Erdgas-Tankstellen sind in Deutschland bei weitem nicht so stark verbreitet wie die Tankstellen mit Flüssiggas-Zapfsäulen, und wer dann auch noch am sogenannten „Arsch der Welt“ wohnt, muss damit rechnen, dass gut 30 Kilometer in praktisch alle Himmelsrichtungen zu fahren sind, bis zur nächsten Erdgas-Tanke. Da relativiert sich ggf. das Einsparpotential enorm – aber dafür kann der Fiat Panda CNG nichts. Er liefert mit seinem Erdgas- und Benzintank nicht nur eine gute Gesamt-Reichweite sondern auch echtes Sparen. Sparen kann man auch bei der Kfz-Steuer, nur 18 Euro jährlich. Mit dem 2-Zylinder ist er durchaus agil, aber der Motor wird laut. Der CNG ist nur in der gehobenen Lounge-Ausstattung erhältlich, das bringt allerdings auch einen Einstiegspreis von 15.690,- Euro mit sich.
Dann gehören aber neben der Servolenkung Dualdrive mit City-Mode, elektrische Fensterheber vorne, Zentralverriegelung, ESC und ABS, ISOFIX, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Radio mit CD Player, Nebelscheinwerfer und Klimaanlage auch 15 Zoll Alufelgen, Lederlenkrad, Außenspiegel und Türgriffe in Wagenfarbe, Außenspiegel elektrisch verstell- und beheizbar, Parksensoren hinten und Uconnect Radio mit 6 Lautsprechern, Bluetooth und Multifunktionstasten im Lenkrad zum serienmäßigen Lieferumfang.
Optional ist dann vor allem das Winterpaket für 500,- Euro mit beheizbarer Frontscheibe, Sitzheizung vorn und Mitteltunnel der 4×4-Version zu nennen, das Flex-Paket 1 mit asymmetrisch geteilt umklappbarer Rücksitzbank und 3. Sitz sowie umklappbarem Beifahrersitz für 350,- Euro, die Klimaautomatik für 400,- Euro, getönte Fensterscheiben hinten 190,- Euro, eine Uni-Sonderfarbe 300,- Euro und die Metallic-Lackierungen ist für 490,- Euro zu haben.
Erinnerst Du Dich noch: Fiat Panda – die tolle Kiste. Eckig, praktisch, gut. Vom ersten Punkt hat sich der aktuelle Panda doch weit entfernt, auch wenn bei ihm das Design nicht unbedingt an erster Stelle steht, aber gefällig und modern kommt er doch daher. Wer damit wirklich auffallen will ist mit dem CROSS bestens bedient. Mit dem hat mein jetziger Panda aber nur den ersten Buchstaben gemein: CNG. Und damit will er nicht nur praktisch sondern auch sparsam sein, und mit dem billigen Erdgas schafft er das auch.
Mein Testwagen war mit Benzin oder Erdgas zu betreiben, und je nachdem, welchen Treibstoff Du gerade benutzt, entwickelt der Motor entweder 63 kW / 85 PS (Benzin) oder 59 kW / 80 PS (Erdgas). Das Drehmoment von 145 Nm liegt bei 1.900 U/min an, im Economy-Modus wird das auf 110 Nm bei 2.500 U/min reduziert. Das alles spürt und hört man auch.
Der kleine 2-Zylinder-Motor mit einer obenliegenden Nockenwelle wird wenn man anfährt sehr kernig und laut wenn man dann hoch beschleunigt – er knattert als wäre der Auspuff kaputt. Hinzu kommt, dass die Kupplung spät packt und so gibt man noch mehr Gas beim Anfahren. Im Erdgasbetrieb ist er ein bisschen leiser, das laute Geknatter wenn man zügig hochdreht ist hier reduziert.
Wenn man normale Fahrgeschwindigkeit drauf hat, läuft er dann recht ruhig, aber man gerät schnell in ein untertouriges Fahren, schon bei Tempo 100 im 5. Gang, wenn man nur ganz wenig vom Gas muss. Ansonsten beschleunigt er schön hoch, ob man mit Benzin oder Gas fährt, den Unterschied von 0 auf 100 in 12 bzw. 12,8 Sekunden spürte ich kaum. Anders ist es bei der Topspeed, obwohl auch die mit 170 bzw. 168 km/h kaum auseinander liegt, zieht er mit Benzin munter bis dahin hoch, während mit Gas schon bei 150 km/h die Luft raus ist und es eher verhalten weiter geht.
Licht und Schatten liegen auch bei der Schaltung nah beieinander. Positiv ist die Handhabung des Fünfgang-Handschalters zu erwähnen. Die Gänge sind auf recht kurzen und exakten Wegen straff anzusteuern, kaum ein Holperer über den Leerlauf zu spüren. Was immer wieder fehlt ist ein sechster Gang.
