzeugvariante mit Doppelkabine auf eine Ladeflächenlänge von stolzen 1.578 Millimetern, womit die neue Generation hier sogar ein Plus von 67 Millimeter vorweisen kann.
Eine ausziehbare Ladefläche, ein Ladeflächen-Trennsystem, eine Laderaumwanne in Aluminium oder Kunststoff, eine Kunststoff-Toolbox, eine Abdeckplane, Dachboxen, ein Ladebett-Gepäckträger, ein Ski-/Snowboard-Träger oder aber verschiedene Laderaumabdeckungen geben bereits einen kurzen Ausblick, wie groß die mögliche Vielfalt und dementsprechend auch die Funktionalität des neuen Nissan NP300 Navara ist.
Im Innenraum Platz genommen, hat man im Nu vergessen, in einem Pick-up zu sitzen. Nissan versprüht hier absoluten Pkw-Charme, der Navara hat nichts mehr von einem Nutzfahrzeug und so erinnert nicht nur die optische Anmutung an die Modellverwandten aus der SUV-Sparte, auch die Verarbeitungsqualität geht deutlich in Richtung Pkw.
Beim Gestühl gingen die Verantwortlichen sogar noch einen Schritt „weiter“, ist die dort verarbeitete Zero Gravity Technologie an das Herstellungsverfahren der US-Weltraumbehörde NASA angelehnt, um gerade für Ihren Rücken eine optimale Sitzergonomie zu schaffen und Ermüdungserscheinungen zu minimieren. Und einschläfernd war meine Testfahrt wahrlich nicht, doch dazu gleich mehr.
Von einer Bestnote zur nächsten, wechsle ich auf die Rücksitzbank. Wurde hier der Sitzkomfort zum einen in Form der neuen Polsterung und zum anderen durch den vergrößerten Winkel der Rückenlehnen (von 18 auf 23 Grad) verbessert. So reise ich hier deutlich entspannter und nicht so steil wie bei manch anderem Mitbewerber. Außerdem finden erstmals auch die Fondpassagiere eine eigene Belüftung vor. Pkw-Niveau nun also auch auf der Rücksitzbank.
Ebenfalls aus dem klassischen Portfolio adaptiert, hat Nissan im neuen Navara zahlreiche Komfortmerkmale im Angebot oder bereits verbaut.
Angefangen bei der Sitzheizung über das schlüssellose Zugangssystem INTELLIGENT KEY, die Fahrlichtautomatik, die Geschwindigkeitsregelanlage und Geschwindigkeitsbegrenzer bis hin zum NissanConnect Navigationssystem inklusive 7“-Touchscreen, USB-Schnittstelle, Google Services, Smartphone Integration, Bluetooth-Streaming, einer Rückfahrkamera und sogar dem Around View Monitor. Mit letzterem Gimmick möchte ich auch gleich die Überleitung zum nächsten Punkt rund um den Fahrkomfort schlagen.
Spielen die Japaner mit der 360° Rundumsicht nicht nur ihre Vorteile im Großstadtdschungel oder in Parkhäusern aus. Tatsächlich hat sich der Around View Monitor bei meinem Trip durchs Gelände als unverzichtbares Extra herausgestellt.
Während ich mich sonst an nicht einsehbaren Passagen, hierzu zählen Kuppen, starkes Gefälle, Wasserdurchfahrten usw. weit aus dem Fenster lehnen oder eventuell sogar aussteigen musste, genügt nun ein einfacher Tastendruck und schon habe ich den perfekten Rund-um-Blick und bleibe dabei trockenen und vor allen Dingen sauberen Fußes.
Aber auch bei Fahrten mit dem Anhänger und gerade beim Vorgang des Koppelns an den Hänger, lernt man den Around View Monitor sehr zu schätzen.
Apropos Zugmaschine, mit einer Anhängelast von 3,5 Tonnen kann Nissan auch hier einen absoluten Spitzenwert verzeichnen, nur wenige andere können das stemmen.
Starrachse ade, Alleinstellungsmerkmal hallo, ist der Nissan NP300 Navara Double-Cab nun mit einer Mehrlenker-Hinterradaufhängung mit Schraubenfedern ausgestattet. Eine Neuerung mit unglaublicher Wirkung. Behäbig und sperrig ist dieser Pick-up wahrlich nicht und so vergesse ich auch in diesem Punkt, dass mich in einem Nutzfahrzeug mit offener Ladefläche fortbewege und erfreue mich dagegen über den gebotenen Fahrkomfort. Und mit einem reduzierten Wendekreis von 12,4 Metern ist der Navara auch wendiger als zuvor. Jetzt noch die Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung direkter ausgeführt und ich hätte nichts zu meckern.
Die King Cab Variante ist übrigens mit einer rundum überarbeiteten Blattfeder-Aufhängung ausgerüstet und wird in der Einstiegsversion auch rein mit Heckantrieb angeboten.
Ansonsten ist der zuschaltbare Allradantrieb beim Navara Serie, ebenso der Bergan- und Bergabfahrassistent. Ergänzt werden kann das Paket um eine Geländeuntersetzung und ein elektronisches Sperrdifferenzial.
