Das Comeback des smart forfour.

Lang ist es her, als im Jahr 1998 die Stuttgarter mit dem gerade einmal zweieinhalb Meter langen smart fortwo eine völlig neue Fahrzeuggattung geschaffen haben. Weitere Ableger wie ein forfour, ein Coupé und ein Roadster folgten, konnten sich jedoch nicht so durchsetzen wie der klassische fortwo, der heutzutage nicht mehr aus unseren Städten wegzudenken ist. Vor knapp über einem Jahr hat smart eine völlig neue Generation aufgelegt und in diesem Atemzug auch den forfour zu neuem Leben erweckt und dabei einiges verbessert. So viel sei schon verraten: es hat sich endlich „ausgenickt“!

smart forfour 05Erste Fotos der neuen smart-Generation haben bei mir ehrlich gesagt keine Begeisterungsstürme ausgelöst, doch das ist schon längst vergessen. Spätestens nach der Testphase habe ich das völlig neue Design liebgewonnen.

Modern aber doch nicht mehr so verspielt wie früher, steht der smart nun deutlich Erwachsener da. Was dem Style jedoch keinen Abbruch tut. Markentypisch bleibt smart aber der tridion Zelle mit den Bodypanels und der vielfältigen Individualität treu.

Rund 40 Kombinationsmöglichkeiten gibt es nun – ob farbenfroh oder dann doch eher dezent und zurückhaltend. Dir bleibt die Wahl.

Die bisherigen Onebox-Proportionen wichen dem weiterentwickelten „One-and-a-half-box“-Design um somit unter anderem den gestiegenen Anforderungen an Fußgängerschutz und passiver Sicherheit gerecht zu werden.

Optisch ganz der fortwo, ist auch der Viersitzer unverkennbar ein smart und teilt sich zahlreiche Designelemente mit dem Kurzen. Lediglich in der Länge weicht der forfour ab und steht sogar noch satter da, bewahrt sich aber auch die extrem kurzen Überhänge an Front und Heck.

smart forfour 02Hier unterscheiden sich die beiden Karosserievarianten übrigens an der Heckklappe, besitzt doch der smart forfour eine einteilige komplett nach oben öffnende Klappe.

Auf Wunsch stellen die Stuttgarter dem viersitzigen smart neben einem großen Panoramadach auch ein Faltdach zur Wahl, das sich wirklich sehr gut macht und Dir zwischen 640 und 990 Euro abverlangt.

Die Unterschiede der beiden Karosserievarianten liegen auch im Inneren nicht in der Optik, was allerdings die Raumnutzung und die Flexibilität anbelangt hat der forfour natürlich ganz klar die Nase vorn.

Die um 85° öffnenden Türen geben einen großzügigen Zugang zur Rückbank frei. Doch dort angekommen ist die Enttäuschung groß. Eignen sich die zwei Sitzgelegenheiten in der Praxis einfach nicht für Erwachsene.

Beim knapp bemessenen Raum allein bleibt es dabei nicht und so wundere ich mich über die gesamte Konstruktion. Ist die Sitzfläche zum einen sehr kurz und kippt dann auch noch nach vorn weg, steht die Lehne dann auch noch extrem steil … so sitzt man hier bereits ab 1,60 Meter gekrümmt und alles andere als bequem und kann nicht einmal raussehen wegen der C-Säule.

smart forfour 03Nicht geläufig ist mir ehrlich gesagt auch der Umklappmechanismus. Zwar lässt sich das Sitzkissen nach unten wegklappen, doch notwendig ist dieser Vorgang nicht. Im Gegenteil, denn klappe ich dann auch die Sitzlehne um, fällt diese jetzt nach vorn hin deutlich ab.

Nichts desto trotz besteht zumindest beim forfour die Möglichkeit zwei zusätzliche Passagiere oder das nötige Gepäck mitzunehmen. So lässt sich das Kofferraumvolumen von 190 auf 350 Liter und maximal sogar 975 Liter vergrößern. Die serienmäßig umlegbare Beifahrersitzlehne stellt hier ein tolles Feature da.

