Der Hollywoodstar Leonardo DiCaprio setzt sich seit mehr als zwanzig Jahren für den Umweltschutz ein und spricht im Werbespot des neuen und vollelektrischen Fiat 500 davon, der Planet Erde befindet sich an einem Wendepunkt der Geschichte. Man müsse handeln, jedoch keine halben Sachen machen, sondern alles geben. Diesen Worten lässt Fiat mit dem ersten rein elektrischen Fahrzeug von FCA wahrlich Taten folgen. Ob als Limousine, als Cabrio oder in der neuen Karosserieversion 3+1, der unter Strom stehende neue Fiat 500 weiß zu überraschen und zu begeistern. Das Fahrzeug hört übrigens nicht wie einst vermutet auf die Bezeichnung Fiat 500e. Doch warum lange mit Namen aufhalten, wenn es doch so viel mehr über den neuen und erstmals von mir erfahrenen Fiat 500 zu berichten gibt.
Zunächst möchte ich Klarheit schaffen, saß manch einer dem Irrtum auf, den Fiat 500 wird es künftig nur noch elektrisiert geben. Fakt ist, die Neuauflage in völlig neuem Look wird es ausschließlich mit Elektroantrieb geben. Den bewährten Fiat 500 mit den Verbrennermotoren als Mildhybrid sowie die rassigen Abarth-Versionen findest Du aber unverändert im Portfolio des italienischen Autobauers. Ob der FCA Konzern sich dazu entscheidet, den neuen Fiat 500 künftig auch mit Verbrenner anzubieten, bleibt nur zu hoffen, geplant ist es aktuell leider nicht.
Wie süß und gelungen ich den bis dato aktuellen 500er auch finde, ich muss sagen, die Optik des neuen elektrischen Fiat 500 finde ich richtig gut. Es war ein schwieriges Unterfangen, keine Frage, doch den Designern ist es derart gut gelungen, die Ikone in das moderne Zeitalter zu transportieren. Gerade im direkten Vergleich, wirkt das Fahrzeug super modern, ohne aber seine emotionalen Kernwerte zu vernachlässigen.
Die bekannten Cabrio- und Limousinen-Versionen werden im elektrischen 500er um eine sehr attraktive 3+1 Karosserievariante ergänzt. Mit einer zusätzlichen Tür auf der Beifahrerseite hat Fiat eine intelligente Lösung gefunden, den Nutzwert des Fahrzeuges erheblich zu steigern, ohne Einfluss auf die Fahrzeugabmessungen nehmen zu müssen.
Die nach hinten angeschlagene dritte Tür integriert sich optisch so unauffällig, da muss man schon zweimal hinsehen. Auf eine Trennsäule wird verzichtet, die Rückbank kann somit bequem erreicht werden. Ob ich nun selbst auf der Rückbank Platz nehme oder die hinteren Sitze als zusätzliche Ablage nutze.
Da ich zugegeben mit meinen 1.80 Meter dort nicht allzu bequem sitze und der Beinraum spürbar knapp wird bzw. hinter dem auf mich eingestellten Fahrersitz nicht mehr ausreichend vorhanden ist, begrüße ich es sehr, Gepäck oder Einkäufe leichter ein-und ausladen zu können. Den Mama und Papas unter uns, kommt es sehr gelegen, ihre Kinder schnell und unkompliziert dort unterzubringen. Um die Sicherheit zu wahren, kannst Du die dritte Tür nur bei bereits geöffneter Vordertür öffnen.
Auch im Innenraum bleibt sich der Fiat 500 treu und präsentiert sich dennoch völlig neu. Ich kam in den Genuss, die Topversionen ICON fahren zu dürfen, ausgestattet, mit allem was das Modell zu bieten hat. Wo fange ich nur an? Beim intelligenten Schlüssel, gewährt er mir den schlüssellosen Zugang ins Innere des Fiat 500. Im A-Segment ein selten gesehenes Feature.
Fiat bezeichnet den Fahrzeugschlüssel als schwarzen Kieselstein, der ganz ohne Knöpfe auskommt. Nähere ich mich dem Fahrzeug, werden die Türen automatisch entriegelt. Verlasse ich das Auto, tippe ich den Türgriff an und der 500er verriegelt. Der Schlüssel besteht aus einem speziellen biobasierten Polycarbonat, Nachhaltigkeit beginnt hier allerdings erst.
