Bei uns in Deutschland nimmt der Edge in seiner aktuellen zweiten Generation nun seit 1 ½ Jahren die Rolle des Flaggschiffes unter den Ford SUVs ein. Ja, Ford hat sich Zeit gelassen. Ist der Edge bereits seit 2007 in Amerika zuhause und gehört dort zu den Bestsellern in seinem Segment. Hierzulande sieht es ein wenig anders aus. Ist das Vorhaben, sich mit den deutschen Größen zu messen, letztlich zu ambitioniert? Mit einem Gardemaß von 4,81 Metern steht er im Grunde mit einem BMW X5 in Konkurrenz, wird aber dann doch eher mit einem X3 verglichen. Denn während der „große“ Münchner ein Leistungsspektrum von 231 bis 450 PS abdecken kann, wartet der Ford Edge lediglich mit maximal 210 PS unter der Haube auf. Im Falle meines Testwagens sind es sogar „nur“ 180 Pferdestärken. Da käme mir der BMW X3 xDrive20d in den Sinn. Doch ist Leistung am Ende alles?
Zumindest zeigt Ford auf dem kommenden Genfer Autosalon die aufgefrischte Edge-Generation die mit einem 238 PS starken Ford EcoBlue-Diesel mit Biturbo-Aufladung und einer Achtgang-Automatik an den Start gehen wird. Während diese Version die 210 PS-Variante ersetzen wird, bekommt mein Edge ebenfalls eine Leistungssteigerung von 10 PS verpasst, muss sich aber auch künftig mit dem Sechsgang-Handschalter begnügen. Die Markteinführung für diese Modelle ist allerdings erst für Ende diesen Jahres geplant.
Optisch hebt sich der Ford Edge mit seinem „amerikanischen“ Erscheinungsbild in jedem Fall sehr gelungen ab und steht imposant da. Hier geht das Spitzenmodell von Ford deutlich andere Wege als die Platzhirsche aus Deutschland und hat mich mit seinem besonderen Charme für sich gewinnen können.
Ist der markant gestaltete und groß ausgeführte Kühlergrill bereits einnehmend und die auf Wunsch adaptiv mitlenkenden LED-Scheinwerfer inklusive Abbiegelicht und das LED-Tagfahrlicht prägend, ist es aber vor allen Dingen die Heckansicht, die mir imponiert. Mit den eigenständigen LED-Rückleuchten und dem durchgängigen Lichtband haben die Designer einen unverwechselbaren Auftritt geschaffen.
An den Premium-Charakter eines BMW oder Mercedes reicht der Ford Edge ehrlich gesagt nicht heran, dennoch weiß der Edge mit einer sauberen Verarbeitung zu glänzen und sich mit Innovationen in Szene zu setzen.
Getreu dem Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“, eliminiert oder zumindest minimiert Ford mit der „Active Noise Control“ störende Außengeräusche. Wie das funktioniert?
Während die Akustikglas-Frontscheibe wie auch die laminierten Seitenscheiben bereits einen erheblichen Teil zu einem geringen Geräuschniveau im Inneren beitragen, neutralisieren die in meinem Fahrzeug Titanium serienmäßig und strategisch platzierten Mikrofone, drei an der Zahl, die störenden Lärmfrequenzen mittels Gegenschall. Dieser kommt aus den Lautsprechern der Audio-Anlage ohne aber den Hörgenuss einzuschränken.
Mein gefahrenes Modell verwöhnte mich außerdem mit zahlreichen weiteren Annehmlichkeiten, wie beispielsweise einem beheizbaren Lederlenkrad, dem Key Free-System, den bequemen Sportsitzen, die beheizt werden konnten oder dem Navigationssystem und dem digitalen Radioempfang DAB. Womit ich auch schon zu Ford SYNC überleiten möchte, dem Kommunikations- und Entertainmentsystem in seiner aktuellsten Generation.
Gekoppelt an den 8-Zoll-Touchscreen, verlangt die Bedienstruktur zwar eine kurze Eingewöhnung, doch dann geht die Bedienung mühelos von der Hand.
Außerdem konnte ich mein Smartphone problemlos via Bluetooth mit dem Ford Edge koppeln, oder mittels Ford AppLink-Technologie diverse Smartphone-Apps auf das Display spiegeln und bequem per Sprachbefehl ansteuern.
Auf der Suche nach einer Tankstelle oder einem Parkplatz (sowie Hotels, Flughäfen, Cafés etc.) reichte ein Tastendruck und die einfache Aufforderung „Ich suche eine Tankstelle“ bzw. „Ich suche einen Parkplatz“ aus und die Navigation begann mit der Routenführung.
An Raum mangelt es dem Ford Edge nun wirklich nicht, seinen Mitbewerbern allerdings auch nicht und so liegen die SUVs in diesem Punkt ziemlich gleich auf. Zumindest wenn ich den Ford Edge den größentechnisch vergleichbaren Modellen gegenüber stelle.
Mit Blick auf die Leistung, müsste ich den Edge jedoch dem über 15 Zentimeter kürzeren BMW X3 oder Mercedes-Benz GLC gegenüberstellen. Und diese schlägt der Ford beim Raumangebot immens.
Ob ich nun bis zu fünf Großgewachsene im Edge unterbringen möchte, die auf Wunsch selbst auf der Rückbank mit einer Sitzheizung verwöhnt werden und sich über eine unglaubliche Beinfreiheit freuen können, oder das Raumangebot für das Gepäck nutzen möchte, mit stolzen 602 Litern ist sogar beides möglich.
Das Ladevolumen kannst Du durch Umlegen der geteilten Fondsitzlehnen auf bis zu 1.847 Liter erweitern, wenn auch die Ladefläche dann leicht ansteigt, so kannst Du über eine Ladefläche von stolzen zwei Metern verfügen. Diese erreichst Du – die Einstiegsversion mal ausgenommen – sehr komfortabel über die weit öffnende und sensorgesteuerte Heckklappe, die auch ein Öffnen per Fußwisch möglich macht.
4,81 Meter lang und 1,9 Tonnen schwer, womit der Ford Edge zweifelsohne zu den wuchtigen Gesellen auf unseren Straßen gehört, sich im engen Großstadtdschungel aber als überraschend sanft und wendig erwies.
Wer dennoch das Parken scheuen sollte, den dürfte der für gerade einmal 200 Euro erhältliche Park-Assistent mit Ein- und Ausparkfunktion interessieren.
Dankbar ist man in jedem Fall über die serienmäßige Rückfahrkamera, optional hat der Edge sogar eine Frontkamera in petto, Einparken in die engste Lücke ist somit wirklich kein Problem. Wer dann auch noch die Adaptiv-Lenkung an Bord hat, freut sich über das leichtere Ansprechverhalten. Wird das Übersetzungsverhältnis dem gefahrenen Tempo angepasst, somit sind beim Einparken weniger Lenkbewegungen nötig.
Er kommt aus Amerika, verzichtet aber erfreulicherweise darauf ein schaukelndes Schiff zu sein. Und wenn im Edge auch kein adaptives Fahrwerk erhältlich ist, so war in meinem Testwagen zumindest ein Sportfahrwerk verbaut, das aber ehrlich gesagt seinen Namen nicht unbedingt verdient. Konnte mich der Edge mit seiner gebotenen Fahrdynamik nicht so recht überzeugen. So ist das Flaggschiff letztlich der perfekte Cruiser und kein sportlich ambitioniertes SUV.
Nichts desto trotz jagte ich den Offroader auch durch enge Kurven mit hohem Tempo und wenn er auch bei weitem nicht mit BMW und Mercedes mithalten kann, so kam zu keiner Zeit ein unsicheres Gefühl auf und der serienmäßige Allradantrieb sorgte für die nötige Traktion.
Das System verteilt die Motorkraft übrigens bedarfsabhängig und stets mit Blick auf den Verbrauch stufenlos rein von der Vorderachse oder auch an die Hinterachse und somit an alle vier Räder.
Gerade SUVs in diesem Segment werden gerne als Zugpferd eingesetzt, mit einer Anhängelast von bis zu 2,2 Tonnen kann der Ford Edge auch einiges an den Haken nehmen und kann somit auch hier ideal eingesetzt werden. Die erhältliche Anhängerkupplung inklusive Anhänger-ESP dürfte für Besitzer von Wohnwagen oder Pferdeanhängern ein interessantes Extra darstellen.
