Mit nur 3.600 Millimetern Außenlänge ist er klar ein Kleiner, mit seinen kurzen Fahrzeugüberhängen schafft er aber einen Radstand von 2.425 mm und wird damit innen ganz schön groß. Dazu ist er praktisch so breit wie hoch und das Ganze steckt in einer ansprechend gestalteten Hülle.
Aus großen Klarglasscheinwerfern strahlt er mich an, die die optische Fortführung des geschwungenen Kühlergrills bilden. Dynamik verspricht die Frontschürze darunter und die sich aufschwingende seitliche Sicke.
Um keinen Platz zu verschenken stehen die Seitenscheiben nahezu senkrecht, das Heck gönnt sich dann wieder eine sportliche Aufmachung vom Dachkantenspoiler bis hin zur Heckschürze. Die echten Türgriffe wie auch der Griff an der Heckklappe sind bei meinem Testwagen in Wagenfarbe lackiert und die schicken Alufelgen sind in der Version „Comfort“ serienmäßig.
Innen verliert sich dann der farbenfrohe Auftritt etwas, auch wenn die Mittelbahnen der Sitze etwas Farbe ins Spiel bringen und eine große silbergraue Applikation an der Mittelkonsole und rund um die runden Luftaustrittsöffnungen dem grauen Cockpit etwas Auflockerung verpassen wollen.
Enge kommt nicht auf, zumindest auf den Vordersitzen nicht, dass es sich um einen Kleinstwagen handelt wir aber spätestens klar, wenn man die Sitze mal genauer unter die Lupe nimmt. Diese sind ausgesprochen dünn gearbeitet, die Sitzauflage wie auch die Lehne sind eher kurz und kaum ausgeformt, entsprechend gering ist der gebotene Seitenhalt, darüber thronen riesengroße, aber ebenfalls ganz dünne Kopfstützen, das sieht etwas komisch aus. Die Lehne wird mit einem Hebel verstellt, Lordosenstütze Fehlanzeige.
Hinten fallen die Kopfstützen deutlich kleiner aus und sind über die Sitze geformt, damit sie nicht so sehr den Blick verstellen. Der Platz ist auch hinten für einen Kleinstwagen durchaus gut, als 1,80 m-Mensch hinter einem 1,80 m großen Fahrer geht wegen der weichen Sitzlehne gerade so, die Kopfstützen sind für diese Größe aber nicht weit genug ausziehbar. Rein und raus kommt man dank der fünf Türen und recht großen Öffnungen ganz bequem.
Häufiger als für Erwachsene wird man die Rücksitze für Kinder nutzen – ISOFIX ist auf den Außensitzen serienmäßig – oder als Erweiterung des Kofferraums heranziehen. Um den Sitz vorzuklappen einfach nur an einer Schlaufe ziehen, dann fällt er nach vorne, es bleibt aber eine gut 15 cm hohe Stufe übrig, und beim Zurück klemmt sich auch schnell mal der Gurt ein.
Die Heckklappe öffnet so weit, dass man sich bei einer Größe von 1,85 m nicht an ihr stößt, die Ladekante ist noch ausreichend niedrig genug, danach geht es aber auch wieder gut 15 cm tief nach unten. Unter dem eher lapprigen Boden liegt ein Wagenheber und das nötigste an Werkzeug – ein Reifenreparaturkit ersetzt das Ersatzrad. So ergibt sich ein für die Klasse richtig großer Stauraum von 254 bis maximal 1.053 Liter.
Der Kleinstwagen kommt dann auch im Detail zum Vorschein, all zu viele Ablagen hat er nicht, da sind das Handschuhfach und die Fächer in den Türen sowie ein kleines Fach in der Mittelkonsole und noch drei Becherhalter.
Er hat nur wenige Schalter und die sind gut zu erreichen und einfach zu bedienen. Die Nebelschlussleuchte wird am Lenkstockhebel geschaltet, da wo auch das restliche Licht bedient wird, für die Nebellampen ist ein extra Schalter unten links neben dem Lenkrad vorgesehen.
Der Scheibenwischer hat nicht nur keinen Regensensor, sondern auch nur ein ganz normales Intervall, das man nicht von schnell auf langsam variieren kann. Dem Heckscheibenwischer fehlt das Intervall gänzlich. Hier muss man einfach Zugeständnisse an den Preis machen. So hat der Celerio zwar einen Tippblinker aber keine Lichtautomatik, leider schaltet sich das Licht auch nicht von alleine aus, wenn man das Auto ausmacht. Sehr einfach wurde auch der Teppichboden im Fußraum unter der Mittelkonsole zusammengepfriemelt.
Das Fahrwerk ist recht komfortabel ausgelegt, für sein Haupteinsatzgebiet Stadt also vollkommen richtig. Hier fährt er richtig leichtfüßig, ist mit der leichtgängigen Lenkung und dem kleinen Wendekreis von 9,40 Metern herrlich wendig und kinderleicht zu rangieren oder einzuparken. Verlässt man die City und behält einen gemäßigten Fahrstil bei, gibt es auch nichts zu meckern, aber schon wenn grobe Querrillen auftauchen, schlagen die ziemlich durch und bringen ihn dann auch schon ein wenig aus dem Konzept, vor allem in Kurven wird er dann recht unruhig und verlangt beide Hände am Steuer. In Verbindung mit Bodenwellen und Absenkungen in der Straße kann es ihn schon im normalen Geradeausfahren versetzen.
