18 Jahre nach seinem Debüt zählt der Nissan Qashqai längst zu den Urgesteinen der kompakten SUV-Liga – und zu ihren Bestseller-Legenden. Über vier Millionen Einheiten haben seither ihren Weg in mehr als hundert Länder gefunden, eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, die selbst eine inzwischen auf weit über 30 Mitbewerber angewachsene Konkurrenz nicht bremsen konnte. Mit der dritten Generation von 2021 setzte Nissan ein weiteres Ausrufezeichen. Jetzt wurde der Qashqai erneut verfeinert, geschärft im Design, smarter in der Technik und konsequent elektrifiziert. Das vertraute, ausgewogene Grundrezept bleibt erhalten, doch frisch abgestimmte Assistenzsysteme, nahtlos integrierte Google-Dienste und der charakteristische e-POWER-Antrieb heben das Modell in die nächste Evolutionsstufe. Ob der neue Nissan Qashqai e-POWER in der Praxis hält, was die Papierform verspricht, zeigt mein aktueller Fahrbericht. Bühne frei für den Dauerbrenner in seiner jüngsten Inkarnation.

Nissan e-POWER
Nissan geht mit dem Qashqai e-POWER einen anderen Weg als gewöhnliche Vollhybride und genau das macht diesen Antrieb so spannend. Ich bin ihn jetzt über Land, durch die Stadt und auf der Autobahn gefahren und kann sagen: Dieses System fühlt sich anders an als ein typischer Hybrid. Und das ist gut so.
Angetrieben wird der Qashqai nämlich immer vom Elektromotor und das spürt man. Direkt, leise und ohne Ruckeln setzt sich das SUV in Bewegung. Den Strom dafür liefert ein 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbo, der allerdings nicht direkt mit den Rädern verbunden ist. Er produziert lediglich Strom, der dann je nach Bedarf an die Batterie, den E-Motor oder beides weitergeleitet wird. Kein klassisches Getriebe, kein Umschalten der Antriebsquellen. Ich schätze den gleichmäßigen Vortrieb, so wie man es von einem weniger von einem Vollhybriden sondern eher einem reinen E-Auto kennt. Nur eben ohne Ladekabel.

Gerade im Stadtverkehr zeigt das Konzept seine Stärken. Mit der „EV-Taste“ lässt sich der Qashqai für kurze Strecken rein elektrisch fahren, lokal emissionsfrei und flüsterleise. Aber auch ohne diesen Modus fährt sich der Nissan überraschend ruhig. Selbst wenn der Verbrenner anspringt, bleibt er akustisch im Hintergrund. Der Motor wurde clever abgestimmt, seine Drehzahl orientiert sich an der Geschwindigkeit, sodass kein unangenehmes Jaulen entsteht.
Was mich im Alltag aber besonders überzeugt hat, ist die harmonische Leistungsentfaltung. Viele Vollhybride zögern beim Gasgeben oder drehen unschön hoch, bevor etwas passiert. Hier nicht. Der Qashqai reagiert spontan, liefert das volle Drehmoment sofort und beschleunigt ohne Gummibandgefühl. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt laut Datenblatt in 7,9 Sekunden, aber noch wichtiger ist, er fühlt sich einfach souverän an. Vor allem im unteren und mittleren Geschwindigkeitsbereich hat er ordentlich Zug. Bei 170 km/h ist Schluss, doch das reicht für die meisten Alltagssituationen völlig aus.

Ein echtes Komfort-Plus ist das sogenannte „e-Pedal Step“. Einmal aktiviert, lässt sich der Qashqai im Stadtverkehr fast ausschließlich mit dem Gaspedal fahren. Das ist entspannend, gerade im Stop-and-Go oder an leichten Steigungen, wo man sonst ständig zwischen Bremse und Gas hin- und herspringt. Zum vollständigen Stillstand bremst er zwar nicht wie ein Leaf oder Nissan Ariya, aber das System funktioniert im Alltag sehr angenehm. Unterstützt wird das Ganze durch Autohold, Berganfahrhilfe und eine sanfte Kriechfunktion.
Auch beim Verbrauch zeigt sich der Qashqai e-POWER vernünftig. Offiziell liegt er bei 5,1 bis 5,3 Litern. In meinem Test waren es zwischen 5,5 und 6,5, je nach Strecke und Fahrstil. Wer viel im Stadtverkehr unterwegs ist, kann sogar unter die Fünf-Liter-Marke rutschen, denn dort rekuperiert das System regelmäßig und nutzt elektrische Fahranteile besonders effizient.

