Mit dem Isuzu D-MAX Camper unterwegs im Schiefergebirge. Und Gebirge ist schon der richtige Einsatzort für dieses abenteuerlustige Gefährt, wenngleich ich gerne zugebe, dass es doch mindestens die Alpen, besser noch der Ural oder gleich die Himalaya-Region sein sollte, seine Fähigkeiten kommen hier bei uns kaum richtig zur Geltung. Für alle Einsteiger aber durchaus okay, denn geht es mal ins Gelände, dann muss man sich vor allem an die Überhänge und den hohen Aufbau gewöhnen, der schaukelt doch ganz ordentlich. Das Wohnen und Schlafen macht im D-MAX richtig Laune, der Aufbau von Tischer ist gut isoliert, durchdacht eingerichtet und mit allerlei Annehmlichkeiten bestückt. Vor allem wenn man ständig den Standort wechselt ist er völlig ausreichend. Ein Fahrradträger befindet sich an der Rückseite der Kabine, könnte aber auch zur Falle werden …
Er strahlt schon rein optisch die pure Lust am Abenteuer aus und dazu trägt natürlich der fahrbare Untersatz Isuzu D-MAX einen großen Teil bei, denn nicht nur die großen Geländereifen mit dem mächtigen Profil und den weißen Schriftzügen auf den Reifenflanken verleihen dem Fahrzeug einen kaum zu übertreffenden Offroad-Charakter, auch die Schweller an den Seiten, die zugleich auch als Trittbretter dienen und die reichlich Luft in den Radhäusern noch verstärken, passen einfach.
Für den nötigen „zivilen“ Charme sorgen der große, verchromte Kühlergrill und die verchromten Außenspiegelgehäuse, auch wenn die in Verbindung mit dem Camper-Aufbau nur durch entsprechende Aufsätze die notwendige Breite erreichen. Die Tatsache, dass der D-Max kein echtes Wohnmobil sondern ein Pick-up mit entsprechendem Aufsatz ist, der mit ein wenig Übung in 20 bis 30 Minuten auf vier eigenen Beinen in Form von vormontierten Stützen abgestellt ist, macht letztendlich den großen Vorteil gegenüber einem Wohnmobil aus, denn er muss nicht den Rest des Jahres außerhalb der Urlaubsfahrten nutzlos rum stehen, sondern kann als vollwertiges Fahrzeug mit all seinen Zusatznutzen verwendet werden.
Damit der D-MAX sowohl mit dem Campingaufbau schwer beladen wie auch ohne alles „leichtgewichtig“ gefahren werden kann, hat er eine Niveauregulierung, die bequem vom Fahrersitz aus mittels Kompressor ganz nach Bedarf befüllt werden kann, jeweils für links und rechts getrennt, um auch unterschiedliche Beladungen des Wohnmobilaufbaus ausgleichen zu können.
Bleiben wir noch kurz beim Aufbau, der aus dem Hause Tischer stammt und neben der maximalen Ladefläche auch die gesamte Fahrerkabine für den Alkoven nutzt, in dem das Doppelbett untergebracht ist und am Heck ein gewaltiges Stück überhängt. Dass dabei der Aufbau über der Fahrerkabine den Nachteil mit sich bringt, dass gewisse Schlitze dazwischen bei längeren Fahrten mit höherem Tempo im Sommer ganz gewaltig verschmutzen und ohne Abbau nur schwer wieder zu säubern sind, muss man einfach hinnehmen, ohnehin fängt der Aufbau mit seiner Stirnseite alle Fliegen unweigerlich auf.
Der hohe Aufbau sorgt auch dafür, dass das Fahrzeug in Kurven und vor allem im Gelände und beim Bremsen ganz schön ins Schaukeln gerät. Damit die Bewegungen der Insassen im Stand nicht das Selbe bewirken, können ruck zuck die zwei seitlichen Stützen hinten heruntergelassen werden und schon ist Ruhe im Karton. Ruck zuck ist auch das Sonnendach herausgekurbelt und die Trittstufe an der Einstiegstür, die in unserem Fall an der Rückseite angebracht war, herausgeklappt.
