Die Autoindustrie steht vor ihrer größten Veränderung, was eine sehr turbulente Zeit zur Folge hat, in der wir auch schon mittendrin stecken. Der Wandel kommt, muss kommen, doch wohin soll die Reise gehen? Kia ist seit langem ein Vorreiter im Bereich Elektromobilität und hat schon heute eine sehr umfassende und vorbildliche Palette an Hybrid- und Elektrofahrzeugen zu bieten und verfolgt das Thema E-Mobilität auch in Zukunft konsequent weiter. Im aktuellen Jahr kann Kia Motors voraussichtlich einen stolzen Anteil von 13 Prozent an Neuzulassungen von elektrifizierten Modellen verzeichnen. So überraschte uns natürlich die Äußerung von Geschäftsführer Steffen Cost „Ein reiner Elektroantrieb ist nicht immer die beste Lösung“, doch umso gespannter lauschten wir seinen weiteren Worten, in denen er erläuterte, auch in Zukunft die Optimierung von klassischen Verbrennermotoren voranzutreiben und sich trotz aller Diskussionen nicht vom Diesel zu verabschieden. Eine Entscheidung, die ich sehr begrüße, halte ich es ganz wie Cost, der es auf den Punkt bringt „Noch für lange Zeit wird der überwiegende Teil der Neufahrzeuge in Deutschland mit einem Verbrenner ausgerüstet sein“. So setzt Kia ganz bewusst den Fokus nicht nur auf ein Antriebskonzept, der Mix wird es machen.
Im europäischen Entwicklungszentrum ging Steffen Cost nicht nur auf die breit angelegte Antriebsstrategie von Kia Motors ein, er stand uns Rede und Antwort und fand auch konkrete Worte zur derzeitigen Situation in der Automobilbranche und sprach kurz gesagt, endlich mal Tacheles.
Denn Fakt ist, aktuell ist der Elektroantrieb nicht immer die beste und leider auch nicht die sauberste Lösung. Zwar wird diesbezüglich einiges schön geredet und die derzeitigen Rahmenbedingungen außer Acht gelassen und ich möchte die Elektromobilität nicht völlig verteufeln, doch letztlich gibt es an dieser Aussage zum jetzigen Zeitpunkt nichts zu rütteln. Umso erfrischender, dass man bei Kia trotz der erfolgreichen E-Auto-Verkaufszahlen im eigenen Haus den Mut dazu findet, ganz klar über die momentanen Nachteile und Aufreger-Themen der Elektromobilität zu sprechen.
So sprach Deutschlandchef Steffen Cost zum einen die Bedenken gerade im Hinblick auf die Produktion von den notwendigen Batterien an, ist das Lithiumvorkommen mit geschätzten 40 Mio. Tonnen in unserer Natur nicht unendlich. Es gilt sich der Forschung zu widmen, wird die Entwicklung der Batterien entscheidend sein. Aber auch die Ladeinfrastrukur, die Ladefähigkeit, die Stromerzeugung oder die Erwartungshaltung der Kunden sind Themen, die es gilt anzugehen.
Der Aufschrei nach Reichweite ist stets groß und so kann ich auch in diesem Punkt, die von Herrn Cost gefunden Worte nur nochmals hervorheben. Angesichts der durchschnittlichen Fahrleistungen hierzulande, kommt ein Autofahrer auf täglich rund 40 km, eine Reichweite von 250 km ist somit absolut ausreichend. Und doch zeigen die Verkaufszahlen auf, der Kunde greift nicht auf die ebenfalls von Kia angebotenen kleineren Akkulösungen zu, wenn diese auch mehrfach ausreichen würden. Der Käufer ordert stets die Varianten mit den großen Batterien und entsprechend höherer Reichweite, kommen die Modelle Kia e-Niro und e-Soul in der reichweitenstärksten Version auf über 450 Kilometer.
Bei diesem Andrang, wird es natürlich schwierig zu liefern und wenn auch beim e-Soul die Lieferzeiten von 12 auf 6 Monate verkürzt werden konnten, kann der Kia e-Niro noch keine Entwicklung in diese Richtung verzeichnen. Bezüglich der Reichweitenerwartung ist dringend ein Umdenken des Kunden gefragt, besteht hier ein großes Aufklärungsproblem.
Sei mir noch ein Wort zur aktuellen Gesetzgebung erlaubt, (m)ein weiterer Aufreger. Diese wird immer komplizierter und die Zielvorgaben für spezifische Emissionen ruft eine Berechnungsformel auf den Plan, die zu Lasten von A- und B-Segment gehen. Kann das tatsächlich sein?! Da ist die Diskussion über große SUVs so laut, doch statt die kleinen Fahrzeuge zu fördern, werden die Klein- und Kleinstwagen bestraft und verschwinden wegen solch einer Formel von unseren Straßen. Totaler Wahnsinn und unfassbar.
Es herrscht unterschiedlichster Mobilitätsbedarf, keine Frage und so gibt es heutzutage keine Patentlösung. Pendler die täglich lange Strecken fahren müssen, sind unbestritten mit einem Diesel am besten bedient, wer rein in der City unterwegs ist und dazu lediglich kurze Autobahn- bzw. Landstraßenpassagen zurücklegt und zudem entsprechende Lademöglichkeiten nutzen kann, der wird mit einem E-Auto glücklich, wer allerdings auch weitere Autobahnpassagen entspannt meistern möchte, dem sei ein Plug-in Hybrid ans Herz gelegt.
Mit den erhältlichen Antriebskonzepten im Hause Kia, sind die Koreaner schon jetzt in der Lage diesen unterschiedlichen Kundenansprüchen zu entsprechen. Allein in den nächsten fünf Jahren bringt Kia 25 weitere Fahrzeuge und Modellvarianten mit elektrifiziertem Antrieb auf den Markt, darunter wird sich auch erstmals ein Brennstoffzellenfahrzeug finden, liegt die Brennstoffzelle bereits im Regal, hat die Konzernschwester hier sogar schon den Hyundai Nexo im Handel.
Darüber hinaus beteiligt sich der Hyundai-Kia-Konzern an dem von globalen Automobilherstellern gegründeten Schnelllade-Netzwerk Joint Venture Ionity und das zu gleichen Teilen wie BMW, Daimler, Ford und Porsche.
Dieses Engagement bekräftigt die Elektromobilität der Zukunft und soll die Verfügbarkeit von Ladestationen für Elektroautos erheblich verbessern. Das dies dringend notwendig ist, sei an dieser Stelle unbestritten, denn während es mittlerweile durchaus nicht mehr an Elektrofahrzeugen mangelt, so stellt die derzeitige Lade-Infrastruktur noch einen erheblichen Nachteil dar.
Von 2021 an werden Elektrofahrzeuge von Kia und Hyundai mit 800-Volt-Ladesystemen ausgestattet, um die maximale Ladeleistung von 350 Kilowatt, die das High-PowerCharging (HPC) des Ionity-Netzwerks bietet, voll ausschöpfen zu können. Ladezeiten werden somit erheblich verkürzt und auch Langstreckenfahrten stellen unter diesen Umständen keine Probleme mehr dar. Cost spricht von einer Aufladung der Batterie von 20 auf 80 Prozent in gerade mal sechs bis acht Minuten. Was kaum länger als ein Tankstopp wäre und die Attraktivität eines Elektroautos natürlich erheblich steigern würde.
Die Hyundai Motor Group hat sich die Reduzierung der CO2-Emissionen zweifelsohne auf die Fahne geschrieben, so möchte Kia und Hyundai bis 2025 zusammen 44 umweltfreundliche Modelle in den Handel bringen.
Auch die Kompaktwagenfamilie Ceed setzt Kia künftig unter Strom, so gibt es den Kombi Ceed Sportswagon und das Crossover-Modell XCeed ab Anfang 2020 auch als Plug-in-Hybride, selbstverständlich werde ich mich zu gegebener Zeit auch mit diesen neuen Stromer-Modellen auf Testfahrt begeben und darüber berichten.
Der Kia Niro ist bereits seit geraumer Zeit als Hybrid und als Plug-in-Hybrid-Version verfügbar, doch jetzt hat der Hersteller beide Varianten frisch überarbeitet und schickt sie verbessert ins Modelljahr 2020.
Zum Modelljahr 2020 wird der 4,36 Meter lange Crossover unter anderem mit einem Stauassistent sowie dem 10,25-Zoll-Navigation noch vorbildlicher bestückt als zuvor, letztere stellt zugleich die Schnittstelle für den neuen Onlinedienst UVO Connect dar.
Aber auch am Außendesign wurden Modifizierungen vorgenommen, zu erkennen an dem LED-Tagfahrlicht in Doppelpfeil-Form, den LED-Nebelscheinwerfern und den LED-Hauptscheinwerfern. Diese präsentieren sich ebenso in neuer Gestalt, wie die Stoßfänger und die Leichtmetallfelgen. Zudem wurde das Angebot um den Farbton Himmelblau Metallic erweitert.
