Ist die Leon Limousine schon eine echte Augenweide, legt der Seat Leon ST, also der Kombi doch tatsächlich noch einen drauf. Er paart Sportlichkeit mit Eleganz und kann wirklich aus jedem Blickwinkel gefallen. Dabei übernimmt er natürlich die Front von der Limousine und in der von mir gefahrenen Variante FR kommt der Frontspoiler noch dynamischer rüber, bis hin zu den integrierten Nebellampen.
Vor allem lebt der ST aber von der Länge, und die wird durch die Dachreling ebenso betont wie vom zusätzlichen Seitenfenster und der zweiten hinteren Sicke, die sich harmonisch bis in die Rückleuchten fortsetzt. Und wie rassig diese die Breite betonen und keinen Gedanken an eine Lastesel aufkommen lassen ist schon prima.
Hinzu kommt dann noch die FR-Heckschürze mit dem angedeuteten Diffusor, aus dem der dicke Doppelrohrauspuff schon ein bisschen auf die zu erwartende Power hinweist. Zudem rollt der FR serienmäßig auf 17 Zöllern.
Abgerundet wird der sportliche Auftritt vom kleinen Dachkantenspoiler und den schicken Alufelgen, die geschickt die neue Designsprache aufnehmen.
Was dem ST schon äußerlich diese Eleganz verleiht sind die 27 Zentimeter mehr Länge und die sorgen innen natürlich für dieses großzügige Gepäckraumvolumen, das man der sportlichen Optik nicht unbedingt zutraut.
Denn es gehen schon in der normalen Konfiguration 587 Liter rein, große Ladeöffnung, niedrige Ladekante sowie ein praktischer, in der Höhe variierbarer Ladeboden und Zusatzfächer inklusive. Das Umlegen der Rücksitze geschieht ganz einfach, allerdings ist die Ladefläche nach dem Umlegen der Lehne nicht ganz eben. Dafür entstehen bis zu 1.470 Liter Stauraum, und wenn man auch die nach vorne umlegbare Beifahrersitzlehne im Ausstattungsumfang hat, dann lassen sich auch richtig lange Gegenstände bequem einpacken.
Auch wenn sich der Leon ST in Sachen Laden von seiner ganz praktischen Seite zeigt, beweisen schon allein die Rücksitze, dass es bei Seat immer auch besonders ums Fahren, also ums gute Sitzen geht. Hinten kommt man fast noch besser rein als vorne und hinter einem 1,80 m großen Fahrer sind auch für 1,80 m große Mitfahrer noch gute Platzverhältnisse vorhanden, auch im Kopfraum ist noch ausreichend Platz. Nur der Mittelsitz ist weniger bequem, dafür sind die Außensitze einfach zu gut ausgeformt.
Und da können die Vordersitze noch einen drauf legen. Sie bieten einen optimalen Seitenhalt und sind straff gepolstert, mit einer schönen Kombination aus Glattleder und Alcantara.
Die gesamte Optik des Cockpits ist wie bei der Limousine, harmonisches Design mit zahlreichen Chromapplikationen. Und ganz in der Tradition alter Sportwagen hängen die Zeiger von Tacho und Drehzahlmesser in der Nullstellung senkrecht nach unten. Die ganzen Anzeigen für Verbrauch, Reichweite, etc. sind auch grafisch sehr schön gelöst, werden im Display zwischen den beiden Rundinstrumenten angezeigt. Und das Auto denkt auch mit, hat man sein Telefon über Bluetooth angeschlossen und macht den Motor aus, erscheint im Display der Hinweis „Vergessen Sie Ihr Mobiltelefon nicht“!
Licht und Schatten zeigte das Navigationssystem. Die Bedienung per Touchscreen ist denkbar einfach, die Ansagen der Verkehrsführung sind so weit okay, nur wenn z.B. Straßennamen kommen, wirkt es irgendwie gestöpselt. Und wenn man eine weite Strecke vor sich hat und es dann auch mehrere Routen ausrechnen und vorschlagen kann, dann dauert das doch schon eine beträchtliche Zeit. Und um von den vorgeschlagenen Routen die Richtige zu erwischen muss man seine Symbolik verstehen, ein vorheriger Blick in die Bedienungsanleitung kann da nicht schaden.
Mein Testwagen in der FR-Version mit 150 PS im TDI ist mit einem Dynamik-Paket versehen. Neben der adaptiven Fahrwerksregelung DCC enthält er auch die Progressivlenkung, die die Lenkarbeit bei geringem Tempo reduziert und für ein noch direkteres Lenkverhalten sorgt.
Mittels Seat Drive Profile lässt sich neben der Lenkunterstützung auch die Motorcharakteristik und die Federung anpassen. Und so federt der Leon ST FR auch grobe Schlaglöcher gar nicht mal schlecht weg, aber schon allein die Niederquerschnittreifen setzen dem Komfort schnell ein Ende. Wenn man dann noch auf Sport geht, verlangt er echte Nehmerqualitäten. Insgesamt stehen dem Fahrer die drei Modi Sport, Eco und Comfort zur Verfügung. Schon wenn man normal mit ihm über die Landstraße zieht macht er bei einem absolut animierenden Vortrieb einen ebenso animierend-kernigen Sound.
Hinzu kommt dann noch diese geniale Traktion durch den 4Drive Allradantrieb, die natürlich neben den sportlich-berauschenden Straßenlagen auch im Winter ganz handfeste und sicherheitsrelevante Vorteile mit sich bringt.
Neben diesen Spaßfaktoren trat mein Testwagen aber auch mit einer Reihe von nützlichen und die Sicherheit erhöhenden Features an. Beim Frontassistenten und dem Tempomat kann man schön einstellen, wie groß der Abstand zum Vordermann sein soll bevor es Alarm gibt oder automatisch eingegriffen wird.
Der Spurhalteassistent arbeitet wie vom Konzern gewohnt, er greift ein und bringt einen wieder zurück in die Spur, verlangt aber schon bald wieder den aktiven Eingriff des Fahrers. Zudem gab es auch bei guten Straßen mit deutlich sichtbaren Markierungen recht viele Aussetzer, bei denen das System nicht eingreift. In diesem Fahrassistenz-Paket ist auch eine Fernlichtautomatik enthalten.
Hast Du die Lichtautomatik aktiviert und betätigst den Fernlichtschalter, wird automatisch die Fernlichtautomatik aktiviert. Und die arbeitet so weit sehr ordentlich, erkannte nur entgegenkommende Fahrzeuge in Linkskurven recht spät und an Einmündungen ggf. gar nicht. Vorausfahrende Wagen hatte sie stets gut im Blick.
Klar, dass ein solch modernes Auto wie der neue Leon auch Einparkhilfen vorne und hinten besitzt. Und das Fahrzeug erkennt wenn Du müde bist.
Will man den 4Drive Allrad-Antrieb, reduziert sich die Motorenauswahl drastisch. Denn dann ist der 2-Liter TDI mit 110 kW / 150 PS die einzige Wahl. Dazu entwickelt er ein maximales Drehmoment von 340 Nm zwischen 1.750 und 3.000 U/min. Beim Anlassen ist der Diesel deutlich als solcher zu erkennen. Nach diesem etwas kernigen Anspringen erreicht er schnell seine Betriebstemperatur und läuft dann angenehm ruhig.
Bei Tempo 130 hört man von ihm so gut wie gar nichts, der Verbrauch liegt dann so bei 6,0 Litern auf 100 km. Langstrecke Landstraße, normales Tempo, mit einigen Ortsdurchfahrten aber ohne Stopp-and-Go-Verkehr sind wir mit 5,5 Liter hingekommen, im Eco-Modus waren auch nur 5,4 Liter drin, ein guter Wert, auch wenn ich damit immer noch gut einen halben Liter über der Werksangabe lag.
Knackig geführt und prima abgestuft zeigt sich das serienmäßige Sechsgang-Schaltgetriebe. Auf kurzen Wegen lassen sich die Gänge schnell einlegen und so beschleunigt der Wagen in 8,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, wobei er bei praktisch jeder Witterung und Straßenzustand die Kraft super auf den Boden bringt.
Bleibt man am Gas, sind nach einer kurzen Beschleunigungsphase ohne jeglichen Einbruch 211 km/h Höchstgeschwindigkeit drin.
Los geht der Seat Leon FR bei 23.580,- Euro, als 4Drive mit dem 150 PS TDI sind 29.290,- Euro fällig. Dabei ist die Ausstattung bereits recht üppig, neben dem Tagfahrlicht gehören elektrisch verstell-, beheiz- und anklappbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, Sportsitze, FR-Sportfahrwerk, 17 Zoll Aluräder, Abbiegelicht, zweifach verstellbares Multifunktions-Lederlenkrad, Alu-Einstiegsleisten, Lordosenstützen vorne, eine Climatronic, die elektronische Differenzialsperre, Berganfahrhilfe, CD-Player und vieles mehr zur Grundausstattung.
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Stand: April 2015, Test und Fotos: CARWALK