Er trägt das neue Lexus-Gesicht und sieht rundum toll aus, mit langer Haube und kurzem Heck. Und diese sportlich-moderne Optik setzt sich innen nahtlos fort, mit toller Verarbeitung und schickem Materialmix, vor allem die roten Ledersitze und Verkleidungen machen echt was her. Da denkt man sofort an richtig viel PS und viel Hubraum verteilt auf viele Zylinder. Doch da muss mein RC passen – erst der rassige RC F schafft da Abhilfe – aber mit den 245 PS und vier Zylindern erreicht der zivilere RC 200t doch durchaus ansprechende Fahrleistungen, dürfte für meine Begriffe aber gerne etwas kerniger klingen.
Spitze Kanten und dynamische Schwünge verbinden sich im Lexus RC zu einem rassigen Sportwagen. Dabei sorgt der wuchtige Kühler mit der dicken Chromleiste rundum zusammen mit den „grimmigen“ Frontscheinwerfern für das nötige Überholimage und den ersten Hingucker-Effekt.
Aus der Front laufen die geschwungen Linien in den A-Säulen aus um im Dachschwung ihre Fortsetzung zu finden. Damit harmonieren die breit ausgestellten Radhäuser in denen große Niederquerschnittreifen auf filigranen Alufelgen stecken, die die spitzen Ecken der Chromleisten wieder aufnehmen.
Schokoladenseiten also wo man hinsieht, und so kann auch das Heck diese dynamische Optik nahtlos fortsetzen und einfach nur begeistern.
Bullig und breit steht er da, die schmalen Rückleuchten betonen zusätzlich die Breite und die Art, wie die Heckschürze angesetzt ist hat Lexus direkt aus dem Motorsport übernommen. Leider sind die Kühlluftrippen nur angedeutet, die beiden dicken, eckigen Auspuffrohre links und rechts im Diffusor sind aber echt.
Ja, echt geil sieht er aus, der Lexus RC – und das tollste ist, dass er zumindest in der Einstiegsvariante mit dem „kleinen“ 245 PS Motor ab 45.750,- Euro ein durchaus noch erfüllbarer Traum-Sportwagen ist.
Traumhaft geht es auch Richtung Innenraum weiter. Schon wenn ich mich mit dem Schlüssel in der Tasche dem Fahrzeug nähere, geht am Türgriff ein Licht an und auch das Fahrzeuglicht zeigt mir den Weg, außerdem erlaubt im Fahrzeug ein angenehmes Ambientelicht mit weißen Lichtleisten in den Türen schon mal einen ersten Blick auf das Innere. Draußen sorgt dann eine Leuchte in den Türen dafür, dass auch der Einstiegsbereich gut beleuchtet wird.
Wenn man genügend Platz hat und die großen Türen weit genug öffnen kann, dann kommt man auch für einen Sportwagen ganz bequem rein, das Lenkrad zieht sich dazu automatisch nach vorne und oben zurück, es geht aber natürlich recht tief runter bzw. beim Ausstieg auch wieder mächtig rauf. Aber wer achtet schon auf solche Kleinigkeiten?
Strahlten mir bei meinem Testwagen doch schon von weitem die tollen Sportledersitze in kräftigem Rot entgegen, in der Mittelkonsole wie in den Türen taucht dann dieses Material auch wieder auf, und da natürlich auch die beiden Rücksitze in Rot erstrahlen, zeigt sich schon von außen der Innenraum sportlich, dynamisch und frisch.
Die Sitze sehen nicht nur gut aus, sie sind auch prima ausgeformt und straff gepolstert, geben guten Seitenhalt und sind mit der elektrischen Verstellung mit Memory für den Fahrer und Beifahrer einfach in die optimale Position zu bringen. Für den weiteren Komfort gibt es eine Sitz- und Lenkradheizung.
Die B-Säule ist weit hinten, also auch der Gurt. Um dort besser dran zu kommen kann man den Gurt durch eine Schlaufe an der Sitzlehne führen, dann ist er stets gut erreichbar, muss nur gelöst werden, wenn jemand hinten rein soll.
Ein schicker Mix aus schwarzem und rotem Leder mit schwarzen und roten Nähten wohin das Auge blickt, dazu sehr schöne Aluapplikationen und Leisten. Das kann schon gut gefallen, auch wenn die Gesamtheit ein wenig zerklüftet wirkt, die Verarbeitung ist tadellos und im oberen Bereich ist das Armaturenbrett weich abgepolstert, das dicke Lenkrad liegt gut in der Hand, das schwarze Leder (glatt und gelocht) ist mit roten Nähten bestückt.
