Klar, dass auch der neue Zafira das typische Opel-Gesicht trägt. Klar auch, dass die Scheinwerfer die Linienführung der Schwingen im Kühler fortführen, dass die Schürze fast bis auf den Boden reicht und die Nebellampen darin nicht einfach nur so drin sitzen sondern fast schon kunstvoll eingearbeitet sind.
Klar, dass die Linie der Seitenfenster sanft ansteigt, dass die Sicke in den Türen nach hinten richtig Schwung nimmt und die Dachlinie diesen Schwung wieder aufgreift und das Dach von außen fast durchlaufend aus Glas zu sein scheint und die Außenspiegel dem sportlichen Auftritt die Krone aufsetzen.
Dass aber auch das Heck des eigentlich eher praktischen Vans auch noch mit einem angedeuteten Diffusor, einem Dachkantenspoiler, schwungvollen Rückleuchten und dann auch noch zwei dicken ovalen Chrom-Auspuffrohren auf sich aufmerksam macht und zu gefallen weiß ist dann doch gar nicht mehr so klar. Vor allem nicht, weil der Zafira trotz des sportlichen Auftritts an keiner Stelle die praktischen Vorgaben aus den Augen verliert.
Klar, dass ein Van eine große Heckklappe haben muss, die beim Zafira reicht zudem weit nach unten bis zur angenehm niedrigen Ladekante, die anders als die Stoßstange gut gegen Ladekratzer geschützt ist. Und der Opel reißt seine Klappe schön weit auf, selbst als 1,90 m Mensch kann man sich da nicht dran stoßen. Ein solider Griff sorgt für unkompliziertes Zuziehen.
Der Laderaum ist optimal nutzbar, dazu sind nicht nur die Seitenwände schön glattflächig, in zwei Höhen integrierte Schienen mit darauf abgestimmten Halterungen die Verschoben und auch aus- und eingebaut werden können sorgen für Flexibilität. Ein klappbarer Boden, genannt FlexCover, reicht von der Ladekante bis zu den Vordersitzen und schützt nicht nur den normalen, soliden Boden sondern eliminiert auch jedwede Schlitze zu den Sitzen.
Unter dem Ladeboden im Kofferraum kommt noch mal ein großes Fach zum Vorschein um weiteres Transportgut sicher zu verstauen, oder es verstecken sich hier beim Siebensitzer die zwei zusätzlichen Sitze. Dahinter zur Ladekante hin deckt eine weitere kleine Klappe ein Zusatzfach ab, in dem u.a. ein Gepäcknetz, der Abschlepphaken usw. ein aufgeräumtes Unterkommen finden. Statt eines Reserverades sind in einem Seitenfach das Reifenreparaturset verstaut. Klar dass es auch Verzurrösen gibt, und dass das Stauvolumen mit 710 Litern fast schon rekordverdächtig ist.
Und wem das nicht reicht, der kann mit zwei Handgriffen die Rücksitze umlegen. Einer zieht an einer Schlaufe, der andere legt die Lehne um und zusammen mit der Sitzfläche senkt sie sich in den Fußraum ab. Aber schnell wird klar, dass es sechs Handgriffe sein müssen wenn man die komplette Rückbank umlegen will, denn die ist dreigeteilt. Und die Armauflage in der Mitteltunnel-Flexbox darf nicht ganz hinten stehen, sonst passt der Mittelsitz nicht dahinter. Und auch beim wieder zurück sind je Sitz zwei Handgriffe erforderlich, dabei muss auch noch auf den Gurt aufgepasst werden. Dass bei umgeklappten Rücksitzen bis zu 1.860 Liter in den Zafira passen, ist ganz klar eine feine Sache, vor allem auch weil bei nicht ganz nach hinten geschobenen Vordersitzen über 190 cm Ladefläche entsteht.
