Die erste Generation Ford Kuga setzte gerade für ein SUV auf ein recht schnittiges Design, mit dem die Kölner zahlreiche Kunden für sich gewinnen konnten, zumindest was den deutschen Markt anbelangte. Um aber auch den Rest der Welt zu erobern, entschieden sich die Designer bei der aktuellen Generation für mehr Zurückhaltung. Die Emotionen wichen der Vernunft, ein Konzept das funktioniert, wie Volkswagen ja seit jeher beweist. Eine Entscheidung die ich persönlich zwar bedauer, aber dennoch nachvollziehen kann – entscheidet doch letztlich der Erfolg. Und die Verkaufszahlen geben Ford recht, allein in den USA hat es die zweite Generation des Sports Utility Vehicle (dort unter dem Namen Escape bekannt) an die Spitze geschafft.
Dem Konzept „ein Auto für die ganze Welt“, der sogenannten „One-Ford“-Strategie, folgt Ford bereits seit der Einführung des Ford Focus, der Mondeo wie auch der Kuga setzen dieses Erfolgsrezept ebenso gelungen fort.
Rationaler gezeichnet, büßt die neue Karosserie im direkten Vergleich zwar optisch an Dynamik ein, kann mit veränderten Abmessungen (acht Zentimeter länger / vier Millimeter schmaler / acht Millimeter flacher) allerdings eine verbesserte Aerodynamik aufweisen.
Vom Längenzuwachs profitieren im Inneren nicht nur die Fond-Gäste, auch das Gepäckabteil kann ein Plus verbuchen. Abhängig von der Position des variablen Einlegebodens fasst das Ladeabteil nun zwischen 438 und 481 Liter bei Nutzung aller Sitzplätze und nimmt maximal 1.653 Liter auf.
Die Rückenlehnen der Fondsitze können dabei vollständig umgelegt, aber auch in der Neigung verstellt werden und das alles mit nur einem einzigen Handgriff.
Dieser ist in Verbindung mit der sensorgesteuerten Heckklappe beim Öffnen der Selbigen nicht einmal nötig. Schwingt die Kofferraumklappe mit einer einzigen Fußbewegung unter dem Heckstoßfänger automatisch auf und schließt auch dementsprechend wieder.
Bei diesem Feature merkt man doch erst einmal, wie oft man bepackt vor dem Fahrzeug steht und eigentlich etwas aus der Hand geben und den Schlüssel suchen oder die Klappe betätigen müsste, um an den Kofferraum zu gelangen.
Wenn auch außen etwas „glattgebügelt“ tritt der Kuga im Innenraum weiterhin mit scharfen Kanten und vielen Ecken auf, ich hätten mir dort gerne klarere Strukturen gewünscht.
Beim Blick auf das Cockpit fällt zudem auf, hier geht es weitaus weniger luftig zu als für Gepäck und Passagiere. Übrigens: Die toll ausgeformten Sitze auf denen wir Platz nehmen sind bereits im Basismodell verbaut, einzig die Versteifungen im Rückenbereich könnten für Rückengeschädigte wie mich noch besser sein. Doch zurück zur leider unübersichtlich geratenen Armatureneinheit.
Zahlreiche und teils klein ausgeführte Tasten und Dreh-/Drück-Schalter verlangen in jedem Fall eine Einarbeitung, intuitiv ist die Bedieneinheit wirklich nicht gestaltet. Ob der Bordcomputer oder das klein geratene Navigationsdisplay, die Menüführung erklärt sich nicht auf den ersten Blick. Außerdem fehlt uns ein Routenüberblick, die Möglichkeit in größere Bereiche zu zoomen und die Ankunftszeit bzw. die ausstehenden Kilometer werden nur auf Nachfrage per Klick auf den Infoschalter angezeigt. Selbst die Direktwahltasten wirken zunächst irreführend. Wer hier ein Fremdfabrikat gewohnt ist, muss sich Zeit nehmen und eingewöhnen.
Das optional erhältliche Konnektivitätssystems Ford SYNC mit AppLink erlaubt erfreulicherweise auch eine gut funktionierende Sprachsteuerung.
Nicht nur die Kunststoffverkleidungen und der Unterfahrschutz lassen darauf schließen, dass sich dieser Ford auch im Gelände wohlfühlt, ist doch auch das eigens entwickelte Allradsystem an Bord.
Über ein elektromagnetisches Mitteldifferenzial verteilt dieses je nach Bedarf das Drehmoment zwischen Vorder- und Hinterachse, über eine Anzeige in der Instrumenteneinheit werde ich über die variable Kraftverteilung informiert. Während spritsparend zunächst nur die Vorderräder angetrieben werden, kann abhängig vom Einsatzgebiet, das Drehmoment auch vollständig an die Hinterachse geleitet werden.