Ein wenig mehr Kraftaufwand ist erforderlich, um den hier hinten montierten Fahrradträger für zwei Bikes hochzuklappen, vor allem weil er – um das Ganze hoch zu drücken mit starken Dämpfern ausgestattet ist – so eigenständig nach oben will sobald die Verriegelung gelöst ist, dass er dem Unvorsichtigen schnell einen Kinnhaken versetzt.
Ohnehin hat es diese Vorrichtung in sich, denn während man drinnen bei geschlossener Hecktür ein Schläfchen hält, könnte von außen jemand den Träger wieder runter klappen und verriegeln und schon sitzt man in der Falle …
Eine zugegebenermaßen gemütliche Falle, denn der Innenausbau kann durchaus gefallen. Ein helles, rötliches Holz ziert die gesamten Einbauen, die mit silbergrauen Verschlüssen geöffnet werden, selbstverständlich können alle Türen und Schubladen mit diesen Dreh-Druck-Knöpfen verriegelt werden, und das gilt auch für die Abdeckung über dem dreiflammigen Gaskocher und der Spüle. Und auch wenn der D-MAX Camper nicht unbedingt für wochenlanges Verweilen an einem Platz gedacht ist, es ist alles da, natürlich auch ein Kühlschrank.
Das die doch eher geringen Abmessungen gewisse Einschränkungen mit sich bringen und auch an den Benutzer gewisse Anforderungen hinsichtlich der körperlichen Ausdehnungen verlangen, versteht sich fast von selbst. Und das gilt natürlich im besonderen Maße für die Kombi-Nasszelle. Denn hier ist auf kleinstem Raum alles was man so braucht. Der Boden ist gleich als Duschwanne ausgebildet, darüber steckt die Toilette und das Waschbecken klappt man von der Wand. So richtig zu schätzen weiß man das sicher erst wenn man hunderte Kilometer von der nächsten Zivilisation sein Lager aufschlägt.
Innen kann man als 1,80 m Mensch noch gut stehen und hat ausreichend (10 – 15 cm) Luft am Kopf. Ist der Tisch mit Säulenfuß eingebaut, wird es eng, dann kann man nur noch sitzen um den, der am Herd steht, nicht zu stören.
Aber sonst braucht man auf nichts zu verzichten. Über einen kleinen Bildschirm wird das Licht, die Lüftung/Heizung etc, problemlos und selbsterklärend gesteuert, jedes Fenster ist mit einem Fliegengitter und einem Rollo ausgestattet, die großen Fenster haben zudem wohnliche Gardinen. Überall sind Lüftungsöffnungen im Dach, auch in der Dusche, und auch hier hat man das Fliegengitter nicht vergessen. Außerdem hat er an allen notwendigen Stellen Licht, das sich separat anschalten lässt.
Vor dem Hochbett ist eine umlaufende Sitzecke, an der auch schon mal sechs Personen gemütlich unterkommen, der Tisch dazwischen ist schnell auf- und abgebaut. Auch zusätzlicher Schlafraum könnte hier schnell geschaffen werden. Die Wände sind gut isoliert, auch bei recht niedrigen Außentemperaturen war es ohne Zusatzheizung gemütlich warm im Innenraum.
Na ja, das Schlafen in der Kabine über dem Fahrerhaus verlangt eine gewisse Eingewöhnung, schnell stößt man sich am Anfang an der Außenwand nach vorne hin oder kommt dem Dach bedrohlich nahe, aber das gibt sich schnell und dann schläft man gut. Wer aber schon Rückenprobleme hat, wird sich sicher um andere Matratzen/Lattenroste bemühen.
Alle Ver- und Entsorgungsmodule werden bequem von außen bedient. Dazu gibt es einen Stauraum für zwei 5 kg-Gasflaschen, eine Gasheizung „TRUMA Combi 4″ mit Warmwasseraufbereitung (Boiler 10 Liter), eine Frischwasserversorgung mit 96 Liter-Tank und Druckpumpe sowie ein 45 Liter-Abwassertank als Unterflurtank.
Obwohl der Isuzu D-MAX insgesamt doch eher weich abgestimmt ist knallen Schlaglöcher oder Querrillen und vor allem kleine Absätze enorm nach innen durch. Vor allem die Hinterachse (Starrachse mit Blattfedern lässt grüßen) gibt Stöße und grobe Schlaglöcher ziemlich ungefiltert nach innen weiter, das Fahrzeug hüpft förmlich mit dem Heck, vor allem für die Mitfahrer sind die Wank- und Schaukelbewegungen deutlich zu spüren. Für kleinere Passagiere geht es aber auch ganz schön weit rauf bzw. wieder runter, wenn sie das Fahrzeug erklimmen oder verlassen wollen.
Durch das Mehrgewicht auf der Hinterachse ist aber das Fahrzeug hinten vor allem bei Nässe in Kurven wesentlich stabiler. Damit er überhaupt die Last auf der Pritsche bewältigen kann, hat er in der Mittelkonsole eine Luftdruckregelung, mit der man nicht nur generell den Druck erhöhen kann, sondern auch ggf. ungleiche Lastverteilungen links und rechts ausgleichen kann.
Das ist auch wichtig, damit man den D-MAX auch ohne Aufbau bewegen kann, und so ist dann auch innerhalb von 20 bis 30 Minuten der Aufbau auf seinen vier Standfüßen abgesetzt.
Mit dem Camper-Aufbau ist das Fahrzeug natürlich etwas unübersichtlich, man hat zudem auch keinen funktionierenden Innenspiegel und an die Breite/Höhe muss man sich gewöhnen, das geht aber recht schnell. Das Ende des Hecks ist nicht so gut über die Außenspiegel abzuschätzen, auch die Entfernung zum Hindernis ist selbst mit etwas Übung nicht ganz in den Griff zu bekommen. Man denkt man ist schon ganz dicht dran und dann sind es doch noch zwei Meter bis dort hin. Zudem ist die Motorhaube recht hoch und niedrigere Hindernisse vorn und neben dem Fahrzeug sind nur schwer zu erkennen.
Wenn man flott mit ihm durch die Kurven fährt, wofür er ja nicht unbedingt gemacht ist, dann geht er erst mal gut über die Vorderräder, dann kommt zunehmend das Heck und die All-wether-Reifen fangen an zu quietschen. Es ist ja wohl mühsig zu erwähnen, dass der Camper sehr empfindlich ist gegen Seitenwind. Er folgt etwas indirekt der Lenkung und schlägt dann jede Bewegung in starkes Karosserie-Schaukeln um.
Bei einer Vollbremsung taucht er vorne tief ein, die Reifen mit ihren groben Stollen schreien förmlich auf und das Fahrzeug schwankt heftig, trotzdem bleibt er ganz ordentlich in der Spur, aber man hält das Lenkrad schon freiwillig fest in beiden Händen. So braucht er locker über 45 Meter bis zum Stillstand, wenn die Straße trocken ist.
Warum man nur vorne Scheibenbremsen einsetzt und hinten auf Trommelbremsen vertraut ist vor allem mit Blick auf den Wohnaufbau unverständlich.
Der 2,5 Liter Turbodiesel mit Common-Rail-Einspritzung leistet 120 kW / 163 PS bei 3.600 U/min und macht den D-MAX ohne Wohnkabine 180 km/h schnell. Mit dem Tischer-Wohnaufbau will man so schnell nicht fahren. Selbst auf der Autobahn liegt die ideale Reisegeschwindigkeit zwischen 80 und 120 km/h, und lässt man die Tachonadel so rum pendeln, liegt der Verbrauch bei rund 9,7 Litern, je mehr man sich der 120 nähert, je mehr geht der Verbrauch Richtung 11 Liter und dann auch drüber.