Wer sich auch nur ein wenig mit Autos auskennt wird jetzt ganz klar darauf schließen, dass sich die drei Rücksitze auch zusätzlich einzeln in Längsrichtung verschieben lassen – um stattliche. Und so wandelt sich der Freiraum für einen 1,80 m großen Mitfahrer hinter einem ebenso großen Fahrer von geht gerade so bis hin zu richtig üppig. Entsprechend gestaltet sich hinten auch der Ein- und Ausstieg: Sitze vorne und es wird im Beinraum eng, vor allem beim Raus bleiben dann die Füße schnell mal am Vordersitz hängen und auch die B-Säule sowie die Türverkleidung kann dann stören, Sitze hinten und alles geht ganz easy.
Vorne kommt man immer ganz bequem rein und raus, auch dank des hohen Hüftpunktes. Der sorgt auch für eine hohe Sitzposition, die dank Höhenverstellung sogar noch gesteigert werden kann, für große Fahrer dürfte die aber gerne noch etwas weiter nach unten reichen, man sitzt dann doch recht hoch.
Dass ein Van innen nur praktisch daher kommt, ist lange vorbei. Eine gefällige Optik, ein schöner Materialmix, schöne weiße Nähte nicht nur an den Sitzen sondern auch in den Türverkleidungen, die hätte ich mir jetzt nur noch am kleinen, griffigen Lederlenkrad gewünscht. Besonders gefallen können die dezenten Lichtleisten in den Türen vorne wie hinten. Dazu schicke Chromapplikationen und moderne Bedienelemente, die alle in weiß beleuchtet sind, einige könnten lediglich etwas größer sein, die fehlerfreie Bedienung lenkt doch immer wieder den Blick weg von der Straße. Der Schalter für die Lenkradheizung hat sich mitten im Drehrad für die Temperatureinstellung der Fahrerseite versteckt. Sie heizt gut aber nicht zu stark, kann während der ganzen Fahrt eingeschaltet bleiben.
Ganz klar, um auch in Sachen Kommunikation up-to-date zu sein verfügt mein Testwagen über Opel ONSTAR. Das bedeutet nämlich automatische Unfallhilfe, Diebstahlnotfallservice, kinderleichtes Einbinden des Smartphones, automatische Zieleingabe beim Navi, Pannenhilfe und Notrufservice, Fahrzeugdiagnose und WLAN Hotspot. Allerdings solltest Du nicht vergessen, dass ONSTAR nach der kostenlosen Testphase Geld kostet.
Wo die Fondpassagiere in den Genuss des großen Glasdaches kommen, sollen klarerweise auch die vorne sitzenden nicht zu kurz kommen, für sie sorgt die große Panoramascheibe für grenzenlosen Durchblick. Die Sonnenblenden fahren mit weg und so müssen die beiden Make-up-Spiegel auf ihr Licht verzichten.
Die FlexRail-Mittelkonsole vorne zwischen den Sitzen sorgt für Variabilität und zahlreiche Ablagemöglichkeiten. In den Schienen kann ein doppelter Getränkehalter und darüber eine Armauflage mit Fach hin und her geschoben werden, darunter ist ein weiteres Fach mit Rollabdeckung. Klar, dass der Familienvan darüber hinaus auch noch weitere Fächer und Ablagen im Armaturenbrett und den Türen vorwiesen kann.
Ist doch wohl klar, dass ein Van flexibel, geräumig und bequem sein muss. Da kann das Fahrwerk nur komfortabel sein. Wenn aber, wie bei meinem Testwagen, ein kräftiger Turbomotor mit satten 200 PS unter der Haube steckt, verlangt der sportliche Familienvater auch nach der entsprechenden Straßenlage um das Leistungspotential auch mal auszureizen. So nimmt er Kurven leicht untersteuernd und auch Lastwechsel bringen ihn nicht aus der Ruhe. Drängt das Heck zu sehr nach, greift die Elektronik helfend ein. Viele Bodenwellen lassen die Karosserie aber auch ein wenig schwingen.
Um jedem Geschmack gerecht zu werden, kann dieser Zafira neben dem Normal-Modus, der stets beim Neustart aktiviert ist, auch auf Touring oder Sport wechseln.
Ob ein Familien-Van nun wirklich soviel Power unter der Haube haben muss, ist sicher nicht unbedingt für jeden so klar. Und nüchtern betrachtet reichen den meisten klarerweise deutlich weniger PS oder erweist sich ein guter Diesel gerade für Vielfahrer als die bessere Wahl. Aber wer es sich leisten kann und trotz Familienzuwachs einen sportlichen Fahrstil nicht missen möchte, der ist mit dem 147 kW / 200 PS starken 1,6 Liter-Turbo gut bedient. Und optisch so wirklich auffallen tun die vielen Pferdchen unter der Haube nicht – wobei eine OPC-Optik würde diesem Zafira auch gut stehen …
Zu den 200 PS gesellt sich noch ein maximales Drehmoment von 280 Nm zwischen 1.650 und 5.000 U/min und so sind nicht nur der Sprint von Null auf Hundert in kaum 8 Sekunden drin sondern auch eine Topspeed von fast 230 km/h, die auch das Fahrwerk locker mitmacht, der Zafira liegt und läuft auch bei hohem Tempo sicher und ruhig. Der jederzeit gute Durchzug (auch bei 180 sorgt der Tritt aufs Gas nochmal für richtig Bums) kann aber mindestens ebenso gut begeistern, auch wenn man gelegentlich doch besser mal zurückschaltet.
Und auch dabei kann der Rüsselsheimer begeistern, denn die serienmäßige 6-Gang-Handschaltung ist sehr knackig auf kurzen Wegen sauber geführt, lediglich ein kleiner Holperer über die Leerlaufstellung trübt die ansonsten butterweiche Arbeitsweise. Eine passende Abstimmung auf den Turbomotor ist gewiss. So gewiss wie die Tatsache, dass mit zunehmend forscher Fahrweise der Spritkonsum in die Höhe geht.
Schon bei Tempo 120 – 130 zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch von rund 8,1 Litern Super Plus auf 100 km, weiter Richtung Topspeed steigt das sprunghaft an und so wird die Reichweite schnell kleiner und für lange Autobahnpassagen zeigt sich der 58 Liter Tank dann eher als zu klein.
Auf meiner Hausstrecke habe ich bei normaler Fahrweise 7,3 Liter verbraucht, mit ganz wenig Gas geht das auch mit 6,9 Litern, womit ich mich dann ganz auf Höhe der Werksangabe von 6,8 bis 7,2 Litern bewegte. Trotz Start-Stopp-Automatik, die den Motor zum Beispiel an der Ampel ausschaltet genehmigt sich der Turbo in der Stadt 8,4 bis 8,8 Liter.
Der Opel Zafira mit dem 200 PS starken 1,6 Liter Turbo rangiert ganz klar in der Preisliste ganz oben und startet in der Version Edition bei 29.495,- Euro, das Topmodell Innovation steht mit 33.550,- Euro in der Preisliste.
Die Ausstattung der Version Innovation ist richtig üppig, so gehören u.a. so Dinge wie Adaptives Fahrlicht AFL mit LED-Technologie, 2-Zonen-Klimatisierungsautomatik, 17“-Alufelgen mit 225/50er Reifen, FlexRail®-Mittelkonsole mit verschiebbarer Armlehne, eine elektrische Parkbremse und ein Berg-Anfahr-Assistent, das „Lounge“-Sitzsystem in der zweiten Sitzreihe, Sicht-Paket, u.a. inkl. Regensensor, LED-Rückleuchten, Parkpilot, Einparkhilfe vorne und hinten sowie Stoff/Ledernachbildung Morrocana zur serienmäßigen Ausstattung.
Da die Möglichkeiten, Ausstattungsversionen und vor allem die angebotenen Motorisierungen eine kaum zu überblickende Bandbreite erreichen, solltest Du bei Interesse einen Blick ins Opel-Internet werfen und Dir Deinen Zafira ganz nach Deinen persönlichen Vorstellungen konfigurieren.
Stand: November 2016, Text und Fotos: CARWALK – Der Autoblog