Fiat hat sich wirklich Zeit gelassen, doch nun nimmt die Elektrifizierung an Fahrt auf. Während wir schon in wenigen Wochen den rein elektrisch angetriebenen Fiat 500 zu sehen bekommen, machen jetzt bereits die Mild-Hybrid-Versionen von Fiat 500 und Fiat Panda den Anfang, sind bestellbar und werden noch in diesem Quartal den Weg zu den ersten Kunden antreten. Die zur Einführung speziell angebotenen „Launch Editionen” konnte ich mir bereits genauer ansehen und im Stadtgetümmel von Bologna erfahren.
Während Jeep in Kürze mit den ersten Plug-in-Hybrid-Versionen der Modelle Wrangler, Renegade und Compass vorfährt, sind der Fiat 500 und Panda die ersten Benziner-Modelle von Fiat Chrysler Automobiles die auf Mild-Hybrid-Technologie setzen. Die Möglichkeit einen Plug-in-Hybrid auch rein elektrisch bewegen zu können, macht für mich durchaus einen entscheidenden Reiz aus, bei Mild-Hybriden fehlt mir seit jeher das überzeugende Einsparpotential, halten Sie meist im Praxistest nicht das, was sie auf dem Papier versprechen. Wie sieht es da bei den beiden Italienern aus?
In die Quere kommen sich die beiden Kleinwagen seit jeher nicht, wählen praxisorientierte Kunden den funktionalen und preisorientierten Fiat Panda, wobei der Fiat 500 Emotionen weckt und stilbewusste Interessenten anspricht.
Sie zählen beide zu den unangefochtenen Bestsellern im Hause Fiat und werden nun mit einer identischen und eigens hierfür entwickelten Antriebstechnologie bestückt. Mit dem Mildhybrid-System führt Fiat auch gleich einen neuen Dreizylinder-Benziner ein, allerdings einen 1.0-Liter-Sauger, keinen Turbo-Benziner. Der Verbrenner treibt in Kombination mit einem Riemen-Starter-Generator (RSG) und einer unter dem Fahrersitz platzierten Lithium-Ionen-Batterie die Fahrzeuge an.
Der bekannte Vierzylinder 1.2 8V kam auf 50 kW / 69 PS, nun generiert der Dreizylinder aus einem Liter Hubraum 51 kW, sprich 70 PS. Der neue Saugmotor entwickelt zudem ein maximales Drehmoment von 92 Newtonmetern bei 3.500 Touren plus 20 Nm elektrisches Drehmoment .
Über eine Stopp-Start-Automatik verfügte auch schon der Vorgänger, doch der jetzt verbaute Riemen-Starter-Generator im 12-Volt-Bordnetz sorgt für eine noch raschere und vibrationsfreiere Funktionsweise und übernimmt die Funktion des Startermotors. Die Emissionsklasse Euro 6d erfüllen die beiden Hybridmodelle dank wassergekühlter Abgasrückführung auch ohne Otto-Partikelfilter.
Das RSG-System rekuperiert sowohl beim Bremsen als auch im Schubbetrieb. Die daraus resultierende elektrische Energie wird in der Batterie gespeichert, die über eine Kapazität von 11 Ampere verfügt.
Interessant, beim Fiat Hybrid ist es möglich den Gang bis Tempo 30 herauszunehmen, den Leerlauf einzulegen und das Fahrzeug segeln zu lassen, schaltet sich der Verbrenner-Motor dann völlig ab. Zu diesem Vorgang fordert Dich das Hybridmodell mit einem entsprechenden Symbol im Instrumentenfeld auf.
Zugegeben, dieser Vorgang ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig und leider kam ich bei dem derart hohen Verkehrsaufkommen und den ständigen Stopps an den unzähligen Zebrastreifen nur selten in das Vergnügen das Fahrzeug segeln zu lassen. Und auch rekuperieren konnte ich kaum, so verwundert einen der hohe Verbrauch natürlich nicht.
Bolognas Innenstadt hat dem neuen Hybridantrieb definitiv nicht geschmeichelt. Und so konnte die gewählte Teststrecke mit dem sehr hohen Stop-and-Go-Anteil die Hybridmodelle nicht glänzen lassen. Der unter diesen Bedingungen gemessene Durchschnittsverbrauch von 7 bis 7,5 Liter ist definitiv kein Vorzeigewert. Ging es endlich raus aus der Stadt, konnte ich die Bordcomputeranzeige zumindest noch auf 5,3 Liter drücken. Aber für einen wirklich aussagekräftigen Wert, muss ich die ausführliche Testfahrt abwarten und Dich bis dahin mit den offiziellen Verbrauchsdaten vertrösten. Der Durchschnittsverbrauch liegt laut Fiat bei 3,9 Liter, der CO2-Ausstoß beläuft sich auf 88 g/km beim Fiat 500 Hybrid, bzw. 89 g/km beim Fiat Panda Hybrid.
Die Hybrid-Modelle geben aber nicht nur die Empfehlung in den Leerlauf zu schalten, auch die klassische Schaltpunktanzeige wird mir hierüber angezeigt. Die Grafik liefert mir zudem Infos über die Funktionsweise und animiert zu einer bewusst sparsamen Fahrweise.
Ohnehin vermitteln beide Fahrzeuge nur in der Stadt ein ausreichend spritziges Fahrgefühl, denn sobald ich diese verlasse, geht es spürbar zäher voran. Die 3,6 kW bzw. 4,9 PS des RSG unterstützen den Verbrenner eindeutig nur unten rum. Für 0-100 km/h genehmigt sich der 500er 13,8 Sekunden, der Panda sogar fasst eine Sekunde mehr. Die maximale Höchstgeschwindigkeit ist bei 167 Stundenkilometer erreicht, der Panda wird 155 km/h schnell.
