Opel Combo Life im Fahrbericht

1986 hat die Geschichte des Opel Combo begonnen, bereits im April durfte ich Vorproduktionsmodelle etwas genauer in Augenschein nehmen und war beeindruckt, von dem Quantensprung, den die Rüsselsheimer mit dem neuen Opel Combo Life hingelegt haben. Nun war es an der Zeit, die neue Generation auch zu erfahren. Hier geht es zu meinem ausführlichen Fahrbericht.

Den Combo wird es in der Pkw-Version Life wie auch ab November als leichtes Nutzfahrzeug Combo Cargo geben, wobei Dir beide Versionen in unterschiedlichsten Varianten zur Wahl stehen. Mein Fokus liegt hier und heute auf dem Opel Combo Life, basierend auf der neuen EMP2-Plattform der Konzernmutter PSA wird es das Fahrzeug wahlweise als Kurz- oder Langversion geben, die entsprechend auf 4,40 bzw. 4,75 Meter kommt.

Bewusst als Pkw-Version entwickelt, versprüht der Opel Combo trotz seines hohen Nutzwertes nicht den Charme rein darauf ausgelegt zu sein.

Natürlich ist die Kastengrundform unumgänglich und dennoch ist dem Hochdachkombi ein angenehmer Auftritt sicher. Die unverkennbare Opel-Designsprache schafft zudem ein sehr gefälliges Äußeres.

Die fünfte Generation Combo wurde mit dem neuen Partner der PSA Groupe entwickelt und doch geht Opel mit ihrem Pendant eigene Wege und hebt sich von den neuen Schwestermodellen Peugeot Rifter und Citroën Berlingo Multispace besonders an der Front ab.

Und auch im Innenraum setzt Opel zumindest mit dem Lenkrad und der Instrumenteneinheit auf eigene Komponenten, ansonsten sind jedoch keine optischen Unterschiede auszumachen.
Wer einen farbenfrohen und peppigen Look bevorzugt, wird letztlich aber doch zum Citroën Berlingo Multispace greifen, sticht dieser außen wie innen doch deutlich hervor. Ansprechend und wertig sind die Drillinge allesamt und zudem unglaublich innovativ.

Nehme ich im neuen Opel Combo Life platz, fällt mir zunächst die ungewöhnlich breite Mittelkonsole auf, die mir aber auch als Großgewachsenen den nötigen Platz lässt und zusätzlich großen Stauraum bietet, ob ich nun 1,5-Liter-Flaschen oder große Tablets verräumen möchte, hier finden diese mühelos ihren Platz. Da der Beifahrer-Airbag im Dach untergebracht ist, kann außerdem das untere und obere Handschuhfach genutzt werden. Weitere Utensilien können zudem in den großen Türfächern im Fond oder in den Taschen an den Rückseiten der Vordersitze verstaut werden. Hier hat man schnell mal aus den Augen verloren, welcher Gegenstand wo abgelegt worden ist.

Wer dann noch das Panoramadach ordert… denn dieses lässt nicht nur Licht ins Innere und gibt den Blick gen Himmel frei, es verfügt auch über eine mittig verlaufende Ablage in Milchglas-Optik und eine zusätzliche 36 Liter fassende Box. Oberhalb der Gepäckraumabdeckung angebracht, hängt sie vom Dach, schränkt aber erfreulicherweise nicht die Sicht im Rückspiegel ein. Wie sehr Opel hier mitgedacht hat, zeigt eine genaue Begutachtung auf. Denn die Box lässt sich bequem vom Kofferraum aus beladen, aber auch der Zugriff von innen und während der Fahrt ist ganz einfach, denn auf der Seite zum Passagierraum befinden sich zwei weitere praktische Schiebetüren.

Apropos, der Opel Combo ist jeweils mit einer Schiebetüre ausgestattet, die zweite Türe auf der Fahrerseite ist gegen Aufpreis oder ab der Ausstattung Edition erhältlich.

