Honda Civic Limousine

Zehn Generationen Civic zeigen auf, wie wichtig dieses Fahrzeug für Honda war und ist. Die Rolle des Bestsellers nahm stets die klassische Fünftürer-Version ein. Im Laufe der Jahre wurde das Schrägheck allerdings auch von einer Kombivariante und einer Stufenheckversion begleitet. Während Honda sich aktuell vom praktischen Kombi verabschiedet hat, lässt der japanische Automobilbauer von der Limousine nicht ab. Irgendwie verständlich, findet man nach dem Wegfall des Accord keine weitere viertürige Limousine im Angebot.

Ein Jahr ist die Honda Civic Limousine nun erhältlich, doch wirklich zu sehen ist sie auf unseren Straßen nicht. Ein Schicksal, dass auch andere Kompaktklasse-Limousinen hierzulande nur zu oft ereilt. Selbst ein VW Jetta konnte sich hier nicht durchsetzen, während dieser wie auch der Honda Civic in Amerika z.B. zu den Verkaufsschlagern zählen.

In der Mittelklasse dagegen sind Stufenhecklimousinen auch bei uns nach wie vor eine gefragte Karosserievariante. 13 Zentimeter länger als die fünftürige Kompaktversion streckt sich die Honda Civic Limousine weg von der Kompaktklasse, deutlich Richtung Mittelklasse und möchte sogleich dort mitmischen. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, ist das Segment doch fest in deutscher Hand. Wer allerdings auf ein extrovertiertes Blechkleid setzen und sich so im gängigen Straßenbild hervorheben möchte, der sollte sich die Honda Civic Limousine mal genauer ansehen.

Die Japaner verpasstem dem neuen Civic eine wirklich gewagte Optik. Ich bin ja eigentlich Fan davon, wenn Designer ein Wagnis eingehen und beim Design Mut beweisen, beim Honda Civic muss ich jedoch sagen … So spacig wie der Honda Civic daher kommt, bekomme ich das Gefühl, die Designer sind Sci-Fi-Fans.

Erstmals als „Weltauto“ konzipiert, rollt das Fahrzeug in allen Märkten der Welt im gleichen Blechkleid auf die Straße. Allen Geschmäckern zu entsprechen ist natürlich ein unmögliches Unterfangen … doch während Honda von einem „aerodynamischen Profil“ spricht, würde ich es persönlich eher als „schräg“ bezeichnen. Zu Gute halten muss ich dem Honda Civic in jedem Fall, dass er für eine Stufenheckversion auf die meist unschöne Stufe verzichtet und viel mehr wie ein schwungvolles viertüriges Coupé dasteht.

Das strahlende Blau-Metallic meines Testwagens kleidet die Limousine dabei sehr selbstbewusst und zieht unweigerlich die Blicke auf sich. Das Erscheinungsbild sticht zweifelsohne hervor, mir fehlt allerdings die Harmonie, die Stimmigkeit. Das gilt auch für den Innenraum.

Diesen entere ich in meiner Executive-Version ganz bequem mittels Keyless-Go, ein manuelles Entriegeln über die Fernbedienung ist nicht nötig, ich muss nur den Türgriff berühren und schon ist das Fahrzeug geöffnet. Erst einmal Platz genommen, genügt ein einfacher Druck auf den Startknopf, und schon kann ich losfahren. Vorher möchte ich mir jedoch das Innere der Civic Limousine etwas genauer ansehen.

In meinen Augen möchte das Cockpit irgendwie nicht so zur äußeren Hülle passen. Wirkt der Honda Civic hier deutlich zurückhaltender, irgendwie träge und grau. Von modernen Sci-Fi-Elementen oder Farbe ist nichts mehr zu sehen.

Hier spricht Honda von einem „sportlichen Cockpit“, das ich jedoch vielmehr als „angestaubt“ empfinde. Zwar kann ich die Materialqualität und die Verarbeitung nicht beanstanden – wenn diese auch nicht an BMW und Co. heranreichen kann – oder die einfache Bedienung bemängeln, doch letztlich spricht mich die optische Gestaltung nicht an. Wenn der neue Honda Civic nun auch auf eine moderne Instrumenteneinheit und einen schön integrierten Sieben-Zoll-Touchscreen setzt.

So gar nicht überzeugen konnte mich das Navigationssystem, es wirkt veraltet und berechnet scheinbar nur ungern eine neue Route. Da lasse ich doch lieber mein Smartphone ran … mit Google Maps gelingt die Navigation perfekt und die Anbindung stellt dank Android Auto und Apple Car-Play überhaupt kein Problem dar. Konnte ich so die Benutzeroberfläche meines Smartphones auf den 7-Zoll-Touchscreen übertragen und auf meine Apps zugreifen. Nachrichten können somit auch während der Fahrt versendet oder empfangen werden. Und das alles ohne Aufpreis (ausgenommen die Basisversion, die muss auf Honda CONNECT leider verzichten)!