Ein erster kleiner Frust stellte sich ein, als ich erstmals mit dem kleinen Touchpad am Navi ein Ziel eingeben wollte – denn das verlangt eine gute Eingewöhnung, sonst fährt man über das Ziel hinaus, löst zu früh aus oder auch gar nicht. Dabei sorgt eine Vibration für ein spürbares Feedback. Vor allem damit Ungeübte sollten die ersten Gehversuche unbedingt im Stand vornehmen !!!
Fast schon ein wenig befremdlich in diesem supermodernen Auto ist der Schalter für Tempomat und Tempobegrenzer – so wie im Kleinwagen.
Wer will in einem Sportwagen schon hinten sitzen? Aber rein von der Optik her laden die beiden Rücksitze durchaus schon mal ein, in Reihe zwei Platz zu nehmen. Doch als 1,80 m großer Passagier findet man hier nicht wirklich ein gutes Unterkommen, dabei würden die Sitze eigentlich ein bequemes Sitzen hergeben.
Doch besonders wenn vorne auch ein 1,80 m großer Fahrer sitzt, dann wird es im Beinraum schon sehr eng und die Knie drücken in die stark ausgehöhlten Sitzlehnen. Aber vor allem der Kopf reicht dann bis ans Dach und auch die Kopfstützen sind nicht wirklich berauschend und was auch stört, man kann so kaum aus dem Seitenfenster raus gucken.
Kleinere Personen oder Kinder haben dagegen keine Probleme auf den Rücksitzen zu befürchten und müssen sich auch nicht so sehr quälen, wenn es ans Ein- und Aussteigen geht. Solange man die Tür noch weit öffnen kann, geht es noch ganz bequem rein, wieder raus ist stets beschwerlich, mit 1,80 m Körpergröße weiß man zudem nicht so recht ob erst den Oberkörper vor oder erst die Beine raus – nee, lieber nicht.
Fast noch länger dauert es, bis nach dem Zug am Hebel der Sitzlehne diese vorklappt und der Sitz im Schneckentempo nach vorne fährt. Das gilt dann auch wieder beim Sitz zurück, aber immerhin findet er automatisch die ursprünglich eingestellte Position.
Komme ich noch ein Stück weiter nach hinten, in den Kofferraum. Seine Ladekante ist recht hoch aber gut geschützt, die Stoßstange nicht. Auf Knopfdruck am Schlüssel öffnet der Kofferraumdeckel und schwingt von alleine hoch.
Der Kofferraum ist mit seinen 374 Litern so ganz gut nutzbar, wer mehr braucht einfach Sitzlehne umklappen (geht mit einem Hebel im Sitz), es bleibt aber eine rund 12 cm hohe Stufe und die Durchladeöffnung ist natürlich eingeschränkt, aber für einen Sportwagen ganz okay, eine Skidurchreiche wäre vielleicht nicht schlecht.
Übersichtlichkeit ist besonders bei einem sportlichen Coupé auch ein Komfortmerkmal. Wenn man als Fahrer den Kopf zur Seite dreht, dann ist durch die weit hinten liegende B-Säule der Blick nach links auch über die Schulter sehr gut, auf der anderen Seite, also nach rechts, bringt das kleine Fenster hinter der B-Säule nicht übermäßig viel und die C-Säule wird dann doch sehr wuchtig, zudem ist das Heck recht hoch und das Fenster eher schmal, da ist die Sicht nicht so berauschend – was soll’s, man hat Einparkhilfen und eine Rückfahrkamera, damit geht das Rangieren recht einfach.
Und auch wenn es bei dem sportlichen Japaner in der F Sport Variante die Programme Sport und Sport+ gibt, so verliert er nie den Fahrkomfort aus den Augen. Und weil er sich wohl selbst nicht so ganz traut greift das ESP nicht nur im Slalomtest spürbar ein, na so bleibt der Wagen in jedem Fall sicher auf Kurs und absolviert auch den Ritt um die Pylonen gutmütig. Die Karosserie neigt sich nur minimal und ein Unterschied zur Sport-Einstellung ist kaum festzustellen, erst unter der dem RC 200t F Sport vorbehaltenen Sport+ Einstellung wird die Wankbewegung der Karosserie durch erhöhte Dämpfung der kurvenäußeren Räder noch etwas reduziert.