Und wenn der Kuga auch zweifelsohne den Offroad-Einsatz nicht scheuen muss, so ist er im Alltag dann doch auf der asphaltierten Straße zu hause.
Die ausgewogene Fahrwerksabstimmung sorgt für ein komfortables und souveränes Fahrgefühl. Schlaglöcher und Querrillen stoßen dem SUV aber dennoch störend auf und passen nicht in das Gesamtbild des Kuga.
Und da wären wir wieder bei der Vernunft … wenn auch ein dynamischer Fahrstil nicht mehr unbedingt angestrebt wird, so ist dieser problemlos möglich. Der 1,7 Tonnen schwere Kuga begegnet schnell durchfahrenen Kurven und dem auftretenden Untersteuern mit einer innovativen Lenkwinkelkontrolle (Curve Control). Die Fahrdynamik-Regelung Torque Vectoring Control optimiert die Traktion letztlich mit gezielten Bremseingriffen.
Mittels vier Scheibenbremsen verzögert das SUV auch aus hohem Tempo sehr zuverlässig und spricht bereits auf leichten Tritt spontan an.
Hierzulande nimmt der 2,0-Liter-TDCi-Dieselmotor einen Anteil von fast 70 Prozent ein, die beiden Leistungsstufen – rein front- oder wahlweise auch allradangetrieben – geben dem Kunden zudem noch einer erweiterte Auswahl. Während der Selbstzünder im vergangenen Jahr noch 103 kW / 140 PS bzw. 120 kW / 163 PS realisierte, kann das Aggregat nun nicht nur eine Leistungssteigerung sondern zugleich auch eine CO2-Reduzierung verzeichnen und erfüllt die Euro 6-Norm.
Am Beispiel des Topdiesel schlägt sich der Zuwachs in 12 kW / 17 PS nieder, die 180 PS treffen dabei auf ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmeter (+60 Nm).
Serienmäßig an einen Sechsgang-Handschalter gekoppelt, stößt der stärkste Diesel jetzt nur noch 135 g CO2/km aus. Das empfehlenswerte PowerShift-Direktschaltgetriebe liegt lediglich fünf Gramm über diesem Wert und büßt auf der anderen Seite mit einem Sprintwert von zehn Sekunden und einer maximalen Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h gerade einmal 0,8 Sekunden und zwei Stundenkilometer ein.
Laut Hersteller verbraucht der neue 2.0 TDCi mit 5,2 bzw. 5,4 Liter in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe einen weiteren halben Liter weniger als noch die vorherige Motorengeneration. An dieser Stelle sollten wir jedoch nicht vergessen, dass ich hier bereits zwei bis drei Liter an dem angegebenen Wert vorbeischrammte.
Ob Kleinwagen, Kompakt- und Mittelklasse oder SUV, Ford stellt seinen Fahrzeugen ein umfangreiches und preislich attraktives Angebot an Fahrer-Assistenzsystemen zur Seite.
Auf Wunsch stehen dem Kuga Technologien wie ein Toter-Winkel-Assistent, ein Spurhalte-Assistent, ein radarbasierter Abstandstempomat, ein Fernlicht-Assistent, ein Müdigkeitswarner, eine Verkehrszeichenerkennung, ein Anhänger-Stabilisator sowie das Active City Stop-System zur Wahl. Auch eine Rückfahrkamera oder gar ein Einpark-Assistent fehlen natürlich ebenso nicht.
Im Multimedia-Konnektivitätssystems SYNC ist außerdem ein Notruf-Assistent integriert, können die zahlreichen Hilfen einen Unfall dennoch nicht verhindern, alarmiert das System selbsttätig den Notruf.
Mit 24.800,- Euro steigst Du bereits in den Kuga Trend ein, darauf folgt die Sync Edition für mindestens 26.650,- Euro. Die meistverkaufte Titanium-Variante startet ab 27.600,- Euro und das Top-Niveau Individual durchbricht mit 500,- die 30.000 Euro-Marke.
Doch allein am Beispiel meines Testwagens Ford Kuga 2.0l TDCi 4×4 Titanium ist gut zu sehen, da ist auch noch reichlich mehr drin. Wenn auch eine 2-Zonen-Klimaautomatik, das Audio-System inkl. Ford SYNC und eine Leder-Stoff-Polsterung im Preis enthalten sind, treiben die zahlreichen und doch sehr reizvollen Extras den Preis spürbar in die Höhe. Ein Blick in die Preisliste verschafft Dir einen genauen Überblick.
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Stand: April 2015; Test und Fotos: CARWALK