In der Langversion kannst Du auf Wunsch auch bis zu sieben Personen transportieren, das Ladeabteil des 35 Zentimeter längeren Combo beherbergt selbst bei siebenköpfiger Besetzung 850 Liter. Doch schon die Standard-Variante des Opel Combo kommt voll besetzt auf ein Ladevolumen von mindestens 597 Litern. Durch einfaches umlegen der Rücksitze wächst das Volumen im Handumdrehen auf stolze 2.126 Liter, die Langversion bringt es sogar auf unglaubliche 2.693 Liter. Und wenn Du als privater Nutzer auch weniger in die Versuchung kommst, so könntest Du auch mühelos eine Europalette transportieren.

Zudem fährt der neue Combo mit variablen Sitz-Umklappfunktionen vor. So kannst Du die durchgängige Sitzbank in der zweiten Reihe – die sich im Verhältnis 60:40 umklappen lässt – alternativ durch drei Einzelsitze ersetzen. Diese sind optisch zwar schmal geschnitten, ermöglichen aber auch die Unterbringung von drei breiten Kindersitzen nebeneinander. Dazu verfügt jeder Sitz über Isofix-Halterungen und einen so genannten Top Tether-Verankerungspunkt, um im Falle eines Unfalls die Vorwärtsbewegung des Kindersitzes zu minimieren und so Verletzungen vorzubeugen.

Die einzelnen Sitze der zweiten Reihe kannst Du bei Bedarf auch ohne Werkzeug ausbauen und mit einem Gewicht von 14 Kilogramm erweisen sie sich als durchaus rückenfreundlich.

Lange Gegenstände bringst Du dank serienmäßig umklappbaren Beifahrersitz und einer Ladefläche von drei Metern ebenfalls spielerisch unter, die angebrachte Armlehne lässt sich hierfür einfach abnehmen und in der Ablage praktisch verstauen.

Die große Heckklappe lässt sich in engen Parklücken schnell nicht mehr öffnen, doch Opel hat auch in diesem Punkt mitgedacht. Lässt sich das in der Heckklappe integrierte Fenster ganz bequem auch auf engstem Raum separat öffnen und hochklappen. So kannst Du durch das Fenster weitere Gegenstände einladen oder herausnehmen.

Ein Head-Up-Display, welches die wichtigsten Informationen in Dein direktes Sichtfeld projiziert, eine Panorama-Rückfahrkamera, das beheizbare Lederlenkrad oder auch die Vernetzung via Apple CarPlay sowie Android Auto über den bis zu acht Zoll großen Farb-Touchscreen oder die kabellos induktive Lademöglichkeit habe ich ehrlich gesagt in einem Hochdachkombi nicht erwartet. Doch im neuen Opel Combo alles zu haben, wie auch eine Standheizung, die Du via Timer oder Fernbedienung aktivieren kannst und unabhängig vom Motor arbeitet.

Wem das unglaubliche Platzangebot noch nicht ausreichen sollte, kann darüber hinaus bis zu 1.500 Kilogramm an den Haken nehmen. Auf Wunsch ist eine fest montierte oder abnehmbare Anhängerzugvorrichtung verfügbar. Droht bei Fahrten mit dem Anhänger selbiger zu schlingern und aus der Spur zu geraten, sorgt das serienmäßige Anhänger-Stabilitätsprogramm für eine entsprechende Stabilisierung und bremst das Fahrzeug ein. Sollte diese Maßnahme nicht ausreichen, reduziert das System das Motordrehmoment und die Geschwindigkeit weiter, um das Gespann schnellstmöglich wieder auf Kurs zu bringen.

Der Opel Combo Life hat noch weitere Technik-Features verbaut, wie beispielsweise den serienmäßigen Berg-Anfahr-Assistent oder das gegen Aufpreis erhältliche adaptive Traktionssystem IntelliGrip.