Auf meiner Normstrecke habe ich 9,5 Liter Diesel auf 100 km verbraucht, wenn auch mit reduziertem Schwung. Aber man geht selten bis an die erlaubten Grenzen mit solch einem Fahrzeug. Zudem wirkt der Motor schnell rau und laut, was aber auch daran liegt, dass man immer mit etwas mehr Drehzahl fährt, um das doch schwere Gefährt ordentlich zu bewegen. Auch muss man die Gänge immer etwas weiter, also höher ausdrehen, damit die Anschlüsse passen. Die 400 Nm Drehmoment liegen zwischen 1.400 – 2.000 U/min.
Schaltet man wie von „normalen“ Fahrzeugen gewohnt, fällt er nach dem Hochschalten mächtig ab, ggf. so stark in ein wahres Loch, das gleich gar nichts mehr geht. Und man kann fast schon von einer Anfahrschwäche sprechen, denn am Start kommt er ganz schwer los, da braucht es richtig viel Gas, vor allem wenn es gleich bergauf geht.
Die Schaltung ist ziemlich hakelig, die Schaltwege sind lang und auch ungenau, so trifft man oft den Rückwärtsgang wenn man in den ersten will. Oder um dem nicht zu unterliegen rutscht man in den dritten und dann geht natürlich nichts mehr. Schon allein weil das Fahren wesentlich entspannter ist tendieren wir in diesem Fall mehr zur Automatik.
Nicht wirklich zu gebrauchen ist die Reichweitenanzeige. Nicht nur, dass bei Erreichen von 70 km Restreichweite nur noch der Hinweis „low fuel“ erscheint, auch davor kann es passieren, dass nach gerade mal 3 gefahrenen Kilometern die Reichweite um 60 km nach unten geht.
Die größte Sicherheit die der D-MAX bietet ist erst ganz klar der Allradantrieb, der einem in praktisch jeder Situation ein sicheres Fortkommen garantiert und bis Tempo 100 zu- bzw. abgeschaltet werden kann. Auch wenn man das mit dem Wohnaufbau durchaus auch erst mal ausprobieren muss, wo der D-MAX normalerweise einfach im 4WD-Modus durchzieht, braucht es so ggf. schon früh die Geländeuntersetzung.
Ansonsten ist es gut zu wissen, dass die mittlerweile zum Standard gehörenden sechs Airbags (Frontairbags, Seitenairbags vorne und Kopfairbags vorne und hinten) ebenso serienmäßig sind wie die Sicherheitsgurte und Kopfstützen. Kindersicherungen in den hinteren Türen und ISOFIX Kindersitzbefestigungen an den äußeren Rücksitzen sind ebenso vorhanden.
Du hast natürlich die Qual der Wahl, nicht nur was den Unterbau, also den Isuzu D-MAX angeht. Als Doppelkabine mit dem 163 PS starken 2.5-Liter Diesel reicht die Palette vom Basic für 29.350,- Euro mit Schaltgetriebe bis zum Premium für 34.950,- Euro mit Handschalter oder 36.550,- Euro mit Automatik. Und beim Aufbau kannst Du die von mir gefahrene Box 240 als Leerkabine für 13.293,- Euro oder mit Ausstattung für 27.495,- Euro bekommen. Den Typ 240 gibt es dann auch als Trail, der u.a. eine aerodynamisch günstigere Form aufweist und 29.242,- Euro kostet.
Mehr denn je solltest Du Dich bei dieser Art von Fahrzeug vom Händler über die vielfältigen Möglichkeiten beraten lassen.
Stand: Oktober 2015, Test und Fotos: CARWALK
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