Man kann es eigentlich generell von alle neuen Kia-Modelle behaupten: Vor allem das Design hat sich ganz enorm zum Positiven hin verändert. Für den Carens gilt das aber in ganz besonderem Maße. War der Vorgänger noch eher unscheinbar und unsportlich, so kommt der neue richtig dynamisch, modern und schick daher.
Und er wirkt eigentlich größer und erwachsener als sein Vorgänger, dabei ist er tatsächlich kompakter, auch wenn es nur einige Zentimeter sind. Das liegt wohl auch daran, dass sobald man drin sitzt, man den Eindruck, dass er innen deutlich geräumiger wurde, einfach spürt und auf die Außenhaut überträgt.
In jedem Fall trägt der neue Carens seine neue Haut selbstbewusst zu Markte, er passt nahtlos in die aktuelle KIA-Optik, nicht nur wegen des typischen Kühlergrills. Die Scheinwerfer ziehen sich ebenso dynamisch bis weit in die Seitenlinie wie die Frontschürze die zweite Kühlluftöffnung mit den Nebelscheinwerfern verbindet.
Ein massiver Body suggeriert in der Seitenansicht Solidität gepaart mit Dynamik, was vor allem die schwungvolle Dach- und Fensterlinien unterstreichen. Und auch am Heck gibt sich der Carens zumindest optisch richtig sportlich, übernimmt den Schwung mit den Rückleuchten und dem Heckfester mit Spoiler sowie dem angedeuteten Diffusor, in dem eigentlich nur noch ein dicker Auspuff fehlt.
Dass bei der flotten Optik der praktische Nutzen nicht auf der Strecke bleibt, merkt man spätestens wenn man die Heckklappe öffnet. Sie schwingt weit hoch, auch als 1,85 m Mensch stößt man sich hier nicht an. Sie gibt ein große Ladeöffnung mit angenehm niedriger Ladekante frei, die zudem gut gegen Ladekratzer geschützt ist, bei der Stoßstange selbst trifft das leider eher weniger zu.
Im soliden Boden ist die dritte Sitzreihe mit den Sitzen 6 und 7 versteckt, sie sind einfach mittels Zug an einer Schlaufe aus dem Boden zu holen und auch ebenso einfach wieder zu versenken. Durch die flexible zweite Sitzreihe kommt man ganz bequem dort hin, sitzt auch ganz gut, als Erwachsener aber nur, wenn die zweite Reihe nicht ganz hinten steht.
Hinter den Sitzen 6 und 7 bleibt natürlich nicht mehr allzu viel Stauraum, gerade mal 103 Liter passen dann rein, im Boden ist noch ein großes Fach über die gesamte Breite, hier ist u.a. ein Reifenreparaturset verstaut. Links und rechts finde ich noch zwei weitere kleine Fächer, links ist zudem eine eher mickrige Kofferraumleuchte montiert. Rechts sticht recht weit unten ein kleines aber richtig helles Licht ins Auge, und das entpuppt sich dann als ganz praktische, weil herausnehmbare Taschenlampe.
Lässt man die dritte Sitzreihe im Boden, wächst der nutzbare Laderaum bereits auf gute 536 Liter, und fährt man die drei Sitze der zweiten Reihe ganz nach vorne oder klappt die Rücksitzlehnen um, dann werden daraus ganz schnell bis zu 1.820 Liter, ebener Ladeboden inklusive.
Nehmen in Reihe zwei Passagiere Platz, so finden die auch hier ein ganz bequemes Unterkommen, die Lehnen können individuell in der Neigung verstellt und der Sitz in Längsrichtung verschoben werden. So ist – je nach dem – auch für 1,80 m große Passagiere hinter einem ebenso großen Fahrer kein Platzproblem zu befürchten, und das trotz Klapptischen mit Getränkehaltern in den Vordersitzen. Auch hier hinten sind die Sitze gut ausgeformt, dadurch wird allerdings der schmale Mittelsitz mehr zum Notsitz.
Die Sitze vorne sind gut ausgeformt, trotzdem ist der Seitenhalt im Rücken nicht ausreichend. Wenn man flott fährt haben die Sitze alle Hände voll zu tun, einen auf dem Platz zuhalten, vor allem im Schulterbereich und im Rücken.
Die große Frontscheibe ist anfällig für wechselnde Witterungseinflüsse, denn kann man bei normaltrockner Witterung problemlos mit normal starkem Gebläse und ohne Klimaanlage die Scheibe beschlagfrei halten, wird das schon bei wenig Nebel unmöglich. Und wo ich schon beim Meckern bin, die A-Säulen sind recht breit, da kann man in Kurven oder Einmündungen leicht mal ein Auto dahinter übersehen. Da auch die B-Säule ziemlich breit ist und hinten die Kombination aus C- und D-Säule mit dem kleinen Fenster viel Sicht nimmt, bleibt die Rundumsicht durchschnittlich.