Vorbildliche Konnektivität ist Dir mit der Honda Civic Limousine ohnehin sicher. Mit dem vorinstallierten, webbasierten AHA Audioplayer kannst Du auf diverse Sender und Podcasts sowie Nachrichtendienste zugreifen und im Stand sogar Filme über HDMI ansehen. Über die induktive Ladestation kannst Du sogar Dein Smartphone kabellos laden, sollte Dein Gerät dazu geeignet sein, während Du dieses außerdem über eine Bluetooth- bzw. USB-Verbindung anbinden kannst.

Beim Kauf einer neuen Honda Civic Limousine steht Dir zudem die „My Honda App“ vier Jahre kostenlos zur Verfügung. Die App ermöglicht Dir zum Beispiel mit nur einem Tastendruck die Pannenhilfe zu kontaktieren. Im Falle eines Unfalls ist darüber hinaus My Honda sofort mit Hilfe zur Stelle. Außerdem überwachst Du so den Fahrzeugzustand und wirst rechtzeitig gewarnt. Oder Du kannst Sicherheitseinstellungen vornehmen, die sogenannte Bereichsüberwachung alarmiert Dich beispielsweise, wenn Dein Civic den von Dir festgelegten Bereich ohne Deine Zustimmung verlässt.

Solltest Du nicht mehr wissen wo Dein Fahrzeug geparkt ist, kein Problem, via App wird Dir der Standort übermittelt. Wenn Du Deinen Honda mit Familie oder Freunden nutzen möchtest, kann der jeweilige Standort auch geteilt werden. Mit der sogenannten Tageskilometer-Analyse kannst Du Dir zudem einen Überblick über zurückgelegte Strecken und Durchschnittsgeschwindigkeiten verschaffen und Deinen Fahrstil bewerten lassen.

Selten habe ich in einer Mittelkonsole so viel Platz vorgefunden wie im Honda Civic. Während ich hier bereits einiges verstauen konnte, fasst der Kofferraum sogar stolze 519 Liter.

Die Heckklappe ist allerdings unter der Heckscheibe angeschlagen und die Öffnung somit deutlich kleiner als erwartet. Schade. Zudem sind hier die Sparmaßnahmen deutlich zu erkennen, der Kofferraumdeckel schwingt nicht von alleine vollständig auf, geschweige denn per Elektronik und der Ladeboden macht auch nicht gerade den stabilsten Eindruck.

Die Rückenlehne konnte ich zwar vom Kofferraum aus entriegeln, um diese dann aber auch umzulegen musste ich wieder nach vorn. Von den tollen Honda „Magic Seats“ mussten wir uns bereits beim Fünftürer verabschieden und so vermisse ich diese auch hier. Von Raffinesse leider keine Spur mehr.

Dafür freuten sich meine Mitfahrer im Fond über die im Topmodell serienmäßig enthaltene Sitzheizung und die angenehmen Platzverhältnisse. Wenn die sportlich abfallende Dachlinie es zunächst auch nicht vermuten lässt, so sitzt man selbst als Großgewachsener auf der Rückbank bequem. Beim Ein- und Ausstieg sollte man jedoch auf seinen Kopf achten.

Das Fahrwerk trägt zweifelsohne einen sportlichen Charakter in sich und hätte enormes Potential. Und wenn der Motor auch die nötige Kraft bereitstellen würde, so ist es einzig und allein das in meinem Wagen verbaute CVT-Getriebe, das die Civic Limousine zu einem gemütlichen Cruiser werden lässt.

Einen sportlichen Ritt würden wiederum auch die Bremsen erlauben, verzögern diese das Fahrzeug auch aus hohem Tempo heraus beeindruckend schnell und packen bereits auf leichten Tritt kräftig zu.

Die Motorenauswahl gestaltet sich recht übersichtlich, gibt es die Limousine lediglich mit dem 1.5 VTEC-TURBO. Ab Mitte des Jahres wird das Angebot zumindest um den neuen Diesel 1.6 i-DTEC erweitert, die Preise hierfür sind zwar noch nicht bekannt, fest steht jedoch, der Selbstzünder wird mit einem 9-Gang-Automatikgetriebe erhältlich sein.

Diese Getriebealternative wünschte ich mir ehrlich gesagt auch für den Benziner. Der 1.5 VTEC-TURBO ist mit 134 kW durchaus ein leistungsstarkes Aggregat, doch der reale Fahreindruck war letztlich ein anderer. Dies ist meiner Meinung nach aber ganz dem Getriebe geschuldet. Denn während die Honda Civic Limousine serienmäßig an einen Sechsgang-Handschalter gekoppelt ist, war in meinem Testwagen das stufenlose 7-Gang-CVT-Automatikgetriebe verbaut.

Die Getriebewahl sollten wirklich nur diejenigen treffen, die von Haus aus gerne entspannt unterwegs sind, die sportlich Ambitionierten unter uns werden mit dieser Getriebe-Alternative einfach nicht glücklich. Und auch wenn mir die Möglichkeit geboten ist, mittels Schaltwippen am Lenkrad selbst zu schalten, kommt hier nicht die erwartete Dynamik auf.

Zwar ist dieses CVT bei weitem nicht so nervig und schreit beim Hochdrehen nicht so extrem auf wie manch anderes Fabrikat, doch an der Tatsache, ein stufenloses Getriebe zu sein, ändert das nichts. Wirklich schade, hätte ich sehr gerne das Schaltgetriebe an Bord gehabt, kann Honda mit seinen Handschaltern doch stets punkten. CVT-Getriebe sind einfach nicht mein Fall. Zudem kostet die CVT-Automatik einen Aufpreis von 1.300 Euro, den ich mir sparen würde.

Für ein Aggregat mit 182 Pferdchen ist der Beschleunigungswert von 8,6 Sekunden und die Topspeed von 200 Stundenkilometer überraschend zurückhaltend, doch wirklich ins Staunen kam ich bereits bei einem gefahren Tempo um bzw. über 160 km/h. Zunächst dachte ich, die Motorhaube sei nicht richtig eingerastet, so wie die Haube anfing zu flattern, doch sie war geschlossen. Daher begnügte ich mich in der Regel mit Geschwindigkeiten unter 160 km/h.

Letztlich kommt diese Fahrweise auch dem Verbrauch zu gute. Apropos, meist bewegte ich mich mit 6 ½ bis 7 ½ Litern auf hundert Kilometer. Der Verbrauch laut Hersteller liegt laut NEFZ im kombinierten Zyklus bei 5,8 Litern, der CO2-Ausstoß ist entsprechend mit 132 g/km angegeben.

Unter dem Namen „Honda SENSING“ vereint der japanische Automobilbauer zahlreiche Assistenzsysteme, die in der Topausstattung Executive sogar allesamt serienmäßig verbaut sind. In der darunter positionierten Variante Elegance ist es lediglich der Ausparkassistent und der Toter-Winkel-Warner, der nicht im Umfang enthalten ist und unverständlicherweise auch nicht gegen Aufpreis verfügbar ist. Dies gilt auch für die Einstiegsversion, die darüber hinaus auf die Einparkhilfe rundum, den Regensensor und die Rückfahrkamera verzichten muss.

Stets von Haus aus verbaut sind dagegen folgende Fahrer-Assistenten:

Der Spurhalteassistent, der Dich nicht nur optisch und akustisch warnt sondern auch automatische Lenkeingaben vornimmt, um das Fahrzeug wieder in die Spur zu bringen. Der Aktive Spurhalteassistent (LKAS) hält das Fahrzeug dabei möglichst in der Mitte der Spur.

Das präventive Fahrerassistenzsystem erkennt andere Fahrzeuge und Fußgänger und dient dazu Zusammenstöße zu verhindern, in jedem Fall aber die Stärke des Aufpralls zu mindern.

Wirklich nicht mehr missen möchte ich die Verkehrszeichenerkennung. In Verbindung hiermit arbeitet auch der Intelligente Geschwindigkeitsbegrenzer und passt die von Dir gefahrene Geschwindigkeit automatisch an die erkannte Geschwindigkeitsbegrenzung an.

Die Intelligente Adaptive Geschwindigkeitsregelung erkennt darüber hinaus, ob ein neben Dir fahrendes Fahrzeug vor Dir einscheren möchte und passt die Geschwindigkeit entsprechend an. Womit der korrekte Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug gehalten wird und Dein Punktekonto in Flensburg verschont bleibt.

Vielfahrer werden auch die Adaptive Geschwindigkeitsregelung inkl. Stauassistent schätzen lernen.

Der Civic Fünftürer ist aktuell in acht Ausstattungslinien erhältlich, für die Honda Civic Limousine wurde das Angebot auf die Versionen „Comfort“, „Elegance“ und „Executive“ gekürzt.

An den von mir gefahrenen 1.5 VTEC gekoppelt, startet die Einstiegsvariante bei 25.590 Euro und ist mit 16-Zoll-Leichtmetallfelgen bestückt und verfügt unter anderem über eine Fahrlichtautomatik, beheizbare Vordersitze oder ein 180-Watt-Audiosystem mit acht Lautsprechern.

Basierend auf der Ausstattung „Comfort“ fährt die „Elegance“-Variante für 28.190 Euro zudem mit Honda CONNECT, der Zweizonen-Klimatisierungsautomatik, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und dem Parksensoren vorne und hinten vor.

Die höchste Line „Executive“ durchbricht mit 990,- Euro die 30.000 Euro Marke und verwöhnt Dich mit einer Lederausstattung, einer kabellosen Ladestation, dem Navigationssytem, beheizbaren Rücksitzen, dem Glasschiebe- und Hebedach, LED-Frontscheinwerfer, dem kompletten Honda SENSING Umfang und so einigem mehr.

Da bleibt lediglich die abnehmbare Anhängerkupplung, die Metallic-Pearl-Lackierung oder das Sport-Paket als Option zu erwähnen.

Stand: März 2018; Test und Fotos: CARWALK ; Innenraumfoto: Honda

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert