Die Kombination aus peppiger Farbe mit kontrastierendem Schwarz und einigen silbergrauen Applikationen steht dem Captur sehr gut zu Gesicht und macht ihn zugleich unverwechselbar. Dabei signalisiert vor allem der Kühlergrill die Zugehörigkeit zur Renault-Familie.
Kurze Fahrzeugüberhänge, ein ordentliche Bodenfreiheit und die mit schwarzem Kunststoff abgesetzten Radläufe sorgen für den gewissen Offroad-Look, auch wenn der Captur keine ernsthaften Ambitionen abseits der befestigten Pisten hat, und ihm dazu zudem auch der notwendige Allrad-Antrieb fehlt.
Dynamisch steigt die Gürtellinie nach hinten an und verbindet sich mit der geschwungenen Dachlinie zu einem kompakt-bulligen Heck, die ebenfalls aus schwarzem Kunststoff angesetzte Heckschürze unterstreicht nicht nur den Crossover-Charakter sondern hat vor allem beim Beladen auch ganz praktische Vorteile in Form eines guten Kratzschutzes.
Überhaupt reicht die Ladekante bauartbedingt nicht allzu weit nach unten, ergibt aber mit der weit öffnenden Heckklappe (Anstoßgefahr erst jenseits der 1,90 m) eine ordentliche Ladeöffnung. Nach der Ladekante geht es je nach Ladeboden ggf. bis zu 15 cm nach unten. Der obere Ladeboden zeigt sich sehr stabil und bildet auch mit den umgelegten Rücksitzen eine nahezu ebene Ladefläche allerdings mit einem kleinen Schlitz.
Das Umlegen der Rücksitzlehnen gelingt mit einem einfach Zug an einem Griff, der Stauraum erhöht sich dann von 377 auf bis zu 1.235 Liter. Unter dem unteren, recht lapprigen Kofferraumboden steckt das Reserverad mit Wagenheber und dem nötigsten Werkzeug.
Arbeite ich mich also weiter nach vorne und nehme auf den Rücksitzen Platz. Als 1,80 m großer Mensch hinter einem ebenso großen Fahrer habe ich noch richtig gut Platz, das hängt aber auch davon ab, wo die um 16 cm längs verschiebbaren Rücksitze stehen. Leider sind die Rücksitze nicht sonderlich stark ausgeformt, der Seitenhalt ist entsprechend gering.
Was schon von hinten aus auffällt sind die zahlreichen Applikationen in Wagenfarbe, oder sage ich besser in annähernden Tönen, denn zumeist ist die gewählte Farbe zumindest deutlich greller.
Das ist vor allem bei den zu den Taschen gearbeiteten elastischen Schnüren in den Rückseiten der vorderen Sitzlehnen festzustellen. Und damit sind wir auch schon ganz vorne angelangt, wo überall rund um die Luftauslässe, die Mittelkonsole, den Lautsprechern in den Türen, selbstverständlich in den Sitzen und sogar in den glänzend schwarzen Einlagen im Lederlenkrad in Form von orangem Dekor der Captur für einen frischen Auftritt sorgt.
Besonders pfiffig kommt das beim Handschuhfach rüber, dessen Inneres ebenfalls in Orange ausgeführt ist. Zudem ist es von oben mit LED beleuchtet und so ist die innere Griffmulde immer schön zu sehen. Das Handschuhfach wird nicht aufgeklappt sondern wie eine Schublade aufgezogen und kann so optimal genutzt werden.
Abgezogen werden können die Sitzbezüge, falls es mal notwendig werden sollte sie zu waschen oder gar zu tauschen. Die Sitze vorne sind angenehm straff gepolstert und auch ausreichend groß, auch der Seitenhalt ist ausreichend.
Und was ist das? Ich habe fast schon nicht mehr daran geglaubt, aber die Hupe bei meinem Captur sitzt endlich nicht mehr im Blinkerhebel sondern dort wo sie hingehört: im Pralltopf mitten im Lenkrad. Allerdings ist die Hupe selbst vom Klang her so mickrig, dass man sie am liebsten gar nicht benutzt.
Durch R-Link kann man u.a. bei der Landkartenanzeige des Navi statt des ansonsten üblichen Pfeils oder Dreiecks ganz individuell auswählen welches Fahrzeug aus der Renault-Palette man anzeigen möchte. Und man hat die Wahl zwischen unterschiedlichen Stimmen: Computerstimme, menschlich, männlich oder weiblich. Die eingeblendeten Tempolimits sind fest einprogrammiert und entsprechend nicht immer aktuell. Fährt man schneller, wird die schwarze Zahl rot. Es kann auch online gehen, das kostet aber dann auch extra.