Finden sich im 100 % elektrischen Fiat 500 umweltfreundliche und wiederverwertbare Materialien. So sind die Sitzbezüge aus veganem Leder und Seaqual. Der in meinem Fahrzeug verbaute Bezug besteht aus einer Faser aus teilweise im Meer gesammeltem Recycling-Kunststoff, aber auch umweltfreundliche Ersatzfarben für Chrom und Fußmatten aus recycelten Fasern sind vorzufinden.
Die für die Armaturentafel gewählten Materialien sind von natürlichen Elementen wie Holz inspiriert und setzen auf dreidimensionalen und grafischen Oberflächendruck.
Im Fiat 500 ICON ist das Armaturenbrett in der Farbe der Karosserie lackiert. Auf Wunsch ist eine hochentwickelte Polsterung in Naturholzeffekt erhältlich, die zugleich das Lenkrad ummantelt. Besteht dieses nicht aus Leder, sondern aus einem veganen Material. Mit seinen zwei Speichen schlägt das schicke Lenkrad die Brücke zum historischen Fiat 500. Im Elektro-500 ist das Lenkrad erfreulicherweise in der Höhe UND in der Weite verstellbar. Auch die Sitzposition gefällt mir viel besser, als in den herkömmlich angetriebenen 500er-Modellen.
Das kreisrunde zentrale Instrument ist kennzeichnend für einen Fiat 500, präsentiert sich hier digital und mit hoher Auflösung. Von der großen Darstellung der Navigationskarte bis hin zu relevanten Anzeigen der Fahrassistenten, Verbrauchsangaben oder weiteren Informationen, alles möglich.
Es ist diese Liebe zum Detail, die mich bei einem Fiat 500 immer wieder begeistert. Werfe doch mal einen Blick in die Griffmulde an der Tür oder die Ablage bzw. die induktive Ladeschale für das Smartphone:
Die Türe lässt sich von Innen über eine schicke Taste elektrisch öffnen, zur Sicherheit befindet sich im unteren Türbereich ein weiterer Hebel, der zur Not die manuelle Türöffnung ermöglicht.
Konnektivität, ein Thema welches man im Jahr 2020 keineswegs außer Acht lassen darf. Dessen ist sich auch Fiat bewusst. Entsprechend kann bereits das Infotainment-System im Fiat 500 ACTION mit einer Smartphone-Halterung, einer Bluetooth-Verbindung und einer speziellen App aufwarten.
In der Variante PASSION ist es dem Besitzer eines neuen Fiat 500 möglich, sein Smartphone mit dem Infotainment-System Uconnect 5 und dem enthaltenen 7-Zoll-Bildschirm zu vernetzen. Über Wireless CarPlay bzw. Android Auto kannst Du kabellos auf diverse Connected Services und auf die unzähligen DAB-Radiosender zugreifen.
Mein ICON toppt diesen Umfang zum einen um den großartigen 10,25-Zoll-Touchscreen-Display ‚cinerama‘ mit Navigationsystem und GPS. Uconnect der fünften Generation kann ich mit den Worten „Hey Fiat“ aktivieren und über die fortschrittliche Spracherkennung bedienen. Ob ich nun die Klimaanlage einstellen, Musik auswählen oder Ladeeinstellungen steuern möchte.
Für die Klimaeinheit findet sich übrigens auch eine Schalterleiste und auch die Lautstärke kann schnell mittels Drehregler in der Mittelkonsole angesteuert werden. Der neue Fiat 500 ist zwar VOLLelektrisch, aber Gott sei Dank nicht VOLLdigital.
Du hast durch die neue Uconnect Box Zugriff auf unzählige Services, Dein Fiat 500 wird zum Wi-Fi-Hotspot, an den bis zu acht kompatible Geräte gleichzeitig angeschlossen werden können.
Speziell für Elektrofahrer entwickelt, kannst Du Dir über ‚Dynamic Range Mapping‘ Bereiche auf der Karte anzeigen lassen, die auf der Grundlage der verbleibenden Reichweite und anderer Parameter berechnet wurden. Die Fiat-App informiert Dich über in der Nähe befindliche Ladepunkte und zeigt zudem an, zu welchen Du mit dem aktuellen Ladezustand gelangst.
Auch aus der Ferne behältst Du den Überblick, kannst Du weit mehr, als nur den Ladezustand der Batterie überprüfen. Über “My Remote“ kann man das Aufladen des Fahrzeugs zu den günstigsten Zeitpunkten planen, die nächstgelegenen öffentlichen Ladestationen finden und direkt via Smartphone bezahlen. Dies ermöglicht Dir den Zugang zu einem Netz von 200.000 Ladepunkten in ganz Europa. Darüber hinaus kann der Fiat 500 geortet, Türen ver- und entriegelt oder das Licht ein- und ausgeschaltet werden. Und selbst die Programmierung der Klimaanlage kannst Du direkt über das Smartphone vornehmen. Um von der kontinuierlichen Weiterentwickelung zu profitieren und keine Funktion zu verpassen, verfügt der Fiat über die over-the-air Aktualisierung.
Die neue Generation Fiat 500 unterscheidet in punkto Motoren zwischen den Ausstattungsvarianten, 100 Prozent elektrisch ist der Kleine allerdings immer.
Die Einstiegsversion ACTION ist mit einem 70 kW starken Elektromotor bestückt und verfügt über einen Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 23,8kWh. Die Reichweite beläuft sich im WLTP-Zyklus auf 180 Kilometer. Solltest Du größtenteils in der Stadt unterwegs sein, steigt dieser Wert um bis zu 60 Kilometer.
Der Basis Fiat 500 weiß mit dem 50 kW Schnellladesystem zu glänzen, dies ermöglicht den Akku in weniger als 10 Minuten soweit aufzuladen, dass etwa 50 Kilometer zurückgelegt werden können. Der CCS-Ladeanschluss befindet sich an der rechten hinteren Karosserieseite und ermöglicht das Schnellladen sowohl mit Wechselstrom als auch mit Gleichstrom. Für das Aufladen an der heimischen Steckdose oder an öffentlichen Ladesäule ist ein Mode 3-Kabel erhältlich, kann so mit bis zu 11 kW Wechselstrom geladen werden. Mopar bietet darüber hinaus eine Wallbox an.
FCA bietet Plug-and-Play-Lösungen, erleichtert mittels der „My Easy Charge“ App das Auffinden von Ladestationen in gesamt Europa und stellt eine einzige Zahlkarte bereit für fast 200.000 Ladestationen.
Mit der Vehicle-to-Grid-Technologie(V2G), kann die Batterie des Fahrzeuges als Speichersysteme für elektrische Energie genutzt werden. In Partnerschaft mit ENGIE Eps und Terna ermöglicht V2G eine bidirektionale Interaktion zwischen den vollelektrischen Fahrzeugmodellen von FCA und dem öffentlichen Stromnetz.
Ich durfte den Fiat 500 ICON erfahren. Ist die Powertaste betätigt, die Getriebewahltaste D gedrückt und los geht es. Und das angenehm flott, der vielleicht erwartete Elektro-Powerkick bleibt allerdings aus. Der Fiat 500 entscheidet sich für eine souveräne Leistungsentfaltung und paart diese mit einer angenehmen Fahrwerksauslegung. Das Gesamtpaket ist sehr harmonisch und sagt mir rundum zu.
Der Elektromotor leistet statt der 70 kW / 95 PS in der stärkeren Ausführung 87 kW / 118 PS. Das maximale Drehmoment liegt stets bei 220 Newtonmeter. In den reinen Beschleunigungswerten differenzieren die Ausführungen nur gering. Die stärkere Variante hängt die Basisausführung beim Spurt von 0 – 100 km/h mit neun Sekunden um eine halbe Sekunde ab, von 0 auf 50 km/h genehmigen sich beide Motoren 3,1 Sekunden. Bei der Topspeed fällt der Unterschied etwas deutlicher aus. Wird der der Fiat 500 ACTION maximal 135 Stundenkilometer schnell, während mein ICON 150 km/h erreicht. Diese erreiche ich sehr zügig und so fühle ich mich auch auf der Autobahn sehr gut aufgehoben.