Fahrwerk & Lenkung
Die Schaltzentrale für das Fahrverhalten sitzt griffgerecht in der Mittelkonsole. Finde ich dort ein Drehrad, mit dem ich im Handumdrehen zwischen Eco und Sport wechseln kann. Wer sich für ein Modell mit Allrad entscheidet, erhält zusätzlich die Terrain-Programme Snow und Offroad. Wer wie ich den e-POWER auswählt, erhält das frontgetriebene Layout.
Auf der Straße präsentiert sich das Fahrwerk ausgewogen, angenehm straff, ohne Komfort zu opfern. Ja, die stylischen 20-Zöller filtern grobe Straßenschäden weniger gnädig weg als kleinere Felgen, doch ihr optisches Statement ist die Nuance an Härte wert. Nur auf wirklich marodem Belag poltert es hör- und spürbar. Im Alltag rollt das SUV souverän und gelassen.

Passend dazu hat Nissan die Servolenkung feingeschliffen. Sie wirkt jetzt direkter, liefert spürbar mehr Rückmeldung und harmoniert besser mit der Fahrwerksabstimmung. Unterm Strich vermittelt mit der Qashqai im Test ein Fahrgefühl, das gleichermaßen zum entspannten Cruisen wie zum beherzten Anpacken abseits asphaltierter Wege einlädt.
Blickfang Qashqai
Nissans Designer haben dem Crossover einen behutsamen aber doch sehr wirkungsvollen Feinschliff verpasst, der Dynamik und Eleganz noch eindrucksvoller miteinander verbindet. Der neu geformte Kühlergrill wirkt wie eine schwebende Skulptur: unzählige dreidimensionale, schwarz glänzende Elemente reihen sich von der Motorhaubenkante bis zum Kennzeichen aneinander, fassen sich an den Rändern zu einer pfeilförmigen Grafik zusammen und ziehen den Blick direkt auf das Nissan-Logo. In den Linien N-Connecta, Tekna und Tekna+ schimmert jede dieser kleinen Skulpturen dank satiniertem Chrom sogar dezent, aber eindrucksvoll.

Passend dazu zeigen sich die Scheinwerfer schärfer und kantiger. Fünf filigrane LED-Linsen rahmen den Hauptprojektor ein, greifen optisch die Tagfahrlichtleiste oberhalb auf und erinnern an das Signature-Design der Vorgängergeneration. Aktiviert man den Blinker, verwandelt sich diese Leiste erstmals – je nach Ausstattung – in ein dynamisch ablaufendes Lichtband.
Am Heck setzt sich das Spiel der schwebenden Kommas fort. Vier einzeln aufgehängte Leuchtelemente in kräftigem „Superrot“ leuchten hinter klarer Glasabdeckung und verleihen dem Abschluss mehr Tiefe.
Für den perfekten Stand sorgen neue Leichtmetallräder von 17 bis imposante 20 Zoll. Drei frische Lackfarben runden das Update ab: das brillante „Pearl White“, das nun noch sattere „Pearl Black“ und der Eyecatcher „Deep Ocean“, der je nach Licht von tiefem Blau bis Smaragdgrün changiert und meinen Testwagen sehr gelungen in Szene setzt.

Neu: die Linie N-Design
Dies gilt auch für das neue N-Design-Paket, welches ich ebenfalls erleben durfte. Radläufe und Schweller sind komplett in Wagenfarbe lackiert und sitzen auf expressiven 20-Zoll-Felgen, die dem Auftritt eine Extraportion Präsenz verleihen.
Innenraum & Infotainment
Beim Einsteigen empfängt mich der Qashqai mit einer Wohlfühlatmosphäre, die durch geschmackvolle Materialien geprägt ist. Gerade in den höheren Ausstattungslinien N-Design und Tekna+ setzt Nissan auf edle Akzente.

Applikationen in Alcantara ziehen sich über das Armaturenbrett, die Mittelkonsole, Türeinlagen und Kniepolster und verleihen dem Interieur eine stilvolle Tiefe. Ergänzt wird das Ganze durch neue Dekoreinsätze mit feiner Struktur und gemusterte Oberflächen rund um den Schalthebel.
Auch die Sitze überzeugen nicht nur optisch, sondern fühlen sich hochwertig an. In der Topversion Tekna+ wartet der Qashqai mit gestepptem schwarzem Premiumleder auf, während die Tekna-Ausstattung mit Kunstlederbezügen in warmem „burnt umber“ und Kontrasteinsätzen punktet. Ab N-Connecta bringt eine Ambientebeleuchtung mit bis zu 64 Farbtönen zusätzlich Stimmung in den Innenraum.

Nissan trifft beim Bedienkonzept einen erfreulich gelungenen Mittelweg. Die wichtigsten Tasten und Regler bleiben erhalten, was für einen intuitiven Zugriff sorgt, gleichzeitig wird das Interieur aber nicht von Knöpfen überladen. Digital geht es vor allem beim Infotainment und den Kamerasystemen zu.
Der weiterentwickelte Around View Monitor hebt das Einparken auf ein neues Level. Dank 3D-Ansicht lässt sich das Fahrzeug aus acht externen Perspektiven betrachten. Besonders clever ist die neue „Durchsicht durch die Motorhaube“-Funktion, die den Blick auf die Vorderräder freigibt. Perfekt für enge Passagen, Bordsteine oder Betonpoller. Die Front-Weitwinkelkamera hilft zudem an unübersichtlichen Ausfahrten, und sogar GPS-Standorte mit eingeschränkter Sicht können gespeichert werden. Das System aktiviert dann automatisch die passenden Kamerabilder.

Digital-Update mit Google built-in
Als erstes Modell der europäischen Nissan-Flotte bietet der Qashqai vollintegrierte Google built-in-Dienste: Mit eigenem Google-Konto lassen sich Lieblingsorte via Google Maps speichern, Sprachsteuerung via Google Assistant aktivieren („Hey Google“), Apps per Google Play installieren und Over-the-Air-Updates nutzen. Ob Navigation, Sitzheizung oder Klimasteuerung, viele Funktionen lassen sich per Sprache bedienen, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
Ergänzend liefert die NissanConnect Services App clevere Sicherheitsfeatures. Sie erinnert an offene Türen oder Fenster, meldet Abschleppversuche und ermöglicht – im Ernstfall – das Stilllegen des Fahrzeugs per Fernzugriff. Auch Amazon Alexa ist mit an Bord – für Smart-Home-Steuerung, Musik oder Nachrichten direkt aus dem Auto.

Der Innenraum des Qashqai kombiniert Ästhetik und Alltagstauglichkeit mit einer modernen digitalen Ausstattung – aufgeräumt, intuitiv und komfortabel. Hinzu kommt ein tolles Raumgefühl.
Raum & Alltagstauglichkeit
Egal ob hinterm Steuer oder auf der Rückbank, der Nissan Qashqai vermittelt mir ein durchweg luftiges Raumgefühl. Selbst in der zweiten Reihe sitze ich mit meinen 1,80 Metern entspannt, ohne mit den Knien anzustoßen oder mit dem Kopf die Decke zu streifen. Nissan bleibt seiner Linie treu und bietet weiterhin ein hohes Maß an Geräumigkeit, das der Alltagspraxis zugutekommt.
Basis dafür ist die CMF-C Plattform, die nicht nur die technische Grundlage bildet, sondern im Vergleich zur zweiten Generation auch für optimierte Platzverhältnisse sorgt. In der zweiten Sitzreihe wuchs der Beinraum um 28 Millimeter, während Sitzriesen sich über 15 Millimeter mehr Kopffreiheit freuen dürfen.

Auch beim Kofferraum zeigt sich der Qashqai praxisnah. Mein Testfahrzeug bietet zwischen 455 und 504 Liter Ladevolumen. Wer die zweigeteilte Rückbank umklappt, darf sich über ein maximales Stauvolumen von bis zu 1.440 Litern freuen. Ob Einkauf, Urlaub oder Alltag mit Kind und Kegel sowie einer Fellnase, der Qashqai stand mir in den Tests ideal und treu zur Seite.
Der Sicherheitsumfang
Die bewährten Assistenten der dritten Generation Qashqai finden sich auch im Facelift. Bereits ab Werk kümmern sich adaptiver Tempomat, Müdigkeits- und Verkehrszeichenerkennung sowie aktive Spurhalte- und Totwinkelassistenten um den Grundschutz. Der autonome Notbremsassistent erkennt zusätzlich Radfahrer und reagiert schneller auf Fußgänger. Der Querverkehrswarner und Kreuzungs-Assistent machen mich im Test beim Abbiegen oder rückwärts Ausparken auf querende Fahrzeuge aufmerksam.
Der ProPILOT mit Navi-Link verknüpft Tempomat, Spurführung und Navigationsdaten, reduziert das Tempo vor Kurven, Kreisverkehren oder Tempolimits und entlastet enorm im Stop-and-Go-Verkehr. Auf der Autobahn liest das System Schilder, hebt Beschränkungen eigenständig auf und hält souverän Abstand.

Der flankierende Seiten- und Bewegungsschutz überwacht mittels Sensoren seitliche Hindernisse und stoppen das Fahrzeug notfalls beim Rangieren. Ein zentraler Airbag zwischen Fahrer- und Beifahrersitz rundet das passive Sicherheitsarsenal ab und verhindert bei einem Seitenaufprall ungewollten Körperkontakt der Frontpassagiere. Unterm Strich liefert Nissan ein sehr komplettes Sicherheitspaket.
Der Kostenpunkt
Beim neuen Qashqai verfolgt Nissan eine transparente und kundenfreundliche Preis- und Ausstattungspolitik. Statt verwirrender Optionslisten setzt der Hersteller auf durchdachte Ausstattungslinien mit sinnvoll geschnürten Paketen. Und das zu nach wie vor attraktiven Konditionen. Wenn auch das Einstiegsmodell „Visia“ nun Geschichte ist.
Los geht’s nun mit dem „Acenta“, der ab 34.290 Euro als Mild-Hybrid startet. Wer sich für die e-POWER-Technologie entscheidet, ist ab 39.930 Euro dabei. Darüber rangieren „N-Connecta“ und „Tekna“, die je nach Wunsch den Fokus auf Konnektivität oder Komfort legen.

Mein Testwagen in der neuen Linie „N-Design“ bringt zusätzlich eine ordentliche Portion Style ins Spiel – optisch wie technisch. In Kombination mit dem e-POWER-Antrieb und stufenloser Automatik liegt er bei 46.270 Euro.
Seitenlange Optionslisten sucht man vergeblich, viel lieber konzentriert sich Nissan auf einige clevere Zusatzfeatures. Zur Wahl stehen meinem Testwagen neben verschiedenen Lackierungen und Originalzubehörteilen lediglich drei Hauptoptionen: das großflächige Panoramaglasdach, ein kräftiges BOSE Soundsystem und das Komfort Paket Plus. Letzteres umfasst Highlights wie ein Head-up-Display, elektrisch einstellbare Außenspiegel mit Memory- und Absenkfunktion, die sensorgesteuerte Heckklappe und den schlüssellosen Zugang.
Wer das alles serienmäßig will, wird beim „Tekna+“ fündig. Das Topmodell bringt sämtliche Komfortfeatures von Haus aus mit – für 49.620 Euro.
Stand: Juni 2025; Test und Fotos: Lexi Lind; Innenraumfotos: Nissan