Rund um die Instrumente sowie den Lüftungsdüsen und den Pralltopf am Lenkrad sind schöne, mattverchromte Leisten eingebaut, und auch wenn man die Schalter der el. Fensterheber näher anschaut, sind die mit einer kleinen Chromleiste bestückt. Schade, dass man diese schicke Gestaltung dann an allen anderen Schaltern weggelassen hat.
Am Lenkrad kann man ganz bequem per Tastendruck zwischen Komfort, Normal und Sport wählen – bezieht sich aber nur auf die Lenkung. Und die habe ich bis auf wenig kurze Ausnahmen in der Stadt immer in der Sportstellung gefahren, auch wenn sie dann deutlich straffer arbeitet, aber das Gefühl für die Straße ist bei flotter Fahrt nur so wirklich gut. In der Komfortstellung hat man sonst Mühe in engen schnellen Kehren den Wagen in der Spur zu halten.
Auf Komfort ist die Lenkung nämlich recht indirekt und etwas gefühllos. Hinzu kommt die erhöhte Sitzposition und die dadurch auch stärker empfundenen Karosserieneigungen und die nicht eben kleinen Abmessungen des Carens, so dass ich mich stets mehr zum Cruisen hingezogen gefühlt habe, denn auch in der Sportstellung wird der Carens nicht wirklich zum Kurvenräuber, zumal bei schnellem Richtungswechsel die Lenkung auch zusehends strenger arbeitet. Also mache ich lieber das, wozu der Carens gemacht wurde: mit vielen Personen und/oder viel Gepäck bequem reisen. Und das kann der Koreaner mit seinem die meisten Straßenschäden sauber wegfilternden Fahrwerk richtig gut.
Extra für Editionsmodelle wie Dream Team oder FiFa gibt es eine leistungsreduzierte und verbrauchsoptimierte Dieselmotorisierung. Und so hatte unser Carens nicht die sonst üblichen 110 kW / 136 PS sondern musste sich mit 85 kW / 115 PS begnügen, er wird damit 181 km/h schnell und braucht 13 Sekunden für den Sprit auf Tempo 100.
Leider hatte mein Testwagen aber keine Start-Stopp-Automatik und die Schaltempfehlung arbeitete nur rauf und war da vor allem im hügeligen Gelände bergauf ziemlich optimistisch. Trotzdem konnte ich, wenn ich nicht an jeder Kreuzung der erste sein wollte, im Mix mit 5,4 Litern hinkommen und war damit nicht nur gerade mal 0,2 Liter von der Werksangabe entfernt, sondern auch noch ausreichend flott unterwegs. Die Reichenweitenanzeige rechnet aber leider nur runter.
Der Vierzylinder Diesel läuft, wenn man ihn nicht scheucht, sehr ruhig, voll gefordert wird er zwar lauter, aber auch nicht aufdringlich. Vor allem kann man sehr schön mit ihm cruisen, und das passt bestens zur Gesamtcharakteristik des Carens.
Bei Tempo 130 auf der Autobahn vermischen sich Motorsound und Abroll- sowie dezente Windgeräusche zu einem recht unaufdringlichen Brummen. Tempo 130 quittiert der Carens mit einem Verbrauch von 7,6 Litern, bei 160 – er liegt noch immer angenehm ruhig auf der Straße und das Motorgeräusch bleibt dezent im Hintergrund – steigt der Verbrauch auf 8,7 Liter Diesel auf 100 km an.
Die sechs Vorwärtsgänge sind schön abgestuft, die Schaltung flutscht und geht ausreichend straff und auf exakten Wegen, die für den Fahrzeugtyp auch kurz genug ausfallen. Motor und Schaltung harmonieren gut miteinander.
Den Kia Carens mit dem 1.7 CRDi Dieselmotor bekommen Sie ab 24.290,- Euro als Edition 7, für 24.890,- Euro als DREAM-TEAM Edition, dann hat er auch den 85 kW Motor, alle anderen Modelle sind mit dem 1.7 CRDi mit 100 kW / 136 PS ausgestattet.
Die Ausstattung beginnt schon recht umfangreich, alle Unterschiede und Besonderheiten hier aufzählen zu wollen, würde aber den Rahmen dieses Berichts sprengen, ich empfehle Dir daher einen Blick in die Prospekte des Herstellers, einen Besuch der Internetseite oder beim Händler. Schließlich hält der Hersteller auch interessante Finanzierungsangebote für Dich bereit.
Allen Varianten gemein ist die 7-Jahres-Garantie im Rahmen des Kia Qualitätsversprechens, mit Hersteller-, Mobilitäts-, Navigationskarten-Update- und Wartungsgarantie.
Stand: Dezember 2014; Test: CARWALK; Fotos: Kia