Ganz easy kann der Fahrer per Drehregler zwischen 2WD- und 4WD wechseln oder aber den Lock-Modus aktivieren. Und genau das mache ich jetzt und verlasse die öffentliche Straße und tauche ein ins Gelände.
Die Kraft wird jetzt permanent an alle vier Räder getrieben, zusätzlich schaltet sich ein mechanisches Sperrdifferenzial zu und schon habe ich die ersten Hürden spielerisch gemeistert, ohne auch nur ansatzweise ins Schwitzen zu geraten.
Wasserdurchfahrten von 60 cm Tiefe, Schrägfahrten von 50,3°, starke Steigungen oder enormes Gefälle, der Nissan Navara macht vor nichts halt. In welcher Situation ich mich auch befand, das 360° Kamerasystem möchte man wirklich nicht mehr missen. Bei Fahrten den Berg hinauf, wenn man nichts mehr außer Himmel sieht, bei Durchfahrten durch Gewässer … mit dem neuen Navara behält man so auch in schwierigstem Terrain einen kühlen Kopf. Und hatte es den Anschein, ich würde vor dem Abgrund stehen, einfach die Kamerataste gedrückt, die Bergabfahrhilfe aktiviert und ganz entspannt ging es das Gefälle wieder hinunter. Das System bringt das Fahrzeug mit geringer Geschwindigkeit und ohne einen Bremseingriff meinerseits (ich muss nur Lenken) sicher den Berg hinab.
Doch letztlich sprechen die Fotos meiner Bildergalerie ja für sich und so komme ich zu den Motoren.
Für den nötigen Vortrieb sorgte während meiner Testfahrt der 190 PS starke 2,3-Liter-dCi-Dieselmotor inklusive Biturbo-Aufladung, auf die Du in der zweiten Leistungsstufe mit 160 PS jedoch verzichten muss.
Mit 140 kW / 190 PS sowie einem Drehmoment von maximal 450 Newtonmetern reagiert der Pick-up ausreichend spontan auf Gasbefehle, nicht zu vergessen, hier muss ein Zwei-Tonnen-Gefährt in Bewegung gesetzt werden.
Akustisch teils noch ein Raubein, hält er sich bei entspannter Fahrweise aber entsprechend zurück. Und auch nur dann findet man an der alternativen Siebenstufen-Automatik gefallen. Ist diese für meinen Geschmack zu träge und nimmt dem Fahrzeug zusätzlich an Elan. Der serienmäßige Sechsgang-Handschalter ist zwar auch nicht perfekt, aber …
In punkto CO2 kann der Navara allerdings wieder überzeugen und erreicht mit 169 bis 183 g/km Bestwerte in seinem Segment und erfüllt laut Nissan ab Juni 2016 auch die Euro 6 Norm. Der Durchschnittsverbrauch soll theoretisch bei 6,4 bzw. 7 Liter liegen.
Mangelnde Sicherheit kann man der Topriege unter den Pick-ups allesamt nicht vorwerfen, sieben Airbags darunter auch Kopfairbags vorne und einen Fahrerknieairbag, Bergabfahr-/Berganfahr-Assistenten und ESP gehören stets zum guten Ton.
Und wenn auch beispielsweise der Ford Ranger mit einem Verkehrschild-Erkennungssytem, einer Anhängerstabilisierung und der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage das ein oder andere moderne Sicherheitsfeature aufpreispflichtig im Angebot hat, hat der Nissan Navara nicht nur den Around View Monitor inklusive Vogelperspektive und 360-Grad-Rundumsicht oder aber die Voll-LED-Scheinwerfer in petto (beides Serie in der Variante Tekna), mit dem in allen Versionen serienmäßig verbauten autonomen Notbremsassistenten sichert sich der Navara ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in seiner Klasse.
25.095 Euro veranschlagt Nissan für die Einstiegsversion Navara King Cab 4×2 mit dem 160 PS 2,3l dCi, womit die Japaner sich auch in diesem Punkt den Titel sichern.
Neben der Volumenkarosserie „Double-Cab“ die dem Kunden mindestens 28.595 Euro abverlangt, dann aber stets mit Allradantrieb vorfährt, kann außerdem aus vier Ausstattungslinien gewählt werden.
Während die beiden Varianten Visia und Acenta eher funktional ausgelegt sind und den Gewerbekunden ansprechen, findet der lifestyleorientierte Privatkunde an den Niveaus N-Connecta (zwischen 32.495 und 37.745 Euro erhältlich) und der Topvariante Tekna Gefallen. Diese ist wiederum ausschließlich als Double Cab verfügbar und rangiert preislich zwischen 38.175 und 41.625 Euro.
Last but not least, sichert sich Nissan außerdem die Bestnote bei der Garantie. Während andere Pick-up-Hersteller dem Kunden – Nutzfahrzeugtypisch – lediglich zwei Jahre Garantie gewähren, toppt Nissan dieses Angebot mit ihrer einzigartigen Fünf-Jahres-Garantie inklusive einer Gesamtlaufleistung von 160.000 Kilometer.
Stand: März 2016; Test und Fotos: CARWALK