Nicht nur mit Hänger im Schlepptau musst Du Dich auf die Bremsen verlassen können und so kann ich dem Ford Edge auch aus hohen Geschwindigkeiten heraus und unter einer hohen Belastung eine Standhaftigkeit und gute Bremswerte attestieren. Die Bremse war stets gut zu dosieren.
Ford hält sein Motorenangebot mit gerade einmal einem 2.0 TDCi der in den Leistungsstufen 132 und 154 kW erhältlich ist, wirklich sehr übersichtlich. Und im direkten Vergleich auch sehr bescheiden, ein von mir gefahrenes 180 PS-Pendant suche ich bei BMW und Mercedes vergeblich. Zumindest wenn ich auch hier wieder nach der Größe der Fahrzeuge gehe.
Der BMW X3 dagegen deckt eine Range von 190 bis 360 PS ab und Mercedes toppt das Angebot im GLC sogar mit Motoren, die von 170 bis 510 PS reichen. Darunter eben auch Benzinmotoren, die im Ford gänzlich fehlen.
Klarer Punkt an die Mitbewerber geht auch in punkto Getriebe. Während die anderen ihre Fahrzeuge von Haus aus mit einer Achtgang- bzw. Neungang-Automatik bestücken, bekomme ich diese im 2.0 TDCi erst gar nicht.
Und wenn mich die 30 PS Mehrleistung und die Drehmomentsteigerung von 50 Newtonmetern der stärkeren Version auch nicht zwingend locken, so wäre es die sechsstufige Ford PowerShift-Automatik die mich zum 210 PS starken Bi-Turbo-Diesel greifen lassen würden. Ist diese Doppelkupplungstechnologie nur hier verbaut.
Der schwächere Selbstzünder ist dagegen ausschließlich an das Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt. Wenn dieses auch gut geführt ist, so würde ich mir persönlich in dieser Fahrzeugklasse einfach eine Automatik bzw. ein Doppelkupplungsgetriebe wünschen.
Da der stärkere Bi-Turbo nicht in der Basisausstattung Trend erhältlich ist, würde der Aufpreis am Beispiel der Titanium-Variante bei 3.500 Euro liegen.
So übernehme ich also selbst die Schaltarbeit und komme mit einem maximalen Drehmoment von 400 Nm in 9,9 Sekunden von Null auf Tempo 100. Maximal werde ich 200 km/h schnell. Womit sich der Ford Edge auch in diesen Punkten einfach geschlagen geben muss und auch beim Verbrauch nur gleichauf liegen kann.
Stets mit einem Start-Stopp-System ausgerüstet, sollen im Ford Edge 5,8 Liter im kombinierten Zyklus durch die Spritleitungen fließen, dies würde einem CO2-Ausstoß von 149 g/km entsprechen. In der Praxis liegt der Verbrauch aber doch 1 ½ bis zwei Liter höher. In Anbetracht der Fahrzeuggröße aber durchaus ein guter Wert.
Der Ford Edge fährt bereits serienmäßig mit einer Fülle an Fahrer-Assistenzsystemen vor, da können sich die Anderen durchaus eine Scheibe von abschneiden, musst Du dort für viele Systeme zusätzlich in die Tasche greifen.
Hier sind dagegen der Fahrspur-Assistent inkl. Fahrspurhalte-Assistent und Müdigkeitswarner, eine Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer, das Intelligente Sicherheitssystem, das MyKey-Schlüsselsystem (individuell programmierbarer Zweitschüssel), eine Rückfahrkamera, ein Regensensor, ein Scheinwerfer-Assistent mit Tag/Nacht-Sensor und der Fernlichtassistent oder aber das Verkehrsschild-Erkennungssystem immer an Bord. Ebenfalls ab Werk verbaut, der Pre-Collision-Assist. Dieser schützt vor drohenden Fahrzeugkollisionen und verfügt darüber hinaus über eine Fußgängererkennung.
Die ab der Variante Titanium erhältliche 180°-Frontkamera mit Split View Technologie ermöglicht außerdem die Realisierung des Cross-Traffic-Alert, der beim Rückwärtsausparken vor Querverkehr warnt oder aber die Übersicht an schlecht einsehbaren Kreuzungen verbessert. Ein Feature, das man schnell nicht mehr missen möchte und so würde ich den Aufpreis von 350 Euro durchaus in Erwägung ziehen.
