Er ist ganz klar ein Pick-up, ein Arbeitstier also, der kernige Diesel und auch die großen Räder mit dem grobstolligen Profil, die im Gelände richtig beißen, weisen eindeutig darauf hin. Aber die Optik spricht eine ganz andere Sprache, schon die weißen Schriftzüge auf den Reifenflanken, die schicken Alufelgen mit zahllosen aufgesetzten Nieten, die schwarz glänzenden Kotflügelverbreiterungen, die dicken Rohre als Seitenschweller und Trittbretter zugleich, die stylische schwarze Abdeckung auf der Ladefläche, die Ledersitze … das alles sagt uns: ich gehöre auf die Prachtstraße, ich bin zum Flanieren und Posen da. Ob er einer für Dich ist, liest Du in meinem Bericht.
Der neue Mitsubishi L 200 ist schon ein echter Hingucker, besonders wenn er so ausgestattet daher kommt wie mein Testwagen. Auffällig aus jedem Blickwinkel macht sich die mächtige Abdeckung auf der Ladefläche besonders gut. In ihr läuft das schwarze Band aus, das sich aus dem Kühlergrill heraus entwickelt und über die gesamte Motorhaube und das Dach verläuft.
Die Abdeckung selbst gibt dem L 200 fast schon eine limousinenhafte Seitenlinie und sorgt für einen riesigen Kofferraum. Dieser optional aufgesetzte Kofferraumdeckel sieht toll aus, verlangt aber zum Öffnen und Schließen einen Schlüssel, die Klappe an der Ladefläche ist an die Zentralverriegelung angeschlossen. Kein wirkliches Problem, eine Herausforderung ist aber der Deckel an sich, schon das Hoch geht nur mit viel Kraft, und das wieder Zu gestaltet sich noch schwieriger, vor allem für kleinere Personen. Mit beiden Händen, ganz weit außen angesetzt, muss man die Klappe mit viel Kraft von oben herunter drücken. Oft bleibt dabei eine Seite offen, rastet also nicht ein und das Ganze muss wiederholt werden. aber wie heißt es so schön: „Wer schön sein will muss leiden!“
Schön sehen auch die Räder aus, groß, breit mit grobstolligem Reifenprofil, weißer Schrift auf den Flanken … und dann erst diese Felgen. Schwarz glänzend mit zahlreichen Nieten auf dem Felgenkranz. Allein die sind schon viel zu schade um sie im rauen Gelände zu verkratzen. Dazu passen die ebenfalls schwarz glänzenden Kotflügelverbreiterungen hervorragend.
Zwischen Vorder- und Hinterrad hat Mitsubishi diese massiven Trittbretter montiert, darüber glänzt eine Chromschutzleiste, darüber verchromte Türgriffe und dann die Kappen der Außenspiegel aus glänzendem Chrom. Ganz schön edel dieser Pick-up.
Und während vorne ein silbergrauer Unterfahrschutz nicht nur so tut als würde er im Gelände gute Dienste leisten, ist am Heck eine mächtige Stoßstange angesetzt, die auch eine Trittstufe enthält, die man bestens brauchen könnte, um in den riesigen Laderaum zu kommen, doch sobald die Ladeklappe unten ist, ist die Stufe verdeckt.
Ein großer runder Tankdeckel aus Chrom und breite Chromleisten um die schicken Rückleuchten runden zusammen mit den schnittig gezeichneten Frontscheinwerfern das sportlich elegante Aussehen ab.
Viel habe ich jetzt schon über den Kofferraum, also seine große Klappe geschrieben, bleibe ich also gleich hier hinten und schaue mal wie praktisch der gedeckelte Pick-up ist. Fest steht, die nicht mehr offene Ladefläche bietet den vollen Nutzen eines echten Kofferraums, Einkäufe lassen sich auf einer offenen Pritsche nur bedingt transportieren. Mit der Doppelkabine ist der Laderaum zwischen 1.085 und 1.470 mm breit, 1.520 mm lang und 475 mm hoch.
Bei meinem Testwagen waren der Boden und die Seitenwände nebst Ladeklappe mit einem gewellten Kunststoff verkleidet. Das schützt den Lack vor Beschädigungen, ist aber auch unglaublich rutschig. Stellt man also die Einkaufskörbe vom Wocheneinkauf einfach so rein, dann stehen Sie bei der Ankunft zuhause unter Umständen ganz vorne an der Fahrerkabine. Und bis dort hin ist es weit, sehr weit. Und da man auch von der Seite bedingt durch die schick gestaltete Abdeckung nicht dran kommt, bleibt nur das mühevolle Reinklettern in den Laderaum. Kein leichtes Unterfangen, ist doch die Ladekante mit 85 cm recht hoch … hier wären wie auch immer einsteckbare Unterteilungen oder Ähnliches nicht schlecht.