Dank einem Hinterachsdifferential mit begrenztem Schlupf bringt der RC seine Kraft souverän über die Hinterräder auf den Boden, das adaptiv-variable Fahrwerk unterstützt das sportliche Handling.
Auch die Arbeitswiese der Lenkung ist stets gleich komfortabel-straff, angenehm direkt und mit ordentlicher Rückmeldung, unter Sport noch einen Tick spontaner, das gilt dann auch bei Topspeed auf der Autobahn. Und auch hier liegt er super und ruhig auf der Straße zeigt sich von seiner besten Seite ob beim Cruisen mit Tempo 130 oder unter Vollgas.
Der Lexus RC verliert aber auch bei einer Vollbremsung nicht seinen Komfortanspruch, geht sehr sanft ans Werk, ohne ABS-Rubbeln und kaum Reifenquietschen, sicher und spurstabil, auch auf schlechter Wegstrecke. Ich hatte aber das Gefühl, dass er (mit Winterreifen und nasser Fahrbahn) lange braucht bis er steht und man braucht viel Druck, muss schon mächtig rein treten. In meinem Fall lag der Bremsweg aus Tempo 100 zum Stillstand bei über 38 Metern. Vorne wie hinten gehen innenbelüftete Scheibenbremsen ans Werk, die Bremsbacken waren bei mir in Orange lackiert, ABS, elektronische Bremskraftverteilung und Bremsassistent sind serienmäßig an Bord. Tritt man beim Anhalten z.B. an einer Kreuzung nur sanft auf die Bremse, bleibt der Motor an und man kann gleich wieder los, tritt man fester drauf, wird die Start-Stopp-Automatik aktiv und der Motor geht aus.
Der Lexus RC schreibt also Komfort groß, da will dann irgendwie so gar nicht passen, dass bei normal eingeschaltetem Fahrlicht dieses manuell ausgeschaltet werden muss, wenn man den Motor ausschaltet, hier ertönt nur ein Warnton. Und statt elektronischer Parkbremse hat der RC noch eine Fußfeststellbremse.
Die Funktionsweise des Tempomats ist adaptiv, das heißt er reagiert auf langsamere Fahrzeuge voraus. Doch für Frust – vor allem bei den Hintermännern – sorgt das recht zögerliche wieder rauf Beschleunigen, erst wenn der Vordermann wirklich vollständig von der Spur weg ist, fängt er wieder an zu beschleunigen – das mag zwar sicher sein, doch so fährt niemand. Und der Tempomat reagiert auch auf Fahrzeuge die man gerade überholen will und bremst ggf. ganz unvermittelt ab – und das nicht nur in einer Kurve – bitte nachjustieren.
Und zumindest bei meinem Testwagen hat irgendwas mit der Verkehrsschildererkennung nicht funktioniert. Sie gab das Tempolimit wieder frei, obwohl noch ein Limitschild am Straßenrand stand und die Aufhebung erst später folgte, oder sie hatte ein ganz anders Limit gesehen … manchmal hatte ich den Eindruck, sie vermischt was sie sieht mit einprogrammierten Tempolimits aus dem Navi.
Das Navi selbst führt so weit sehr gut, hält aber bei weiteren Strecken bis knapp eine halbe Stunde vor dem Ziel eine halbe Stunde Puffer vor, erst dann korrigiert es sich sprunghaft auf die tatsächliche Ankunftszeit. Mit Hilfe Deines Smartphones schafft das System eine Internetverbindung und den Zugang zu Google Local Search und Google Street View und Panoramio.
Komfort verspricht dann auch die Fernlichtautomatik. Sie arbeitet nicht schlecht, geht schnell wieder an, lässt es aber gelegentlich auch lange an, wenn auf langen Geraden Fahrzeuge entgegen kommen, da ist man dann schon mal versucht, es selbst auszumachen. Wie so oft werden auf seitlichen Einmündungen ankommende Fahrzeuge kaum erkannt. Was auch wieder eher Frust hervorruft ist die Tatsache, dass sich die Lichtautomatik leider sehr oft von den Schildern mit rot-weißen Winkeln in einer Kurve irritieren lässt und das Fernlicht ausschaltet. Gerade in engen Kurven hab ich gerne viel Licht.
Wenn der RC so vor einem steht, geht man irgendwie davon aus, dass mindestens ein Sechszylinder unter der langen Haube steckt, aber beim 200t werkelt „nur“ ein Vierzylinder-Reihenmotor mit 2 Litern Hubraum mit Turbolader und Ladeluftkühlung. Wer wirklich den großen Bumms unter der Haube haben will, der muss den RC F wählen, der hat dann einen V8 mit 5 Litern Hubraum und 477 PS unterm Hintern und ist dann doch eine ganz andere Hausnummer, auch vom Preis her, kostet dieses geile Teil dann doch schnell mal 80 Mille.
Aber auch wenn der RC 200t damit nicht mithalten kann, so braucht man sich mit diesem Fahrzeug keineswegs verstecken und man ist auch auf gar keinen Fall untermotorisiert. Denn seine 180 kW/245 PS treten in Verbindung mit den 350 Nm Drehmoment das zwischen 1.650 und 4.400 Touren anliegt richtig kraftvoll an, wenn auch akustisch weniger eindrucksvoll, auch wenn man ihm mit dem Sportmodus etwas mehr Sound verleihen kann.
Knapp unterhalb der 240 endet laut Tacho die bis dahin stets druckvolle und durchgängig gute Beschleunigung – in echt geht er ohnehin „nur“ 230 – dabei brüllt dann der Motor herrlich kernig auf, allerdings wird es dann auch insgesamt laut im Fahrzeug.
Nur 7,5 Sekunden vergehen beim Sprint von Null auf Hundert und um flott voran zu kommen braucht man nicht unbedingt auf Sport oder gar Sport+ zu gehen. Wenn man selbst schalten will – ist nicht unbedingt von Nöten, macht aber richtig Spaß – dann musst Du auf manuell wechseln, jetzt kannst Du den Motor richtig ausdrehen ohne dass die Automatik dazwischen geht.
Fährt man auf Automatik im Sport-Modus, dann dreht sie höher aus und hält wo es für flottes Vorankommen angezeigt ist auch die Drehzahl hoch indem sie einen niedrigeren Gang hält, wenn man mal kurz vom Gas muss. Immer schaltet die Automatik, die über 8 Stufen herrscht, sehr sanft und ausreichend schnell, ein kurzer Zug an den Schaltpaddels reicht, um z.B. bergab für kurze Zeit die Bremswirkung des Motors zu nutzen, bevor es von selbst wieder in den Automatikmodus geht.
Lexus gibt im Mix 7,2 Liter an, diesen Wert habe ich nicht geschafft, es ist aber mit solch einem Auto auch kaum möglich, sich ständig so im Spargriff zu haben und den guten Durchzug nicht doch immer wieder mal auszukosten. Obwohl genau dafür gibt es auch die ECO-Einstellung, aber ganz ehrlich, wer will das bei so einem Auto? So bin ich auf meiner gewohnten Strecke laut Bordcomputer auf 8,9 Liter Super gekommen. Während einer Messfahrt habe ich 9,2 Liter durch reales Nachtanken ermittelt, der BC eilte dabei dann schon auf 9,6 Liter vor, also waren meine 8,9 Liter in Echt auch etwas weniger und dann auch die 8,3 Liter bei Tempo 130 auf der Autobahn. Der Vierzylinder-Turbo erfüllt die Abgasnorm Euro 6, stößt laut Hersteller im Mix 166 g/km CO2 aus.
Den Einstieg bildet der RC mit 45.750,- Euro, die von mir gefahrene Variante F Sport kostet dann 54.250,- Euro und ist nochmals eine Spur sportlicher ausgestattet. So gehören dann stärker konturierte Sportsitze, 19 Zöller mit 235/40er Niederquerschnittreifen vorne und 265/35er hinten, das adaptive Fahrwerk, Sperrdifferential und ein Parkassistent zur Serienausstattung, die aber generell bei jedem RC sehr umfangreich ausfällt. Als dritte Variante ist der RC 200t als Luxury Line für 51.550,- Euro erhältlich. Einen exakten Vergleich liefert Dir Lexus online.
Lexus gewährt Dir eine dreijährige Herstellergarantie bis maximal 100.000 km. Die Versicherungskosten liegen durch recht hohe Einstufungen eher hoch: HPF 16, TK 25 und VK 28.
Dazu sorgen zahlreiche Assistenzsysteme wie Toter-Winkel-Warner, Querverkehrs-Assistent, Spurwechselwarner sowie ein Pre-Crash-Safety-System, das ggf. auch selbsttätig bremst, für zusätzliche Sicherheit.
Stand: Januar 2018, Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog
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