BUCHVORSTELLUNG: Von Sevelen im St. Galler Rheintal über Osteuropa, Türkei, Iran, Pakistan und Indien bis nach Bangladesch und via Zentralasien, Russland und den baltischen Staaten wieder zurück. Rund 65.000 Kilometer haben Martin M. Novotny und Ursula K. Wunder in ihrem 30 Jahre alten Land Cruiser zurückgelegt.
Eindrücklich erzählen die beiden von einer Reise voller grotesker, trauriger und herzerwärmender Momente. Großartige Fotografien ergänzen den faszinierenden Reisebericht.
Mit einer kurzen Buchvorstellung und einer ausdrucksstarken Bildergalerie möchte ich Dich neugierig auf das neue Buch machen. Wessen Neugierde geweckt ist, erfährt unter www.v-erfahren.ch mehr.
Hier einige Buchauszüge:
IRAN: Am Eingang des Sheikh Safi od-Din Mausoleum in Ardabil müssen wir die Schuhe abgeben. Der Schuhwächter wird gegen ein kleines Entgelt auf die Latschen aufpassen. Drinnen riecht es wie üblich nach Schweißfüssen. Im Innenhof werde ich wiederholt in ein »Where-are-you-from?«-Gespräch verwickelt. Sekunden später hat sich eine Menschentraube um uns gebildet. Funkelnde Augenpaare strahlen uns an, drei Videokameras sind auf uns gerichtet und ein Blitzlichtreigen beginnt. Frauen freuen sich über Ursulas solidarisches Kopftuch. Sie wissen nicht, dass die Verhüllung auch für Ausländerinnen verpflichtend ist.
Verdutzt vor lauter zuteil gewordener Aufmerksamkeit machen wir uns auf die Suche nach einem Mittagessen. In den Gassengarküchen werden seltsame Massen gemischt. Wir recken neugierig die Köpfe. Prompt wird mir von einem jungen Mann ein Löffel davon ungefragt in den Mund geschoben. Ursula reicht er aus Höflichkeit die Kostprobe mit nervösen, zittrigen Fingern und ist darüber erleichtert, als sie ihm den Löffel ohne Hautkontakt abnimmt und in den Mund steckt. Es schmeckt nach Marzipan, Nüssen und Hackfleisch.
Zurück beim Auto, steckt unter unserem linken Scheibenwischerblatt eine rote Rose. Der Willkommensspender ist unauffindbar. …
PAKISTAN … Pakistans Straβen sind die Perlenketten der Erdkugel. Jeder, wirklich jeder Lastwagen ist ein Kunstwerk. Rückspiegelbäume, bunte Quasten, rasselnde Ketten, Reflektormosaike, Ornamente, Beschläge, Antennenwälder und Gemälde. Jedes Fahrzeug ein Unikat. Stolz zeigen uns die Besitzer die prunkvollen Führerkabinen. In den Pausen wird geputzt und poliert. Der Reifengummi muss glänzen. …
INDIEN: Ab Rampur führt der zuerst gut ausgebaute NH 22 das enge Rampur-Tal hinauf. Die Landschaft ist karg und lieblos. Zahllose Stellen der Fahrbahn sind vom Fluss weggespült worden. Je weiter wir ins Tal vordringen, umso mehr gleicht die Umgebung einer riesigen Baustelle. Die Natur wird wegen dieser einzigen Straβe vergewaltigt. Zähmbar scheint sie dennoch nicht zu sein.
Von Karchman soll es eine Stunde nach Sangla sein. Fünf Kilometer später ist die Fahrbahn wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. Um sechs Uhr morgens soll es weiter gehen. Wir finden für die Übernachtung eine sichere Nische in der LKW-Kolonne. Weiter vorne wird die Straβe einspurig und ist in eine senkrechte Wand gebaut. Fernfahrer übernachten Stossstange an Stossstange. Einem, der zu knapp vor dem Abgrund steht, droht das Fundament unter den Rädern wegzurutschen.
Beim Aufwachen wundern wir uns. Es ist acht Uhr morgens und es herrscht immer noch Stille. Da kann etwas nicht stimmen. Wir spazieren den Kilometer hinauf zur Baustelle. Die Barrikade ist verschwunden. Dennoch fährt keiner. Die Geschichte dazu, eine indische. Die Straβe war pünktlich um sechs Uhr freigegeben worden. Die Schicht des Busfahrers an vorderster Front war am Vorabend zu Ende und er nach Hause gegangen. Vier Stunden später bringt jemand von der Busgesellschaft einen Ersatzschlüssel und löst damit den Stau auf. …
Weitere Bilder (zum Vergrößern bitte anklicken):
Stand: Oktober 2015, Fotos: Martin M. Novotny