Genug geladen, jetzt nichts wie rein. Als 1,80 m Mensch kommt man ganz bequem rein, für kleinere wird es schon zur echten Kletterpartie, wer größer ist, der stößt hingegen schnell mal mit dem Kopf ans Dach. Beim wieder raus sind auch vor allem kleinere Personen schlechter dran, und hinten müssen große Füße etwas auf B-Säule und Türverkleidung achten. Aber wer will schon gleich wieder raus?
Das Platzangebot ist gut, auch hinten, 1,80 m hinter 1,80 m Fahrer geht gut, allerdings ist die Ausformung der Sitze hinten recht gering, entsprechend zeigt sich auch der Seitenhalt.
Die Sitze vorne (in meinem Fall waren Ledersitze verbaut) sind gut ausgeformt, straff gepolstert und ausreichend groß, bieten also auch guten Seitenhalt, was auch unbedingt notwendig ist, da sich die Karosserie doch in schnellen Kurven ganz schön zur Seite neigt. Klappt man die Rücksitzlehne nach vorne, lässt sich dahinter das Bordwerkzeug, Wagenheber, Warndreieck, Anhängerkupplung etc. finden.
Der Blick auf das Cockpit lässt erst mal keinen Gedanken an ein Nutzfahrzeug aufkommen, gefällige Formen, Aluapplikationen, ein moderner Touchscreen und Bedienelemente darunter (erst ganz unten wirken die Schalter dann etwas antiquiert), alles ist in orange beleuchtet, auch die Tasten im schicken, zweifach verstellbaren Lederlenkrad, die Instrumente sind mit weißen Ziffern und Strichen sowie roten Zeigern ausgeführt.
Schon beim Anfahren wird einem ganz schnell klar, dass man doch eher in einem Arbeitstier sitzt, der Motor ist richtig kernig und schon am Start verlangt er nach ordentlich Gas damit er nicht sofort abstirbt. Und man braucht Muckis, beim Schalten, beim Treten der Kupplung, beim Lenken … aber wie so oft ist das reine Gewohnheitssache, nach 1-2 Testtagen ist das schon wieder ganz normal. Zeigt aber doch dass es ein Männerauto ist und häufig im gewerblichen Bereich eingesetzt wird, wenn auch nicht mit der auffälligen Sonderausstattung.
Grobe Fahrbahnunebenheiten stoßen ziemlich nach innen durch, vor allem von der hinteren Starrachse aus, und so werden die Insassen ganz schön durchgeschüttelt. Die Stöße gehen sogar durch bis ins Lenkrad. Wechselt man bequem per Drehrad vom Heckantrieb auf Allrad (40 zu 60 vorne zu hinten), spürt man nicht nur dass der Pick-Up besser auf der Straße und vor allem in Kurven liegt, auch die Lenkung wird nochmals straffer.
Sobald man ihn flotter durch die Kurve treibt fangen lange bevor das ESP sicherheitshalber eingreift die grobstolligen Reifen mächtig an zu quietschen. Im Slalomtest gibt er sich zumindest im Trockenen zwar gutmütig, es braucht aber viel Lenkarbeit und die Karosserie neigt sich stark mit hin und her. Mit Allrad wird das alles etwas besser, aber alles geht straffer und die Räder fangen früher an zu quietschen. Enge Wendemanöver sollte man besser nicht im 4WD-Modus versuchen solange man auf Asphalt unterwegs ist.
Abseits davon ist der dann besser genutzt, und hier zeigt sich, dass der Pick-Up L200 ein echter Geländewagen ist, dann sorgen allenfalls die Rampen- (24°) und Böschungswinkel (vorn 30°, hinten 22°) für ein Ende der Fahrt, oder die nur 205 mm Bodenfreiheit. Wasserdurchfahrten bis 600 mm sowie die Möglichkeit mit 4HLc und sperrbarem Mittendifferenzial und 4LLc mit zusätzlicher Untersetzung für richtig schwieriges Gelände sorgen für ungeahnte Möglichkeiten.
