Mit der dritten Generation Ceed fährt Kia auf absolutem Erfolgskurs, die Erweiterung der Baureihe lässt die Verkaufszahlen stetig nach oben schnellen. Denn im Hause Kia gibt man sich längst nicht mehr nur mit dem klassischen Fünftürer und Kombi zufrieden. Anfang 2019 sorgte man mit dem ersten Shooting Brake für Aufsehen und stellte diesem erst vor wenigen Monaten das Crossover-Modell Kia XCeed zur Seite. Jüngst präsentierte Kia sogar als erster Hersteller auf dem deutschen Markt in der Kompaktklasse einen Hybrid-Kombi mit Stecker. Begeistern können mich tatsächlich alle vier Karosserievarianten, wie Du meinen entsprechenden Fahrberichten entnehmen kannst, doch meine unangefochtene Nummer 1 ist der Kia ProCeed. Zum Modelljahr 2020 fährt die gesamte Baureihe mit einem 8” Audiosystem, dem 10,25-Zoll-Navigationssystem samt den neuen Online-Diensten UVO Connect sowie einem volldigitalen Cockpit vor, die im Fünftürer und Kombi ebenfalls neu verfügbare Einstiegsmotorisierung wird im ProCeed allerdings nicht angeboten. Topmodell bleibt unverändert, der von mir gefahrene GT.
Mit der gesamten Ceed-Baureihe fährt Kia Designpreise ein, sei es der begehrte Red Dot Award oder jüngst den iF Award, die Auszeichnungen ehren das Designteam unter Leitung von Peter Schreyer und Gregory Guillaume, die wahrlich ein gutes Händchen bewiesen haben. Gleich vier Modelle hat die Kompaktfamilie vorzuweisen, die allesamt auf der sogenannten K2-Plattform basieren und trotz der charakteristischen Familienähnlichkeiten präsentiert sich jedes Fahrzeug eigenständig. Dies gelingt leider manch anderem Autohersteller nicht.
Mit 4,61 Meter ist der ProCeed fünf Millimeter länger und ganze vier Zentimeter flacher als der Kombi, der Radstand ist mit 2,65 Meter allerdings identisch.
Besonders kennzeichnend für den Kia ProCeed ist die wunderschön langgestreckte Silhouette sowie das völlig eigenständige Heckdesign. Gerade für ein Fahrzeug aus dem Segment der Kompaktklasse setzt der ProCeed auf eine gelungene Extravaganz. Stolz thront der Modellname mittig auf der Heckklappe die mit dem durchgehenden Lichtband eine markante Lichtsignatur vorzuweisen hat.
Der GT rollt serienmäßig bereits auf 18-Zoll-Rädern an, über die ich mich auch bei den aufgezogenen Winterreifen freuen durfte. Mit einem speziellen Front- und Heckstoßfänger, den ausgeprägten Seitenschwellern wird das ohnehin gelungene Design nochmals verschärft.
Mein Kia Proceed GT war erfreulicherweise in dem von mir favorisierten Orange Fusion lackiert und während ich mich beim ersten Kennenlernen im vergangen Jahr noch an den roten Anbauten gestört habe, die nun mal den GT kennzeichnen, wie auch die rot lackierten Bremssättel und die Elemente in Hochglanzschwarz, muss ich sagen, schon nach wenigen Tagen fand ich Gefallen an dieser gewagten Farbkombination.
Die gesamte Ceed-Baureihe kann mit einer eindrucksvollen Materialanmutung und einer vorbildlichen Verarbeitung aufwarten, den VW Golf weiterhin als Maßstab im Kompaktwagensegment zu setzen, wäre wahrlich falsch.
Im neuen Modelljahr setzt der ProCeed auch verstärkt auf Konnektivität und so rüstet Kia die gesamte Baureihe mit einem 8 Zoll Audiosystem aus inklusive Android Auto und Apple CarPlay, nochmal ordentlich eins drauf packen die Verantwortlichen vor allen Dingen mit dem 10,25 Zoll Kia Kartennavigation inklusive Telematiksystem UVO Connect – ersetzt das 8 Zoll Navi – und dem digitalen Cockpit mit 12,3 Zoll HD-Display.
