Man sieht es ihm an, dass er es krachen lassen kann, auch wenn es die Designer nur sehr dezent statt dick auftragen. Und so manches, was man haben kann, gibt es nur gegen Aufpreis, wie z.B. die 18 Zöller, die 225er Breitreifen, die roten Bremssättel …
Mit jedem Facelift mausert sich der Golf ein wenig mehr, auch wenn für die aktuelle Baureihe das Gleiche gilt wie für alle bisherigen: Wer sehr vielen gefallen soll, der darf nicht zu modisch oder gar ausgefallen auftreten. So gesehen trägt der GTD dann doch schon ganz schön dick auf.
Da bin ich doch gleich mal gespannt was uns innen erwartet. Und um es vorweg zu nehmen, es ist weitaus mehr als ich erwartet hätte.
Als erstes fallen sofort die Sportsitze auf, mit einem großen Karomuster auf den Stoffbahnen in der Sitzfläche und Alcantara bei den Seitenwagen. Aber die Sitze sehen nicht nur schick aus, sie sind schön straff gepolstert und ausreichend groß mit langer Beinauflage, die Ausformung ist spitze und so ist auch der gebotene Seitenhalt bestens.
Im Prinzip gibt es hinten nur zwei Sitze, da durch die gute Ausformung der beiden Außensitze in der Mitte keiner mehr sitzen mag.
Und wenn ich schon hier hinten bin, probiere ich doch gleich einen Zug an der Lehne und schon klappt diese nach vorne, es entsteht eine fast ebene Ladefläche die nur nach vorne hin ein klein wenig ansteigt. So hat man ruck zuck aus den 380 Litern Kofferraum ein 1.270 Liter großes Ladeabteil gemacht, das durch die weit öffnende Heckklappe und der noch ausreichend niedrigen Ladekante einfach beladen werden kann.
Der Boden kann auch in eine tiefere Einstellung gepackt werden, und dann sorgt ein kleiner Knick mit einem schrägen Anstieg dafür, dass der Übergang zu dem dann höheren Boden/den Sitzen geschafft wird. Ganz praktisch also, aber ich will ehrlich sein, bei diesem Golf hat mich das Thema Laden und Praktisch gar nicht interessiert, also schnell wieder nach vorne und das Cockpit inspiziert.
Also wieder auf dem Sportsitz Platz und das kleine, unten abgeflachte Lederlenkrad (zweifach verstellbar) in die Hand genommen und den Blick schweifen lassen, während die Füße Bekanntschaft mit den Alu-Pedalen machen. Allzu viel modischen Schnickschnack hat sich VW verkniffen, dafür wirkt alles sehr hochwertig und gut verarbeitet, und es wurden reichlich Chromapplikationen verwendet.
Neben Chrom glänzt der GTD auch mit Applikationen in „Checkered Black“, das Ganze ist schön in weiß beleuchtet, wobei das aber ein wenig kalt erscheint. Man hat auch viel Wert auf kleine Details gelegt, die man früher nur von Nobelmarken gekannt hat. So stehen beispielsweise in der Nullstellung die Zeiger alle parallel in eine Richtung.
Jeder trägt doch so eine Reihe von Vorurteilen mit sich rum. Alle, die es nicht haben denken schnell: „Man kommt auch ohne Ambiente-, Schweller- und Umgebungslicht ins Auto!“ Stimmt schon, aber beim GTD ist das alles zu so einem schicken Gesamtbild verarbeitet, dass es einfach mehr Spaß macht einzusteigen. Und dann hatte mein Testwagen alles drin was man sich so vorstellen kann: Einparkautomat, Spurhalteassistent, Frontkollisionsassistent, Licht- und Regensensor, Fernlichtautomatik …
Eine ganz tolle Sache ist auch der Mode-Knopf, hier kann man unterschiedliche Fahrmodi von Normal, Komfort, Eco und Sport einstellen und hat zudem eine Individual-Einstellungsmöglichkeit, bei der man eine ganze Armada von Positionen ganz individuell vornehmen kann. Das tollste ist dann aber beim Sport-Modus, dass sich nicht nur alles deutlich straffer abspielt und die Gasannahme dynamischer verläuft, nein, auch der Motorsound verändert sich völlig und der GTD macht jetzt mit einem heiseren Röhren auf sich aufmerksam. Und dieser geile Sound ist nicht nur im Innenraum sondern auch draußen zu hören, weil der „Sound-Aktor“ direkt in der Abgasanlage aktiv wird!
Hört man ansonsten nur das sonore Dieselbrummen, macht der Sound jetzt so richtig an, unterstreicht herrlich den guten Vortrieb und man hat das Gefühl mit einem noch wesentlich stärkeren Motor unterwegs zu sein.
Bei all den guten Zutaten könnte man fast vergessen, ein paar Worte generell über Fahrwerk und Fahrverhalten zu verlieren. Obwohl, zum 15 mm tiefer gelegten Sportfahrwerk ist eigentlich nicht viel zu sagen, die Lenkung arbeitet angenehm direkt, entsprechend leichtgängig bei den Komforteinstellungen und straff bei der Sporteinstellung, der Wagen folgt ihr sehr willig und schon auf kleinsten Lenkeinschlag, benötigt nur einen kleinen Wendekreis und der GTD geht sehr spritzig auch um enge Kehren oder um die Pylonen, schiebt dabei kaum über die Vorderräder und auch die Karosserieneigung ist sehr gering.
Bei voller Beschleunigung – und das nicht nur aus dem Stand heraus – bringt er selbst bei trockener Straße die Kraft nicht mehr ganz ohne durchdrehende Räder auf den Asphalt.
Was ist das jetzt für ein Treibwerk, das mich so begeistert hat im Golf GTD? Ein guter Bekannter im Konzern möchte man meinen, der 2,0 Liter große Common-Rail-Diesel mit Abgasturbolader leistet 184 PS / 135 kW und entwickelt sein maximales Drehmoment von 380 Nm zwischen 1.750 und 3.250 U/min.
„184 Diesel-PS braucht doch kein Mensch!“ Doch, Doch, ich … Denn damit hat der Golf GTD das Zeug der bessere GTI zu sein. Denn gleichgültiger ob kleiner Zwischensprint oder Vollgasspurt: stets bietet er die richtig viel Power, der Vortrieb ist immer genial. Und die Freude wird nicht mal dadurch getrübt, dass der Verbrauch dann eklatant in die Höhe schnellen würde.
Im normalen Fahrmodus, wobei so wirklich langsam konnte ich auch dann mit dem starken GTD gar nicht fahren, bin ich im Mix mit 5,2 Litern Diesel hingekommen. Aber auch in der Eco-Einstellung und mit gebremsten Schaum bin ich nicht unter 5 Liter gekommen, da braucht man sich dann den riesigen Spaß am geilen Sound des Sportmodus nicht zu verkneifen.
Wer will, der kann in 7,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen und auf der Autobahn flotte 230 km/h erreichen. Dann ist natürlich der Verbrauch entsprechend höher und auch die niedrigen 109 g/km CO2 sind dann nicht mehr realistisch.
Eine ganz feine Sache ist schließlich auch die serienmäßige Sechsgangschaltung. Super abgestuft, bietet sie immer ordentlichen Durchzug, die Schaltwege sind sportlich kurz und angenehm straff geführt flutschen die Gänge nur so rein. Wer es noch besser haben will, der kann mit dem DSG (Doppelkupplungsgetriebe) aufrüsten.
Der Golf GTD basiert auf dem Golf Trendline, entsprechend hat er alle relevanten Sicherheitsfeatures der Golfreihe bis hin zum Park-Pilot mit Front- und Hecksensoren an Bord. Seitenairbags und Gurtstraffer hinten kosten dann 360,- Euro Aufpreis.
Los geht der VW Golf GTD mit TDI BlueMotion-Technology bei 29.700,- Euro mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe und ist ein echt geiler Golf, der aber in der üppigen Ausstattung unseres Testwagens auch rund 42.000,- Euro kostet. Nicht gerade billig.
Aber wer will schon auf das Sport- und Sound-Paket mit der Fahrprofil-Auswahl, den roten Bremssätteln hinter den 18 Zoll Alus mit 225er Breitreifen und dem Sound Aktor verzichten?
Und es gibt noch so viele weitere Ausstattungen oder Pakete, wie z.B. den Parkassistent für 820,- Euro, das Panorama-Glasdach mit hinten abgedunkelten Scheiben und Spiegelpaket für 1.200,- Euro, die automatische Distanzregelung (ACC) mit City-Notbremsfunktion für 560,- Euro, u.v.m..
Aber es ist gut zu wissen, dass auch die „normale“ Grundausstattung schon ganz gut sortiert ist und alles Wichtige beinhaltet. Aber wie so oft ist das was richtig Spaß macht auch nicht ganz billig. Entscheiden musst Du selbst…
Wer noch mehr über den VW Golf GTD oder die zahlreichen Features und Assistenten erfahren möchte, sollte sich diesen sehr ausführlichen Testbericht zu Gemüte führen.
Weitere Bilder (zum Vergrößern bitte anklicken):
Stand: März 2015, Test und Fotos: Redaktionsbüro Lind
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