Keinen Anlass zum Meckern geben die vorderen Sitze und die mich dort erwartenden Platzverhältnisse. Die Positionierung bzw. der Schnitt des Armaturenbrettes schafft dabei eine großzügige Beinfreiheit für den Beifahrer. Kleinstwagenflair kommt hier wahrlich nicht auf. Die angenehm erhöhte Sitzposition lässt einen förmlich aus dem Auto „gehen“, absolut rückenfreundlich und bequem. Die Integralsitze bieten außerdem einen angenehm straffen Sitz und den nötigen Seitenhalt. Ist allerdings nicht von Haus aus höhenverstellbar, gleiches gilt für die Lenksäule.

Werfe ich einen Blick auf das Cockpit. Geprägt von lackierten Oberflächen, schicken Farbkontrasten, ellipsenförmigen Zierteilen, kugelförmigen Luftdüsen, Elementen im Bienenwaben-Muster und einer zweigeteilten Instrumententafel, die auf Wunsch mit Stoff bezogen ist, kommt zwar einiges zusammen, schafft aber letztlich ein stimmig verspieltes Ambiente.

Zunächst sehr wertig, fallen im Detail aber vereinzelt Qualitätsmängel auf. Gerade was das große moderne Türelement anbelangt. Wenn dessen Optik auch gefällt, so ist hier zu sehr das Hartplastik zu erkennen.

smart forfour 09Unabhängig davon, verleihen die einzelnen Ausstattungslinien dem forfour einen eigenständigen und individuellen Look. So kontrastieren im proxy beispielsweise blaue Stoffe mit weißen Dekoelementen, während im prime schwarz-weiß dominiert.

Diese Kombination ist in der Version passion auf Wunsch auch durch orangenen Stoff und Akzentteile in schwarz/grau austauschbar. Die Sitzbezüge greifen dabei das jeweilige Farbkonzept auf. Alternativ hat smart aber auch Ledersitze mit weißen Ziernähten im Portfolio.

Das Kombiinstrument mit dem farbigen Display in TFT-Technologie erstrahlt zwar in neuer Optik, doch ein Drehzahlmesser muss auch künftig hinzugeordert werden und findet aufgesetzt links oben seinen Platz.

Die Bedieneinheit für die Klimatisierung verfügt über eine verschiebbare Lupe, dass es sich dabei mehr um eine optische Spielerei handelt, beweist der Praxistest. Lässt sich nicht unbedingt erkennen welche Skala-Anzeige sich nun hinter dem Vergrößerungsfenster verbirgt. Nicht einsehbar sind auch die Schalter für die Sitzheizung oder auch die Bedieneinheit der Assistenzsysteme.

Das smart Media-System inklusive freistehendem 7-Zoll-Touchscreen liegt dagegen gut im Blick, ist allerdings nicht zum Schnäppchenpreis zu haben. Mit der smart cross connect App bieten die Stuttgarter dem Besitzer außerdem zahlreiche Features, die sowohl während der Fahrt als auch außerhalb des Fahrzeugs genutzt werden können.

smart forfour 06Basierend auf der Plattform des Renault Twingo verabschiedet sich die neue Generation smart forfour vom Frontmotor inklusive Frontantrieb und setzt zudem auf eine neue Vorderachskonstruktion mit Anleihen aus der bisherigen Mercedes-Benz C-Klasse, eine optimierte De-Dion-Hinterachse, deutlich verlängerte Federwege rundum und Reifen mit größerer Flankenhöhe, die unterschiedlichen Reifendimensionen vorn und hinten behält smart aber bei.

Der smart forfour steht satt und breit da, spielt hier gegenüber dem fortwo seine Vorteile aus. Das war mir natürlich klar, doch dieses smoothe Fahrgefühl haben wir dann doch nicht erwartet.

Angenehm straff, aber doch komfortabel gleitet man förmlich dahin und so lädt der forfour mit seinem „smarten“ Fahrgefühl zwar nicht zum sportlichen Ritt ein, kann aber auch rasant und vor allen Dingen sicher durch die Kurven gejagt werden. Wer möchte kann auch optional das Sportpaketfahrwerk ordern oder hat dieses in der Ausstattungslinie „proxy“ bereits an Bord.

Während die Direktlenkung mit variabler Übersetzung und elektrischer Servounterstützung serienmäßig für ein einfaches Handling sorgt, stabilisiert die neueste ESP Generation das Fahrzeug nicht nur souverän, sie verfügt auch über eine Berganfahrhilfe und einen Seitenwind-Assistent. Gerade Kleinwagenbesitzer kennen die z. B. beim Überholen von Lastwagen auftretenden Böen. Eine Situation, die der neue Assistent durch einen gezielten Bremseingriff entschärft.

Und bin ich schon mal auf der Autobahn, muss ich auch den vorbildlichen Langstreckenkomfort erwähnen, der in seinem Segment seinesgleichen sucht.

smart forfour 08Mit einem Wendekreis von 8,65 Meter und seinen kurzen Fahrzeugüberhängen spielt der smart forfour aber gerade in unseren vollgestopften Metropolen seinen Trumpf aus. Mit der Einparkhilfe hinten (300 Euro) oder der Rückfahrkamera (345 Euro) stellt smart dem Fahrer beim Parken und Rangieren auch zwei Helfer zur Seite, die aber nicht zwingend nötig sind, da das Ende des Fahrzeuges gut absehbar ist. Doch aufgepasst beim Blick nach hinten, hier sitzt vielleicht noch einer … so schön zu sehen im Werbespot von smart 😉

Mit einer hydraulischen Zweikreis-Bremsanlage inklusive innenbelüfteten Faustsattel-Scheibenbremsen vorn und 9 Zoll Trommelbremsen an der Hinterachse sowie einem integrierten Bremsassistent und einer Hill-Hold-Funktion konnte ich mich auch in diesem Punkt stets auf den smart forfour verlassen.

Erstmals haben sich die Verantwortlichen also auch beim Viersitzer für das smarttypische Heckmotorkonzept entschieden. Dabei kommen drei neue Dreizylinder-Aggregate mit 45 kW / 60 PS, 52 kW / 71 PS oder wie in meinem Fall mit 66 kW / 90 PS zum Einsatz.

Das von Renault stammende Turbotriebwerk setzt dabei auf eine Aluminiumbauweise, eine niedrige Bauhöhe und eine stufenlos variable Ölpumpe.

Die Topmotorisierung mobilisiert 90 Pferdestärken und ein maximales Drehmoment von 135 Nm bei 2.500 U/min. Während dabei ein Fünfgang-Schaltgetriebe von Haus aus für die Kraftübertragung sorgt, ist aber doch gerade das optionale Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe twinamic eine Empfehlung wert.

smart forfour 01Ja, richtig gelesen! Ich konnte es selbst kaum glauben, doch bei der neuen twinamic ist den Schwaben ein absoluter Quantensprung gelungen und es hat so gar nichts mehr gemein mit dem seinerzeit verbauten automatisierten Schaltgetriebe.

Das nervige aber doch für einen smart leider typische Nicken beim Gangwechsel ist somit Geschichte. Wenn ich diesem in der Vergangenheit auch durch eine Lupfen des Gaspedales (beim Schaltvorgang) entgehen wollte, so war dieser störende Effekt einfach nicht auszumerzen. Darüber muss ich mir in der neuen smart-Generation erfreulicherweise keine Gedanken mehr machen, ebenso bleibt die lange Gedenksekunde bei einer sportlicheren Gangart aus.

Die Gangwechsel erfolgen bei dem jetzigen Doppelkupplungsgetriebe ohne Zugkraftunterbrechung vollautomatisch, rasch und sehr sanft. Wer möchte kann auch manuell eingreifen, im georderten Sportpaket gelingt dies sogar über Schaltpaddles. Zwar gönnt sich die twinamic mit 11,9 Sekunden gut 0,7 Sekunden mehr für den Sprint von Null auf Tempo 100, doch mit einer Topspeed von 165 km/h liegen beide wieder gleich auf.