Der Bequemlichkeit wegen, würde ich auch die für 500 Euro erhältliche Geschwindigkeitsregelanlage ACC ordern, arbeitet das System dann adaptiv und hält neben der gewählten Geschwindigkeit auch den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug.
Der Edge kann mit bis zu neun Airbags glänzen. Während sieben Airbags, darunter ein Knie-Airbag für den Fahrer und Kopf-Schulterairbags für vorn und hinten stets Serie sind, kannst Du für 225 Euro auch die innovativen Gurt-Airbags bestellen. Diese sollen das Verletzungsrisiko im Kopf-, Hals- und Brustbereich erheblich reduzieren und sind an den beiden äußeren Plätzen der zweiten Sitzreihe zu finden. An sich wirken die Gurte wie ein herkömmlicher 3-Punkt-Sicherheitsgurt, bei einer Kollision füllt sich jedoch ein im Gurt integriertes Luftkissen.
Es dauert zwar noch eine Zeit, doch das im vierten Quartal diesen Jahres eingeführte Facelift wird zusätzlich die drei neuen Fahrer-Assistenten im Angebot haben:
– Post-Collision-Assist – Bei einer schweren Kollision, die zum Beispiel auch den Airbag auslösen würde und bei der Du handlungsunfähig sein könnte, löst dieses System den Bremsvorgang
aus. Dadurch wird das Risiko vermindert, nach der Kollision noch mit weiteren Hindernissen und Straßenteilnehmern zusammenzustoßen.
– Ausweich-Assistent (ESA – Evasive Steer Assistance) – In gewissen Verkehrssituationen und je nach Geschwindigkeit des Fahrzeugs kann nur noch ein Ausweichmanöver einen eventuell schweren Unfall verhindern.
Der Ausweich-Assistent im neuen Ford Edge dient dabei als aktive Lenkunterstützung, um in einer solchen Stress-Situation den Ausweichvorgang optimal zu beenden. Der Fahrer gibt den Impuls für das Ausweichen nach links oder rechts. Das System erkennt diesen Impuls und berechnet in Sekundenbruchteilen den Weg für das Ausweichmanöver.
– Adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, in Kombination mit dem Achtgang-Automatikgetriebe zusätzlich mit Stop und Go und Spurmitte-Assistent (Adaptive Cruise Control with Stop-and-Go and Lane Centring Assist) – dieser hochmoderne Tempomat hält im fließenden Verkehr automatisch einen sicheren Abstand zum Vordermann ein. In Kombination mit dem Achtgang-Automatikgetriebe kontrolliert das System im Stau darüberhinaus auch das Anhalten sowie das Wiederanfahren und richtet das Fahrzeug mittig auf der eigenen Spur aus.
Mindestens 41.900 Euro veranschlagt Ford für den Edge und liegt preislich ebenfalls eher auf Niveau der deutlich kleineren SUVs X3 und GLC. Im Vergleich zu den größeren Modellen aus München oder Stuttgart hängt der Ford Edge diese aber dann sehr deutlich ab.
Und fährt bereits mit solch Serienfeatures wie dem Entertainmentsystem Ford SYNC 3 inklusive Touchscreen und Rückfahrkamera, einem Multifunktions-Lederlenkrad, der Geschwindigkeitsregelanlage inkl. -begrenzer, dem MyKey-Schlüsselsystem und einigem mehr vor.
Alternativ stehen Dir die drei Ausstattungslinien Titanium und Sport sowie die bei Ford für besonderen Premiumflair, Individualität und einzigartigen Service stehenden Vignale-Modelle zur Auswahl.
Der von mir näher unter die Lupe genommene Ford Edge „Titanium“ präsentiert sich für 46.000 Euro außerdem mit der aktiven Geräuschkompensation, der sensorgesteuerten Heckklappe, dem Navigationssystem mit digitalem DAB/DAB+-Radioempfang, einem beheizbaren Lenkrad, dem Park-Pilot-System rundum oder aber dem sportlichen und beheizbaren Gestühl. Extras, für die bei den anderen Herstellern gerne weitere Aufpreise fällig werden.
Stand: Februar 2018; Test und Fotos: CARWALK – Der Autoblog