Die Lenkung ist im urbanen Umfeld ausreichend zielgenau, bei flotten Richtungswechseln werden die Lenkbewegungen aber nicht nur recht indirekt in Richtungswechsel sondern auch in deutliche Karosserieneigungen umgesetzt.
Der Kleinstwagen kommt auch durch, wenn es um das Thema Geräuschdämmung geht. Kann man in der Stadt noch gut den niedlich-kernigen Sound des Dreizylinders genießen, ist davon außerorts nichts mehr zu erkennen, er wird laut und auch die Wind- und Abroll- bzw. Umfeldgeräusche nehmen stark zu. Besonders wenn man in einen Starkregen gerät wird es so laut, dass man unter den brasselnden Regentropfen sein eigenes Wort nicht mehr versteht.
Neben ABS und Scheibenbremsen vorne muss der Kleine hinten klassenüblich mit Trommelbremsen vorlieb nehmen. Die Anlage ist gut dosierbar und spricht spontan an, bei einer Vollbremsung aus Tempo 100 heraus steht er nach 38 Metern.
Ein letztes Mal unterstreicht der Suzuki Celerio sein Einsatzgebiet Stadt, wenn es um die Motorisierung geht. Hier sind seine 50 kW / 68 PS stark genug um mit dem Kleinen richtig quirlig unterwegs zu sein. Und hier fährt man viel in den unteren Gängen und da macht sich der schöne, niedlich-kernige Dreizylindersound besonders gut.
Schon auf der Landstraße sind die 50 kW und vor allem die 90 Nm Drehmoment überfordert, besonders bei Bergaufpassagen. Hier gibt sich auch die Schaltempfehlung sehr optimistisch, sie will dass man nach oben, nach oben und noch mal nach oben schaltet, und folgt man ihr stirbt der Motor regelrecht ab. Und um dann überhaupt wieder in Fahrt zu kommen muss man weit zurückschalten. Mit einem solchen Hinweis hält sich die Schaltempfehlung ohnehin sehr zurück.
Sie ist sehr auf niedrigen Verbrauch ausgelegt, da verwundert es um so mehr, dass Start-Stopp nicht serienmäßig an Bord ist, ein Feature, das ja vor allem in der Stadt Sprit sparen kann. Aber das gibt es nur gegen Aufpreis von 1.100,- Euro im ECO+ Paket, in dem auch eine Berganfahrhilfe, eine um 10 mm tiefer gelegte Karosserie und ein LED-Tagfahrlicht enthalten sind. Und es gibt sie nur für den Club, weder für das Basis- noch das Top-Modell.
Die Testfahrten auf meiner gewohnten Strecke mit wenig Stadt und viel Land absolvierte er mit vier Litern, wenn man sich ein klein wenig auf seine Leistung einlässt und nicht versucht ständig mit den anderen Schritt zu halten. Trotzdem ein sehr guter Wert.
Die Topspeed ist mit 155 km/h angegeben, jenseits der 130 ist die Beschleunigung aber zäh, aus dem Stand bis auf Tempo 100 geht es aber noch recht flott in 13,5 Sekunden, und er erfüllt die Abgasnorm Euro 6..
Serienmäßig ist der Suzuki Celerio an eine Fünfgang-Handschaltung gekoppelt, die ist ein wenig gefühllos und der Rückwärtsgang ist weder durch einen zu ziehenden Ring, einen Knopf oder durch Drücken gegen versehentliches Einlegen geschützt. Da könnte das automatisierte Getriebe eine Alternative sein.
Hier erfüllt der kleine Japaner die gängigen Standards, auch wenn in der Basis-Ausstattung nur Front- und Seitenairbags Serie sind und erst ab der Version Club auch durchgehende Vorhangairbags zur Serienausstattung gehören.
Das wäre Ihr Preis gewesen: 9.690,- Euro für den Suzuki Celerio Basic. Doch nach diesem Test wirst Du sicher lieber den Club für 10.890,- Euro oder den Comfort für 11.490,- Euro wollen. Oder das ECO+Paket mit Start-Stopp-Automatik und Co. für 1.100, Euro Aufpreis und nach einer eigenen Testfahrt vielleicht sogar lieber das automatisierte Schaltgetriebe?
Und auch die Metallic-Lacke für 420,- Euro könnten verlockend sein. Ansonsten ist schon die Basis mit allem ausgestattet, was man unbedingt zum Fahren braucht, mehr aber auch nicht. Klima, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, CD-Radio, USB und Vorhang-Airbags sind dann ab der Variante Club vorhanden, elektrische Fensterheber auch hinten, elektrisch verstellbare Außenspiegel und 14 Zoll Alufelgen im Comfort. Licht- und Regensensor, automatisch abblendender Innenspiegel oder Assistenten wie Toter-Winkel, Spurhalter usw. gibt es auch nicht gegen Aufpreis. Aber braucht man die wirklich?
Stand: November 2015, Test und Fotos: CARWALK