Kia Motors hat sein Einstiegsmodell Picanto zum Modelljahr 2016 im Detail überarbeitet, während das Außendesign noch mehr an Attraktivität gewonnen hat, zeichnet das Interieur eine gesteigerte Materialanmutung und ein neues Infotainment-System aus. Die Motoren präsentieren sich effizienter und umweltschonender, während die Preise sich von all den Modifizierungen erfreulicherweise unbeeindruckt zeigen.
Setzte die erste Generation des Kia Picanto noch auf niedliche Züge und Zurückhaltung, legten die Designer diese mit der Zeit immer mehr ab. Nun, 11 Jahre später, steht der kleinste Spross gereift und für ein Fahrzeug seiner Klasse sehr selbstbewusst da.
Ob als Drei- oder Fünftürer, dynamische Linien und markante Sicken prägen das Blechkleid und treffen im Modelljahr 2016 auf die Kia-typische „Tigernase“. Unter dem klein dimensionierten Kühlergrill thront nun ein noch wuchtigerer Frontstoßfänger mit einem gar riesigen Lufteinlass. Neu designt garantiert dieser dem Kia Picanto einen kraftvolleren Gesichtsausdruck.
Neu gestaltete seitliche Einfassungen für das Tagfahrlicht bzw. die Nebelscheinwerfer – abhängig von der gewählten Ausstattung – setzen obendrein zusätzliche Akzente und sind ebenso schärfer gezeichnet. Gleiches gilt für den neuen Stoßfänger am Heck.
Mit dem neuen „Sports-Paket“ hat Kia ab sofort auch ein richtiges Schmankerl im Angebot, zwar nur optional für den 1.2 CVVT SPIRIT mit Schaltgetriebe zu haben, stehen dem Kleinen die Sportstoßfänger rundum und der Doppelrohrauspuff absolut gut. Der vordere Stoßfänger mit einem großflächigen Element in Klavierlackschwarz und einer roten Designlinie sowie die Diffusor-Optik am Heck lassen den Kleinen zweifelsohne ganz groß dastehen. Hintere Parksensoren sind außerdem im Paket enthalten.
Farbtechnisch kannst Du jetzt zwischen Schneeweiß, Galaxyschwarz Metallic, Titaniumsilber Metallic, Cherrypink Metallic, Signalrot Metallic und der neuen Farbe Seosanblau Metallic auswählen. Der peppige Grünton hat mangels Nachfrage das Sortiment verlassen müssen – was ich persönlich bedauere. Auch ein knalliges Gelb vermisse ich in der Palette – was dem Picanto mit Sicherheit gut zu Gesicht stehen würde, doch auch hier scheint der Käufer laut Kia kein Interesse daran zu haben. Oder ist es stets der Blick auf den Wiederverkaufswert, der hier hemmt?
Und auch im Innenraum ist Farbe wohl nicht gefragt. Qualität dagegen schon und die konnten die Verantwortlichen im Modelljahr 2016 dank neu verarbeiteten Materialien weiter steigern.
Mit der Überarbeitung hält auch ein neues Infotainment-System mit 7-Zoll-Touchscreen Einzug, doch leider konnte ich mir in den gefahrenen Vorserienmodellen noch kein Bild davon machen.
Somit habe ich mich gleich den Platzverhältnissen gewidmet … die weitere Neuheit, das beheizbare Lenkrad nimmt man ja dann doch eher im Winter unter die Lupe.
Auf den vorderen Plätzen und auch im Kofferraum, der unverändert 200 bis 870 Liter fasst, kann der kleinste Kia zufrieden stellen, doch als Großgewachsener mit einem Körpermaß von 1,80 Meter ist im Fond leider nicht ausreichend Platz.
In Anbetracht der sehr kompakten Abmessungen ist diese Tatsache jedoch zu verschmerzen. Der Kia Picanto ist ein Stadtflitzer durch und durch, etwas anderes möchte er auch gar nicht sein.
Zum Modelljahr 2016 tritt der Kleinstwagen noch agiler und wendiger auf und so reduziert sich der Wendekreis von 9,80 Meter jetzt sogar auf 9,60 Meter. Im Zuge dessen wurde auch die elektronisch unterstützte Servolenkung präziser ausgelegt, wirkt teils jedoch immer noch schwammig.
Laut Kia wurde auch das Fahrwerk optimiert, doch auch hier konnten die Schwächen nicht völlig ausgemerzt werden und so schlagen Straßenschäden weiterhin stark ins Innere durch.
Das Motorenportfolio besteht wie bisher aus drei Aggregaten, die dank gezielter Modifikationen aber nun auf mehr Effizienz und die Euro6-Norm setzen.
Die Benziner 1,0 (Testbericht zweite Generation 2011) und der 1,2 Liter sind nach dem Facelift optional mit der –Spritspar-Technik EcoDynamics verfügbar und beinhalten neben dem Start-Stopp-System ISG auch ein Energie-Regenerationssystem. Nehme ich Gas weg oder bremse, gewinne ich Energie zurück, die über die Lichtmaschine wieder in die Batterie gespeist wird.