Weitaus häufiger wird man sicher die Möglichkeit begrüßen, bis zu 3,1 Tonnen (optional auch 3,5 t) an den Haken nehmen zu können, dazu gibt es auch eine Gespannstabilisierung in Verbindung mit der Stabilitäts- und Traktionskontrolle sowie eine Berganfahrhilfe. Ansonsten hält sich der Mitsubishi L200 mit Assistenzsystem eher zurück, einzig ein Spurhalteassistent ist mit an Bord.
Und natürlich ein Regen- und Lichtsensor. Das Bi-Xenon-Fahrlicht ist schön hell, reicht weit genug und streut auch schön in die Breite, selbst bei nasser Fahrbahn, wo viel Licht geschluckt wird, ist die Fahrbahn sehr gut ausgeleuchtet.
Die Bremsen lassen noch Raum für Verbesserungen. Neben ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Bremskraftverstärker und Bremsassistent kommen innenbelüftete Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten zum Einsatz. Er taucht beim Bremsen vorne tief ein, die Reifen quietschen mächtig. Sein Bremsweg aus Tempo 100 mit den grobstolligen Reifen beträgt über 44 Meter.
Zwei Dieselmotoren mit 2,4 Liter Hubraum und 154 bzw. 181 PS stehen für den L200 zur Wahl. Allein der Blick auf’s Gewicht von rund 2 Tonnen, einer Zuladung von rund 900 kg sowie die erlaubte Anhängelast zeigen, dass der stärkere Motor die bessere Wahl ist. Und der geht nicht nur kraftvoll sondern auch kernig zur Sache, nicht nur beim Kaltstart.
Mit diesen 133 kW / 181 PS und vor allem dem maximalen Drehmoment von 430 Nm bei 2.500 Touren wird der L200 mit Doppelkabine und 6-Gang-Handschalter 179 km/h schnell und schafft den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 10,4 Sekunden.
Sobald der Motor über 1.500 Touren erreicht, zieht er mächtig ab und so mancher Pkw-Fahrer blickt verwundert in den Rückspiegel, warum er einen trotz aller Versuche einfach nicht los wird. Auf der anderen Seite ist der Diesel auch herrlich zum Cruisen geeignet.
In meinem Test habe ich mit Heckantrieb und normaler Fahrweise 7,9 Liter Diesel im Mix verbraucht, mit Allrad ging der Verbrauch auf 8,3 Liter hoch.
Die Schaltung arbeitet streng und verlangt eine feste Hand, die Schaltwege sind lang, die Abstimmung harmoniert aber gut dem kräftigen Turbodiesel, die Anschlüsse passen, obwohl der erste Gang sehr kurz übersetzt ist und sich die Gänge fünf und sechs sehr lang übersetzt zeigen.
Der Einstieg in die Welt des Mitsubishi L200 gelingt mit dem Club Cap und 154 PS Diesel bei 26.290, Euro, die Doppelkabine mit 181 PS und Automatik in der Ausstattung TOP steht mit 40.290,- Euro in der Preisliste. In Verbindung mit der 6-Gang-Schaltung wie bei meinem Testwagen liegt der Listenpreis bei 38.490,- Euro, ebenfalls Ausstattung TOP.
Und deren Name ist Programm, angefangen bei Alufelgen im 17 Zoll Format, Außenspiegel, Türgriffe etc. in Chrom, Flankenschutzrohre, Scheinwerferreinigungsanlage, elektrische Außenspiegel und Fensterheber vorn und hinten, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung sowie Smart Key und Start-Stopp-Knopf, Zweizonen-Klimaautomatik, Lederlenkrad, Bi-Xenon-Licht, Licht- und Regensensor, Rückfahrkamera, Nebelscheinwerfer, Lederpolsterung, elektrisch verstellbarer Fahrersitz bis hin zur Sitzheizung vorne und vieles mehr sind serienmäßig an Bord.
Und doch hält Mitsubishi noch jede Menge an Individualisierungsmöglichkeiten bereit, so designd wie unser Testwagen mit Ladeflächenabdeckung oder mit Kuhfänger oder Überrollbügel hinter der Fahrerkabine … werfe doch mal einen Blick ins Internet-Angebot von Mitsubishi.
Wie auch immer Du Deinen L200 orderst, die 5-Jahre-Herstellergarantie bis 100.000 km ist Dir gewiss. Und die Ölwechselintervalle wurden auf 20.000 km, die Ventilspielkontrolle auf 60.000 km und die Motorkühlmittel-Wechselintervalle auf 180.000 km verlängert. Dazu kommen wartungsfrei die Steuerkette und das Automatikgetriebe.
Stand: September 2016, Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog
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