Auch der Innenraum bekam einen optischen Feinschliff verpasst, sei es das neu konzipierte Armaturenbrett oder die verbauten Materialien betreffend.
Angetrieben wird der Niro in beiden Ausführungen von einem 1,6-Liter-GDI-Benziner mit 77 kW / 105 PS, in Kombination mit einem 32 kW starken Elektromotor, womit der Kia Niro auf eine Gesamtleistung von 104 kW / 141 PS kommt, gekoppelt an ein Sechs-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe.
In meinen Augen wird das Crossover-Modell mit der Plug-in-Lösung erst richtig interessant, kann ich mit diesem gegenüber dem herkömmlichen Hybrid bis zu 58 Kilometer rein elektrisch zurücklegen, im Stadtverkehr sollen 65 Kilometer möglich sein. Auf der Autobahn wird der Niro Plug-in Hybrid rein elektrisch sogar bis zu 120 Stundenkilometer schnell.
Die verbaute Lithium-Ionen-Polymer-Batterie hat eine Kapazität von 8,9 Kilowattstunden und kann von an einer entsprechend leistungsfähigen 230-Volt-Steckdose in gut zwei Stunden aufgeladen werden.
Der Durchschnittsverbrauch des Kia Niro mit Steckdosenanschluss liegt bei 1,3 Litern pro 100 Kilometer (29 g/km CO2). Der Niro Hybrid ist laut technischer Daten mit durchschnittlich 3,7 Litern Kraftstoff pro 100 Kilometer (86 g/km CO2, bei 16-Zoll-Rädern) unterwegs.
In punkto Kofferraum musst Du beim Plug-in gegenüber dem Hybriden mit 436 Liter ein geringeres Gepäckraumvolumen hinnehmen. Mit 324 Liter erweist sich aber auch diese Niro-Version als alltagstauglich und kann obendrein als Zugmaschine genutzt werden. Für Hybridfahrzeuge alles andere als selbstverständlich, kann der Kia Niro Plug-in eine gebremste Anhängelast von bis zu 1.300 Kilogramm vorweisen.
Bei Interesse an einem Dienstwagen solltest Du beim Kia Niro Plug-in Hybrid in jedem Fall die seit Januar 2019 geltende Neuregelung berücksichtigen. Halbiert sich der geldwerte Vorteil, den Du versteuern musst. Im Kaufpreis unverändert enthalten, die einzigartige 7-Jahre-Kia-Herstellergarantie, die bei diesen Modellen auch für die Batterie gilt.
Möchtest Du Dich über den Kia e-Soul und e-Niro im Detail informieren, bitte ich Dich, einfach den entsprechenden Verlinkungen zu folgen, geht es dort direkt zum jeweiligen Fahrbericht.
Abschließend möchte ich Dir noch folgende Infos über die Kia Sportage Mildhybrid-Varianten mit auf den Weg geben. Während der große Diesel bereits seit über einem Jahr mit 48-Volt-Technologie ausgeliefert wird, rüsten die Koreaner auch die kleineren Selbstzünder mit dem Mildhybridsystem inklusive 48-Volt-Batterie und 12 kW Startergenerator aus und baut somit auch hier das Angebot an elektrifizierten Antrieben weiter aus.
Der Mildhybrid des Kia Sportage 1.6 CRDi ist sowohl mit Front- oder Allradantrieb wie auch mit Schalt- oder Doppelkupplungsgetriebe kombinierbar, der Aufpreis für die „EcoDynamics +“-Ausführung liegt bei 750 Euro für die kleineren Dieselversionen. Richtig, Plural. Denn der 1.6er Diesel kommt in der frontgetriebenen Einstiegsversion auf 85 kW (115 PS) und wird in allen anderen Ausführungen in der 100 kW /136 PS Leistungsstufe ausgeliefert.
Die Energierückgewinnung sowie das Abschalten des Verbrennungsmotors bereits beim Ausrollen oder Bremsen, reduziert den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch laut Kia um bis zu acht Prozent. Der 1,6-Liter-Diesel würde sich entsprechend mit 4,2 Liter auf 100 km begnügen und lediglich 110 g/km CO2 ausstoßen. Die Euro 6d-Temp Norm wird selbstverständlich erfüllt.
Stand: November 2019; Test: CARWALK – Der Autoblog; Fotos: Kia/Carwalk