Der ohnehin umweltbewusste Kia Picanto 1.0 LPG (Testbericht zweite Generation 2011) ist ebenfalls mit EcoDynamics kombinierbar.
Ein Citycar fühlt sich auf der Autobahn natürlich nicht zuhause, muss aber auch diese Passagen nicht gänzlich meiden. Während dann alle Motoren an Akustik deutlich an Präsenz zunehmen, geht die Agilität aber leider verloren.
Für welchen Motor Du Dich auch entscheidest, dieser Eindruck bleibt. Nichts desto trotz konnten die Koreaner die Leistungswerte steigern, wird der 1,0-Liter-Benziner mit 48,5 kW (66 PS) und einem Drehmoment von 95 Nm nun 158 km/h schnell (ein Plus von 5 Stundenkilometern), erreicht der 1.2 CVVT jetzt 175 km/h (+4 km/h).
Letztlich dürfte den Kunden aber mehr die neuen Verbrauchswerte reizen, gibt Kia den Durchschnittsverbrauch beim 1.0 Dreizylinder in der EcoDynamics-Version mit 4,4 Liter pro 100 Kilometer an und garantiert einen CO2-Ausstoß von 102 g/km.
Bei gleicher Ausstattung begnügt sich selbst der 63 kW / 85 PS starke Vierzylinder-Benziner mit 4,6 Litern auf hundert Kilometer, die CO2-Emission belaufen sich entsprechend auf 106 Gramm pro Kilometer.
Dass nun kürzer abgestimmte Fünfgang-Schaltgetriebe kann beim 1,2-Liter-Modell alternativ durch eine Vierstufen-Automatik ersetzt werden, der Verbrauch steigt hiermit um einen Liter und die CO2-Emissionen auf 130 g/km.
Der Kia Picanto 1.0 LPG macht das Portfolio komplett. Die Autogasvariante wird von einem Ableger des 1,0-Liter-Dreizylinders angetrieben und mobilisiert eine Leistung von 49 kW (67 PS), im reinen Benzinbetrieb sind es 51 kW bzw. 69 PS.
Wer jedoch sparen möchte fährt natürlich so viel wie möglich im Autogas-Modus, ist das Gas doch halb so teuer wie Benzin. Mit 14-Zoll-Rädern bestückt kommt die LPG-Version durchschnittlich mit sechs Litern Autogas auf 100 Kilometer aus. Wer dennoch auf den Benzinbetrieb umschaltet, kommt immer noch mit 4,6 Litern Benzin pro 100 Kilometer aus. Auch die Abgaswerte sprechen mit CO2-Emission von 97 Gramm pro Kilometer bzw. 107 g/km im Benzinbetrieb für die bivalente LPG-Variante.
Mit zwei Kraftstofftanks an Bord, dem regulären 35-Liter-Benzintank und einem 27-Liter-LPG-Drucktank unter dem Gepäckraumboden, bewahrt sich aber auch dieser Kia Picanto seinen Gepäckraum, da der zusätzliche Tank den Raum der Reserveradmulde nutzt.
Einiges neu und doch preislich beim Alten, startet der Kia Picanto bei 9.550,- Euro. Allerdings ist die Basisausstattung Attract nur in Kombination mit dem dreitürigen 1.0 erhältlich.
Darauf baut die Edition 7 auf, versehen mit einer Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern vorn und einem höhenverstellbaren Fahrersitz startet diese bei 9.990 Euro und ist Vorraussetzung für die Karosserievariante mit fünf Türen als auch den 1.0 LPG.
Der 1.2 Liter Benziner ist dagegen ausschließlich in der Topversion Spirit verfügbar, diese steht wiederum allen Karosserie- und Motorvarianten zur Wahl und erstreckt sich preislich von 12.690 bis 13.540 Euro.
Mit einer Klimaanlage, dem CD-Radio mit USB- und AUX-Anschlüssen sowie sechs Lautsprechern, einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung, der Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern auch hinten, elektrisch einstell- und beheizbaren Außenspiegeln, einem Multifunktions-Lederlenkrad oder aber den dunkel getönten Scheiben ab der B-Säule hat die höchste Ausstattung auch einiges zu bieten.
Auch der äußere Auftritt hebt sich in der höchsten Ausstattungsstufe von den anderen Versionen ab, präsentieren sich sowohl die Leichtmetallfelgen, der Kühlergrill, die Türgriffe und die Seitenschweller mit Chrom veredelt, sind Nebelscheinwerfer auch hier Serie, wie auch das LED-Design der Rückleuchten und das LED-Tagfahrlicht.
Unabhängig von der gewählten Ausstattung stellen die Koreaner das einmalige und vorbildliche 7-Jahre-Kia-Qualitätsversprechen zur Seite. Neben der 7-Jahre-Kia-Herstellergarantie (die bei der LPG-Version auch für die Autogasanlage gilt) umfasst dieses Versprechen auch die 7-Jahre-Kia-Mobilitätsgarantie und hat in Verbindung mit dem optional georderten Navi auch ein 7-Jahre-Kia-Navigationskarten-Update im Gepäck.
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Stand: Juni 2015; Test und Fotos: CARWALK