Über den e-Mode-Wahlschalter kannst Du zwischen drei Fahrmodi wählen. Vom Normal-Modus wechsle ich gerne in den Modi Range. Rekuperiert das Fahrzeug spürbar stärker und der 500er bietet mir das sogenannte „One-Pedal-Feeling“. Das Fahrzeuge alleine über das Gaspedal zu steuern hat man rasch raus.
Neigt sich die verbleibende Reichweite dem Ende, kommt der „Sherpa“-Modus ins Spiel. Durch die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h und die Deaktivierung der Klimaanlage wird der Energieverbrauch auf ein Minimum reduziert. Der Sherpa-Modus unterstützt Dich, die nächstgelegene Ladestation zu erreichen.
Die stärkere Ausführung verfügt über ein Schnellladesystem mit 85 kW, in 35 Minuten ist die zuvor leere 42 kWh große Batterie bereits wieder zu 80 Prozent aufgeladen. 300 bis 320 Kilometer Reichweite nach WLTP steigen im reinen Stadtverkehr auf stolze 460 km.
Den Verbrauchsangaben des Herstellers konnte ich während meiner ersten kurzen Ausfahrt nur bedingt auf den Zahn fühlen, laut Bordcomputer pendelte ich mich bei 16 ½ kWh ein. Im Schnitt gibt Fiat für den ICON 14 bis 14,8 kWh je 100 Kilometer an.
Elektrofahrzeuge bergen – geräuschlos wie sie nun mal daher kommen – die Gefahr überhört zu werden. Aus diesem Grund ist es gesetzlich vorgeschrieben, bei Geschwindigkeiten unterhalb von 20 Stundenkilometer, Töne zu erzeugen und den Fußgänger akustisch zu warnen. Der neue Fiat 500 möchte sich aber auch in diesem Punkt von den Mitbewerbern abheben und setzt mit der von Nino Rota für Amarcord komponierten Melodie auf italienischen Sound.
Autonomes Fahren auf Level 2 im A-Segment, im neuen Fiat 500 für einen Aufpreis von 1.500 bis 2.000 Euro je nach Ausstattung (ausgenommen Basismodell und la prima) möglich. Und dann auf eine derart souveräne Art, diese hat mich absolut überrascht. Während manch Hersteller lautstark anfängt einzugreifen, arbeitet der Fiat 500 so angenehm unaufgeregt, eine absolute Wohltat. Der Spurhalteassistent verrichtet dabei sehr souverän seine Arbeit und hält das Fahrzeug angenehm Mittig in der Fahrspur.
Tempolimits werden erkannt und der Totwinkel-Assistent überwacht den im Außenspiegel nicht sichtbaren Bereich und beim Einparken bietet mir der kleine Italiener eine 360-Grad-Rundumsicht. Der Müdigkeitsassistent, der autonomen Notbremsassistent – der auch Radfahrer und Fußgänger erkennt – sind stets Serie.
Die Preise für den elektrischen Fiat 500 starten bei 22.966 Euro inklusive 16 Prozent Mehrwertssteuer. Das Grundmodell Fiat 500 Action wird ausschließlich als Limousine mit 23,7 kWh-Akku ausgeliefert. Nach Abzug der Umweltprämie ist der erste vollelektrische Fiat 500 bereits für unglaubliche 13.990 Euro zu haben und unterbietet somit sogar den Fiat 500 Hybrid Pop.
Die Versionen PASSION und ICON sind ausschließlich an die große Batterie gekoppelt, der Cabrioaufschlag beträgt jeweils 3.000 Euro und der Fiat 500 3+1 ist in der Preisliste ab 28.815 Euro zu finden, staatliche Kaufanreize noch nicht mit einberechnet.
Das Sondermodell Fiat 500 “la Prima“ kann bereits seit Juni online reserviert, daher sind folgende Preise mit 19 Prozent MwSt. angegeben.
Das Team von MOPAR bietet ein attraktives Angebot an Individualisierung für das Fahrzeug sowie eine Accessoires-Kollektion. Somit reichen die Features von exklusiven 17-Zoll-Leichtmetallräder über maßgefertigte Taschen und Wahlfarben für die Logos an Motorhaube und Heckklappe bis hin zu Zubehörteilen aus recycelten oder wiederverwertbaren Materialien.
Stand: November 2020; Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog
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