Dazu ist die Schaltempfehlung sehr optimistisch, ich hatte das Gefühl der Motor stirbt vor lauter Untertourigkeit fast ab, er ruckelte und vibrierte, aber die Anzeige wollte immer noch einen rauf geschaltet wissen. Bis sie mal anzeigt „bitte einen Gang runter schalten“ hatte ich längst von mir aus zum Schalthebel gegriffen.
Ohnehin greift man häufig im falschen Moment zum Schalthebel um rauf zu schalten, vor allem in flotteren Beschleunigungsphasen, denn dann brüllt zwar schon der Motor aus vollem Hals, bricht dann aber förmlich ein und fällt in ein Loch und braucht dann Sekunden bis wieder richtig Power anliegt. Dabei zeigt sich der kleine 2-Zylinder-Panda durchaus spritzig, mehr als es die technischen Daten vermuten lassen, die Anschlüsse passen aber oftmals nicht. Am besten funktioniert das mit den Anschlüssen, wenn man bis an den roten Bereich ausdreht und erst dann schaltet, aber wer will schon ständig so heizen.
Fiat gibt den Verbrauch mit 5,8 l Benzin oder 3,9 m³ Erdgas innerorts an, außerorts seien es 3,8 l oder 2,6 m³, im Mix 4,5 Liter Benzin und 3,1 m³ Gas. Der CO2-Ausstoß entspricht dann kombiniert 106 g/km (85 im CNG-Betrieb), dazu schafft er Euro 6. Ich habe im gemischten Betrieb durch Tanken locker 2 Liter Benzin mehr ermittelt. Der CNG-Panda verkneift sich eine Start-Stopp-Automatik. Der Tank fasst 35 Liter für Benzin, Erdgas gehen 21,8 m³ rein.
Das Fahrwerk des Fiat Panda CNG findet einen ordentlichen Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit, er liegt auch mit dem recht kurzen Radstand ruhig auf der Straße. Und er ermöglicht wenn es sein muss auch hohe Kurvengeschwindigkeiten, die einzig durch die schlecht konturierten Sitze eingeschränkt werden, anders als das Fahrzeug, das sich in schnellen Kurven wacker auf Kurs hält, kann sich der Fahrer kaum noch auf dem Sitz halten.
Auch die Lenkung ist schön straff und ordentlich zielgenau, gibt eine vernünftige Rückmeldung und wenn man in der Stadt unterwegs ist, kann man mit dem City-Modus das ganze mit dem kleinen Finger bewegen.
Das Fahrwerk kommt auch mit Kopfsteinpflaster ganz gut zurecht, hier wird es aber etwas laut und es fängt im Armaturenbrett hier und da an zu knistern. Bei Autobahntempo 130 sind die Abroll- und Motorengeräusche zwar laut aber noch nicht wirklich störend. Windgeräusche sind dann kaum zu hören, werden erst darüber laut.
Und der Panda liegt noch ruhig und sicher auf dem Asphalt. Das ändert sich auch nicht, wenn man ihn an seine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h bringt, aber jetzt wird es durchwegs laut im Fahrzeug.
Dass der Panda aber vor allen praktisch sein will zeigt die fast das gesamte Heck einnehmende Heckklappe mit der niedrigen und gut geschützten Ladekante (die Heckschürze ist nur zum Teil geschützt) und der sich ergebenden großzügigen Öffnung.
Ich bin also beim Laden. Und hier zeigt sich der Kofferraum ziemlich glattflächig und gut nutzbar, unter dem eher lapprigen Boden steckt eine Styroporbox für allerlei Kleinigkeiten, darunter ist dann der Erdgastank verbaut, dafür hat er nur ein Reifenreparaturset an Bord. Dafür schafft er aber noch ein Ladevolumen von 200 Litern, nur 25 Liter weniger wie die ohne CNG.
Sobald das nicht mehr ausreicht, reicht ein Zug an der Rücksitzlehne und die klappt nach vorne und vergrößert so das Ladevolumen auf 870 Liter. Optional ist eine umlegbare Beifahrersitzlehne erhältlich, die den Transport von langen Gegenständen ermöglicht. Die Zuladung ist bei der CNG-Variante auf 395 kg begrenzt, also nur geringfügig weniger. Die erlaubte Dachlast liegt bei 55 kg.
Nutze ich die Rücksitze für den Personentransport, so wird natürlich klar, dass es sich um ein kleines Auto handelt, für Kinder alles kein Problem, aber als 1,80 Meter Mensch komme ich hinten hinter einem auf 1,80 m eingestellten Fahrersitz nicht mehr so richtig gut rein, bin ich drin, werden die Knie tief in den Vordersitz gerammt und auch die Lehne steht recht steil, ich sitze etwas unbequem und stoße mit dem Kopf fast an die Decke, ist seitlich dicht am Dachholm. Eine Sitz-Längsverschiebung ist für die CNG-Variante nicht vorgesehen.
Stand: Oktober 2017; Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog