Ich bin die Zukunft gefahren! Sitze in einem Wasserstoffauto … und es ist kein Conceptcar, das so nie wirklich gebaut wird, es ist ein serienreifes Fahrzeug, das vor allem in Skandinavien bereits vermehrt auf den Straßen rollt. Das SUV aus Korea bringt alle Vorteile mit, um nicht nur als Erprobungsfahrzeug auch bei uns ganz groß raus zu kommen. Steig ein und begleite mich auf meiner Ausfahrt mit dem 136 PS Brennstoffzellenfahrzeug, aus dessen Auspuff nur Wasserdampf entweicht und das nahezu lautlos über die Straße gleitet, ausreichend schnell ist und mit 594 Kilometern Reichweite aufwarten und weitgehend ohne Platzeinschränkungen punkten kann.
Der Hyundai ix35 wurde in Sachen Optik im Detail überarbeitet, hat jetzt LED-Tagfahrlicht, Bi Xenon-Scheinwerfer und auch am Heck LED-Lichttechnik. Die schwarze Seitenschutzbeplankung unten an den Türen, die sich vorne und hinten bis in die Schürzen fortsetzt, ist Geschmacksache wie die neuen Alufelgen, die kleine Navigationsantenne im Haifischflossendesign muss einem erst mal auffallen.
Wie dem auch sei, mir hat der ix35 auch vorher schon ausgesprochen gut gefallen und so fällt der Fuel Cell in erster Linie durch die großen Aufkleber auf und durch den neuen Tankdeckel, der durch einen silbergrauen Chromrand den Blick auf sich zieht.
Also lasse ich den Blick im Inneren schweifen und entdecke erst mal keinerlei Veränderungen. Ach doch, statt einem Schalthebel steckt auf dem Kardantunnel ein Automatik-Wählhebel und dann entdecke ich den Drehzahlmesser, dessen Zahlenreihe bis 140 (!?) reicht und der auch gar kein Drehzahlmesser ist.
Sondern eine Anzeige für die Leistungsabgabe der Brennstoffzelle in kW. Daneben zeigt ein Display die zur Verfügung stehende Reichweite – noch über 400 km und der Wagen ist nicht mal mehr voll! Okay, alles andere scheint wie gewohnt, also Wählhebel auf Fahren und los kann es gehen.
Das kann ja eigentlich nichts besonderes sein, und doch bin ich gespannt und auch ein wenig angespannt. Doch der ix35 fährt einfach nur los, ein klein wenig verhaltener als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, aber sonst ganz normal, nur eben lautlos. Ich fädele mich in den Verkehr ein, gebe weiter Gas, lauter werden allenfalls die Abrollgeräusche und im Verkehrslärm der Großstadt glaube ich so eine Art Turbinengeräusch zu hören.
Ich spüre keine Schaltrucke, der ix35 Fuel Cell gleitet einfach nur vorwärts. Und das gar nicht mal schlecht. Zwar lässt es der dichte Verkehr der Hauptstadt nicht zu, dem Wagen mal so richtig die Sporen zu geben, aber ich kann mit den anderen locker mithalten – und habe dabei ein richtig gutes Umweltgewissen, denn aus dem Auspuff des Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeugs tropft nur Wasser, also es kommt nur Wasserdampf raus.
Ich habe also die Zukunft unter meinem Hintern, und nicht nur der fühlt sich im Hyundai richtig wohl, denn nicht nur dass man die Umwelt schont, man fährt auch irgendwie richtig entspannt, der fehlende Motorenlärm lässt mich schon gelassen dahingleiten, und dann fehlen die Schaltrucke, schaltet der überhaupt mal?
Nein, das Fahrzeug mit seinem Elektromotor braucht natürlich keine Gänge, die Leistung von 136 PS liegt praktisch immer an, und auch das Drehmoment von 300 Nm steht ab dem Start bei Null zur Verfügung. Und damit geht der Hyundai in 12,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 und wenn es sein muss wird er immerhin noch 160 km/h schnell – und immer noch kommt kein Abgas aus dem Auspuff. Denn dieses Auto fährt 100% elektrisch, zu keiner Zeit schaltet sich ein Verbrennungsmotor zu. Wozu auch, der Wagen hat vollgetankt eine Reichweite von 594 Kilometern und er verbraucht 0,95 kg Wasserstoff auf 100 km.
Für die eher zurückhaltenden Fahrleistungen ist auch das deutlich höhere Gewicht verantwortlich, denn der Fuel Cell ix35 wiegt betankt 1.830 kg. Kein Wunder also, wenn er etwas verhaltener zur Sache geht.
Wenn die Problematik der fehlenden Tankstellen gelöst ist, ist das hier eine ganz tolle Lösung, und so wundert es nicht, dass der ix35 Fuel Cell nicht nur in den USA und Südkorea an staatlichen Pilotprogrammen teil nimmt sondern auch hier bei uns in Europa von der Europäischen Kommission in Brüssel als offizielles Testfahrzeug zur Erprobung und Förderung der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie unter Praxisbedingungen ausgewählt wurde, zudem erhielt er den renommierten eco-Award.
Das gute Platzangebot des ix35 schafft optimale Möglichkeiten, die notwendigen Wasserstofftanks (Gesamtkapazität 5,64 kg bei 700 bar) in der Fahrzeugmitte zu platzieren. Der Brennstoffzellenblock leistet 100 kW / 136 PS, die Lithium-Polymer-Batterie 24 kW.
Auch die Wintertauglichkeit ist gegeben, wenn auch Kaltstarts erst ab -20 Grad Celsius möglich sind, da gibt es Regionen, wo es vielleicht mal eng werden könnte, aber die Ottomotoren sind auch nicht von Anbeginn an 100% alltagstauglich gewesen.
Dafür sind die Tanks schon jetzt absolut sicher, sie wurden dazu diversen Crashtests unterzogen, aus großer Höhe fallen gelassen und sogar beschossen. Sollte es irgendwo ein Leck geben, sorgen Sensoren im gesamten Fahrzeug dafür, dass die Hauptabsperrventile an den Tanks geschlossen werden, bei einer Kollision wird die Wasserstoffzufuhr automatisch abgeschaltet.
Der von mir gefahrene Hyundai ix35 Fuel Cell hat also durchaus das Zeug, als alltagstaugliches Fahrzeug auch den Weg in Ihre Garage zu finden. Hyundai strebt an, bis 2015 die kommerzielle Vermarktung und die Serienproduktion zusammen mit den konventionellen Modellen zu starten.
Derzeit läuft das Projekt „H2 moves Skandinavia“, hier sieht man die wichtigste Region für eine baldige Markteinführung, da hier Strom aus erneuerbaren Energiequellen bereits allgemein verfügbar ist – und nur dann ist so ein wasserstoffbetriebenes Brennstoffstellenfahrzeug erst so richtig umweltfreundlich.
Stand: November 2014; Test und Fotos: CARWALK