Wenn der smart forfour ab 130 km/h auch etwas brummiger wird, so wird er aber keineswegs störend laut und so können wir uns auch bei gefahrener Höchstgeschwindigkeit noch entspannt unterhalten.

Beim Verbrauch rücken beide Getriebevariante inklusive Start-Stopp-Automatik wieder nah zusammen und differieren lediglich um 0,1 Liter, laut Hersteller zumindest. Wir sind mit 5,5 Litern im Schnitt aber dann doch an den angegeben 4,2 Litern (entspricht 98 g/km CO2) vorbeigeschrammt.

smart forfour 07Eine kleine Randbemerkung sei mir noch betreffend des Tanks erlaubt. Dem serienmäßigen 28-Liter-Tank steht eine 35 Liter Alternative zur Wahl, für die allerdings weitere 60 Euro fällig werden … Warum fehlt bitte eine Reichweitenanzeige? Zumal die Tankanzeige alles andere als genau scheint.

Mit einem Fahrer- und Beifahrerairbag sowie einem Kneebag und Head-Thorax-Bags, einer Reifendruckkontrolle, einem Tempomat mit Limiterfunktion, einer Teleskop-Lenksäule, 3-Punkt-Sicherheitsgurten mit Gurtkraftbegrenzer und pyrotechnischen Gurtstraffer auch auf der Rücksitzbank oder aber auch ISOFIX mit Toptether-Anbindung im Fond und am Beifahrersitz fährt smart bereits serienmäßig sichere Geschütze auf.

Die tridion Sicherheitszelle wurde außerdem an die verschärften Sicherheitsanforderungen angepasst und des weiteren um fortschrittliche Assistenzsysteme ergänzt.

Denn neben dem bereits erwähnten und stets im Preis inbegriffenen Seitenwind-Assistent haben die Stuttgarter für 380 Euro auch einen Spurhalte-Assistenten und für 250 Euro eine Abstandswarnfunktion im Repertoire.

Erkennt der forfour nun ein vorausfahrendes Fahrzeug, leuchtet bei zu geringem Abstand zunächst eine Warnleuchte. Droht bei Nichtbeachten eine Kollision ertönt zusätzlich ein Warnton. Da das System auch stehende Fahrzeuge in einem Geschwindigkeitsbereich von 7 bis 90 km/h erfasst, hilft der Abstandswarner auch ein unbeabsichtigtes Auffahren auf ein Stauende zu verhindern.

smart forfour 04Mit einem Einstiegspreis von 11.085 Euro ist der smart forfour lediglich 660 Euro teurer als der klassische fortwo. Doch unabhängig von der Karosserievariante lässt die Basisversion dann doch etwas mehr als nur den Pepp und die Möglichkeit der Individualisierung vermissen.

Hierfür hat smart übrigens die Ausstattungslinien passion, prime und proxy in der Preisliste aufgeführt. Je nach gewählter Modellvariante wird hier gegenüber der Basis ein weiterer Aufpreis von 1.390, 2.150 oder 3.500 Euro fällig.

Doch ein Radio oder auch eine Klimaeinheit gibt es ausgenommen von der Topvariante proxy auch dann nur in Form des Cool & Audio-Paketes, angepriesen für 950,- mit einer manuellen Anlage bzw. 1.100 Euro inklusive einer Klimaautomatik. Eine Entscheidung oder vielmehr ein Aufpreis um den man schon mal nicht umhin kommen mag. Weitere Ausstattungspakete sowie eine Vielzahl an Einzeloptionen treiben den Preis im Nu weiter in die Höhe.

Am Beispiel meines smart forfour 90 PS turbo in der proxy Ausstattung mit dem twinamic Doppelkupplungsgetriebe und solch Extras wie dem smart Media-System mit dem 7 Zoll Multi-Touch-Display und Mirror Link, Navigationssystem und einer Sprachsteuerung oder den zusätzlichen Sicherheitsassistenten komme ich kurz überschlagen schon auf 18.500 Euro.

Stand: Januar 2016; Text: CARWALK; Video/Fotos: smart

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