Aus den Opel SUV-Modellen bekannt, passt IntelliGrip die Kraftverteilung an die Vorderräder an und lässt gegebenenfalls Schlupf zu und verfügt zudem über die fünf Fahrmodi Normal, Schnee, Gelände, Matsch und Sand. Damit stellen auch Fahrten abseits der asphaltierten Pisten oder auf schneebedeckten Straßen kein Hindernis da

Wieder zurück im Großstadtdschungel, spielt der automatische Parkassistent seine Vorteile aus. Erkennt dieser nicht nur die geeignete Parklücke, er lenkt das Fahrzeug auch selbstständig und parkt den Combo sowohl ein als auch wieder aus. Du musst nur noch Gas und Bremse bedienen

Das angenehm straff ausgelegte Fahrwerk kommt mit Straßenunebenheiten generell gut klar, da gibt es nichts zu meckern. Nur die Lenkung stößt mir leider negativ auf. Ist sie mir viel zu schwammig und indirekt. Das kenne ich so gar nicht von Opel, hier ist dringend Nachbesserung angesagt.

Die gemütliche Gangart steht dem Opel Combo gut zu Gesicht, ist er ein angenehmer Cruiser, und wer strebt in einem familientauglichen Hochdachkombi schon die Nordschleife an.

Wer den sportlichen Ritt nicht sucht, ist auch mit dem einzigem Benziner im Portfolio zufrieden, denn der Dreizylinder löst mit seinen 81 kW/110 PS natürlich keine Begeisterungsstürme aus. Doch untenrum wirkt er spritzig und sprintet dank Turbo und 205 maximalen Drehmoment immerhin in 12,8 Sekunden von null auf Tempo 100.

Der Sechsgang-Handschalter gleitet dabei gut durch die Schaltkulisse, möchte aber auch entsprechend bemüht werden. Auf der Autobahn erreicht der Turbo-Benziner eine Höchstgeschwindigkeit von 175 Stundenkilometer, wirkt aber mit höherem Tempo zunehmend angestrengter.

Der ab Marktstart verfügbare 1.2 Direct Injection Turbo pendelt sich laut Hersteller zwischen 5,8 und 5,5 Liter im kombinierten Fahrzyklus ein, dies entspricht einem CO2-Ausstoß von 133-125 g/km. Und auch die Werte nach dem neuen WLTP-Messverfahren gibt Opel bereits an, der Verbrauch pendelt sich dann zwischen 7,5 und 6,7 Litern ein (170–150 g/km CO2).

Meine zweite Runde durfte ich im stärksten 1,5-Liter-Diesel mit 96 kW/130 PS drehen, der außerdem in den Leistungsstufen 56 kW/76 PS und 75 kW/102 PS angeboten wird.

Der Topdiesel stellt ab 1.750 Umdrehungen ein maximales Drehmoment von 300 Newtonmeter bereit und beschleunigt den Opel Combo Life natürlich spürbar spritziger, letztlich vergehen 10,6 Sekunden für den Sprint von null auf Tempo 100 und er wird bis zu 185 km/h schnell.

Während sich die zwei kleineren Selbstzünder mit einem Fünfgang-Handschalter begnügen müssen, wird der Topdiesel wie auch der Benziner an ein schön geführtes Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt. Die alternative Getriebevariante für den 130 PS-Diesel konnte ich in meiner dritten Ausfahrt erproben.

Und auch dieses Getriebe hätte ich nicht unbedingt in einem Fahrzeug der Gattung Van-B-Segment erwartet. Die für einen Aufpreis von 2.100 Euro erhältliche Achtstufen-Automatik wird über einen Drehregler bedient und erweist sich als sehr komfortabel. Selbst eingreifen könntest Du bei Bedarf über die Schaltpaddel am Lenkrad, letztlich übernimmt die Automatik bei erreichen des Begrenzers aber wieder die Kontrolle.

Die Achtstufen-Automatik ist nicht nur sehr komfortabel, sie präsentiert sich mit einem angegebenen Kraftstoffverbrauch gemäß NEFZ von 4,5-4,3 l/100 km im kombinierten Fahrzyklus zudem als effizient und stößt lediglich 118-113 g/km CO2 aus und liegt so mit dem Handschalter gleich auf. Nach dem neuen realitätsnahen WLTP-Messverfahren gibt Opel den Verbrauch je nach Ausstattung zwischen 6,2 und 5,6 Litern an, die Emissionen belaufen sich entsprechend auf 164–146 g/km.

Die Motoren erfüllen alle die Abgasnorm Euro 6d-TEMP und sind somit auch zukunftssicher.

Womit ich auch schon zum nächsten Kapitel überleiten möchte. Der Opel Combo hat wahrlich einige Überraschungsmomente in petto, so auch die Sicherheit betreffend. Wartet der Hochdachkombi mit einer Fülle an Assistenten auf.

Sei es der Frontkollisionswarner mit automatischer Gefahrenbremsung und Fußgänger-Erkennung, die Müdigkeitserkennung, der Spurhalte-Assistent oder der adaptive Geschwindigkeitsregler, diese Features sind allesamt und stets serienmäßig im Opel Combo verbaut.

Und so passt der Combo nicht nur Tempo und Abstand an das vorausfahrende Fahrzeug an, er informiert mich mittels Geschwindigkeits-Assistent auch, sobald ein neues Tempolimit vom Verkehrsschild-Assistenten erkannt wird.

Last but not least, kann Opel mit dem Rangierschutz Flank Guard noch eine absolute Neuheit auffahren. Das aus zwölf Sensoren bestehende System warnt beim Rangieren davor, dass eine Fahrzeugseite ein Hindernis, beispielsweise ein Pfeiler oder Wände, streifen oder mit ihm kollidieren könnte. Die Sensoren analysieren die unmittelbare Autoumgebung und warnen Dich über den Infotainment-Bildschirm, falls sie eine drohende Kollision erkennen und alarmieren Dich zusätzlich mittels Warntönen.

Den Sommer haben wir nun hinter uns gelassen und mit Herbstbeginn rollt die fünfte Generation am 29. September zum Händler, kann aber bereits bestellt werden. Mit Preisen ab 19.995 Euro für den Selection präsentiert sich der Rüsselsheimer sehr preisbewusst, wenn auch diverse erwähnte Komfortfeatures dann verständlicherweise noch nicht an Bord sind.

Die nächst höhere Ausstattungslinie Edition kann ab 23.450 Euro dann auch mit elektrischen Fensterhebern, einer Klimaanlage, der zweiten Schiebetür, dem Infotainment-System inklusive acht Zoll Touchscreen und dem beheizbaren Lenkrad aufwarten und ist als einzige Ausstattungslinie auch in der Karosserievariante XL erhältlich, der Preis steigt dann um 1.450 Euro.

Die drei individuell umklappbaren Einzelrücksitze, die Zwei-Zonen-Klimatisierungsautomatik, der Parkpilot hinten, LED-Tagfahrlicht, die Heckklappe mit separat zu öffnendem Fenster, das Panoramadach mit Dachgalerie und indirekter Beleuchtung und die Nebelscheinwerfer mit statischem Kurvenlicht findest Du serienmäßig in der höchsten Ausstattungsstufe Innovation ab 26.050 Euro vor.

Diese Einstiegspreise sind stets an den 1.2 Direct Injection Turbo gebunden, alternativ stehen Dir noch drei Diesel-Aggregate zur Wahl, die Preise reichen bis hin zum Topmodell, dem Opel Combo Life 1.5 Diesel Innovation mit Acht-Stufen-Automatik, erhältlich für 31.150 Euro.

Früher waren Hochdachkombis rein für den Gewerbetreibenden interessant, heute wächst das Interesse an den Pkw-Versionen immer mehr im Privat-Segment. So kann der Markt in den vergangenen vier Jahren ein Plus von über 30 Prozent verzeichnen. Neben einer unglaublichen Geräumigkeit, Flexibilität und zahlreichen Innovationen, lockt der neue Opel Combo Life auch mit fairen Preisen und niedrigen Versicherungsklassen (HP 18/TK 18/VK 19) sowie Unterhaltskosten.

Stand: September 2018; Test: CARWALK – Der Autoblog; Fotos: CARWALK / Opel – Thorsten Weigl

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