Er will praktisch sein, geräumig und preiswert, das schlägt sich auch ein wenig in der Optik nieder. Entsprechend ist er zwar nicht hässlich, aber besondere Highlights sucht man vergeblich. Einzig die Chromleiste zwischen den Scheinwerfern, die kantige Lippe an der Frontschürze, die Dachreling und die silbergraue Leiste an der Hecklappe sorgen für ein bisschen Pepp.
Die langgestreckte Seitenlinie kommt nicht von ungefähr, schließlich kann der Lodgy auch zum Siebensitzer gemacht werden. Die eigenwillige, rautenähnliche Form der Rückleuchten sorgt für eine gute Wiedererkennung. Die Heckklappe reicht weit nach unten und wird über einen konventionellen Druckknopf geöffnet, wie man ihn noch von früher kennt.
Leider öffnet die Heckklappe nicht sonderlich weit, bei seitlicher Annäherung droht ab 1,80 m Körpergröße der Anstoß. Die niedrige Ladekante ist gut gegen Ladekratzer geschützt, die Stoßstange leider nicht.
Bleibe ich mal gleich hier hinten im Laderaum. Und hier fallen, nachdem man die Gepäckraumabdeckung mit beiden Händen bearbeitet hat, die beiden Sitze sechs und sieben auf, die am besten auch gleich vom Kofferraum aus vorgeklappt werden. Das geht für die Lehnen geteilt, für den ganzen Sitz nur komplett, und dann stehen die Sitze eigentlich immer im Weg rum. Ausbauen geht zwar einfach, aber die beiden Sitze sind doch recht schwer, wiegen fast 20 kg.
Der Laderaum variiert von 207 Liter bei voller Bestuhlung bis 2.617 Liter bei ausgebauter dritter und umgelegter zweiter Sitzreihe. Das Werkzeug und der Wagenheber sind links und rechts an der Seite untergebracht.
So viel zum Thema Laden, also alles wieder zurück und mal in die dritte Reihe zum Probesitzen. Dazu reicht ein Zug und die Lehne des Außensitzes der Reihe zwei klappt vor, dann kann man den ganzen Sitz vorklappen und schon kommt man prima in die dritte Reihe. Das geht sogar als Erwachsener, aber hier hinten wird es vor allem im Beinraum und an den Füßen recht eng. Beim Zurückklappen der Sitze in Reihe zwei klemmt man den Gurt schnell mal ein.
Ansonsten sitzen in der zweiten Reihe auch 1,80 m große Passagiere noch ganz bequem, auch wenn vorne 1,80 m große Personen Platz genommen haben, nur die Kopfstützen sind dann nicht weit genug ausziehbar.
Die besten Plätze sind ganz klar vorne, hier stimmen nicht nur der bequeme Ein- und Ausstieg, auch der Platz ist mehr als zufriedenstellend. Auch die Sitze sind ausreichend groß und straff gepolstert – bei meinem Testwagen sogar in Leder – verfügen aber über keine ausgeprägte Ausformung, auch eine Lordosenstütze habe ich vermisst, und die Verstellung der Lehne ist durch die Mittelarmauflage kaum zu erreichen, das gilt dann auch für die Handbremse und das Anlegen der Gurte vorne.
Daran, dass die Hupe noch immer im Blinkerhebel steckt, kann man sich ja gewöhnen, dass das Lenkrad nur in der Höhe zu verstellen ist, macht die Suche nach der idealen Sitzposition nur schwieriger.
Schaue ich mal weiter um. Durch die hellgrauen Einsätze am Armaturenbrett und der Mittelkonsole aus schwarzem Klavierlack sowie zahlreichen Chromapplikationen wirkt das gesamte Erscheinungsbild durchaus freundlich und wertig, vor allem das Lederlenkrad macht da was her.
Die Knöpfe für Heizung und Lüftung muten schon recht einfach an und der Knopf für die Leuchtweitenregulierung ist mächtig antiquiert, sitzt aber zum Glück so weit unten, dass man ihn kaum sieht. Die Tasten im Lenkrad für den Speedlimiter sind nicht beleuchtet, die elektrischen Fensterheber besitzen keine Rauf- oder Runter-Automatik.
Apropos Automatik: es gibt keinen Licht- und auch keinen Regensensor und wenn man das Licht einfach angeschaltet lassen möchte, dann erlischt es beim Ausschalten des Fahrzeugs nicht mit, also auch hier ist immer wieder Handarbeit angesagt. Wenig Handarbeit ist dagegen bei der Bedienung des Navis von Nöten, per Touchscreen kommt man schnell und einfach ans Ziel.
Die Fahrwerksauslegung ist auf Komfort ausgelegt, und doch knallen grobe Schlaglöcher vor allem auch akustisch deutlich nach innen. Will man sich flotter fortbewegen, wird man nicht zuletzt vom massiven Schieben über die Vorderräder, der deutlichen Karosserieneigung und dem mangelnden Seitenhalt der Ledersitze eingebremst. Dabei zeigt sich die Lenkung als angenehm, ausreichend straff und direkt, zumindest wenn man nicht zu flott fahren will. Und der Lodgy folgt ihr auch im Slalomtest recht willig und legt den doch recht hohen Aufbau noch zufriedenstellend zur Seite. Stets wacht ESP über das Fahrzeug und greift wenn nötig auch massiv ein.
Mit dem 79 kW / 107 PS starken Reihenvierzylinder Diesel mit Commonrail-Direkteinspritzung und Turbolader ist der Lodgy gut motorisiert, nur voll beladen hat er etwas zu kämpfen. Dass es sich um einen Diesel handelt hört man – vor allem draußen – besonders beim Kaltstart. Und wenn es dann richtig knackig kalt ist, dann gönnt sich der Motor mehr als nur eine Diesel-Gedenk-Sekunde.
Danach kann man über das 1.461 cm³ große Aggregat aber nicht mehr meckern, es läuft ausreichend kultiviert, kann richtig niedertourig, auch wenn er dann zum Dröhnen neigt und zieht bei Bedarf auch aus dem Drehzahlkeller ordentlich durch. Ganze 11,6 Sekunden vergehen aus dem Stand bis auf Tempo 100 und die Topspeed ist bei 175 km/h erreicht.
Beim Verbrauch bin ich deutlich über den Werksangaben geblieben, im Stadt-Land-Mix habe ich im günstigsten Fall 5,7 Liter Diesel verbraucht, Dacia gibt hier 4,4 Liter an, man hat aber an einer Start-Stopp-Automatik gespart.
Die Schaltung selbst mit ihren sechs Vorwärtsgängen geht in Ordnung, auf ausreichend kurzen Wegen ist der Schalthebel – mit Lederschaltknauf – sauber, vielleicht ein wenig trocken geführt, aber auch die Abstufungen stimmen, lediglich die Gänge fünf und sechs sind sehr lang übersetzt, da muss trotz des kräftigen Motors häufiger zurückgeschaltet werden. Schnell geschaltet hakt es auch schon eher mal, der Rückwärtsgang ist problemlos einzulegen.
Sicherheit – Das altbekannte Thema. Front- und Seitenairbags sind serienmäßig an Bord, die Windowbags oder ein Knieairbag sind auch nicht in der Aufpreisliste zu finden.
So hat dann zwar jeder Sitz seine Kopfstütze und seinen Sicherheitsgurt, der vorne auch höhenverstellbar ist, aber so Dinge wie Spurhalteassitent, Toter-Winkel-Warner oder ähnliche „Spielereien“ sucht man vergebens. ISOFIX für die Kindersitzbefestigung ist auf den beiden Außensitzen der zweiten Reihe vorhanden.
Klar, bei einem Fahrzeug für 9.990,- Euro für den Dacia Lodgy in der Einstiegsversion muss man auch bei der Ausstattung auf gewisse Dinge einfach verzichten. Mein Testwagen mit dem dCi 110 Dieselmotor in der Ausstattungslinie Prestige schlägt da nicht nur bei der Ausstattung sondern mit 16.590,- Euro auch beim Preis schon deutlich mehr zu.
Hier sind dann die Lederausstattung, das Multimediasystem Media-Navi, ein Lederlenkrad, elektrische Fensterheber vorne und hinten, ABS, ESP, 16 Zoll Alufelgen, Nebelscheinwerfer, eine Einparkhilfe hinten und die Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung serienmäßig mit dabei. Allerdings noch nicht die Sitze sechs und sieben, die kommen noch mal mit 590,- Euro hinzu, ebenso sind eine Deckenleuchte für die hinteren Sitzreihen und hinten ausstellbare Seitenfenster mit dabei.
Die Metallic-Lackierung schlägt dann noch mal mit 470,- Euro zu, das Reserverad kostet 60,- Euro, Sitzheizung vorne 150,- Euro und ein Sicherheitstrennnetz 160,- Euro. Und dann stehen noch diverse Dinge im Multimediabereich zur Wahl, von Bluetooth bis hin zu Audiosystemen.
Leider muss der Lodgy entweder alle 12 Monate oder nach kurzen 10.000 km zur Wartung in die Werkstatt. Alle zwei Jahre bzw. 20.000 km ist dann eine Inspektion mit Ölwechsel fällig. Die Einstufungen bei den Versicherungsklassen lauten TK 17, VK 19 und HPF 20.
Weitere Bilder (zum Vergrößern bitte anklicken):
Stand: Mai 2015, Test und Fotos: CARWALK
Wartungsintervall sind 12 Monate oder 20.000km, nicht 10.000km.
Vielen Dank für den Hinweis. Da meinem Testfahrzeug dieser Wartungsplan beilag, werde ich bei Dacia nachhaken. Ob es sich hierbei um einen Druckfehler handelte oder sich in den vergangenen Jahren diesbezüglich etwas geändert hat.