Doch ich bin ja im Hybrid unterwegs um Sprit zu sparen und nicht um sportliche Fahrleistungen zu entlocken. Und so freue ich mich stattdessen über die enorme Laufruhe. Können die beiden Modelle hier wirklich überraschen und begeistern. Zudem lässt sich der Dreizylinder unglaublich niedertourig fahren. Bei Tempo 30 ist der Hybrid bequem im vierten Gang zu bewegen, bei Tempo 45 bin ich schon im fünften Gang. Da ruckelt und murrt nichts. Tritt er beeindruckend kultiviert seine Arbeit an.
Und wenn die Hybrid-Fahrzeuge auch wunderbar schaltfaul zu fahren sind, die Schaltvorgänge gehen angenehm von der Hand, zudem begrüße ich sehr, dass Fiat ein Sechsgang-Schaltgetriebe verbaut. Einzig das Pedalgefühl gerade die Kupplung betreffend konnte mir bei dem ständigen Stopp-and-Go-Verkehr über diesen langen Zeitraum nicht gefallen. Doch in solchen Situationen wünscht sich wohl jeder ein Automatik-Getriebe und da kann der Handschalter noch so gut sein.
Mit der Elektrifizierung setzt FIAT auf eine Nachhaltigkeitsphilosophie die sich aber nicht nur im Antrieb bemerkbar macht. So sind es vor allen Dingen die Sitzbezüge die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sind diese komplett aus recyceltem Kunststoff gefertigt. Ob Fiat 500 oder Fiat Panda Hybrid, die Bezüge enthalten 10 Prozent Kunststoff, der aus dem Meer gefischt wurde, und 90 Prozent Recycling-Material aus Quellen an Land.
Die Launch Edition setzt mit geringem Rohstoffverbrauch neue Maßstäbe und zeigt Respekt für die Umwelt. Wirklich ein tolles Zeichen, das Fiat mit der SEAQUAL INITIATIVE setzt. Es wäre sehr wünschenswert wenn sich diese Initiative in der gesamten Automobilbranche durchsetzen würde, denn mit dieser einzigartigen gemeinschaftlichen Plattform, tragen die Verantwortlichen einen entscheidenden Teil zu der dringend notwendigen Bekämpfung der Kunststoffverschmutzung bei.
SEAQUAL® kann bereits Projekte mit IKEA, EPSON oder Jack Wolfskin vorweisen und tragen dazu bei, die Ozeane von Meeresabfällen zu befreien, indem es die Umwandlung von Meereskunststoff in wunderschöne neue hochwertige Verbraucherprodukte aus SEAQUAL® YARN herstellt, einer hochwertigen Polyesterfaser aus 100% Recyclingmaterial, die aus Upcycled Marine Plastic und Post-Consumer-PET aus landbasierten Quellen hergestellt wurde.
Letztere Kunststoffabfälle (meist PET) werden für die folgende Verarbeitung zunächst zu Flocken zerkleinert. Die unterschiedlichen Komponenten werden nun im Webeprozess gemischt und anschließend mit umweltfreundlichen Methoden gefärbt und veredelt. Die Produkte verfügen stets über eine Materialrückverfolgbarkeit und Zertifizierung.
Die SEAQUAL INITIATIVE hat aktiv zur Rückgewinnung von mehr als 500 Tonnen Meeresmüll aus unserer Meeresumwelt beigetragen und wird diese Menge in diesem Jahr fast verdoppeln. FIAT trägt nun ebenfalls dazu bei. Für mich zweifelsohne eines der Highlights in den neuen Hybridmodellen.
Auf optische Veränderungen verzichtet Fiat und kennzeichnet die Sondermodelle der „Launch Edition“ lediglich mit einem „Hybrid“-Schriftzug am Heck sowie einem speziellen Logo das im Cockpit an der Mittelkonsole zu sehen ist. Beide Hybrid-Modelle werden in der exklusiven Karosseriefarbe „Tau Grün“ ausgeliefert, diese Lackierung findet sich darüber hinaus im Innenraum wieder. Mir gefällt der Farbton sehr gut, muss aber sagen, ich sehe für die Bezeichnung „Tau Grün“ hier eher eine blau angehauchte Lackierung. Aber gut, was soll´s.
Der Hybrid-Aufpreis liegt bei sehr fair positionierten 500 Euro, dieser soll sich laut Fiat dank günstigere Steuern und berücksichtigter Spritersparnis von 20 bis 30 Prozent bereits nach einem Jahr amortisiert haben.
Der Panda Hybrid startet zu Preisen ab 13.490 Euro und zwar in der City Cross Variante, ist alternativ als City Cross Plus, in der Version Trussardi oder in der von mir gefahrenen Launch Edition erhältlich, für die Du 15.190 Euro investieren müsstest. Die offroadtauglichen Panda Ausführungen sind nicht mit dem Hybridantrieb kombinierbar, ebenso die Einstiegsversionen Easy und Lounge.
Der Fiat 500 Hybrid ist mit einem Basispreis von 13.990 Euro aufgeführt, eine Motorenalternative gibt es in der Basisversion Pop nicht mehr. Dafür ist der Hybrid mit allen Ausstattungen (Pop, Lounge, Star, Rockstar) und Karosserievarianten kombinierbar. Für die Fiat 500 Hybrid Limousine berechnen die Italiener in der Launch Edition 17.990 Euro, der Cabrioaufschlag liegt bei 2.600 Euro.
Stand: Februar 2020; Test: CARWALK – Der Autoblog; Fotos: CARWALK / FIAT
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