In meinem GT stets serienmäßig verbaut, zeigt das volldigitale Kombiinstrument in hochauflösender Optik den Tachometer und Drehzahlmesser als Rundinstrumente an und dazwischen ein Multifunktions-Display. Hier werden mir Informationen des Bordcomputers, der Navigation, dem Audiosystem oder der Assistenzfunktionen angezeigt. Im Sport-Modus wechselt sich die Optik der angezeigten Grafiken, aber das Grundgerüst mit den beiden Rundinstrumenten bleibt stets bestehen, ein Wechsel wie bei manch Premiumhersteller ist hier noch nicht möglich.
Der Bildschirm mittig in der Armatur wartet dafür mit einer Split-Screen-Funktion auf, somit kannst Du die Displayanzeigen unterteilen. Dank des Telematiksystems UVO Connect liefert Dir der ProCeed zahlreiche Funktionen, mit dem Service Kia Live holst Du Dir beispielsweise Echtzeitzeit-Verkehrsinformationen ins Auto, oder Du kannst Dir nahegelegene Parkmöglichkeiten anzeigen lassen, Angaben zu Preisen und verfügbaren Plätzen inklusive.
Die Kia UVO App umfasst darüber hinaus die Möglichkeiten Fahrzeuginformationen aus der Ferne abzurufen, den ProCeed vor Fahrtantritt zu heizen oder zu kühlen sowie das Fahrzeug zu orten. Die UVO kannst Du sowohl als Android- und Apple-Kunde nutzen, ab der Erstzulassung steht Dir UVO Connect sieben Jahre lang kostenfrei zur Verfügung.
Knackige Sportsitze in Leder-Veloursleder-Kombination, ein schwarzer Dachhimmel und ein sehr schickes und unten abgeflachtes Sportlenkrad versprühen im Shooting Brake GT serienmäßig Sportlichkeit, gepaart mit dem gebotenen Nutzfaktor bietet mir der Kia ProCeed die perfekte Mischung.
Und wenn der dynamische Dachverlauf auch eine eingeschränkte Kopffreiheit erwarten lässt, so sitzt man selbst mit 1.85 Meter auch auf der Rückbank noch sehr angenehm und mit einem Stauvolumen von stolzen 594 Liter fasst das Gepäckabteil jede Menge.
Lege ich die dreigeteilte Rückbank um, möglich im praktischen Verhältnis 40:20:40, habe ich den Gepäckraum sogar rasch auf 1.545 Liter vergrößert. Als flexibler Weggefährte erweist sich der Kia ProCeed auch dank einem Gepäckraumtrennsystem mit Schienen sowie dem in der Höhe verstellbaren Kofferraumboden. Die sensorgesteuerte elektrische Heckklappe steigert zudem den komfortablen Zugang.
Albert Biermann, der bei der koreanischen Marke für Fahrzeugtests und Hochleistungsmodelle verantwortlich ist, nahm sich auch das Fahrwerk des Kia ProCeed GT vor und so verwundern mich die sportlichen Qualitäten keineswegs. Kurvenräubern zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, trotz des hohen Potentials lässt der ProCeed aber auch im alltäglichen Fahrbetrieb den Komfort nicht vermissen. Hier hat Kia wirklich eine ausgewogene Abstimmung gefunden.
Bei bei meiner ersten Ausfahrt im Januar 2019 konnte das Topmodell nicht ganz meinem Anspruch gerecht werden, hatte ich mir von dem 204 PS starken Aggregat einfach mehr Performance erwartet. Meine Wahl wäre daher eher auf den 1.4 T-GDI mit 140 PS gefallen, der mich mit seinem spritzigen Fahreindruck dagegen positiv überraschen konnte.
Kann mein ausführlicher Test nun etwas an diesem Eindruck ändern? Kurz gesagt, Nein. Denn sowohl die Leistungsentfaltung wie auch die akustische Untermalung betreffend, erwarte ich von einer Topmotorisierung mit dem Kürzel GT einfach mehr. Mit 204 PS ist der 1,6-Liter-Turbobenziner wahrlich nicht schwach auf der Brust, doch wirklich temperamentvoll wirken die Pferdchen nicht. Das maximale Drehmoment von 265 Newtonmeter bei 1.500-4.500 Touren können diesen einfach nicht genug Feuer unter dem Hintern machen. 7 ½ Sekunden vergehen für den Spurt aus dem Stand bis Tempo 100, maximal sind je nach Getriebe 225 bzw. 230 km/h drin.
Kia spricht davon, bei Tritt aufs Gaspedal dank elektronischem Soundgenerator und einer Duplex-Klappenauspuffanlage mit einem entsprechend sportlichen Motorklang belohnt zu werden. Doch wirklich was auf die Ohren gab es auch bei gedrückter Sporttaste nicht. Die gesteigerte Agilität ist allerdings sofort zu spüren.
Was darf es sein, ein serienmäßiges und gut geführtes Sechsgang-Schaltgetriebe oder das in meinem Testwagen verbaute und für zweitausend Euro erhältliche Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe? Ich kann in jedem Fall eine Empfehlung für das DSG-Getriebe aussprechen, das sich über Leichtmetall-Schaltwippen am Sportlenkrad zudem manuell betätigen lässt.
Die Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllt die gesamte Ceed-Baureihe, mit Blick auf den Kia ProCeed GT kann der Shooting Brake auch bei der Topmotorisierung mit guten Verbrauchswerten glänzen. Kia gibt für den Handschalter 6,8 Liter im kombinierten Fahrzyklus an, die nach WLTP ermittelt und nach NEFZ-Standard ausgewiesen sind (169 g/km CO2-Emissionen nach WLTP), die Automatik-Alternative soll sich sogar mit 0,6 Liter weniger begnügen (163 g/km). Im alltäglichen Einsatz habe ich 8 ½ Liter verbraucht, bei bewusst gezügeltem Gasfuß war auch über ein halber Liter weniger möglich. Geht es dagegen in GT-Manier zu steigt der Verbrauch auf 10 bis 12 Liter.
Während der Spurhalteassistent Dich bei einem unbeabsichtigten Verlassen der Fahrspur akustisch warnt und mit korrigierendem Lenkeingriff für eine kurze Zeit auch in der Spur hält, reagiert der Frontkollisionswarner auch auf Fußgänger und ist mit einem autonomen Notbremsassistenten ausgestattet. Der aktive Spurhalteassistent ist ebenfalls Serie, dass gilt auch für die Gegenlenkunterstützung, den Fernlichtassistent und den Müdigkeitswarner.
Mit der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage inkl. Stop-and-go-Funktion, dem Spurwechselassistent, Querverkehrwarner , Verkehrszeichenerkennung und Parkassistent kannst Du Dein Fahrzeug ebenfalls vorbildlich ausrüsten.
Vielfahrer lernen auch schnell den Stauassistenten schätzen. Er erkennt weit mehr als nur die Fahrbahnmarkierungen und hält den Kia ProCeed entsprechend in seiner Fahrspur. Da sich Dein Kia auch am vorausfahrenden Verkehr orientiert und das Beschleunigen, Bremsen und Lenken übernimmt und dabei den Sicherheitsabstand zum vorderen Fahrzeug hält, spricht man hier von teilautonomen Fahren. Dies ist im Kia ProCeed bis zu einem Tempo von 130 Stundenkilometer möglich.
Der Kia ProCeed GT wird ausschließlich als 1.6 T-GDI angeboten, die Preise für das Topmodell starten bei 31.690 Euro, so großartig ausgestattet wie der GT bereits ist, treiben lediglich das Doppelkupplungsgetriebe, das Glasdach, das Navigations- und Komfort-Paket, Kia Protection Plus – eine hochwertige Zusatzkonservierung für Motorraum und Fahrzeugunterboden, die Vorbereitung für eine abnehmbare Anhängerkupplung, die Türprojektoren sowie die Performance Abgasanlage und die Metallic-Lackierung den Preis nach oben . Die 40.000 Euro Marke durchbrichst Du aber selbst dann nicht.
Nach all den Jahren in der Automobilbranche immer noch einzigartig, die Kia-Herstellergarantie von sieben Jahren – maximal 150.000 km und in den ersten drei Jahren ohne Kilometerbegrenzung. Hinzu kommen zwölf Jahre Garantie gegen Durchrostung ohne Kilometerbegrenzung sowie fünf Jahre Lackgarantie (max. 150.000 Kilometer).
Stand: März 2020; Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog
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