So sportlich wie er aussieht, so straff ist auch sein Fahrwerk ausgefallen, trotzdem bietet er auch einen guten Komfort, zumindest solange die Straße gut ausgebaut ist. Schlaglöcher knallen aber durchaus ordentlich nach innen.
Er folgt willig der Lenkung, und auch diese geht angenehm straff. Und so wieselt der Captur zackig um die Pylonen und es geht richtig flott auch um enge Kehren, dabei schiebt er leicht über die Vorderräder, bleibt ansonsten ziemlich neutral und gibt auch eine gute Rückmeldung an den Fahrer. Die Karosserieneigungen sind zu vernachlässigen und im Ernstfall greift das ESP helfend ein. Dabei scheinen die Franzosen von der Notwendigkeit dessen Einsatzbereitschaft überzeugt zu sein, es lässt sich nicht ausschalten, wir haben zumindest keinen Schalter dafür gefunden.
88 kW/120 PS und 190 Nm Drehmoment holt der Dreizylinder aus 1.197 cm³ Hubraum und macht den Captur damit ordentlich flott, lässt ihn in 10,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen und zieht weiter durch bis zur Topspeed von 192 km/h, erst oben rum geht ihm ein wenig die Luft aus.
Dabei läuft der Benzindirekteinspritzer mit Turbolader angenehm ruhig und wird auch gefordert nur dezent kernig. In der normalen Einstellung sind wir mit 6,8 Liter hingekommen, und das bei ganz normaler Fahrweise, Stadt-Land-Mix. Dann auf ECO umgestellt und es wurden auch nur 6,7 Liter, dabei war dann das Fahrzeug extrem langsam und kam kaum aus den Puschen, sogar die Heizleistung hat deutlich nachgelassen. Den Wert, den Renault im Mix angibt habe ich um gut einen Liter verfehlt.
Dass lässt mich das 6-Gang-EDC-Doppelkupplungsgetriebe aber schnell vergessen.
Nicht nur, dass man mit ihm selbst Schalten kann und dabei richtig viel Spaß hat, weil die Befehle schnell umgesetzt werden und das auch noch fast völlig ruckfrei, das DSG behält alles im Blick und schaltet – aber spät genug – selbst, wenn man dem roten Drehzahlbereich zu nahe kommt, oder es schaltet von alleine zurück, wenn es das für nötig hält.
Genau so viel Spaß macht es, dem EDC freie Hand zu lassen, denn es denkt richtig mit. Wenn man z.B. ziemlich flott fährt und dann vom Gas geht, dann hält es länger die Drehzahl und schaltet nicht einfach die Gänge durch nach oben, was es aber durchaus macht, wenn man eher bummelnd dahin fährt. Und so nimmt es bei Bergabfahrten nicht einfach einen höheren Gang sondern nutzt gezielt die Motorbremse. Start-Stopp hatte mein Testwagen leider nicht.
Und einen Allradantrieb bietet Renault auch nicht an, mein Testwagen war mit Frontantrieb unterwegs. Der reicht zwar im Alltag zusammen mit der Antriebsschlupfregelung vollkommen aus, aber schließlich hätte Renault mit dem Partner Nissan doch einen profunden Allrad-Spezialisten an der Hand.
Mein Renault Captur TCe 120 EDC mit dem Dreizylindermotor in der Variante Luxe steht mit 21.290,- Euro in der Preisliste und erfreut mit einer guten Ausstattung. So sind neben elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln. Klimaautomatik, Schubfach mit LED-Beleuchtung, Keycard Handsfree, doppeltem Gepäckraumboden, Multimediasystem mit Radio, Navi und Bluetooth, elektrische Fensterheber, Licht- und Regensensoren, Tempomat, Lederlenkrad und -schaltknauf, Berganfahrhilfe, LED-Tagfahrlicht, Nebelscheinwerfern mit Abbiegelichtfunktion auch die abzieh- und waschbaren Sitzbezüge serienmäßig an Bord.
Als Sonderausstattungen hatte er für 590,- Euro R-Link mit 7 Zoll Touchscreen und TomTom Navi, das City-Paket Plus mit elektrisch anklappbaren Außenspiegeln, Rückfahrkamera und akustischer Einparkhilfe hinten für ebenfalls 590,- Euro, das Look-Paket innen für 100,- Euro und die Sonderlackierung Captur-Orange für weitere 590,- Euro mit dabei. Für die möglichen weiteren Extras empfehlen wir einen Blick in die Aufpreislisten.
So Dinge wie Xenonlicht, Spurhalteassistent, Toterwinkelwarner, Kurvenlicht etc. sind aber nicht erhältlich.
Weitere Bilder (zum Vergrößern bitte anklicken):
Stand: April 2015, Test und Fotos: CARWALK